DJ-Tech Pocket-DJ-Duo Test

Mal abgesehen von der knallroten Farbgebung und den bunt beleuchteten Buttons wirkt der DJ-Tech Pocket DJ Duo auf den ersten Blick eher unscheinbar. Im Vergleich zu einem Vestax-VCI-400, einem Native Instruments Kontrol S2 oder einem Numark Mixtrack fast wie ein Spielzeug. Doch in letzter Zeit verlassen immer mehr Gerätschaften ähnlicher Bauart die globalen Fertigungsstätten. Ihre Zielgruppe ist nicht der erfahrene Profi, sondern geneigte Greenhorns. Die Konsolen verstehen sich als kompakte Werkzeuge, um die ersten Schritte in Richtung digitales Deejay-ing auszuprobieren. Sie sind oftmals leichter als eine Tüte Milch und finden in der Jacken- oder Damentasche Platz. Sie erschlagen den User nicht mit zu vielen Funktionen und Knöpfen, passen auf jeden Schreibtisch und können im Notfall sogar als Backup-System für einen Full-Size-Controller herhalten. So wie unser heutiger Testkandidat Pocket DJ Duo.

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Beim Pocket DJ-Duo handelt es sich um einen All-in-One-Controller mit integriertem Vierkanal-Audio-Interface samt Haupt- und Kopfhörerausgang. Als DJ-Software hat er Deckadance LE im Gepäck, das mit einer Sample-Library von sage und schreibe 1000 Samples auftritt. DJ-Tech bietet seinen Spross für eine Preisempfehlung von 179 Euro an, womit er in der gleichen Liga kämpft, wie Geminis Firstmix I/O für (149 UVP). Spielzeug oder Tool? Wir machen den Check.

DETAILS

Ausgepackt
Zunächst gilt es, die Westentaschen-Jukebox aus ihrer bunten Verpackung zu befreien und ans Tageslicht zu fördern. Schließlich hat sie eine lange Reise aus Fernost hinter sich, was der rückseitige „Made in China“ Aufkleber untermauert. Allerdings gibt es noch einen Hinweis am Gehäuseboden, der besagt, das Gerät sei in Frankreich konzipiert worden. Wer da wohl seine Hände im Spiel hatte? Wie dem auch sei, zum Lieferumfang gehören ein Pocket-DJ, ein USB-Kabel, ein Cinch-Kabel, eine sechsseitige verständliche Bedienungsanleitung sowie eine Installations-CD für Deckadance LE. Der Kandidat bringt 400 Gramm auf die Waage und misst 260 x 110 x 32 Millimeter. Das Gehäuse ist komplett aus Kunststoff gefertigt, an der Unterseite sind vier Gummifüße angebracht, die für Standfestigkeit trotz des geringen Gewichtes sorgen.

Lieferumfang_DJ-Tech_Pocket_DJ_Duo_01

Frontseite und Backpanel
Aussagen bezüglich des Frontpanels sind schnell getätigt, denn hier findet sich nichts weiter, als das Markenlogo und der Typenschriftzug. Sollte hier nicht eigentlich ein Kopfhörerausgang zugegen sein? Ich finde schon. Dieser ist aber mitsamt des zugeordneten Lautstärkereglers, der für meine Begriffe übrigens ziemlich winzig erscheint, am Backpanel untergebracht. Auch der Master-Volume-Regler für die Hauptlautstärke sitzt hinten neben dem Master Cinch-Out und zudem bedrohlich nah am Kopfhörer-Volume. Bedeutet: Einmal einstellen und gut sein lassen.

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Bedienoberfläche
Auf den ersten Blick sehe ich einige bekannte Tools, oder sagen wir besser Basiswerkzeuge für die Mixsession, aber eben nicht alle. Beginnen wir also mit dem zentralen Mixer und Browserpart. Hoch im Norden wartet der obligatorische Push-Encoder mit Ladebuttons, darunter folgen winzige Cue-Tasten von knapp zweieinhalb Millimeter Durchmesser, die praktischerweise eine Status-LED spendiert bekommen haben. Dazwischen sitzt der Jogwheel-FX-Button, auf den ich an späterer Stelle noch zurückkommen werde. Was folgt, sind zwei 15 Millimeter lange Channelfader im Miniatur-Look und ein ebenso kurzer Crossfader. Auch wenn mir der Regelweg ein wenig zu kurz erscheint, muss ich ihnen ein für die Größe akzeptables Gleitverhalten bescheinigen. Neben dem Crossfader befinden sich zwei Taster mit der Beschriftung Mix to A/B nebst Kontrolllämpchen, die eine automatische Überblendung des entsprechenden (Software) -Kanals generieren.

