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Behringer CMD 4a Test

Man höre und staune: Sechs Jahre hat es gedauert, bis nach dem BCD 2000 (aus 2006) und BCD 3000 (aus 2007) ein neues Interface gepowertes Universalwerkzeug für den Software-DJ die fernöstliche Behringer City verlässt, um in der Welt der Controlleristen sein Glück zu versuchen. Erweiterbar durch die CMD-Modul-Familie tritt der CMD 4a nun ins Rampenlicht. Der designierte Deckadance-Controller verfügt über ein integriertes Vierkanal-Audiointerface, zwei (MIDI-) Mixer-Kanalzüge und zwei Deck-Sektionen mit extragroßen, berührungsempfindlichen Jogwheels, die via Umschalter auch die Software-Player drei und vier bedienen. Obendrein befehligt dieses Gerät auch die Effektbataillone, Hotcues und Loops der mitgelieferten Software Deckadance 2 OEM.  

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Auf Eingänge verzichtet der Hersteller vollständig, auch ein Mikrofonanschluss ist nicht vorgesehen, aber immerhin kommt der potenzielle Benutzer in den Genuss eines zweiten Abgriffs des  Mastersignals für die Beschallungs- oder Monitoranlage. Das wohl schlagkräftigste Argument dürfte indes der Verkaufspreis von knapp unter 200 Euro sein, denn ein Gerät dieser Größe (nahezu wie ein S4 von NI – Test hier) ist zu diesem Preis eine Seltenheit. Aber auch Numarks Mixtrack Pro (Test hier) mit Serato DJ und American Audios VMS2 (Test hier) mit Virtual DJ oder ein Vestax Spin (Test hier) kratzen knapp an der 200 Euro Marke. Es braucht also etwas mehr als die bloße Existenz und einen guten Preis, um den DJ sein Portemonnaie zücken zu lassen und in den Verkaufscharts an die Spitze zu stürmen. Wird Behringer dies mit ihrem neuesten Baby gelingen?

Details

Der bunt bedruckte Karton gibt folgenden, mit Pappformteilen gegen Stöße beim Transport gesicherten Inhalt frei: einen CMD 4a, ein USB-Kabel, ein Stecker-Netzteil (zum Betrieb Pflicht!), ein dreisprachiges Handbuch mit Installations- und Betriebshinweisen, einen Aufkleber und die Serialcard für Deckadance OEM. Ein Datenträger mit Installations- und Treiberdateien oder Mappings für Traktor, VDJ und Co ist nicht dabei. Leider enthält das Handbuch nur grundlegende Infos und lässt zudem die MIDI-Charts vermissen. Fündig werde ich dann auf der Behringer Website, die einen Windows-Treiber und eine TSI-Datei für Traktor hervorbringt. Hier ein Auszug aus einem Text auf der Website:  
„Compatible with popular DJ software including Native Instruments Traktor*, Serato Scratch Live*, Ableton Live* and any other MIDI-compatible Programs.“  
Das stimmt in sofern, als dass der CMD grundsätzlich ein MIDI-Controller ist und all diese Programme MIDI-Kommandos verstehen. Ihr solltet aber nicht daraus ableiten, dass ihr diese Programme allein mit dem CMD vollständig betreiben könnt, denn für Scratch Live bedarf es eines Rane Interface, genau wie für Traktor Scratch Pro ein Native Instruments A6/A10 erforderlich ist. Serato DJ und Intro funktionieren ebenfalls nicht. Und Eingänge zum Durchschleifen eines DVS hat der Behringer schon gar nicht – so viel dazu. Allerdings kann das Gerät durchaus Traktor Pro, Virtual DJ oder Mixvibes sowie eine ganze Heerschaft anderer Programme befehligen, die über eine MIDI-Learn-Funktion verfügen.

