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Autechre und ihre Synthesizer – die typische Hardware der Band

Autechre Synths and Sounds
Autechre Synths and Sounds

Autechre sind ein Phänomen. Was sie machen und wie sie klingen hat sich über die Zeit verändert. Von Ambient, über eine kurze besondere Abstrakt-Groove-Phase mit viel Sampling, bis hin zu den späteren eher weniger Sample-artigen „Synthesizer-Sound-lastigeren“ Stücken, um eine kurze etwas melodischere Zwischenstufe zu nehmen. Sicher ist aber, dass sie dem Warp Label eine Definition von dem mitgaben, was den „Warp-Sound“ prägte. Sieht man dies heute, so haben sich Auteche sich offenbar mit Untilted und Draft 7:30 quasi „gefunden“ und ihren Stil damit etwas fester zementiert. Strukturell passierten bis dahin die meisten radikalen Änderungen ihres Sounds. Und mit der Ästhetik wechselten auch ihre Gerätschaften. Diese beleuchten wir jetzt genauer.

Autechre „Gearschichte“

Nach eigener Aussage ist die Band eher nicht so ambitioniert beim ständigen Kauf von Equipment. Ganz zentral sind schon zu frühen Zeiten die Rechner, die faktisch meist von Firmen mit „A“ stammen. Erste Experimente mit algorithmischen Kompositionsmethoden wurden auf eher ungewöhnlichen generativen Sequencern gemacht, die unbedingt ein Teil der besonderen Struktur des Autechre Sounds sind. Neben „M“ auf dem Atari ST, setzten sie schon früh zunehmend Max-Patches auf dem Mac ein. Dennoch waren eine Hand voll Geräte so etwas wie deutliche Wegweiser in ihrer Laufbahn, während die Struktur der Musik die Mathebuch-Ästhetik in AE längster Phase als eine der deutlichsten Demonstrationen von algorithmischer und generativer Natur sind.

Die Alben Incunabula und Amber werden durch den Sound der Roland-Klassiker TR-606, SH-101 und des Juno-106 getragen. Sie sind jedoch nicht ausschließlich im Einsatz. Auch die CR-78 kommt „vor“. Danach entfernte man sich radikal vom klassischen Vintage-Set und setzte mehr auf Sampling (Ensoniq Sampler EPS und ASR10). Das waren selten „Natur“-Sounds, sondern kurze geloopte kleine Einheiten. Währenddessen und von nun an ging es mit der Ästhetik, von zunächst dem Nord Lead, dem Nord Modular und den ersten Elektron-Maschinen, in Richtung des typischen AE-FM-Metall-Sounds, der nahezu bis heute prägend ist. Interessanterweise spielen kleine FM-Synthesizer eine Rolle. Gemeint sind die 4-OP-Kleinlinge, wie DX11, DX100 oder der MSX Computer CX5M. Sie liefern eher kleine Sprengsel, die jedoch prägend und wichtig sind für den Sound der Band. Es scheint, dass Equipment in späteren Zeiten tendenziell immer weniger eine klangprägende Rolle spielt. Eigentlich sind gerade Autechre deshalb auch nur ungenau erfasst, wenn man sie ausschließlich über das „Gear“ definiert. Aber es scheint auch, dass sie ihren Sound immer mehr „gefunden“ haben, denn die spätere Phase hat weniger Änderungen, als alles vor und einschließlich Quaristice.

Live ist nicht Studio

Live haben Autechre ein anderes Konzept als viele Acts. Sie spielen oder reproduzieren keinen bekannten Track, der auf ihren Alben und EPs enthalten sind, sie jammen stattdessen. Das Equipment im Studio ist ein anderes als das auf der Bühne. Außerdem haben sie dennoch keine „Show“, es ist sogar eher reines Zuschauen beim Musizieren. Deshalb fand die letzte Tour auch komplett in Dunkelheit statt. 800 Menschen warteten auf elektronische Musik und hörten einfach nur zu. Auf ein solches Event habe ich seit Jahrzehnten gewartet, ohne dass es sich um „Tanzmusik“ handeln muss. Vor der letzten Tour wurden der Nord Lead und meist Apple-Rechner gesichtet. Bei ihren Konzerten um die 1995 herum, benutzten sie fast ausschließlich Ensoniq Sampler (EPS und ASR). Diese zeichnen sich durch massive Loop-Funktionen mit Microsample-feinen modulierbaren Loops aus. In der Draft 7:30 – Zeit und danach bespielten sie nicht selten die Elektron Machinedrum, Monomachine und Akais MPC 1000. Dazwischen und mittendrin spielten ihre Apple MacBooks eine große Rolle, die auch bei neueren Konzerten immer wieder zu sehen waren und immer noch sind. Sie sind Generatoren und Sequencer in einem.

