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Allen & Heath Xone:DB4 Test

Ein unüberhörbares Raunen ging durch die Fachwelt als Allen & Heath vor einem halben Jahr einen neuen Clubmixer mit Looper, Effektsektion und umschaltbarer Klangregelung ankündigten.


Nicht dass das schlichte Vorhandensein solcher Klangverbieger an sich schon für Aufruhr sorgen würde – nein, vielmehr war es die Tatsache, dass sie in jedem der vier Kanalzüge separat zur Verfügung stehen.Obendrein lässt sich die Klangregelung dank vollständiger digitaler Audioverarbeitung in jedem Kanal zwischen EQ, Isolator und Filter umschalten. Die nötige Rechenpower liefert eine Quad FX Core DSP Engine – jener Prozessor-Typ also, der sich bereits in der professionellen iLive-Serie bestens bewährt hat.

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Details

Konzept
Der Xone:DB4 ist ein vollständig digital aufgebauter Vierkanal-Clubmischer mit umschaltbarer Klangregelung, eigenem Beatcounter sowie Loop- und Effekt-Einheiten. Zusätzlich verfügt er über ein internes Vollduplex-fähiges Vierkanal-Stereo Audiointerface, welches via USB an den Rechner angebunden wird. Sämtliche EQs, Filter und Effekte berechnet ein aus der hauseigenen iLive-Serie stammender DSP-Prozessor in Echtzeit. Die Loop- und Effekt-Sektionen sind beim DB4 direkt in die Kanalzüge integriert. Ein zusätzliches Display visualisiert weitergehende Effekt-Parameter und BPM-Werte und fungiert darüber hinaus als Schaltzentrale für alle Routing- und Konfigurationseinstellungen. Neben den Kanal-Effekten stehen jeweils noch zwei umschaltbare Resonanzfilter mit wahlfreiem Routing zur Verfügung. Eine weitere Gruppe mit zweibandiger Klangregelung dient zum Anschluss eines Mikrofons oder einer Stereo-Signalquelle. Sie kann bei Bedarf auch auf Kanal eins geschaltet werden.

Äußerlichkeiten
Auffälligste Neuerung am DB4 (im Vergleich zu seinen Geschwistern aus der Xone-Serie) sind die nun rechteckigen Taster. Vorbei sind die Zeiten der Allen & Heath-typischen runden Knöpfe mit leuchtendem Ring, die man aufgrund der hohen Bauform zwingend oberhalb des Leuchtringes treffen musste. Die neue Generation ragt knapp einen Fingernagel breit über die Bedienoberfläche hinaus, verfügt über einen eindeutigen Druckpunkt und lässt sich auch im „darüber wischen“ noch gut auslösen.

Die vom Xone:92 bekannte, Lochraster-artige Lackierung, mit der die verschiedenen Funktionsgruppen optisch gegliedert sind, ist einer komplett nachtschwarzen Faceplate gewichen. Einzelne Segmente werden durch weiße Rahmen voneinander getrennt. Insgesamt wirkt der DB4 weitaus farbiger und gleichzeitig kontrastreicher als seine Brüder. Dazu tragen nicht zuletzt die neuerdings beleuchteten EQ-Potis bei, die entsprechend ihrem Betriebszustand in dezentem Rot oder Blau schimmern. Und nicht zu vergessen die auf dreizehn Segmente angewachsene Kanalpegel-Anzeige.
Zentrales Element sind natürlich die vier Stereo-Kanalzüge in der Mitte des Mischpults. Links daneben befindet sich ein gesonderter Mikro/Line-Kanal, rechts davon die Monitoring- und Menü-Sektion nebst Kopfhörer-Ausgängen und Schaltern für die Fader-Kurven. An den Außenflanken residieren die beiden separaten Filter-Sektionen. Der Tatsache, dass sich auf analogem Weg nur zwei Plattenspieler anschließen lassen, trägt der DB4 optisch dadurch Rechnung, dass die beiden inneren Kanäle (zwei und drei) ohne einen begrenzenden weißen Rahmen auf die Kanalfader treffen.

Anschlüsse
Ich schaue auf die Rückseite des Mixers und sehe (von links nach rechts): Zunächst ein Kensington-Lock, welches bei mir für die heitere Vorstellung sorgt, wie jemand wohl einem DJ diesen 5-Kilo-Boliden unbemerkt unter den Fingern wegmopsen sollte. Hier dürfte die Präsentation auf Messen wohl eher der Grund für die Ausfräsung des Gehäuses sein. Darunter befindet sich der Power-Schalter, bei dem die Produktentwickler auf eine einfache Taster-Variante gesetzt haben. Modelle, die einen umlaufenden Rahmen als Sicherung gegen versehentliches Ausschalten besitzen gefallen mir in dieser Preisklasse eigentlich besser, sind aber keine Pflicht. Rechts daneben geht es weiter mit dem Main-Mix-Out, der als symmetrisches XLR-Paar angelegt ist. Ferner sind ein Booth-Ausgang als Stereo-Klinke und ein Record-Out im Stereo-Cinch-Format verbaut.

