So klingt das Boss VG-800 in der Praxis
Für die Aufnahmen ist das Boss VG-800 direkt an ein Audio-Interface (UA Apollo 8) angeschlossen.
Die Preset-Sounds präsentieren eine bunte Mischung
Wir starten den Rundgang mit den ersten sechs Preset-Patches. Wie gewohnt ist das Ganze recht bunt zusammengestellt und zeigt schon zu Beginn, was das VG-800 so alles im Repertoire hat. Von dualen Gitarrensounds, 12-String-Acoustics, Heavy-Downtuning, Sitar bis zur Jazzgitarre mit Bass auf den beiden tiefen Saiten. Insgesamt 60 Preset-Patches sind vorhanden, bei denen es auch recht bunt gemischt mit vielen Effekten weitergeht. Wer eher funktionale Brot-und-Butter-Sounds für die Coverband sucht, der sollte einen Blick auf das Boss Tone Exchange werfen, dort können weitere Patches heruntergeladen werden.
Gelungenes Acoustic-Guitar-Modeling mit Abstrichen
Nun werfen wir einen detaillierten Blick auf das Gitarren-Modeling und fangen mit den Akustikgitarren an. Fünf unterschiedliche Steelstring-Acoustics sind im Angebot, dazu kommen eine Nylonstring und eine Resonatorgitarre. Als Specials hat man Banjo und Sitar dazugepackt. Die Alternative-Tunings funktionieren gut, was ein großer Vorteil ist, wenn man zum Beispiel schnell von Drop D auf Open G wechseln möchte – am besten auch gleich mit zwei unterschiedlichen Gitarrenmodellen.
Neben dem 12-String-Tuning gibt es weitere vorgefertigte Alternative-Tunings, die quasi per Knopfdruck abgerufen werden können. Alternative-Tuning, kombiniert mit einer 12-String, geht selbstverständlich auch. Die Unterschiede und Charaktere sind bei den Akustikgitarren klar zu hören, wobei der Klangqualität natürliche Grenzen gesetzt sind: Die Sounds liegen doch noch deutlich unter dem Klangergebnis einer echten Akustikgitarre, vor allem in Sachen Dynamik und Ansprache. Aber wer hier Abstriche machen kann, wird mit der Flexibilität des Boss VG-800 sehr viel Spaß haben.

Electric-Guitar-Modeling mit minimaler Latenz
Weiter geht es mit den E-Gitarren-Modellen, wobei auch gleich das Amp-/Cab-Modeling inklusive einiger Effekte zum Einsatz kommt. Die Möglichkeiten sind auch in diesem Bereich sehr üppig: Die Standard-Gitarrenmodelle sind alle vertreten, Tonabnehmer können angewählt und auch per CTL1-Taster umgeschaltet werden. Open-Tunings und Drop-Tuning sind im Angebot und funktionieren absolut problemlos. Auffällig ist die geringe Latenz, die einem normalen Amp-Modeler entspricht, denn hier wird ja nicht in MIDI umgerechnet. Allerdings muss man auch hier bei Ansprache, Dynamik und Klangauflösung leichte Abstriche im Vergleich mit einer normalen E-Gitarre mit magnetischen Pickups machen. Bei den Amp/Cab-Modellen und den Effekten liegt das Boss VG-800 klanglich in der Mittelklasse. Auch hier fehlt es etwas an dynamischer Ansprache und in der Summe (Virtual Guitar + Amp/Cab Modeling + Effekte) wird der Sound mitunter etwas dünn im Vergleich zu hochwertigen Amp-Modelern.
Synth und Specials
Als Nächstes gibt es noch drei Kostproben aus der Spezialitätenabteilung des Boss VG-800. Zum einen sind diverse Synth-Sounds im Angebot und außerdem lassen sich zwei Gitarrentypen miteinander kombinieren. Das konntet ihr teilweise bei den Preset-Sounds schon hören, hier gibt es im dritten Beispiel noch eine Kombination aus Steelstring-Akustik und Sitar. Auch sehr interessant ist die String-Bending-Funktion, bei der man einen Pitch-Shift-(Bending)-Befehl auf einzelne Saiten legen und per CTL1 Taster aktivieren kann. Zum Beispiel einen B-Bender, bei dem per Tastbefehl dann die B-Saite einen Ganzton nach oben gezogen wird. All diese Features erweitern den Anwendungsbereich stark und eröffnen vor allem für Soundtüftler eine große Spielwiese jenseits normaler Gitarrensounds.
So klingt das Boss VG-800 im Band-Arrangement
Zum Abschluss hört ihr das Boss VG-800 mit unterschiedlichen Gitarrentypen im Bandarrangement.
Das sind die Mitbewerber des VG-800
Einen Virtual-Guitar-Prozessor in dieser Machart mit Guitar-Modeling, Amp-Modeling und Effekten gibt es meines Wissens von keinem anderen Hersteller, abgesehen von den Roland-Vorgängermodellen VG-8 und VG-88. Allerdings gibt es Gitarren mit integriertem Guitar-Modeling, die verschiedene Akustik- und E-Gitarren-Sounds erzeugen können: Line 6 Variax Guitar, Fender Acoustasonics oder Mooer GTRS Guitars.