Die Autechre-Liste

Die Gewichtung der „Fangemeinde“ bei den Alben wird sehr kontrovers diskutiert. Deshalb ist bei der Wahl des „besten Albums“ ein ordentlicher Haufen Subjektivität zu finden. Chiastic Slide, Envane und Cichlisuite stellen eine sehr sound-lastige und glitzernde Struktur mit Sampling Loops dar, sind aber auch mit vielen metallischen Sounds verbunden (gerne mittels FM in Nord, Yamaha oder ähnlichen Klangerzeugern hergestellt). Der große Übergang bildet das absolut herausstechende Tri Repitae-Album, welche zu diesem neuen „Sampling“-Sound führte, um mit LP5 und spätestens mit Confield in dem „typischen“ AE Sound zu münden. Die Geräte dazu passen recht gut auch in die jeweiligen „Phasen“ der Booth & Brown-Band, die als AE oder als Gescom firmiert.

Autechre ist es, wenn auf der Platte nichts drauf steht

Die strukturellen Änderungen von Sounds und Arrangement sind für das Klangbild von Autechre immens wichtig. Mit dem Tri Repitae-Album und allerspätestens mit der Gantz Graf EP war diese Art den Klang zu erleben extrem neuartig und vielleicht sogar wichtiger als die genutzten Geräte. Es folgt eine ultimativ subjektive nach den Ohren gehörte Autechre-Liste nach klanglicher Bedeutung, die nicht nur Synthesizer, sondern auch Grooveboxen und Drummachines enthält. Übrigens haben sie auch viele „nicht so große“ Namen im Programm und heute nicht so kultige Geräte wie die Roland R8 genutzt. Nur sind diese nicht immer so „prägend“ verwendet worden, bzw. schwerer im Gesamtklang zu identifizieren. Das gilt für eine gar nicht so kleine Reihe anderer Synths und Sampler (Casio SK, FZ1, Akai Z8), die aus gleichen Gründen nicht gelistet werden.

Die Analoge Phase

Stellvertretend für die ersten beiden Alben, zeigen wir zwei wichtige Vertreter, die auch deutlich in den frühen Tracks zu hören sind. Für sie gibt es heute natürlich passende aktuelle Ersatzmöglichkeiten, wie Rolands TR-06 und JU-06A oder besser noch das System 8 (Plugout). Da dies eine Hardware-Liste ist, werden die Software-Optionen hier nicht erwähnt. Es gibt davon aber reichlich viele (siehe TAL, U-he, etc.).

1. Roland Juno 106

2. TR-606

Die Kreativ-Sampler-Phase

3. Ensoniq EPS und ASR 10

Für diese Sampler gibt es auch heute eher keine Alternative (auch nicht in Software). Das hat zwei Gründe: Die Kreativeffekte von Prosoniq mit sehr ungewöhnlichen Möglichkeiten sind ein Grund, die Modulation und Möglichkeiten der Loops und Crossfades ein anderer. Die technischen Stichpunkte sind künstliche Loop-Crossfades (das bietet kein Hersteller heute mehr an) mit dem Namen „Synthesized Loop“, Transwaves und Modulation im Byte-Bereich und damit pro Schwingung. Ich habe weder Software noch Hardware gefunden, die etwas Vergleichbares anbietet. Allerdings ist nicht bewiesen, ob AE jemals die Prosoniq Effekte genutzt haben oder nicht. In den früheren Zeiten verwendeten Sean Booth und Rob Brown nämlich den „alten“ EPS ohne Effekte, bevor man auf den ASR 10 umstieg.

ASR-10 Tastenversion ASR-10 Keyboard synthesizer
Ensoniq EPS16+ Rack Ensoniq EPS16+ Rack synthesizer

Die kalten britzelnden Sounds

4. Nord Lead 2

Nord Lead 2x Nord Lead 2x synthesizer
Es gibt aktuell den Nord Lead 4 und den kleinen A1, die jedoch eine andere Tendenz haben und keinen „Drum Mode“ anbieten gegenüber dem verwendeten Nord Lead 2 (ohne X). Der Grundsound ist jedoch bei allen Modellen durchaus sehr AE-typisch. Die synthesestärkste Maschine war der Nord Lead 3 mit FM-Optionen. Wer AE nicht klonen, sondern nur die Ästhetik mag, kann sich damit unter Umständen auch die anderen FM-Synths „sparen“, da es meist eher „dreckige“ spritzende Sounds sind, die AE mit echten FM-Synths generieren.

