Image-Line Deckadance 2 Test

In letzter Zeit war es still um Deckadance von Image-Line und manch ein Laptop-DJ der ersten Stunde hatte sich sich womöglich verwundert gefragt, ob und wenn dann, wann das Programm ein Versionsupgrade erhält und endlich mit zeitgemäßen Features ausgestattet wird – oder gar völlig in der Versenkung verschwindet. Nun hat das Warten endlich ein Ende: Knapp sechs Jahre nach der Markteinführung von Deckadance heißt es Vorhang auf für Version „2“!

Image-Line Deckadance 2
Image-Line Deckadance 2


Zu den wichtigsten Neuerungen zählen bis zu vier virtuelle Player, Smart Knobs für multiple Effekt- oder EQ-Zuweisungen, das aus FL-Studio bekannte „Gross Beat“ zum Programmieren von individuellen Stutter- und Scratch-Effekten sowie Isolator-FX. Für die Freunde ausgiebiger „Sample-Schlachten“ integriert der Hersteller einen 16-Slot-Sample-Player mit One-Shot-, Trigger-, Retrigger- und Loop-Play samt Loop-Rekorder. Zudem ist Deckadance VST-Host und -Client, was bedeutet, es kann auch mit FX-Plugins bestückt oder in eine DAW geladen werden.
Smart Panels, unter anderem für Loops, Cues oder DVS, erlauben ein partiell individuelles Layout der grafischen Benutzeroberfläche, um den Überblick während der Performance zu erhöhen. Und das ist noch nicht alles, denn das Programm ist Controller- und DVS-kompatibel und verfügt über einen MIDI-Editor mit Lernfunktion. Was das wohl kostet? – Nicht die Welt, denn die Standard-Version für Controller-Artisten wandert schon für 60 Euro über die virtuelle Ladentheke, die DVS-Variante liegt bei 114 Euro, wobei die Auswahl des Timecodes und der Soundkarte völlig freigestellt ist. Das klingt vielversprechend, doch wie ist es um die Qualität der Software-Funktionen, die Performance und die Praxistauglichkeit bestellt?

Details

Installation

Diese veranschlagt ein Gesamtdatenvolumen von 112 MB auf meinem MacBook Pro Core2Duo und verläuft reibungslos. Deckadance startet im Demo-Modus. Um die Vollversion freizuschalten, muss ich auf der Website eine Registrierungsdatei downloaden, die es dann über die Preferences unter dem Punkt „Registration“ ins Programm zu laden gilt. Das reichhaltig bebilderte Handbuch liegt im HTML-Format vor und ist auf dem Apple-Notebook unter Library/Application Support/Image-Line/Deckadance2/help/index.html zu finden. Alternativ kann ich es über den Help-Eintrag in den Preferences aufrufen.

Fotostrecke: 3 Bilder Nach dem Download der Demoversion veranschlagt die entpackte Datei 112 MB …

Auf jeder Seite residieren zwei Decks, die in gewohnter Manier einen zentralen Mixer einrahmen, der standesgemäß mit einem -36 dB/+12 dB Dreiband-EQ ohne Kill-Fuktion und einem ordentlich klingenden, bipolaren Kanalfilter (Low/Hipass) aufwartet. Laut Aussage des Supports dürfte die Kill-EQ-Funktion, die aktuell unverständlicherweise lediglich via MIDI-Konfiguration und nicht über das GUI zugänglich ist, vielleicht als Smart Panel mit einem der nächsten Updates kommen. Statt des Mixer-Tabs könnt ihr alternativ ein FX-, Sample-, VST-, Gross Beat- oder Scratch-Tab (mit vertikalen Wellenformen) einblenden. Das gefällt, weil es dann nicht so überladen auf dem Screen wirkt. Doch der  Nachteil: Man muss zwischen einigen Funktionen in der Software hin und her schalten, um sie mit der Maus zu bedienen oder ein Bildschirm-Feedback zu Controller-Bewegungen zu erhalten. Irritierenderweise erscheinen beim Mausmixen immer wieder Tooltips auf dem Bildschirm, sobald das „Nagetier“ etwas länger auf einem Bedienelement verharrt – trotz Deaktivierung. Ein Bug, der mit der nächsten Versionsnummer behoben sein dürfte, aber im Moment stört`s. Wandert ein Musikstück ins Deck, wird es nach Tags, BPM und Peaks untersucht und mit einer farbcodierten Frequenzanzeige aufbereitet, in der rot den Bassbereich, grün die Mitten und blau die Höhen repräsentieren. Darunter residiert eine Gesamtübersicht. Die vergrößerte Ausschnittbetrachtung ist etwa vier Beats lang. Hier vermisse ich eine variable Zoom-Funktion zur framegenauen Positionierung von Cuepoints und Loops.

Deckadance 2 in voller Pracht, mit farbcodierten Wellenformen und dem Mix-Panel.
Image-Line Deckadance 2
Audio Samples
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EQ Cut and Boost Kanalfilter