Besonders schmerzhaft für mich als Mix-DJ und Frequenzfrickler ist das Fehlen von jedweden weiteren Drehreglern, besonders Equalizern oder Gain-Reglern, was ich selbst unter Anbetracht der Zielgruppe und der kleinen Arbeitsfläche als Minuspunkt werten muss. Statt dessen entschied sich der Hersteller für Kill-EQs, die dem Einsteiger, oder all denjenigen, deren Musikgeschmack sich abseits verschachtelter elektronischer Klangspielereien bewegt, vielleicht für erste Gehversuche ausreichen. Macht keinen Sinn, die Polka-Scheibe mit der Rocknummer „beatzumatchen“ und zu mixen. Oder? Wer es doch versuchen will, drückt auf Sync und kann sich über zwei aus jeweils vier LEDs bestehende Anzeigen zwischen den Kanal-Fadern freuen, die die einzelnen Takte eines Musikstückes repräsentieren. Ihr ahnt sicher schon, was jetzt folgt? Richtig, es handelt sich um eine visuelle Mix-Hilfe, welche die Beat-Synchronität der Tracks anzeigt. Laufen beide Lichter im gleichen Tempo exakt nebeneinander, ist der Track (theoretisch) synchron. In der Praxis funktioniert dies aber leider nicht immer. Was an der Software-Analyse der Geschwindigkeit und des Downbeats liegt.
Auf den beiden Außenflanken sehen wir klassische Decksektionen mit Transporttasten, Kreativabteilungen und (wie es sich gehört) je einem Jogwheel. Das leitet uns in den Praxisteil über.

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PRAXIS

Das integrierte Audio-Interface arbeitet mit maximal 48 kHz Sample-Frequenz bei 16-Bit Auflösung. Für den Einsatz unter Deckadance LE empfiehlt das Handbuch, die Kanäle eins und zwei als Master-Output zu deklarieren und die Vorhöroption auf die Kanäle 3/4 einzustellen. Kommt mir bekannt vor. Bei der Inbetriebnahme ist das bebilderte Handbuch gerade für Laien von großem Nutzen, denn es erklärt die wesentlichen Schritte, sodass man nach der Installation von Deckadance innerhalb weniger Minuten loslegen kann. Gesagt, getan…
Und dann auch schon ein kleiner (wenngleich nur visueller) Schrecken, als ich die Softwareoberfläche zum ersten Mal in Augenschein nehmen darf. Neon-Blau auf Schwarz und grau. Naja. Das wäre sicherlich auch anders umzusetzen gewesen. Ansonsten entspricht der Aufbau aber im Wesentlichen dem, was man von Deckadance seit Jahren kennt. Rechts und links je ein Deck mit Titel- und Tempoinformationen, Pitch-, Transport, Cue und Loop-Tasten sowie farbige Wellenformausschnitte und ein Gesamtüberblick über den Track. Dazu gesellen sich virtuelle Cross- und Linefader mit Phasenmeter und Beat-Indikator, EQ-Fader, ein XY-Pad mit sieben Effekten (davon vier Filter) und wahlweise eine Peak- oder Spektralanzeige.

Software_DDLE

Wer nun glaubt, wir hätten somit alles gesehen, irrt jedoch gewaltig. Es sind sogar noch drei Relooper an Bord, mit denen sich der Audiopuffer in 16 Samples mit je vier Unterteilungen schneiden lässt, die wahlfrei neu arrangiert werden können. Hier fehlt zwar der Shuffle-Modus der Vollversion, dafür dürfen die Muster aber unter den Decks ausgetauscht werden. Hinzu kommen vier Master-FX und ein synchronisierbarer regelbarer Acht-Slot-Sampler. Dann gibt’s noch eine Automix-Funktion, wahlweise mit Shuffle und Bass-Reduktion beim Crossfade-Vorgang, Playlisten, iTunes-Integration und ein separates Song-Manager-Fenster. Wie sich das Bundle im Einsatz anstellt, verrät euch der nachfolgende Abschnitt.
Auf dem DJ-Tisch kommt mir der Kontrolletti doch ein wenig verloren vor, also mache ich es mir vor dem Office-PC gemütlich und schließe den Probanden an meine Monitore an. Ein Szenario, das bei dieser Produktgattung denkbar wahrscheinlich ist. Im Nu sind zwei Tracks geladen und werden in Ermangelung eines Pitchfaders mit der Autosync-Funktion auf identisches Tempo eingestellt. Das klappt dann auch. Fraglich ist nur, was passieren soll, wenn der Beatcounter daneben liegt. Einen TAP-Button zur manuellen Tempoeingabe konnte ich zu meinem Bedauern nämlich nicht ausmachen. Das Nächste, was mir auffällt: Es gibt keinen Cue-Mix-Regler, mit dem ich die Signalverteilung zwischen Master- und Kopfhörer einstellen kann. Bedeutet: Der Master kann nicht wie gewohnt abgehört werden. Bei den Cue-Kanälen heißt es: an oder aus.Auch Levelmeter, die Aufschluss über die Ausgangslautstärke geben, sind nicht auszumachen. Ist beim angestrebten Verwendungszweck aber vielleicht nicht ganz so wichtig.

