Behringer DDM4000 Test

Praxis

Wer mit den vielen kleinen Details arbeiten will, sollte zunächst einen Blick auf das Handbuch werfen. Die Bedienungsanleitung umfasst 26 Seiten, die auch dem Einsteiger die Funktionsweise aller Komponenten in verständlichen, gut bebilderten Abschnitten erklärt. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit sollten die Vorgänge innerhalb der Mix- und Kreativsektionen verinnerlicht sein. Schaltet der DJ das Mischpult ein, erscheint zunächst das DDM-Logo auf dem Screen, welches innerhalb weniger Sekunden der BPM und Effektanzeige weicht. Die vielen beleuchteten Mixerschaltflächen und LEDs sehen nicht nur gut aus – sie sorgen auch in dunklen Umgebungen für einen übersichtlichen Arbeitsablauf. Schnell sind zwei CDs eingelegt und ein erster Mix gestartet. Was aus den Boxen kommt, gefällt. Der Sound ist in Anbetracht des Preises sehr ordentlich. Zudem ist der „4000“ im Headroom recht übersteuerungsfest. Die Phono-Preamps könnten für meinen Geschmack allerdings noch ein wenig mehr Druck im Bassbereich aufweisen. Wenn kein Sound auf einem Kanal spielt, sind bei weit aufgerissener Lautstärke leichte Rückstände eines zeitgleich anliegenden Komplementärsignals zu vernehmen. Das kennt man auch von anderen Mixern.

Audio Samples
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Phono-Preamp 1 Phono-Preamp 2 Phono Line

Beatcounter und Effektsektion
Bei vielen Mischpulten, wie Pioneers DJM-Klassikern oder Denons X1600 findet man die Effektsektion an der rechten Seitenflanke. Da mag es zunächst ein wenig verwundern, dass Behringers Entwicklungsabteilung ihre Klangverbieger im Zentrum positionieren. Sie verbauen allerdings zwei Prozessoren und die Rechts-Links-Anordnung gewährleistet eine klare Trennung und in meinen Augen einen effizienten Workflow. Die Units sind spiegelverkehrt angeordnet, fast wie bei einem MIDI-Controller. Darüber ist ein 15 Zentimeter langes horizontales Display arrangiert. Könnte man dieses per PS2-Tastatur mit einer persönlichen Boot-Nachricht für eventuelle Mitnutzer versehen… Aber Spaß beiseite. Der Screen ist ziemlich hell und bis zu einem Neigungswinkel von etwa 45 Grad gut ablesbar. Die Schriften und Zahlen sind groß genug, um sie bei normalen Mixdistanzen deutlich zu erkennen. Im Outdoor-Betrieb und bei hoher Tageslichteinstrahlung wird es freilich etwas problematischer.

DDM4000 besitzt zwei synchronisierbare FX-Suiten, da müssen natürlich auch zwei frei zuweisbare BPM-Counter her. Prima! Der Beatcounter benötigt rund fünf Sekunden, um sich auf ein erstes Ergebnis festzulegen und verwendet dieses als Grundlage für die Effekt-Synchronisation, den Sampler und Loops. Bei durchgängigen Electro-, Techno-, oder House-Beats ist er in seiner Tempoanalyse ziemlich standhaft, bei wechselnden Rhythmen wie Blackmusic, Latin oder Breakbeat kommt er indes schon Mal ins Schwanken. Sollte der DJ mit der angezeigten Geschwindigkeit nicht einverstanden sein, kann er im Takt mehrfach auf den TAP-Button drücken. Es wird ein Mittelwert errechnet und als neue Basis verwendet.