Zu meiner Rechten sehe ich vier Paar analoge Cinch-Eingänge. Die Verstärkung der inneren beiden Kanäle (zwei und drei), lässt sich mittels zweier Taster zwischen Phono- und Linepegel umschalten. Für die überschaubare, aber dennoch nicht völlig ausgestorbene Spezies der Vinylisten, die mit vier Plattenspielern unterwegs sind, ist hier erst mal Ende im Gelände. Es sei denn, sie besitzen einigermaßen aktuelle Turntables mit Digitalausgängen. Diese ließen sich nämlich mit den S/PDIF-Eingängen des DB4 verbinden, die sich wiederum mit unterschiedlichen Sampling- und Bit-Raten befeuern lassen. Direkt daneben ist eine weitere S/PDIF-Buchse platziert, um das Record-Signal digital mit 24 Bit/48 kHz an die Außenwelt zu übermitteln. Ihr folgt eine RJ-45-Buchse mit der verheißungsvollen Aufschrift ‚X-Link’. Bis zum Redaktionsschluss ließ sich nicht in Erfahrung bringen, was genau man damit bei Allen & Heath vorhat. Ich schätze, dass hier – ähnlich wie bei Pioneer – der Anschluss von digitalen Zuspielern via Ethernet möglich sein wird.

Der bunte Konnektivitäts-Reigen erreicht seinen krönenden Abschluss in Form einer USB-Buchse, die erwartungsgemäß einen Rechner anbindet. Kopfhörer finden ihren Anschluss, sowohl in Form einer Mini- als auch einer Standard-Klinken-Buchse, auf der Oberseite.

Kanalzüge
Schauen wir uns einen der vier identischen Stereo-Kanalzüge im Detail an: Zunächst wählt der DJ mit einem gerasterten Poti und einem dreistufigen Kippschalter, welche der vier analogen-, digitalen- oder vom Rechner kommenden Audioquellen auf dem Kanal landen soll. Trim pegelt den Sound in einem Bereich von +/- 10 dB ein. Darunter beginnt bereits die Klangbearbeitungs-Sektion mit ihren mittengerasterten Potis.

Hier zeigt der DB4 direkt, was sich mit einer volldigitalen internen Signalverarbeitung alles anstellen lässt, denn die Klangregelung kann über einen unscheinbaren, dreistufigen Kippschalter zwischen Isolator-, EQ- und Filtermodus umgeschaltet werden (hierzu mehr unter ‚Klangregelung’). Darunter residiert die Loop-Sektion. Sie gibt sich mit lediglich einem gerasterten Push-Encoder, einer Roll-On-LED und einem zweistelligen Display zunächst zurückhaltend, hat es aber in sich, wie ich in der Sektion ‚Looper’ noch erläutern werden.

Fünf hintergrundbeleuchtete Taster, in denen die Abkürzungen DLY (Delay), VRB (Reverb), RES (Resonators), MOD (Modulators) und DMG (Damage) ausgespart sind, kündigen die Effekt-Sektion an. Ihnen zur Seite stehen ein großzügig dimensionierter FX-Send-Knopf und ein etwas kleinerer Expression-Regler. Darunter folgen zwei Kippschalter, mit denen sich das Audiosignal entweder an eine der beiden Filter-Einheiten oder auf eine Crossfader-Seite senden lässt, was konzeptionell einen Reverse-Schalter (umgangssprachlich „Hamster-Switch“) überflüssig macht.

In Mittenstellung wandert das Signal am Filter und Crossfader vorbei, direkt auf den Linefader (auch bekannt als Putzfrau-Modus: „Leg einfach eine CD ein und zieh die Regler hoch, dann kommt was“). Rechts daneben hat der Cue-Taster seinen Platz gefunden. Vorletztes Glied in der Kette ist der 60-Millimeter Dual-Rail-Fader. Wie bei Allen & Heath nicht anders zu erwarten gleitet er butterzart über die Leiterbahn. Er wird von einer 13-segmentigen Pegelanzeige flankiert, die verlässlich Auskunft über die gerade anliegende Signalstärke gibt. Dank digitaler Steuerung kann sie zwischen Bar (Standard VU-Meter), Dot (nur die Pegelspitzen werden von einer einzelnen LED angezeigt) und Peak (Signalspitzen werden gehalten) umgeschaltet werden.