Die untere Screen-Hälfte belegt der Browser, der in der linken Spalte Verweise auf die Musik- und iTunes-Bibliothek, die Automix-Liste und die eigenen (Smart-) Playlists offeriert. Auf Wunsch importiert die Software bereits vorhandene XML-Wiedergabelisten, doch zu meinem Unmut finde ich keine Funktion, die interne Listen mitsamt Titeln in ein Verzeichnis exportiert, zum Beispiel, um sie auf einem mobilen Mediaplayer zu laden. Möglich ist indes die „Textausgabe“ als M3U und HTML sowie nach iTunes. Deckadance speichert Abspielstatistiken und Playlisten des Benutzers in seiner Datenbank.
Seltsam: Der Punkt „Analyze“ zur manuellen oder erneuten Analyse einer oder mehrerer Audiodateien war in der 2.09 DVS dauerhaft deaktiviert. Wie bitte? – Gut, wenn die Deckadance-Analyse daneben liegt, ist im Ernstfall sowieso manuelles Gridding angesagt. Aber uncool ist das schon. Auf meine Rückfrage hin versicherte mir der hilfsbereite Support, dass dies definitiv mit dem nächsten Release behoben sein wird. Ihr seht schon: An einigen Stellen wirkt DD2 noch ein wenig „unvollständig“.
Besonders nützlich bei umfangreichen Musiksammlungen sind die Smart Playlists, denn sie filtern den Datenbestand anhand flexibler Kenngrößen, wobei sich das Ergebnis qualitativ sortieren und quantitativ limitieren lässt. Ein Beispiel: Suche bitte alle House-Titel von Frankie Knuckles, die bis zum Jahr 2000 veröffentlicht wurden, sortiere diese nach meiner höchsten Bewertung und beschränke das Ergebnis auf 25 Tracks. Coole Sache! Ein click-sensitives Vorhördeck, ein Vorschaufenster für die Cover-Art, ein Eingabefeld zur inkrementellen Titelsuche und diverse Tag-Anzeigen dürfen ebenfalls nicht fehlen. Schade finde ich, dass es keine optionale Cover-Darstellung in der Playlist gibt, wie es zum Beispiel bei Serato oder Mixvibes der Fall ist. Ferner ist mir aufgefallen, dass es nicht möglich ist, den Browser zu maximieren oder die Deckansichten zu verkleinern. Somit wird es auf einem Notebook ohne HD-Auflösung beim File-Browsing schon ein wenig haarig, wie ihr dem nachstehenden Screenshot entnehmen könnt. Beim Skalieren der Oberfläche behalten die Bedienelemente im Übrigen ihre Größe bei. Lediglich das zeitliche Ausmaß der Wellenformbetrachtung wird kleiner. Dafür kann ich den Browser „abdocken“, um ihn frei zu platzieren. Inwieweit das für den Einzelnen relevant ist, muss jeder selbst entscheiden. Zum Beispiel auf einem zweiten Monitor im Club? – Eher nicht. Rechtsaußen? Könnte eng werden. Auf einem iPad? – Wäre vielleicht eine Not-Alternative. Bitte lieber die Fullscreen-Ansicht nachreichen, liebe Entwickler!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Übersichtlichkeit der Musikbibliothek auf einem Standard-MacBook …

Was die globale Musikverwaltung angeht (Rechtsklick auf Library), bietet DD die Möglichkeit zum Import von Ordnern (Einzeltitel aktuell nur über Drag & Drop), ein Backup der Library anzulegen und diese zurückzusetzen. Ich vermisse hier einen Integritätscheck mit Update-Funktion für verwaiste oder verschobene Dateien sowie einen rekursiven Import, der die Ordnerstruktur meiner externen Festplatte übernimmt. Dies habe ich bisher nur bei Torq gesehen und kann nicht verstehen, warum dies nicht Schule macht. In der Summe gibt es also beim mittelprächtigen „Dateimanagement“ und dem Browser (auch in optischer Hinsicht – siehe Bilder) durchaus noch „Luft“ nach oben für die belgische DJ-Software. Kommen wir aber nun zu einem Highlight…

Fotostrecke: 2 Bilder iMac_View_Image-Line_Deckadance_2

Punkte auf der Habenseite verbuchen die Smart Panels, von denen sich bis zu vier auf jeder Flanke eines Decks positionieren lassen. Nicht dass wir das nicht kennen würden, zum Beispiel von Traktors Deck Headern oder den Panels unterm Deck. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Anwender dadurch in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden kann, wie er seine Bedienoberfläche gestalten will, was er mit der Maus bedienen möchte oder für welche Softwarefunktionen er ein visuelles Feedback benötigt. Zudem kann Image-Line diese Tabulatoren jederzeit modular erweitern. Prima. Aktuell stehen zur Auswahl:

Alle Panels in einem Deck versammelt
Alle Panels in einem Deck versammelt

Loop ’n Leap

Das Loop-Panel bietet automatische Loops von 1/32 bis 32 Beats und ist mit einem Move-Tool ausgestattet, das die Schleife unabhängig von der Loop-Länge selbst, im Titel verschiebt. Ferner könnt ihr festlegen, ob es sich bei diesem Audiozyklus um einen klassischen Loop handelt (spielt nach Beendigung an der aktuellen Position weiter) oder um einen Leap (auch Roll oder Slip genannt, spielt an der Position weiter, wo der Titel ohne Schleife angelangt wäre). Die Nulldurchgänge werden im Test exakt getroffen. Quantisierung und Raster-Snapping schalte ich bei Bedarf im globalen Panel über den Decks ein, so dass ich bei meinen Manövern im Timing bleibe. Im Mix mit einem zweiten Titel führen besonders kurze Loop-Stakkatos kleiner einem Viertelschlag teilweise zu Off-Beats und ich muss “nachsyncen”. Besser gelingen solche Unterfangen mit Sync-Lock, wobei hier dann die eins auf die drei treffen kann. Wer stattdessen Leaps einsetzt, ist immer in der richtigen Spur, doch sollte der Hersteller besser wie Serato multiple vordefinierbare Längen über den MIDI-Editor und das GUI machen. Vielleicht stünden der Software zudem einige Schleifen-Speicherplätze für die Vorbereitung gut zu Gesicht.