Der Behringer CMD 4a MIDI-Controller samt Gefolge
Der Behringer CMD 4a MIDI-Controller samt Gefolge

Verarbeitung, Design und Layout

Der CMD ist schon ein richtiger Bolide mit großzügigem Layout und ordentlich Platz zwischen den Bedienelementen, das muss man ihm lassen. Im Detail tummeln sich auf einer Fläche von 502 x 317 mm satte 15 Drehknöpfe, ein Encoder, fünf Fader und 67 Tasten. Und dennoch liegt das Gewicht bei nur knapp 2,7 kg. Sicher, das Case und viele Bedienkomponenten sind aus Kunststoff gefertigt, was auch auf die nicht verschraubten Poti-Stifte und die Jogwheels zutrifft. Dennoch macht das Teil einen robusten Eindruck und suggeriert, dass die Platine und die Audioschnittstellen im Inneren „gut aufgehoben“ sind. Die Jogwheels sind zwar nicht zu 100 Prozent akkurat hinsichtlich ihres Rundlaufs, aber untereinander präsentieren sie ein gleichmäßiges Drehverhalten. Die Potis sind recht griffig, die Fader gleiten im Trockenlauf zweckdienlich über die Leiterbahnen, der überwiegende Teil der halbtransparenten Buttons trägt ein schwarzes Finish mit ausgestanzten Funktionsaufdrucken, die unter Strom farblich hervortreten. Schade, dass Behringer keinen dedizierten Shift-Button verbaut hat, denn dann könnten Benutzer der Vollversion oder anderer DJ-Programme weitere Software-Befehle besser integrieren. Vielleicht möchte man hier dem Vertrieb der eigenen CMD-Module nicht im Wege stehen. Zweitbelegungen konnte ich demnach also nicht ausmachen.
Die auszuübende Druckkraft für die Tasten würde ich als „etwas stärker als üblich“ beschreiben wollen. Einige Buttons quietschen konstruktionsbedingt, wenn ich sie betätige und die größeren Modelle können unter Umständen auch mal verkanten. Das Chassis ist praktischerweise abgerundet, sämtliche Schrauben sitzen vertieft im Gehäuse. Einen positiven Akzent setzen auch die sechs vergleichsweise großen Standfüße, die ein Wegrutschen bei impulsiven Handlungen quasi unmöglich machen.

Fotostrecke: 3 Bilder Viel Raum zum Arbeiten …

Front- & Backpanel
An seiner rechten Vorderseite zeigt das Frontpanel lediglich einen 6,3-Millimeter-Klinkenanschluss für den Kopfhörer und den zugehörigen Lautstärkeregler samt Cuemix-Poti. Links ist nichts. Drehe ich den Probanden um 180 Grad, blicke ich auf zwei Stereo-Cinch-Ausgänge, die USB- und Netzteilbuchse und eine Kensington-Lock-Ausfräsung. Das war’s! – Mehr braucht es auch nicht für eine Mixsession.

Fotostrecke: 2 Bilder Vorderseitiger Kopfhörerausgang

Deck-Sektionen

Satte sechs Zoll beträgt der Durchmesser der von Behringer verbauten Jogwheels. Sie unterscheiden zwischen Rand- und Oberflächenkontakt und erlauben somit seitliches Nudging und eben Scratch-Vorgänge, wenn der so betitelte Button eingeschaltet wird und die Hand die Metalloberfläche des Tellers berührt. Für das manuelle Beatmatching steht zudem ein 100 mm langer Pitchfader bereit (ohne Snap-in am Nullpunkt), unter dem es sich zwei Pitch-Bend-Tasten gemütlich gemacht haben. (Key-) Lock schützt vor Tonhöhenschwankungen beim Angleichen der Geschwindigkeiten zweier Tracks. Cue- und Play/Pause bilden zusammen mit der Sync-Taste die Transportsektion. Dann kommen auch schon die Kreativabteilungen.  
Unter dem Teller finden sich acht Hotcue-Taster samt Delete ein, die für meine Begriffe im Auslöseverhalten zu hart sind und zu nah beieinander liegen, um damit ernsthaftes Cuejuggling zu betreiben. Nichts desto trotz sind sie natürlich zum Anfahren von Songpassagen geeignet. Im Norden jeder Decksektion sehe ich ein FX-Bataillon mit vier Drehreglern und Tasten, welche die Parameter der „Klangverwurster“ fernbedienen. Die Loop-Abteilung besteht aus drei Tasten, von denen eine zum Aktivieren der Schleife gedacht ist und die beiden anderen zum Festlegen der Größe. Zu den Decksektionen zählen ferner die Schaltflächen zum Umschalten der Software-Player, die in der typischen Konfiguration A/C und B/D ebenfalls an der rechten und linken Außenflanke der Kommandobrücke zu finden sind. Wenden wir uns nun der mitgelieferten Software Deckadance LE zu.