Jeder Effektblock kann auf einen Channel der Wahl wirken oder im gleichen Kanal hintereinander geschaltet sein. Insgesamt hat DDM neun bekannte Genre-Vertreter im Programm, nämlich Flanger, Phaser, Delay, Echo, Pitch, Bitcrusher, Reverb, Pan und Filter. Die meisten Typen bieten mehrere Steuer-Parameter, allerdings nicht zeitgleich, denn es steht nur je ein Parameter-Push-Encoder zur Verfügung. Man klickt sich also durch die verschiedenen Attribute. Dry/Wet mischt das Verhältnis zwischen Originalsound und den FX-Sound. Der DJ dirigiert Modulationszyklen manuell per Parameter-Encoder, manche Effekte können auch mit den Beat-Tastern zum laufenden Song synchronisiert werden. Beim Delay oder Echo triggern sie zum Beispiel die Verzögerungszeit in Viertel oder Achtelnoten. Bei Flanger, Phaser, Pan und Filter schwingt auf Wunsch der LFO im Takt (1 – 32 Beats). Bei den zeitkritischen Effekten kann es immer dann zu Timing-Problemen kommen, wenn die BPM-Auswertung während der Laufzeit schwankt. Da bildet unser Testkandidat keine Ausnahme, wie ihr in den nachfolgenden Audiodateien hören könnt. In klanglicher Hinsicht brauchen sich die Effekte nicht zu verstecken und haben zudem mehr Kontrollparameter als manch teureres Konkurrenzprodukt. Neulingen wird der Einstieg mit Dry/Wet und nur einem Parameterregler durchaus vereinfacht. Fortgeschrittene Anwender vermissen den simultanen Zugriff auf mehrere Attribute schon eher und hätten sich bestimmt über ein paar zusätzliche Potis gefreut. Ein weiteres Extra verbirgt sich im Fx-Setupmenü. Hier kann der User für je drei Schaltflächen individuelle Trennfrequenzen festlegen und so einzelne Bänder, wie bei den Kill-Buttons, vom FX-Prozessor trennen.

Der automatisierte erste Teil der Effektpalette:

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FX Flanger FX Filter LFO FX Echo FX Pan FX Phaser

Und ein manueller Nachschlag:

Audio Samples
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FX Filter FX Reverb FX Pitcher FX Bitcrusher LP

Sampler
Der Sampler entnimmt dem laufenden Audiomaterial maximal zwei Samples, die auf ebenso vielen Bänken abgespeichert und als Loops, One-Shots oder Reverse abgefeuert werden dürfen. Als Signalquellen stehen die Stereokanäle, die Summe und der Mikrofonkanal zur Auswahl. Die maximale Aufnahmelänge für beide Slots beträgt zusammen 32 Sekunden. Alternativ zeichnet der DJ BPM-synchrone Soundschnipsel von 1-8 Takten auf, die dann als Autoloops laufen und per Crossfaderstart einpunchen können. Die Audiozyklen laufen nahtlos vom Moment des Tastendrucks, sind also nicht auf den nächsten Beat verschoben. Beim Eintakten helfen zwei Pitch-Bend-Buttons. Darüber hinaus ist auch ein Sampler-Effekt mit an Bord.

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Loop FS punch

MIDI
„Traktor Ready“ heißt es auf der Verpackung. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie groß meine Neugier hinsichtlich dieser Aussage war. Der erste Blick auf das beigelegte MIDI-Datenblatt (SEND) offenbart Kommando-Tauglichkeit für einen Großteil der Knöpfe, Fader und Buttons. Mit diesen kann DDM4000 selbstverständlich auch andere DJ- oder DAW-Software über das Standard-MIDI-Protokoll dirigieren. Falls die eigene Soundkarte keine 5-Pol-Schnittstelle aufweist, hilft ein MIDI-zu-USB-Konverter weiter. Der Clubmixer ist aber nicht nur einfach MIDI-kompatibel, sondern er ist zonenselektiv. Der DJ entscheidet also selbst, welche Kanalzüge MIDI-Daten senden sollen, und welche für externe Zuspieler erhalten bleiben. Zur Auswahl stehen Mikrofon, Sampler und Crossfadersektion sowie die vier Hauptkanäle. Master, Monitor und Effektbereiche bleiben außen vor. Wählt er zum Beispiel Channel eins, geben die entsprechenden Fader, Equalizer und Kill-Buttons ausschließlich MIDI-Signale aus. So kommt es nicht zu einer doppelten Klangregelung. Zudem lassen sich die Kanäle bei Bedarf auch muten. Sehr schön! Mögliche Traktor-Setups wären:

Zwei Decks und Softwaremixer
Unter Verwendung des internen Traktormischers bringt das enthaltene Traktor-Mapping von Native-Instruments Kontrolle über Mischpult, Transportsteuerung, Effekte, Cue- und Loops direkt von der Konsole aus. Ferner ermöglicht die Bouncerabteilung maus- und tastaturlose Navigation.
    