Hotcues

Bis zu acht dieser „heißen“ Markierungen offeriert das Cue-Panel. Sie können quantisiert abgefeuert werden und zudem bei ihrer Erstellung am Taktraster einschnappen. „Cuejuggling Galore“ sollte demnach, unter Beachtung, dass das Timing der Quantisierung nicht frei definierbar ist, für den geneigten Anwender kein Problem darstellen. Da Deckadance eine Beschallung auch über den integrierten Automix-Piloten (benutzt die Automix-Playlist) realisieren kann, der zudem mit einer optionalen Bassabsenkung und Beatmixing ausgestattet ist, möchte ich anraten, in einer zeitnahen Folgeversion Marker als Load/ Fade-In/ Out deklarieren zu dürfen und mit einem Auslöser für ein automatisiertes Effektmakro zu belegen.

Grid

Hier finden sich die Werkzeuge ein, mit denen ich das lineare, nach der Average-BPM-Methode berechnete Beatgrid verändern kann. Beginnend mit dem BPM-Display für die manuelle Werteeingabe nebst Tap und Half/Double-Buttons, einer Autogrid-Funktion sowie Tastern zum Verschieben des Rasters und zum Anlegen des Downbeats. Leider ist keine flexible Teilung des Rasters möglich – man kann keine einzelnen „Warp/Grid-Marker“ anlegen.

DVS

Das DVS-Panel wartet mit Icons für absolute und relative Interpretation des Timecodes auf sowie einem internen Abspielmodus. Ergo ist Positions- und/oder Richtungs-Tracking anhand des Steuermediums grundsätzlich möglich. Jedem Deck lässt sich wahlfrei jeder Input zuweisen. Somit kann ein externer Zuspieler am ersten Input auch für das zweite Deck genutzt werden, um mehrere Player gemeinsam zu steuern. Mir hätte es jedoch besser gefallen, wenn beim Umschalten automatisch der interne Abspielmodus für das erste Deck aktiviert würde. Denn dann ließen sich sämtliche Decks separat mit lediglich einem Turntable nuzen. Ohnehin würde es sich anbieten, die Input-Zuweisung für die Softwaredecks in den MIDI-Editor aufzunehmen, um einen Controller zu konfigurieren, der die jeweiligen Zustände gemäß Screenshot umschaltet. Auf das Thema „Mapping“ gehe ich an späterer Stelle noch einmal gesondert ein.

Key

Hinter Key verbirgt sich ein virtueller Fader, der die Tonhöhe unabhängig vom Tempo verändert (Keytranspose). Hier ist auch der Keylock zu finden.

Smart Knobs

In diesem Panel lassen sich zwei Makro-Regler definieren, die unterschiedliche Softwarekomponenten und deren Parameter mit nur einem Tweak dirigieren. Beispielsweise verknüpft ihr hiermit Effekt-, EQ-, Filter- und VST-Attribute und beschränkt deren Werte. Coole Sache, wenngleich für meinen Geschmack noch mehr Teilbereiche Einzug in den Editor halten dürften. Insgesamt sind aktuell 20 Parameter für die XY-Kurve verfügbar – mit variabel definierbaren Kurvenpunkten und Formen (Treppen, Sinuskurven, Pulse, etc.). Erfreulicherweise erscheinen die Smart Knobs mit einem Stapel praktischer Presets der Kategorien Mix, FX, Basic und Makro zum Dienst. Nachstehend einige Hörproben…

Der Smartknob Editor
Der Smartknob Editor
Audio Samples
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SK TotalChaoss SK TechDelay SK HP Flanger GaterMo SK Grungy Pulse SK Flanger Into Phaser

Tempo

Blendet die Tempomanipulatoren „Fader und Pitchbend“ ein. Die Pitch-Range reicht in gut einem Dutzend Schritten von +/- 2% bis +/- 50%. Standardmäßig liegt sie bei 16 Prozent, was dem doppelten Arbeitsbereich eines Plattenspielers entspricht. Die Keyboard-Taste CTRL startet den Fine-Pitch, dessen Auflösung bei 0,01 liegt. Der Pitchbend operiert mit vier Prozent in beide Richtungen. Im Pausenmodus kann ich zudem mit den beiden Bends spulen. Damit lässt sich auch ohne Jogwheels arbeiten.

Gross Beat

Mit Gross Beat baut man im Handumdrehen Stutter, Glitch, Gate und Reverse-FX. Es erinnert entfernt an den vormaligen Relooper, bietet jedoch mehr Konfigurationsmöglichkeiten. Aktuell zugängliche Parameter sind „Time“ und „Volume“. Acht Presets pro Deck unterliegen dem Direktzugriff und sind unterteilt in die Kategorien Turntablist, Momentary, Stutter, Patterns, Gate, DJ Patterns, DJ Gates, DJ Scratch und Factory. Teilweise stehen pro Kategorie 20 oder mehr Verwurstungsmechanismen zur Auswahl. Jedes dieser Patterns lässt sich individuell verändern oder nach einem Löschvorgang von der Pike auf neu zusammenbauen, ferner speichern, importieren und exportieren (auch von und nach FL-Studio, hinter dessen Gross-PlugIn sich das hiesige, mit Ausnahme der eigenständigen Trigger- und Positionsquantisierung nicht zu verstecken braucht). Die Länge eines Patterns beträgt vier Beats, der maximale Zeitsprung acht Beats. Der Effekt kann, selbst wenn das Deck nicht läuft, von der aktuellen Position abgefeuert werden, was aber zum momentanen Zeitpunkt nur funktioniert, wenn die Quantisierungsfunktion ausgeschaltet ist. Interessant ist sicherlich auch die Option, Scratch-Automatiken zu bauen, da sich Time und Volume und somit Zeitumkehrung, respektive Reverse/ Scratch sowie der Cut-In (Lautstärke) definieren lassen. Wären jetzt noch automatisierte Parameterfahrten oder VST-Support im Editor implementiert, gäbe es von mir eine satte Beifallsbekundung, denn irgendwo sind den Gross Beats mit nur zwei Parametern unter dem Aspekt Klangvielfalt natürlich Grenzen gesetzt, was uns zum nächsten Punkt führt…