Fotostrecke: 4 Bilder Beim Behringer CMD 4a treffen sechs Zoll Jogwheels auf …

Deckadance 2 OEM

Deckadance_2_OEM

Mit dem Erwerb des Behringer CMD 4a erhält der Käufer die OEM-Version der DJ-Software Deckadance aus dem Hause Image Line. Deckadance OEM ist eine vollwertige DJ-Lösung, die jedoch um einige Ausstattungsmerkmale der großen Brüder (V2, DVS) beschnitten ist. Was euch die Light-Variante zu bieten hat, sind zunächst mal vier Software-Decks mit farbcodierten Wellenformen, die ihr wahlfrei mit Musikalien der Formate MP3, FLAC, M4A, WMA, WAV, AIFF und OGG befüllen könnt. Zur Orientierung im Track dienen eine Wellenformübersicht mit Cuepoint-Anzeige und eine vergrößerte Ausschnittbetrachtung. Hier kann ich bis zu acht Smart-Panels pro Deck anlegen und zwar für Loops, FX, Cuepoints, Pitch, Key, Grid und DVS. Dazu gesellen sich in der oberen Screen-Hälfte der Mixer und die kreativen Bordmittel. Wie es ich gehört, gibt es auch ein Kombifilter, das – wo sollte es auch anders sein – im Kanal sitzt. Warum Behringer dafür keine Controller verbaut hat, verstehe ich nicht. Das Mixer-Panel kann zugunsten der Funktions-Panels aus dem Fokus weichen, sodass ihr statt dessen eine der folgenden Sektionen im Blick habt: Effekte, Sampler, Vertical-Waves, VSTs, Gross Beat. Viele dieser Tools könnt ihr leider ebenfalls nicht mit dem CMD 4a bedienen, sondern ihr müsst dies entweder mit der Maus erledigen oder euch ein kompatibles Zusatzmodul kaufen, etwa den DC-1 für Gross Beat. In diesem Zusammenhang würde ich empfehlen, wenn es euch nach mehr Features, aber ohne Timecode-Unterstützung dürstet, die 39 Euro für das „kleine“ Update zu investieren. Meines Erachtens ist dies gut angelegtes Geld, denn mit dem Besitz einer Vollversion erhaltet ihr – zumindest war es bisher so – kostenlose Versionsupdates auf den Nachfolger. Neugierig geworden? Hier ist der Testbericht zur Deckadance Vollversion.
Wir bleiben indes weiter bei der OEM-Version, bei welcher der Browser in gewohnter Manier die untere Bildschirmhälfte einnimmt und mit gängigen Tools zum Anlegen von Playlisten oder zum Filtern der Musikbibliothek ausgestattet ist. Für die globale Musikverwaltung (Rechtsklick auf Library), bietet DD die Möglichkeit zum Import von Ordnern (Einzeltitel aktuell nur über Drag & Drop), ein Back-up der Library anzulegen und diese zurückzusetzen. Ich vermisse hier einen manuellen Integritäts-Check mit Update-Funktion für verwaiste oder verschobene Musikstücke. Besonders nützlich bei umfangreichen Musiksammlungen sind die Smart Playlists, denn sie filtern den Datenbestand anhand flexibler Kenngrößen, wobei sich das Ergebnis sortieren und in der Menge beschränken lässt.
Ein Beispiel: Suche bitte nach allen House-Titeln von Roger Sanchez, die bis zum Jahr 2005 veröffentlicht wurden, sortiere diese nach meinen höchsten Bewertungen und beschränke das Ergebnis auf 20 Tracks. Der optional einzublendende File-Browser erinnert ein wenig an Scratch Live und gibt Zugriff auf den Verzeichnisbaum.
Kommen wir, bevor wir in die Arbeitspraxis mit dem CMD 4a einsteigen, noch zu dem, was der OEM-Version fehlt. Das ist zum einen die Unterstützung digitaler Vinyl-Systeme, also sämtliche Funktionen zur Steuerung über Timecode (Vinyl, CD, App) unter Verwendung eines externen Zuspielers. Auch individuelle Editoren für Smart Knobs und  Gross Beat stehen nicht zur Verfügung. Statt dessen gibt es eine stattliche Anzahl an festen Presets – genug, um auf den Geschmack zu kommen. Ferner fehlt die VST-Integration. Das ist einerseits schade, aber gerade für den Anfänger birgt dies vielleicht den Vorteil, dass er sich nicht mit unausgegorener Freeware „herumärgern“ muss, die sein System crashen lässt. Ein Session-Rekorder zum Aufzeichnen der Performance stünde allerdings auch der OEM gut zu Gesicht, denn das „Abhören“ eigener Mixe gehört zum A&O des elektronischen Club-DJs. Letztlich fehlt noch die MIDI-Learn-Funktion zur Re-Konfiguration des Controllers oder weiterer MIDI-Module. Nachstehend einige Screenshots aus der Beipacksoftware.