Gut, dann eben mit beiden Kanälen an. Als ich den Track reinmixen will, muss ich jedoch bedauerlicherweise feststellen, dass die Kill-Tasten nicht funktionieren, respektive nicht korrekt gemappt sind. Also kein EQ, kein Kill. Das geht für mich persönlich gar nicht. Ein Filter, das für jeden Kanal separat steuerbar ist, könnte in die Bresche springen – ist aber nicht. Moment, da fällt mir die Effektsektion ein. Dass ich bei einer Größe der Jogwheels von nur fünf Zentimetern (sie übernehmen auch Pitchbend und Search) nicht auf Scratch-Tauglichkeit eingehe, dürfte verständlich sein. Erwähnung finden sollte aber, dass es eine zuschaltbare Scratch-Funktion gibt. Der Button sitzt über dem FX-Select-Schalter, der chronologisch durch die einzelnen Klangverbieger schaltet und uns zurück zum Thema „Kanalfilter statt Equalizer“ bringt. Was die Parametersteuerung angeht, bedient das linke Jogwheel (bei eingeschalteter FX-Funktion) den X-Parameter, der rechte Teller knöpft sich Y vor. Wie sich herausstellt, sind die Effekte nur simultan steuerbar. Das bedeutet, wenn man am Kanal 1 einen Low-Pass-Filter aufreißt, und dann auf der anderen Seite einen anderen Effekt dirigieren will, wird das erste Filter wieder mitgesteuert. Hätte man hier nicht lieber „SHIFT-Jogging“ für jedes Rad mappen können?

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Audio Samples
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Lowpass-Filter Bandpass-Filter Phaser Echo Low-Fi

Am oberen äußeren Rand ist auf jeder Seite ein kleiner Drucktaster angebracht, der die Funktionen Auto-Loop, Cue und Sample aufruft – was durch eine zugehörige LED optisch kenntlich gemacht wird. Der Status bestimmt die Funktionsweise der drei nachfolgend horizontal angeordneten Buttons. Im Modus „Auto-Loop“ setzen sie eine Wiederholschleife der Länge 1/16, 1/8 oder 1/4 , wobei festzustellen ist, dass die Schleifenwiedergabe nur solange aktiv ist, wie die Taste gedrückt gehalten wird. Wer möchte, kann den Loop mittels „Shift“ dauerhaft aktivieren. Die Loop-Größen finde ich für „Rolls“ (in Deckadance „Leaps“ genannt) gut geeignet, jedoch wurde hier für beide Fälle die Standard-Loop-Funktion ausgewählt. Schade. Kurze „Leaps“ für echtzeitgepufferte Stotter-Effekte, lange Loops für Mixsequenzen, das hätte für mich an dieser Stelle mehr Sinn ergeben. Dennoch, man bekommt hier auf wenig Fläche schon einiges geboten, was auch die Umsetzung des Samplers zeigt.

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Audio Samples
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Loop-Triggers

Mittels Sample-Taste (1-3 links, 4-6 rechts) wird das Sample in seinem Originaltempo bei jeder Tastenberührung neu abgefeuert, „Shift“ sorgt für eine geloopte Wiedergabe. Jede Sample-Bank kann in der Software Kanal A oder B zugewiesen werden, dazu lässt sich das Sample auf dem Kopfhörer wiedergeben (Mausklick auf das Kopfhörersymbol in der Software). Richtig ins Rollen kommt der Stein, wenn die Beat Sync-Funktion des Samplers eingeschaltet ist, denn dann wird das geloopte Sample (mittels Shift) synchron zum Master-Tempo wiedergegeben. Optional kann man die Trigger-Funktion auslösen, wobei der Audioschnipsel im Hintergrund weiterspielt und nur dann hörbar ist, wenn man auf die Sample-Taste drückt – und natürlich im Takt. Grundsätzlich prima, nur leider erweisen sich die Buttons als ziemlich hart, was dem Spielfluss abträglich ist! Letztlich gibt es noch einen Cue-Modus, mit dem sich drei Cue-Punkte anlegen und ansteuern lassen. Wir haben dazu nachstehend einige Audiobeispiele angefertigt.