Fotostrecke: 2 Bilder Hier im Bild zu sehen ist das Gross Beat Panel für automatisierte Stutter und Scratch-FX …
Audio Samples
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Factory Gross Beats Momentary Gross Beats Turntablist Gross Beats Gates Gross Beats

Effekte

Die FX-Sektion bietet mit Delay, Flanger, Phaser, Auto-Pan, Trans, Bit Crusher, Distorsion, Reverb sowie Low-und Hipass (mit LFO) gängige „Soundverbieger“. Besonders die anwenderfreundliche Parametrisierung sticht hervor, denn so brauchen selbst Neulinge keine Angst haben, das Trommelfell der Tänzer in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Aufbau dieser Sektion gestaltet sich wie folgt:
Maximal drei Klangveredler hängen in der Kette und können anhand eines Merkmals manipuliert werden. Das Mischungsverhältnis legt der obligatorische Dry/Wet-Knob fest. Zudem kann der User entscheiden, auf welchen Frequenzbereich (Hi, Mid, Low) er das Konglomerat abfeuert. Die globale Quantisierung hat keinerlei Auswirkungen auf den Startpunkt der Modulation, was bedeutet, der Effekt beginnt exakt mit Einschalten zu wabern, das Timing der Modulation selbst kann wiederum definiert werden. Dass die Effekte nicht separat auf einzelne Frequenzbereiche einwirken, sondern nur gemeinschaftlich zuzuweisen sind, wäre vielleicht ein Thema für ein Update. Obendrein sähe ich gern einen erweiterten Modus mit weitreichenderen Attributkontrollen für Einzel-Effekte. So ähnlich wie in Traktors Single Mode oder wie im nachstehenden Screenshot von Scratch Live 2.4 zu sehen. Für ein Update würde ich mir noch eine optional aktivierbare Hallfahne samt Post-Fader-Option zum Ausklingen eine Effektes wünschen. Vergessen wir jedoch nicht, dass wir hier über eine 60-Euro-Software (Controller-Version) sprechen. Am Sound selbst gibt’s nichts auszusetzen.

Hier im Bild zu sehen ist das Effects Panel
Hier im Bild zu sehen ist das Effects Panel
Audio Samples
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FX Autopan Lowpassfilter Delay FX Flanger Phaser Trans

Sample-Player

Zum guten Ton einer DJ-Software gehört mittlerweile ja auch ein Sample-Player, hier anzutreffen in Form von 16 Slots, über denen ein Loop-Rekorder thront, mit dem sich Material voreingestellter Größe (1/32-16) aus einem laufenden Deck (nicht Master, nicht Input) extrahieren und auf eines der Pads schaufeln lässt. Samples können natürlich geladen, gespeichert (auch als Bank) und zu den Decks synchronisiert werden. Eine Bearbeitung (Truncate) im Slot oder Haupt-Deck ist nicht möglich, wäre aber trotz einstellbarer Loop-Längen im Rekorder keine schlechte Sache, die auch die Mitbewerber gern in Erwägung ziehen dürften. Das Signal landet im internen Mix-Modus (bei den meisten DJ-Controllern der Fall) auf dem Master, ist in der Lautstärke global regulierbar und kann auf dem Monitor-Bus, im externen Mixer-Modus auch auf einen separaten Kanal ausgegeben werden. Etwas unspektakulär finde ich die spartanischen Optionen, denn weder sind die Lautstärken der einzelnen Slots separat einstellbar, noch besteht die Möglichkeit mit Laufzeitveränderungen, Quantisierung, Filter oder Pitch auf meine befüllten Pads einzuwirken. Hier sind Traktor oder Serato deutlich weiter entwickelt. Ärgerlicherweise übernimmt DD2 die Dateinamen der Audioschnipsel beim Laden nicht, so dass eine manuelle Eingabe einer aussagekräftigen Bezeichnung unumgänglich ist. Hoffentlich ein Bug, der bald behoben sein wird. Auch die Effektracks und die VST-FX sind dem Sampler (noch) verwehrt. Synchronisiere ich den Sampler zum Masterdeck, variiert der Startpunkt je nach Länge des Samples in Abhängigkeit zum Downbeat. Was für die Praxis bedeutet: Fällt mein Tastendruck für die Wiedergabe demnach auf eine ungerade Nummer, spielt das Sample von Beginn an ab. Ansonsten ab der zweiten Hälfte.

Hier im Bild zu sehen ist das Sampler Panel mit Loop Recorder
Hier im Bild zu sehen ist das Sampler Panel mit Loop Recorder

Praxis

BPM, Sync und Keylock

Das BMP-Zählwerk zeigt sich im Test mit meiner Musiksammlung, die überwiegend aus (Neo-) Disco, House und Techno in seinen diversen Spielrichtungen besteht, als weitgehend zuverlässiger Tempoermittler. Sollte sich die Software doch einmal verschätzt haben, kann ich die Geschwindigkeit manuell als Zahlenwert eingeben (DVS Panel) oder via Tap-Taste einklopfen. Gar nicht so treffsicher indes ist der Auto-Gridder. Hier musste ich das Taktraster im Test mehrfach manuell setzen, wobei die fehlende Zoom-Funktion für die Wellen-Ausschnittbetrachtung den Vorgang erschwert.