Fotostrecke: 7 Bilder Der optional einzublendende File-Browser erinnert ein wenig an Scratch Live und gibt Zugriff auf den Verzeichnisbaum.
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Praxis

Der Test erfolgt unter Verwendung eines MacBook 2,23 GHz Core2Duo mit 4 GB RAM. Wie so oft kommt der Mac ohne Audio-Treiber aus. Für Windows-Nutzer steht auf der Herstellerwebsite ein Treiberpaket bereit. Dort könnt ihr auch die Konfigurationsdatei für Traktor kostenlos runterladen. Ferner gilt es, ein Benutzerkonto auf der Website von Image-Line anzulegen, die Seriennummer zu registrieren und die Software, ebenfalls im Download verfügbar, mittels eines Reg-Files freizuschalten. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Fraglich ist nur, warum hier derart viele Angaben statt einfach nur die E-Mail Adresse nötig sind, wenn doch die Software ohnehin bereits legal erworben wurde und eine individuelle Seriennummer im Paket liegt.
Nun möchte ich gleich einmal anmerken, dass ich an die Cinch-Ausgänge des CMD weder meine Studio-PA (symmetrische Eingänge) noch die DJ-Monitore von Pioneer (XLR, Klinke, Digital, aber kein Cinch) anklemmen kann. Nachdem ich also den Master Output an meine beiden Desktop-Boxen angeklemmt, den Controller via USB an den Mac angeschlossen und über das Stecker-Netzteil mit Strom versorgt habe, signalisiert er mir seine Betriebsbereitschaft durch Aufleuchten sämtlicher Tasten. Als Kopfhörer verwende ich einen Audio-Technica ATH-700 MK2 (Test hier)
Nun gut, ich starte Deckadance und mache es per Controller-Scan (in den Preferences zu finden) mit dem Testgerät bekannt, woraufhin einige der Tasten einen anderen Farbzustand entsprechend dem Softwarestatus annehmen (Play, Load …). Mit dem Browse-Encoder, der mit seinen Tasten-Gefährten (zurück, vor, enter) interessanterweise links oben sitzt und keine Button-Funktion innehat, hangele ich mich durch die Library und Playlisten. Das geht schnell in Fleisch und Blut über. Zum Befüllen eines Decks verwende ich die beiden „Load“-Tasten, die nicht am Browser-Encoder, sondern über den Kanalzügen zu finden sind. Das Preview-Deck zum Vorhören eines Titels, bevor er in den Hauptplayer wandert, ist zwar nutzbar, aber nicht über die Hardware anzusprechen. Hier hätte eine einfache Button-Funktion im Encoder Wunder wirken können. Ein Tastenhieb auf „Play“ startet den Titel. Die Hauptlautstärke stelle ich mit dem Master-Regler ein, der links oben sitzt. Es gibt zwar einen zweiten Ausgang, der ist aber nicht getrennt regelbar. Der zweite Master wird ebenfalls über „Main“ dirigiert.