Audio Samples
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Sample Trigger

Als Nächstes steht der „Mist, da hat mir doch tatsächlich jemand das Kabel rausgezogen“ Test an. Ein Audio-Refresh erfolgt in diesem Fall leider nicht, sodass sich die Software nicht in der Lage sieht, den Titel nach erneutem Anstöpseln weiter abzuspielen, obwohl die MIDI-Funktionalität wieder gegeben ist. Die Deckadance Transportsteuerung wird vom Pocket-DJ aktiviert, doch die Wellenform macht keinen Schritt und die Boxen geben keinen Piep von sich. Auch lässt sich die integrierte Audiolösung nicht mal so einfach eben wieder in den Preferences auswählen. Stattdessen ist ein Neustart erforderlich. Schade, das können Traktor- oder Serato-Bundles oftmals besser.
Bevor es nun ans Fazit geht, noch ein Wort zu den Audio-Eigenschaften des Gerätes. Mir persönlich fehlt es am (einzigen) Cinch-Ausgang an Druck und Pegel. Ferner könnte der Kopfhörerausgang ruhig noch einen Zahn zulegen, denn in lauteren Umgebungen lässt er doch ein wenig an Leistung vermissen. Da aber nicht zu erwarten ist, dass die anvisierte Zielgruppe mit dem Teil vom heimischen Desktop wegkommt oder bei der nächsten Gartenparty den gesamten Häuserblock beschallen darf, relativiert sich dies wieder ein wenig. Für die ersten Gehversuche reicht es aus. Ferner käme das System vielleicht als eine leicht zu verstauende Notfall-Lösung infrage.

FAZIT

DJ-Tech Pocket DJ Duo ist ein kompakter DJ-Controller mit integriertem Audio-Interface, der sich an Einsteiger wendet. Auf engstem Raum bietet er Zugriff auf wesentliche Mix-Funktionen wie Track-Auswahl, Transportsteuerung, Nudge- und Blend-Vorgänge. Mit Deckadance-LE hat er einen kompetenten Partner im Rücken, der Sampler, Auto-Loops, Hotcues und Scratching über die Steuereinheit zulässt und zudem noch FX-Parameter über das Jogwheel dirigiert. Bunt beleuchtete Status meldende Taten, Autosync und eine Beatmatch-Anzeige am Gerät erleichtern den Einstieg in die digitale Mixwelt. Trotz vieler interessanter Eigenschaften ist das Gerät für mich jedoch klar in der Hobbyliga angesiedelt. In erster Linie, weil die Ausgänge nicht besonders druckvoll sind und man ohne Pitch- und Tap-Funktion der Einschätzung des Beatcounters ausgeliefert ist. Ferner, weil es weder Master/Cuemix-Funktion noch Equalizer gibt. Ebenfalls nicht besonders zuträglich: Die Killswitches wollten im Test nicht funktionieren und die Effekte können nicht voneinander losgelöst über die Teller geregelt werden. Vielleicht kommt ja noch ein Mapping-Update nach. Unterm Strich würde ich von einer insgesamt durchwachsenen Vorstellung sprechen wollen, jedoch gebe ich zu bedenken, dass in vielen musikalischen Spielrichtungen oder im Cross-Genre-Mix die von mir bemängelten Punkte nicht so schwerwiegend sind, wie zum Beispiel bei House, Dance oder Electro. Letztlich bekommt der Käufer eine komplette DJ-Lösung mit Interface, Software, Jogdials und Kreativ-Abteilungen an die Hand, die Neulinge erst einmal eine Weile beschäftigen kann und weniger Platz einnimmt als die eingangs erwähnte Tüte Milch.

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Technische Daten
  • Audio-Interface: 16 Bit/ 48 kHz
  • Line Output: 0.9V
  • Phones Output: 1.3V
  • THD+N (Line): 0.02%
  • S/N Ratio (Line): 90 dB
  • Maße: 260 mm (W) X 110 mm (D) X 32 mm (H)
  • Gewicht: 0.435 kg
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