Fotostrecke: 3 Bilder Beim Anlegen des Taktrasters zeigt Deckadance eine gewisse Schwäche

Die Synchronisierung eines oder mehrerer Decks erfolgt nach Master-Slave-Prinzip, wobei das zuerst eingestartete Deck als Master fungiert und das gesyncte Deck als Slave, was sich durch den Master-Button während des Mixes ändern lässt. Auch der Sampler marschiert auf Wunsch mit. Was mir auf Anhieb fehlt, ist eine globale Master-Clock für alle zeitkritischen Unterfangen. Die Synchronisation aller Beteiligten, sofern das Beatgrid korrekt positioniert ist, gelingt im Grunde gut, wenn der DJ Standard-Sync (temporär) nutzt. Leider traten jedoch beim Sync-Lock sporadisch Crackles und sogar Sprünge im Track auf. Das geht in meinen Augen gar nicht. Zum Key-Transpose ist anzumerken, dass die Tonhöhe um plusminus 12 Semitöne in Cent-Schritten verschoben werden kann. Besonders hervorzuheben ist der leistungsfähige Keylock, der weit über den Möglichkeiten mancher Hardwarelösung liegt. Hört selbst…

Audio Samples
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Keytranspose Beat Keylock Beat Keylock Voice orig m6 m12 m16 Keylock Voice orig p6 p12 p16

Neues aus der Scheibenwelt?

Für den DVS-Test rufe ich neben dem 2009-er MacBook (2,26 Gigahertz & 8 GB RAM) einen Pioneer-DJM-850 mit integriertem USB-Audiointerface auf den Plan, der mit vier USB In- und Outputs gemäß nachstehendem Screenshot arbeiten soll. Dann werfe ich einen Blick ins Timecode-Popup. Dies zeigt die native Unterstützung von DD-Control CD (Trägersignal-Generator ist implementiert) sowie die Verwendungsmöglichkeit von zeitcodierten Vinyls Marke MS Pinky, Torq, Reflex und „Generic Vinyl“, aber kein Serato, kein Cross und kein Native Instruments. Versucht doch mal, in unseren Breitengraden einen MS Pinky beim Record-Store aufzutreiben, quasi die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Für Torq und Reflex gilt das Gleiche. Das Handbuch sagt jedoch, dass die anderen Scheiben über den Lernmodus antrainiert werden können. Ich bin dann mal so frei, lerne Seratos Control Vinyl V2 an, generiere einen Deckadance CD-Timecode, der auf einen Silberling gebrannt wird, schließe an den dritten Kanal das iPad mit der Tonetable-App an und krame letztlich einen selten genutzten Stanton SCS3D aus dem Keller, da ich weder für Akais LPD8, Allen&Heath Xone 1D/K, Vestax VFX1 noch für Traktor X1 oder F1 ein „Hersteller-Mapping“ vorfinde. Naja.

Fotostrecke: 4 Bilder Hier die im Test verwendeten Timecodes …

Nachdem die Voreinstellungen in den Timecode-Preferences getroffen sind, landet nun zunächst die Torq-Scheibe auf dem Teller und ich lade mit dem Stanton-Controller einen Titel ins Deck. Die Interpretation des zeitcodierten Vinyls im absoluten Modus erfolgt auf dem Fuß und Deckadance marschiert. Bei einem Lead in von null Sekunden startet der Titel beim Zurücksetzen der Nadel in kürzester Zeit von Beginn an. Auch schnelle und langsame Scratches interpretiert die Software ordentlich. Mit dem Stanton-Controller habe ich Zugriff auf die Transport- und Pitch-Steuerung, die Musikbibliothek (Browsen, Laden etc.) sowie Loops, Leaps und Hotcues. Der Sampler, Gross Beat und die VSTs sind nicht gemappt und auch von den Standard-FX fehlt jede Spur. Das ist mir, vor allem in Anbetracht der langen Entwicklungszeit, zu wenig. Hier sollten die Programmierer nachbessern – vor allem, weil der User selbst nur eingeschränkten Zugriff auf MIDI-Kontrollbefehle hat, wie wir noch sehen werden. Der Timecode von CD – eine knapp 25 Minuten lange Wave-Datei – funktioniert ebenfalls, schwächelt aber bei sehr langsamen Bewegungen ein wenig. Einen Selection-Track suche ich vergebens. Die anderen Vinyls aus dem Testumfeld, so auch der besagte Serato V2, laufen trotz „Learn“ bedauerlicherweise alle nur im relativen Modus, was bedeutet, dass mein Testkandidat ein Zurücksetzen der Nadel ignoriert, genauso wie er von potenziell vorhandene Flip- und Scrollzones keinen Gebrauch macht. Gleiches gilt für die Tonetable-Trägerfrequenzen der iPad-App. Auch traten sporadisch Probleme beim Wechsel der Eingänge oder Timecodes auf. Resümee: Es funktioniert grundsätzlich, doch heutzutage bieten andere Software-Häuser eine effizientere Bedienung. Ein komfortables Browsen in der Playlist oder das Nachladen eines Titels beim Umdrehen der Platte? – Keine Spur. Fairerweise sollte auch gesagt werden, dass viele DJs für den erweiterten Zugriff natürlich Touchpad und Tastatur, respektive Shortcuts einsetzen oder einen MIDI-Controller verwenden, was uns zum nächsten Themengebiet überleitet.