Fotostrecke: 3 Bilder Setup mit „Notfallboxen“, da keine symmetrischen Ausgänge für PA oder Pro-Monitore vorhanden sind

Beleuchtungskonzept

Auch wenn analoge Gralshüter mit zunehmender Farbvielfalt und Beleuchtung die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wobei nicht selten Begrifflichkeiten wie Christbaum-Look, Bonbon- oder Kirmes-Optik durch den Raum huschen, bin ich der Meinung: Ein DJ-Controller ohne visuell unterstützende LED-Beleuchtung ist wie ein Auto ohne Fahrraumanzeigen – es sagt doch auch keiner, dass ihm die Tankleuchte oder der Kühlwasseranzeiger auf den Nerv gehen, oder? Die einhergehende – gerade in dunkelsten Spelunken zu später Stunde – visuelle Effizienz im Workflow durch Präsenz der kompromittierten LED-Lämpchen macht in Zeiten von Multideck-Artistik mit gelayerten Sample-, FX- und Cuepoint-Brigaden wirklich Sinn. Nur der riesige neonrosa Cue-Button trifft farblich nicht meinen persönlichen Geschmacksnerv.

Fotostrecke: 2 Bilder Das visuelle Feedback ist insgesamt …

Workflow

Gut, der Track ist im Deck und der nächste wartet schon auf das Ende der on-the-fly Analyse (zwischen sieben und neun Sekunden), woraufhin er, so der Beatcounter erfolgreich gescannt hat, mit der Sync-Taste zum ersten Song synchronisiert werden kann. Einsteigern werden die Taktmarkierungen der Wellenformanzeigen beim Abwerfen einer Kickdrum oder beim Matchen sicherlich hilfreich sein, durchaus auch das vertikale Scratchpanel. Aufgefallen ist mir: Läuft ein Track und es kommen drei neu zu analysierende Titel auf einen Schlag dazu, dann hinkt die grafische Wellenform des abspielenden Titels schon mal kurz hinterher und ganz vereinzelt kam es auch mal zu einem Audioaussetzer. Da dies aber kaum zu den normalen Gepflogenheiten gehört, weil man doch eher die gesamte Musikbibliothek im Vorfeld analysieren würde, will ich dies nicht wirklich bemäkeln, damit haben andere Programme auch zu kämpfen. Was ich jedoch kritisieren muss, ist, dass die Analyze-Funktion aktuell noch nicht genutzt werden kann, da sie glattweg inaktiv ist.
Einmal analysierte Daten fasst Deckadance in seiner Collection zusammen. Die BPM-Auswertung meiner Beatport-Testcrate deckt sich fast ausnahmslos mit dem tatsächlichen Tempo, sodass ich mit der automatischen Synchronisation und partiellem Nachjustieren mit den Handrädern schnell ans Ziel komme. Ohnehin würde auch das manuelle Beatmatchen mit Pitch-Fader, Pitchbend-Tastern oder eben den Jogdials gut von der Hand gehen, gäbe es da nicht einen Bug bei den Flachbahnreglern, auf den ich an dieser Stelle am Beispiel der Channel-Fader zu sprechen kommen möchte.  
Zwar reagiert die Software adäquat auf Fade-Vorgänge mit den Channel-Fadern, wenn ich jedoch mit hoher Geschwindigkeit zum Beispiel die Bassdrum im Takt einpunche, treten Kommunikationsprobleme auf, denn der Fader in Deckadance bleibt mitunter oben oder unten, obwohl er an der Hardware die entgegengesetzte Position einnimmt. Ein Audiobeispiel folgt am Ende des Absatzes. Leider hat auch der Pitch-Fader mit diesem Problem zu kämpfen.  
Grundsätzlich arbeitet der Pitch-Fader bei den von mir in den Preferences voreingestellten plusminus acht Prozent (von Haus aus sind es 16) mit einer Auflösung von zwei Hundertsteln auf seiner Wegstrecke. Der unsensible Bereich an den Nord- und Südenden liegt bei etwa einer Skaleneinteilung, was einen effektiven Regelweg von knapp 90 Millimetern ausmacht. Im Pausenmodus beschleunigen die Pitchbend-Taster im Übrigen stärker, solange sie gedrückt sind. Daher lassen sie sich auch zum Spulen im Track verwenden. Praktisch. Ein Audiobeispiel zur Keylock-Funktion möchte ich an dieser Stelle ebenfalls nicht vorenthalten, denn sie interpoliert besser als viele klassische CD-Zuspieler.  
Wer gleich auf vier Tellern sein Handwerk ausübt, sollte wissen: Wechselt er von A oder B nach C oder D und bewegt einen Tempofader, merkt sich die Software die ursprüngliche Stellung (Pick-up Modus). Schaltet er dann auf ein anderes Deck zurück, muss er mit dem Pitch zunächst an die vorherige Position fahren, bevor eine erneute Änderung des Wertes stattfindet. So ist er vor Wertesprüngen geschützt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Effektbataillone, Channelfader und Equalizer.

