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BOSS DR.RHYTHM DR670 – Test

Um mit dem kleinen Taschentrommler loslegen zu können, muss zu Allererst einmal eine Spannungsversorgung her. Der Überraschung mit dem nicht zum Lieferumfang gehörenden Netzteil, folgt nach vier Betriebsstunden direkt die nächste: Die Batterien gehen zur Neige. Zugegeben: Mit 200mA Stromaufnahme gehört der DR-670 sicher nicht zu den SUVs unter den elektronischen Musikinstrumenten, aber dennoch ist der Batteriebetrieb nur als Spaß für unterwegs oder Notlösung zu sehen. Apropos unterwegs: Hier bietet sich das Abhören mit dem Kopfhörer an. Allerdings haben viele “ordentliche” Kopfhörer in der Regel fest verlötete Viertelzoll-Klinkenstecker – und die passen nur mit Riesenadapter in den Boss-Drummy und hebeln die Lötstellen auf der Platine nach kurzer Zeit aus. Für eine “große” Klinkenbuchse wäre sicher der Platz auf Rückplatte und Platine vorhanden gewesen, und die Marge des Herstellers hätte sich bei einer Entscheidung für das mechanisch weitaus bessere und flexiblere Großklinkensystem sicher auch nicht gleich in Luft aufgelöst. Auch hätten die Designer keinen groben Fehler begangen, den Volume-Regler auf die Oberfläche zu setzen, um dem Benutzer das blinde Herumnesteln auf der Rückseite zu ersparen.

Kommt leider mit einem Kopfhörer-Anschluss im filigranen Mini-Klinken-Format.
Kommt leider mit einem Kopfhörer-Anschluss im filigranen Mini-Klinken-Format.

Wer noch nie mit einem Hardware-Drumcomputer gearbeitet hat, wird natürlich auch beim DR-670 nicht sofort und ohne Handbuch fehlerfrei alle Funktionen nutzen können. Das ausführliche, ins Deutsche übersetzte und üppig bebilderte Manual hilft dabei, sich in dem Gerät zu orientieren. Die Chance, sich zu verlaufen ist jedoch sehr gering, denn glücklicherweise verschont Boss den Nutzer mit Unter-Unter-Unter-Menüs, exzessiven Mehrfachbelegungen und anderen Oddities. Einiges wird in Abkürzungen auf dem Display dargestellt. Doch was sich etwa hinter “Inst” für ein Begriff versteckt, erkennt definitiv jeder. Auf einige proprietäre Bezeichnungen wollte oder konnte man dennoch nicht verzichten. “DPP” beispielsweise steht für “Direct Pattern Play”, ergo die Möglichkeit, komplette Rhythmen über die Pads zu starten. Zwar erinnert das vorstrukturierte LCD etwas an die mobilen Telespiele der Achtziger Jahre, erfüllt aber seinen Zweck und ist wirklich äußerst übersichtlich. Schwierig wird es nur, wenn die Lichtverhältnisse ungünstig sind: Das Display des DR ist nämlich leider unbeleuchtet. Alllerdings soll es sogar Hersteller, geben, die nicht nur die Display ihrer Geräte illuminieren, sondern zudem ihre Pads beleuchtbar machen. Was unter anderem deswegen sinnvoll ist, weil sich damit beim Editieren erkennen lässt, welcher Sound auf einer bestimmten Zählzeit angewählt wurde. Generell ist die Bedienbarkeit über die Pads hervorragend und geht nach kurzer Einarbeitungszeit flüssig von der Hand. Einer der ersten haptischen Automatismen, der sich entwickelt, ist die Bedienung der “Shift”-Taste mit dem linken Daumen – denn diese Taste benötigt man dauernd. Die Beschriftung ist dankenswerterweise farblich kodiert: So kennt man es von Roland-Geräten!

Die Gitarristen und Songwriter dieser Welt wird es freuen zu erfahren, wie beim DR-670 die Doppelbelegung für die Noten der Bassbegleitung organisiert ist: Die vier Zeilen entsprechen den Saiten E, A, D und G, die Spalten erhöhen diese Grundtöne wie Bünde jeweils chromatisch. Daran erkennt man zweifelsfrei die Zielgruppe für dieses Geräte.