Deckadance erstellt auf Wunsch ein zeitcodiertes Steuersignal für CD
Deckadance erstellt auf Wunsch ein zeitcodiertes Steuersignal für CD

DJ-Controller-Checkup

Viele Newbies, aber auch alte Hasen arbeiten lieber mit einem portablen DJ-MIDI-Controller samt eingebautem Audiointerface anstatt mit Maus oder DVS. Doch keiner der zum Testzeitpunkt im Studio anwesenden DJ-Controller der zurückliegenden 12 Kalendermonate wird von Deckadance nativ unterstützt. Statt dessen befinden sich überwiegend betagtere Gerätschaften im Portfolio – vielleicht sollte ich spaßeshalber mal das Preset „Wii-Remote“ ausprobieren. Aber allen Ernstes. Abgesehen von Vestax, Hercules und American Audio tummeln sich hier Objekte der vorletzten Generation oder älter sowie eine Handvoll fernöstlicher Entry-Level-Konsolen des gleichen Zeitraums. Zumindest in Sachen Controller-Unterstützung – was ja heutzutage essentiell für eine DJ-Software ist – wird schnell klar, dass DD in dieser Disziplin großen Nachholbedarf hat. Ein gewichtiger Kritikpunkt.
Klar, Traktor-User, die sich einen S4 gekauft haben, wird es vielleicht nicht unbedingt zu DD ziehen. Ebenso „Seratorianer“, die einen Numark NS6 besitzen oder Virtual-DJs, die mit einem Pioneer-Ergo um die Häuser ziehen. Die Jungs von Image-Line waren als LE-Ausstatter in der letzten Zeit sowieso eher für DJ-Tech und Co unterwegs, daher finden sich natürlich deren Produkte (und neuerdings Behringers CMD-Armada) ganz vorne ein. Viele aktuell beliebte Controller, wie Native Instruments Palette, Numarks NS6 und Mixtrack Pro 2, Denons MC-Reihe oder Pioneers-Kommandozentralen sind gar nicht erst an Bord. Das halte ich für strategisch bedenklich, möchte der Hersteller Anschluss an die Marktführer halten. Eine Sache für die Community? Das ruft den MIDI-Mapper auf den Plan …

Diese DJ-Controller werden nativ unterstützten
Diese DJ-Controller werden nativ unterstützten

MIDI-Mapping

Der MIDI-Mapper scheint auf den ersten Blick gerade für Einsteiger ein ziemlich leicht zu bedienendes Tool zu sein. In der Standard-Ansicht sind sämtliche mögliche Befehle in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Alternativ blenden Kategorien wie Deck, Mixer, Effects und dergleichen nur die relevanten Befehle für die jeweilige Funktionsgruppe ein. Gemappt wird nach dem Prinzip: Controller anschließen, Learn-Funktion aktivieren, Befehl auswählen und am Regler schrauben. Fertig. Sind alle Befehle gemappt, klappt es auch mit der Fernbedienung. Soweit die Theorie.
Die Praxis führt jedoch einige Spaßbremsen und Einschränkungen ans Tageslicht. Das beginnt zum Beispiel damit, dass bei der Zuweisung eines Befehls jedes Mal aufs Neue die Learn-Taste gedrückt werden muss. Warum kann sie nicht aktiviert bleiben, bis ich meine ganze Rutsche gemappt habe? Das geht doch woanders auch. Auch die Auflistung der Befehle hat ihre Tücken, was ich am Beispiel der Hotcues erklären möchte, die wie im nachstehenden Screenshot aufgeführt sind. Total unhandlich. Warum nicht einfach schnell acht Cues fürs erste Deck mappen, dann die Nächsten acht für Deck B, etc. – ohne zu springen und zu suchen.
Die größte Schwachstelle des MIDI-Editors ist in meinen Augen jedoch seine Eindimensionalität. Ich kann leider weder eine Shift- noch eine Alt-Taste deklarieren, daher ist es nicht möglich, einen zweiten Layer an Befehlen zu mappen. Beispielsweise um die Steuerung von vier Decks einem Doppeldeck-Controller zu überlassen, wie es bei Traktor gang und gäbe ist oder einem Gerät wie zum Beispiel bei einem Numark Mixtrack Pro MK2 in Abhängigkeit von einer Variablen (V), Sampler (V=1), Loops (V=2) oder Gross Beat (V=3) auf die Performance-Pads zu verfrachten. Doch leider kann DDs MIDI-Mapper in der jetzigen Form einem Kontrollwerkzeug, dass nicht genug Bedienelemente hat, keine zweite oder dritte Ebene unterjubeln. Das kostet wertvolle Punkte. DD ist jedoch nicht die einzige Software, die dieses Manko hat (siehe Serato Scratch/DJ/Intro), weswegen einige findige Hersteller für ihre Controller selbst mehrere Layer implementieren, die einen abweichenden Notensatz bereitstellen oder zu einen anderen MIDI-Kanal wechseln. Weitere Beschränkungen, die mir aufgefallen sind: Die Direktanwahl eines Effektes ist nicht möglich. Stattdessen werden diese nacheinander durchgeschaltet. Warum eigentlich? Warum kann ich zudem keine Presets anlegen und diese aufrufen? Wegen der Smart-Knobs vielleicht? – Nee, das wäre unlogisch. Dann fehlen auch noch einige Funktionen (wie Fine-Pitch) und ich würde mir wünschen, einzelne Funktions- und Smart-Panels nach Bedarf auf Tastendruck aufrufen zu können.