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Pitch/Keylock plus 16 Pitch/Keylock minus 16 Faderbug

Jogwheel

Eine volle Umdrehung des Jogwheels macht etwa sechs Beats aus (127 BPM-Track). Mit dieser Auflösung lässt sich gut arbeiten, wenngleich die Teller einem für meinen Geschmack noch einen Hauch mehr Widerstand entgegenbringen dürften. Bei der Größe würden sie sogar zum Scratchen taugen, jedoch ist eine deutliche Verzögerung zu bemerken, bevor die Software erkennt, dass die Hand nicht mehr auf dem Teller liegt. Das stört beim Scratchen. Auch schleift der Teller deutlich, wenn ich zu stark am Rand drücke. Ferner dürften Scratcher eine Curve-Control und die Umkehrung der Blendrichtung für den ansonsten brauchbaren Crossfader vermissen, obgleich dies auch in der Software eingestellt werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder In Deckadance nicht optimal, was das Scratch-Verhalten, respektive die Kommunikation mit der Touch-Sensorik angeht

Zur EQ-Sektion: Drehe ich alle Regler nach links, bleiben wie bei den meisten „gestandenen“ analogen Mischpulten Signalreste über. Um diese oder das gesamte Frequenzband allgemein auszulöschen, betätige ich die Kill-Buttons. Zwar bügelt die Software mit ihrer Auto-Gain-Funktion potenzielle Lautstärkeunterschiede zwischen den beteiligten Musikstücken aus und bringt die Titel auf ein ähnliches Niveau, aber irgendwie möchte ich auf Gain-Regler nicht verzichten.

Audio Samples
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Equalizer und Kill-Funktion

Effekte und Co.

Kreative Naturen aufgemerkt. Mit dem CMD 4a befehligt ihr Hotcues, Loops und Effekte. Die maximal acht Hotcues betreffen immer das aktuelle Deck und können entweder in Echtzeit angelegt und abgefeuert oder quantisiert, respektive am Beat angelegt und im Takt abgespielt werden. Den Unterschied zwischen den beiden Varianten hört ihr nachstehend. Die Loop-Sektion setzt vollständig auf Auto-Loops, deren Größe über die Pfeiltasten einzustellen ist. „On“ aktiviert die Wiederholschleife auf Wunsch auch am nächsten Taktraster und ihr könnt sie dann über die Pfeile taktgenau um den Faktor zwei stutzen oder verlängern. Leaps (ähnlich wie Rolls oder Fluxing) statt Loops zu bedienen, ist nicht möglich. Wer sich nun fragt, was Leaps sind, kann ja mal in die Audiobeispiele reinhören, dann sollte alles klar sein. Ich finde es nicht gut, dass es keine manuellen Loops gibt, deren Flanken mit In und Out angelegt werden, denn so ist es mitunter schwierig, Vocals einzufangen.  
Zu guter Letzt kommt dann noch die Effekt-Sektion mit zehn Brot-und-Butter-Vertretern, namentlich Delay, Flanger, Phaser, Lowpass, Highpass, Autopan, Trans, Bitcrusher, Distorsion und Reverb. Der Großteil der Effekte arbeitet taktorientiert, was bedeutet, dass ich mit dem Parameterregler das Timing einstelle. Die Soundqualität der Effekte ist als gut einzustufen. Kein Wunder, bedenkt man Image Lines jahrelange Erfahrung mit Fruity-Loops. Bahnbrechende Neuerungen sind indes hier nicht anzutreffen, aber es gibt ja immerhin noch die Gross Beats und Smartknobs, zudem in der Vollversion die VST-Option.  
Je drei Effekt-Typen pro Rack, das dem Player fest zugeordnet ist, können in Reihe geschaltet werden und Parameter dirigiert ihr über den zugehörigen Drehregler. „Dry/Wet“ dient der globalen Effektanteil-Zumischung. Nichts, was man nicht kennen würde, nichts, was nicht auch hier gut funktioniert. Im Übrigen haben die FX-Assign Tasten in Deckadance die Funktion der Crossfader-Zuweisung. Der Schriftzug FX-Assign ist wohl eher für Traktor gedacht, wo ich auch gleich hinzufügen möchte, dass das Mapping quasi identisch zum vorliegenden ist und dementsprechend mit dem Controller ebenso harmoniert, wie es Deckadance vormacht.