Vier Decks und Softwaremixer
Hier steuert der Anwender vier Player mit den Bedienelementen des Mixers. Damit Traktors Effektsektionen und die Transportsteuerung für die Softwareplayer adäquat bedient werden können, macht es Sinn einen Modifier anzulegen. Durch diese Shift-Taste werden die EQS mit ihren Buttons ebenfalls zum Lenken der vier FX-Racks (eines pro Zug) eingesetzt und die Abspieltaster bekommen einen zweiten Befehlssatz für die Decks C und D. Zur besseren Orientierung ist es ratsam, den Modifier mit einer zweifarbigen LED-Rückmeldung zu verketten. So ist immer ersichtlich, auf welchem Layer gerade gearbeitet wird.

Zwei Decks, Timecodes und DDM als Mixer
Der User steuert zwei Player über Timecode-CDs oder -Vinyls und mischt auf herkömmlichem Weg über die Mixerkanäle des DDM. Zwei MIDI-Kanalzüge widmen sich den Software-FX-Racks, die übrigen Bedienelemente dirigieren Loops, Cuepoints und die Navigation in der Traktor-Musikbibliothek.

Vier Decks und DDM als Mixer
Mit vier bereits belegten DDM-Kanalzügen wird es natürlich schon etwas knapp an freien MIDI-Steuersegmenten und somit auch an zusätzlichen Softwarefunktionen. Ein sehr praxistaugliches und zudem effizientes Setup kommt zustande, wenn zwei Traktorplayer (A/B) über Timecodes und zwei (C/D) über einen zusätzlichen Controller wie Traktor Kontrol-X1 gesteuert werden. An Kanal Eins und zwei werden die Timecode-Decks eingespielt. Je eine der internen Behringer Effektsektionen ist diesen fest zugewiesen. An den Channels drei und vier liegen zwei controllergesteuerte Decks an. X1 übernimmt die Abspielsteuerung, Loops und Effekte für die Decks C und D. Gemischt wird mit dem DDM4000, der in diesem Szenario keine MIDI-Funktion inne hat, sondern stattdessen sein volles internes Kreativpotenzial mit einbringt. Doch auch wer mit vier Timecodes (2 x Vinyl, 2 x CD) spielt, kann durch geschickte Mehrfachbelegungen noch was aus dem Controller kitzeln. Vielleicht reichen ja schon vier Loop-Cutter in der Mikrosektion in Kombination mit den internen Behringer-Effekten. Die Samplersektion übernimmt dann die Navigation.

Persönliche Einschätzung
Mit einem passenden Audio-Interface ist der Testkandidat absolut in der Lage eine Traktor-Allrad-Session abzumischen, sei es, indem er selbst als Fernsteuerung fungiert, oder unter Verwendung von externen zeitcodierten Signalen. Wenn mit dem DDM gemixt wird, bringen drei Typen Faderkurven individuelle Präzision in die (Loopdeck-) Kanäle. Die Bedienelemente der Master- und Preview-Sektion, Gainregler sowie die Effektblöcke und das Display bleiben mit ihren ursprünglichen Funktionen erhalten, sodass auch durchaus ein gemeinsamer Betrieb von Hardware- und Softwarefeatures denkbar ist. Über das Standard-MIDI-Protokoll ist er in der Lage mit allen lernfähigen Audio-Anwendungen zu kommunizieren, umso bedauerlicher erscheint es mir, das außer Traktor keine andere führende DJ-Software den Behringer-Controller nativ unterstützt.

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