Unkompliziert, aber recht „eindimensional“ gibt sich der MIDI-Editor
Unkompliziert, aber recht „eindimensional“ gibt sich der MIDI-Editor

iPad und Deckadance2

Hier verbergen sich gleich zwei Aspekte: Zum einen tummeln sich so viele Dinge bei Deckadance auf dem Notebook-Screen, dass mein MacBook hier echt an seine Grenzen gelangt. Rein technisch wäre es durch den “abdockbaren” Browser jedoch möglich, einen zweiten Screen zu nutzen. Beispielsweise für die Mixabteilung den kompletten Notebook-Screen und die Playlist auf ein iPad (was man ja durchaus noch mit in die Gigbag stopfen könnte) auszulagern – oder umgekehrt. Ich habe das gleich mal unter Verwendung der App „Air Display“ ausprobiert, wobei die beiden Geräte sich im Netzwerk auf Anhieb fanden, aber die Auflösung und Pixeldichte (2048 x 1536 Pixel bei 264 ppi) eines iPad4 das Lesen der Musikbibliothek sehr erschwert. Interessanter ist schon, zumindest wenn der DJ für den spezifischen Verwendungszweck keine realen Fader oder Knobs benötigt, der Einsatz eines iPads mit einer App wie Touch-OSC. Mit dem Hexler-Programm verteile ich diverse virtuelle Knöpfe, Fader, Pads und Buttons auf mehrere iPad-Seiten und belege sie mit Noten und Control-Change-Befehlen. Ich kann mir also z.B. eine Sampler-, eine FX- und eine Loop-Cue-Page bauen und hab quasi „im Rahmen der MIDI-Befehle und Kanäle“ – unbegrenzt viele Bedienelemente um die fehlenden Shift/Modifier zu kompensieren, natürlich ohne Konditionen und Folgen. Aber was soll´s, immerhin habe ich so die Möglichkeit, alles zu kontrollieren, was einem der Hersteller erlaubt, ohne das es einen oder zwei 4MIDI-Loops einfordert. Die Steuerung erfolgt dann über das Wireless-MIDI-Protokoll, respektive über eine MIDI-Box, so vorhanden. Einen Workshop zum Thema Touch OSC werden wir, sobald verfügbar, hier verlinken. Ferner möchte ich noch auf die App Deckadance Mobile hinweisen, die nicht als Fernsteuerung für den Rechner dienen kann, sondern ein eigenständiges Tool ist.

Hier zu sehen ist TouchOSC iPad mit einer Wireless Control für Deckadance 2
Hier zu sehen ist TouchOSC iPad mit einer Wireless Control für Deckadance 2

VST-Effekte

Bei den VST-PlugIns gilt: Zwei pro Deck. Grundsätzlich erst einmal eine prima Idee, denn so ist der DJ nicht auf das Repertoire des Herstellers angewiesen, sondern kann seinen Lieblingseffekt verwenden oder sich aus dem Fundus freier und kostenpflichtiger Tools bedienen. Die Funktionsweise ist schnell erklärt. Zunächst gilt es, einen VST-Scan durchzuführen, wobei sich „problematische Fälle“ überspringen lassen oder als Crashed ins Register Einzug finden, woraufhin sie im Programm nicht auszuwählen sind. Im VST-Panel kann ich dann die Tools meiner Wahl aufrufen und entweder über den Editor per Maus bedienen oder zwei Parameter (Drehregler) auf einen Controller mappen. Für das Mapping stehen euch folgende Befehle zur Verfügung: On, Insert, Send, Param1 + 2, DryWet. Sicherlich wird kaum jemand auf die Idee kommen, leistungshungrige Effektmaschinen wie NI Kore oder Rig-FX, Arturia, Papen, eine Maschine Instanz oder Ähnliches in DD zu laden, dennoch ist es natürlich interessant, zu prüfen, wie sich externe PlugIns auf die Performance auswirken. Eines liefert der Hersteller gleich mit, namentlich Effektor: Effektor wartet mit zusätzlichen 12 Effekten auf, darunter Filter, Flanger, Grain, Vox (Filter) und Ringmod, deren Parameter via X/Y Touchpad (oder Regler) dirigiert werden. Ferner beinhaltet er Bedienelemente für die X/Y-Modulation und das Timing. Das PlugIn kommt zum Vorschein, wenn ihr auf „Edit“ drückt, womit ich dann sämtliche Parameter mit der Maus bedienen kann oder zwei Parameter pro Regler zuweise, was mir grundsätzlich lieber ist, da ich die Bedienelemente des Popup-Plugins, anders als bei Ableton-Live nicht mappen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier im Bild zu sehen ist das VST Host Panel zum Einbinden externer Effekte …
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Effektor 1 Effector 2

Was die Unterstützung von VSTs angeht, bin ich voll auf Deckadance´s Seite, denn wie gesagt: ich persönlich halte die Implementierung einer VST-Schnittstelle in DJ-Prpgrammen für eine sehr gute Idee, selbst wenn kritische Naturen nun sicherlich anführen werden, dass dies unter Umständen eine gewisse Absturzgefahr in sich birgt. Das stimmt und das geht gar nicht, es sei denn, das Problem wirkt sich nur auf das PlugIn selbst aus und die Software marschiert dank Crash-Guard stabil weiter. Hier stellt sich jedoch heraus, dass Deckadance auf dem Mac beim Laden bestimmter VST-Plugs von Drittherstellern (Anmerkung: VST-Instrumente werden offiziell ebenfalls unterstützt) leider zu oft die Segel streicht oder besser gesagt einfach abstürzt. Also nur Image-Lines Plugins benutzen? – Nee, es ist nur anzuraten, nicht einfach mit einem neuen Satz VST-Drohnen auf das Publikum loszugehen, ohne dass diese im Vorfeld systematisch auf Herz und Nieren geprüft zu wurden. Weiteres Potenzial zur Verbesserung: Zunächst würde ich mir mehr als lediglich zwei Controller wünschen. Warum nicht mit einem modularen Layout arbeiten, sodass der Anwender in dieser Sektion selbst entscheiden kann, wie viele Regler, Fader oder Buttons er benötigt? Dann würde ich mir wünschen, die einzelnen Slots nach gut Dünken frei auf die Decks, den Master oder auch den Sampleplayer routen zu können. Toll finde ich dagegen die Option, die Parameter auf den Smart „Überknopf“ zu mappen, um sie mit einem Filter-Tweak oder einem anderen Effekt zu verknüpfen.
Bevor es nun zum Fazit geht, möchte ich an dieser Stelle noch meine persönliche Einschätzung anfügen. Ich bin der Meinung – das mag natürlich jeder anders sehen – der Hersteller hat zwar einige spannende Neuerungen zum Generationswechsel implementiert, ebenso aber eine Chance verpasst, einige seit Langem von der Community und den Anwendern geforderte Features zu integrieren und Mankos der V1 auszuräumen. Allen voran den eindimensionalen MIDI-Editor und der Support amtlicher Controller. Wegen der Bugs, der VST-Abstürze und der wenig weitreichenden Timecode-Unterstützung sehe ich es bis zum nächsten Update eher im „nicht kommerziellen“ Einsatz, denn so wirkt das Programm auf mich an einigen Ecken noch wie eine Baustelle. Image-Line könnte noch mehr herauskitzeln, doch nach sechs Jahren Wartezeit bis zum Versionssprung (unter Berücksichtigung, dass natürlich in regelmäßigen Abständen 1.x Updates erfolgten) scheint es mir etwas fraglich, wann und ob diese Features überhaupt schon in den nächsten Updates Einzug halten. Dennoch ist Deckadance, ein Tool, was man sich näher ansehen sollte, denn es hat bereits einige Ausstattungsmerkmale wie die Superknob-Editoren und den Gross Beat Editor zu bieten, wovon andere Programme nur „träumen“ dürfen.