Audio Samples
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Loops Hotcues Buttons Response Autopan Bitcrusher Delay Distortion Flanger Highpass Lowpass Phaser Reverb Trans

Zwar kann ich mir das Teil – bei ausreichend Platz am Veranstaltungsort – grundsätzlich auch in der Bar, Lounge oder im Partykeller vorstellen. Aufgrund der erwähnten Kritikpunkte, allen voran der Faderbug, die fehlenden symmetrischen Ausgänge und Mikrofonanschlüsse, sehe ich den primären Einsatzrahmen dieses Controllers jedoch eher im privaten Sektor. Was die Konkurrenzsituation angeht, möchte ich behaupten, dass die Schlacht um die Gunst der budgetorientierten Anwender und Newbies wohl erst mal zwischen dem CMD 4a, dem Numark Mixtrack Pro 2, dem American Audio VMS2 und vielleicht dem iOs-Mixer Vestax Spin ausgetragen wird. Vielleicht sollte man auch nicht unerwähnt lassen, dass Behringer drei Jahre Garantie auf seine Produkte gibt. Sollte es also in dieser Zeit zu konstruktionsbedingten Komplikationen kommen, seid ihr auf der sicheren Seite – ohne zusätzlichen Care Protection Plan (Apple Kunden verstehen sicherlich den kleinen Seitenhieb). Jedoch täte Behringer gut daran, zeitnah einen Stapel Mappings für alternative DJ-Programme zu veröffentlichen, damit auch die Besitzer anderer Softwaresysteme auf den CMD-Familienzug kommen.

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Fazit

Schaue ich mir den Behringer CMD 4a so auf meinem DJ-Tisch an, möchte ich fast sagen: Alles richtig gemacht, denn der MIDI-Controller mit seinem USB-Interface ist eine in mehrfacher Hinsicht ansprechende DJ-Lösung für Einsteiger und Notebook-DJs, die durch Vierdeck-Kompatibilität, viel Raum auf der Bedienoberfläche, soliden Audioeigenschaften und ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis punktet. Die Hardware macht unterm Strich eine ordentliche Figur. Die Arbeitsabläufe und die Performance mit der beigelegten Software Deckadance OEM, die mit Ausnahme des Session-Rekorders und MIDI-Learn alle Basis-Komponenten für eine solide Mix-Session enthält, sind grundsätzlich stimmig. Das analoge Feeling bleibt dank haptischer Hardware und trotz oder wegen der digitalen Rechen- und Remix-Power erhalten. Sieht man von den Einschränkungen der OEM-Version ab, fehlen mir allerdings symmetrische Ausgänge und ein Mikrofonanschluss. Gegen einen Einsatz vor Publikum spricht jedoch der Channelfader Bug, der hoffentlich mit einem der kommenden Updates (Firmware/Software) beseitigt wird.  

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Einsteigerfreundliches Layout
  • Gutes, visuelles Feedback
  • Viel Arbeitsraum
  • Große Jogwheels
  • Gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Solide Audioeigenschaften
  • Hohe Standsicherheit
  • Deckadance OEM inklusive
  • 3 Jahre Garantie
Contra
  • Flachbahnregler-Bug bei schnellen Bewegungen
  • Jogwheels schleifen beim Scratchen
  • Kein Mikrofoneingang
  • Kein dedizierter Shift-Button
  • Softwareanalyse inaktiv
  • Keine Kombifilter-Controller
Artikelbild
Behringer CMD 4a Test
Für 164,00€ bei
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