5. Nord Modular


Gibt es nicht mehr, ästhetisch eher schwer zu ersetzen – vielleicht durch VCV-Rack-Anordnungen – jedoch mit anderer Ästhetik.

6. Yamaha 4OP-FM Synthesizer der 1. und 2. Generation
Yamaha DX100 synthesizer

Der DX100, DX21, CX5M der ersten Generation 1 mit 12-Bit-Wandler und DX11 oder TX81Z aus der 2. Generation mit 16-Bit-Wandlern sind Geräte, die sich für die AE-Ästhetik anbieten. Das aktuell kaufbare Pendant hierzu wäre heutzutage wohl der MegaFM und sicherlich auch der Korg Opsix mit deutlich mehr Möglichkeiten und mehr HiFi-Klang.

Wenn es technisch und ästhetisch schön sein soll, wäre der DX-11 ein interessanter Partner, da er durch Anschlagdynamik und dazu Multimode den besseren Sound hatte. Wer es authentisch und etwas trashiger möchte, kann sich an die alte Yamaha-Serie DX-9, 21, 27, 100, bis hin zum FB01 halten. Bis auf den DX-100 und den DX-11 sind sie sehr günstig gebraucht zu bekommen. Besonders jene ohne Anschlagdynamik, was jedoch Ansteuerung über andere Synths mit Dynamik empfehlenswert macht.

Nebenhinweis: stellvertretend für diese Synthesizer, lassen sich diese Sounds auch mit dem Nord Modular nachbauen. Es gab sogar einen Router für DX-Algorithmen-Verschaltung im Nord Modular und dem Nachfolger G2. Die Sounds klingen dort jedoch „hochwertiger“. Übrigens hat auch der Label-Kollege Squarepusher viel mit FM-Synthese gemacht, dort ist es aber eher der Hifi-Sound des TG-77.

Die Live-Maschinerie und Sequencer

7. Akai MPC-1000

Heute gibt es die Akai MPC One, die die legendäre MPC-1000 modern ersetzen soll. Die MPC ist eine Sample-Groovebox und eigentlich eine kleine sehr effektive Einheit für alles. Die MPC Serie 1000 und 2500 wird länger schon nicht mehr gebaut, bot aber erstaunlich viel Platz für SD-Karten an gegenüber der damaligen Konkurrenz und ist ein typisches Live-Einspiel-Tool. Ein guter Gegenpol zu den Elektron-Maschinen, die sie zur gleichen Zeit ebenfalls einsetzten.

Akai MPC1000, MPC1000BK synthesizer

8. Elektron Machinedrum
Elektron Machinedrum, UW, sps1 synthesizer

9. Elektron Monomachine

Elektron MonomachineMkII, SFX60MarkII synthesizer

Heutige Alternativen sind für die Elektron-Maschinen eher schwer zu finden, da sie doch gerade im Sound eine sehr eigene Ästhetik besitzen. Es wäre definitiv Zeit für eine neue Machinedrum, deren „altes“ OS kürzlich durch einen cleveren Hack um einige interessante sehr Autechre-kompatible „Machines“ erweitert wurde. Die noch prägendere Synth Engine ist aber klar die Monomachine. Sie hat viel von der AE-Soundästhetik der mittleren und späten Phase, die besonders live durch ihre speziellen digitalen Engines prägend waren. Zu ihr gibt es keinen Nachfolger, der speziell diesen Sound weiterführt. Allerdings kann der Digitone die 4-OP-FM Synthesizer durchaus soundtechnisch erreichen, denn die Sounds von AE leben eher von Sequencer-Animation als durch komplexe Patches! Deshalb können auch 2 oder 3 Operatoren bereits reichen, solang man diese massiv mittels der Automation moduliert und bewegt.

Videos

Hier findet ihr einige typische Maschinen mit entsprechenden Demos von AE-Fans:

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Hier ein typisches „ich will nicht gesehen werden“ – Set mit Elektron- und Akai-Maschinen:

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Cycling`74 Max im Autechre Style:

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Die Akai MPC-1000:

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Kein Autechre, aber IDM und einige typischen Stilmittel – aber falls ihr einen Ausweg aus dem Problem „es wird nie wieder einen Nord Modular geben“ suchen solltet – Checkt doch mal VCV Rack!

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Die TR-606 im Einsatz – frühe Live Auftritte von Autechre klingen so:

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