Fazit

Bei Deckadance hat sich einiges getan, was den Versionssprung auf die „Zwei“ rechtfertigt. Dies lässt sich nicht nur an den überarbeiteten Programmkomponenten ableiten, sondern es haben auch einige neue Tools Einzug in die Software gehalten. So wurden das Benutzerinterface, der Mixer und der Sample-Player „runderneuert“. Für kreative Naturen halten zudem das Stutter & Scratchv – Tool „Gross Beat“, die Smart Panels und -Knobs, vertikale Wellenformen und eine aufbereitete VST-Abteilung Einzug. Für den fortgeschrittenen Anwender gibt es also einige Tools zum Austoben, doch im Gesamtbild ist das Programm dennoch durchaus einsteigerfreundlich konzipiert. Doch gerade in der „Einfachheit“ mancher Tools, allen voran dem restriktiven und unvollständigen MIDI-Mapper oder den kargen VST- und Sampler-Parametern liegt auch der Schwachpunkt der Software, denn die Zugriffsmöglichkeiten gehen mir persönlich nicht weit genug. Auch vermisse ich eine bidirektionale MIDI-Kommunikation mit der DAW oder einem Controller, die einen vernünftigen Datenaustausch ermöglicht. DD2 lief im Test ressourcenschonend und stabil, solange man auf „Hausgemachtes“ setzt. Bei einigen VST-PlugIns von Drittherstellern sorgten Abstürze des Hauptprogramms auf dem MacBook hingegen nicht gerade für Begeisterungsstürme. Die Unterstützung von DVS-Timecode und der native Support von MIDI-Kommandozentralen hinken zudem ganz schön hinterher. Für Image-Line Zeit, eine ordentliche Schippe zuzulegen. Ihr seht, so richtig warm bin ich mit DD2 auch dieses Mal nicht geworden. Der große Paukenschlag ist für mich trotz Gross Beat und Co. ausgeblieben. Ein schlagkräftiges Argument im Hobby-Sektor ist definitiv der Verkaufspreis von nur 60 Euro, respektive 114 Euro für die DVS-Edition. Immerhin ist die Feature-Dichte schon beträchtlich und dank der zum Teil offenen Architektur (DVS-Interface, VST-PlugIns) individuell erweiterbar. Insgesamt ist mir das beim aktuellen Status Quo 3,5 Sterne wert.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Freie Auswahl beim DVS-Audiointerface
  • Inkrementelle Suche und Smart-Playlists
  • Teilmodulares und gelungenes Benutzer-Interface
  • Konfigurierbare Smart Knobs mit Presets
  • Innovativer „Gross Beat“ – Effekt
  • VST-Support samt Effector-PlugIn
  • Generell großer Funktionsumfang
  • Gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Kostenlos für Besitzer der DD1-Vollversion
Contra
  • Controller-Support nicht aktuell
  • Timecode-Unterstützung nicht aktuell
  • Ausbaufähiger und eindimensionaler MIDI-Mapper
  • Keine bidirektionale MIDI-Kommunikation (DAW/Controller)
  • Mittelprächtige Musikverwaltung ohne Integritäts-Update
  • Browser- und Waveform-Zoom fehlt
  • Vergleichsweise karge Sample-Player und Loop-Rekorder
  • VST-Crash lässt Hauptprogramm abstürzen
Artikelbild
Image-Line Deckadance 2 Test
Image-Line Deckadance 2
Image-Line Deckadance 2
Features:
  • Teilweise modulare Benutzeroberfläche
  • Konfigurierbare Smart Knobs mit Presets
  • Innovativer „Gross Beat“ – Effekt
  • Sample-Player
  • Loop-Rekorder
  • Einsteigerfreundlicher MIDI-Mapper
  • VST-Unterstützung
  • Effector-PlugIn im Lieferumfang
  • Freie Auswahl des DVS-Audiointerface
  • Beatgrid-Editor
  • Smart-Playlists
  • Leistungsfähiger Key-Lock
  • Kontraststarke und logische GUI
  • Automatische Integritätsprüfung der Musikbibliotheken
  • Inkrementelle Suchfunktion
  • Timecode-Unterstützung
  • Einfache Installation
Preis:
  • EUR 114
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