Audio Samples
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Die Maschine unterscheidet einige Modi. Zum einen gibt es “Pattern Play” und “Pattern Edit”. Selbsterklärend, was dort geschieht. Zum Aufzeichnen der Patterns kann man Live-Recording oder Step-Recording wählen. Selbstverständlich lässt der Doktor der Rhythmik auch Mischformen zu. Nett ist zudem, dass auch ungerade Taktarten, längere Patterns und hohe Auflösungen möglich sind. Alerdings gelingt das nur unter Inkaufnahme kleiner Einbußen hinsichtlich des Bedienkomforts. Zu einem Pattern können immer auch ein Fill sowie ein monophoner (also einstimmiger) Bass programmiert werden. Das Tempo kann man im Gerät einstellen (ach nee..), mit einem separaten Knopf tappen oder per Synchronisation fremdsteuern.
Im “Song Edit” werden dann Patterns zu Songs kombiniert. Dafür kann das oben beschriebene DPP (Na? Wer erinnert sich?) sehr hilfreich sein. Die gesamte Speicherorganisation ist sehr durchsichtig, ein separater “Save”-Durchgang ist überflüssig.

Natürlich lassen sich Patterns mit unterschiedlichen Kits wiedergeben. Dem nicht genug, denn im “Drum Kit Edit” hat man die Möglichkeit, sich sämtliche Sounds des DR nach Belieben zu individuellen Kits zusammenstellen. Die Editiermöglichkeit der Sound beschränkt sich hier auf das Wesentliche: Level, Tonhöhe, Ausklingzeit, Stereoposition und ein variierender Parameter namens “Nuance”.

Deep Inside
Damit Bonedo an genaueste Informationen herankommt, haben wir den DR-670, unterstützt von weissbekittelten Wissenschaftlern mit Brillen und Halbglatzen, in einer schäumenden, farbigen Substanz aufgelöst. Hier ein Auszug aus der Analyse: Die Sounds des Boss sind Samples hoher Qualität. Auch die Releasephasen sind sauber und von ausreichender Länge im Speicher. Die D/A-Wandlung erfolgt in erfreulich hoher Qualität und steht damit im Kontrast zu dem, was alle Hersteller sich noch vor fünfzehn Jahren auf den Markt zu bringen getraut haben. Allerdings ist die Umsetzung der Velocity (“Anschlagstärke”) auf die Sounds nicht immer optimal: Bei manchen Ride-Bells bewirkt die dann längere Einschwingzeit, dass der “Ping” sehr verwäscht und dadurch unnatürlich klingt. Gut ist jedoch, dass konsequent mit so genannten “Mute-Groups” gearbeitet wird: Um zu vermeiden, dass etwa eine offene und eine getretene HiHat gleichzeitig zu hören sind, schalten sie sich gegenseitig stumm. Systembedingt können Hardware-Drumcomputer nicht mit aktueller Software mithalten. Einzelausgänge zur separaten Bearbeitung der Sounds mit Effekten, verschiedene Räume, eine riesengroße Library mit Sounds in Surround und sehr vielen Velocity-Stufen und dergleichen sind mit derartigen Geräten kaum realisierbar. Allerdings ist ein Drumcomputer auch nicht dafür gedacht. Schade sind aber die auch in höchster Geschwindigkeit langsamen Rolls. Deren Geschwindigkeit und das Verhalten der Flams (Doppelschläge) kann bei der Boss-Klopfmaschine nur global eingestellt werden.

Mit allen Mittel auf der Suche nach Informationen.
Mit allen Mittel auf der Suche nach Informationen.

Dank MIDI lassen sich viele Funktionen fernsteuern. So ist es etwa möglich, den DR-670 zu anderen Drumcomputern, Hardware- oder Softwaresequencern synchron laufen zu lassen. Was nach „viel nötigem Theoriewissen und stundenlanger Tüftelei“ klingt, ist im Grunde sehr einfach. Im Menü “MIDI” wird die Synchronisation auf “MIDI” gestellt. Liegen MC, SPP und Commands am Eingang an, synchronisiert sich die Wiedergabe. Im Modus “Auto” muss nicht einmal etwas umgestellt werden. Da das Gerät auch selbst Clock versenden kann, lassen sich auch andere Geräte zu der kleinen Kiste synchronisieren. Über das Timing muss nicht viel gesagt werden: Egal ob Master oder Slave, die Kiste läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.
Selbstverständlich empfängt und sendet der DR auch Note-Messages, so dass statt Pads auch eine Keyboardtastatur, E-Drumpads, Drumtrigger oder Softwaresequencer zum Einsatz kommen können. Auch  Patterns werden ausgegeben und können in externen Sequencern aufgezeichnet und bearbeitet werden. Demnach kann das im Bus erstellte Pattern am Computer weiter verfeinert werden. Mit den MIDI-Nachrichten Program Change und Song Select lassen sich Speicherplätze aufrufen, und wem der Speicherplatz im Boss-Drumcomputer nicht ausreicht, der kann die Daten per SysEx an ein Computerprogramm schicken und dort aufnehmen. Leider ist es jedoch nicht möglich, per Control Change Messages die Soundparameter in Echtzeit zu verändern. Die Möglichkeit, den Bass mittels Pitch Bend zum Sliden bringen zu können, wäre ebenfalls keine falsche Entscheidung gewesen.

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