Die Kanäle schließen mit einem FX-On/Off-Taster ab, der zwei Modi kennt: Kurz angetippt wird der Effekt durchgehend ein- und ausgeschaltet, länger gedrückt bleibt der Effekt nur so lange eingeschaltet, bis man den Taster wieder loslässt. Die Unterscheidung zwischen Latch (temporär) und Switch (schalten) wiederholt sich übrigens auch beim Looper und in den beiden Filtersektionen.
Plus Eins
Neben den vier Haupt-Kanalzügen wartet auf der linken Mischpult-Seite ein zusätzlicher Kanal auf den Anschluss eines Mikrofons oder einer Line-Quelle. Im hohen Norden sitzt eine Mono-XLR-Buchse, die leider ohne zuschaltbare Phantomspeisung auskommen muss. Die darunter liegenden Cinch-Buchsen nehmen Line-Signale entgegen. Da sich das Cueing per Routing-Menü auch auf den Record- oder Booth-Out legen lässt, kann sich der Nutzer hiermit bei Bedarf auch eine externe Aux-Schleife bauen. Den Eingängen folgt ein Zweiband-EQ (High / Low) samt Gain, Cue- und Channel-On Taster sowie einem Poti zur Lautstärkeregelung. Ein praktischer Schalter auf südlicher Position weist das Audiosignal, wie bereits erwähnt, dem ersten Haupt-Kanal zu.
Klangregelung
Schon die erste Sektion der Kanalzüge begrüßt den DJ mit einem Highlight in Form einer umschaltbaren Klangregelung. Sie kennt die Betriebsmodi EQ, Isolator und Filter. Was in Analogtechnik nur mit größtem Materialaufwand zu realisieren wäre, da drei komplett unterschiedliche Schaltungsdesigns erforderlich wären, ist mit Digitaltechnik nur eine Hebelbewegung des dreistufigen Kippschalters entfernt. m Isolator-Betrieb agieren die Bänder High, Mid und Low mit einer Anhebung von +6 dB und einer Absenkung bis ins Unendliche. Ist der EQ-Modus aktiv, verhält sich der Cut mit maximal 26 dB etwas zahmer.

Audio Samples
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Equalizer Isolator Kanalfilter

Ein Blick auf den Analyzer offenbart, dass sich die Höhen, Mitten und Bässe in weiten Bereichen überlappen. Wäre der DB4 in Analogtechnik aufgebaut, würde dies zu einer erheblichen Pegel-Addition in den Grenzfrequenzen führen. Ist er aber nicht! Vielmehr haben es die cleveren DSP-Programmierer geschafft, dem Equalizer die klanglichen Qualitäten eines analogen Passiv-EQs mit auf den Weg zu geben, bei dem sich Anhebungen im selben Frequenzbereich nicht addieren. Entsprechend breit und musikalisch agiert die Klangregelung über alle Bänder hinweg. Reißt der DJ alle Bänder gleichzeitig auf, verbiegt dies den Frequenzgang nicht, sondern resultiert lediglich in einer Pegelanhebung.

Die Position ‚Filter’ verwandelt die Sektion in ein Resonanz-Bandpass-Filter mit 18 dB Flankensteilheit, wobei das High- und Low-Poti die Eckfrequenzen nach oben und unten bestimmen. MID justiert die Resonanz. Auch farblich gibt der Mixer Auskunft über den gerade eingestellten Betriebsmodus: In Isolator-Stellung leuchten alle drei Drehregler blau, im EQ-Betrieb rot. Im Filter-Modus leuchtet nur das Mitten-Poti rot, die beiden anderen hingegen blau.

Looper
Die Besonderheit der Loop-Sektion besteht darin, dass die Audioaufzeichnung auch bei aktivierter Schleifenwiedergabe automatisch für volle vier Takte weiterläuft. Ein Beispiel: Der Looper ist auf einen halben Takt eingestellt, er wird gestartet und gibt den Loop wieder. Nun kann man die Länge im laufenden Betrieb beliebig ändern, da ja im Hintergrund volle vier Takte gespeichert wurden – ein Kunststück, das bislang nur am Rechner machbar war. Auch hier findet eine Unterscheidung zwischen Antippen und gedrückt halten statt. Wichtig: Betätigt man den Loop-Encoder nur kurz, wechselt der DB4 in einen permanenten Loop – nochmaliges Drücken beendet diesen. Hält man den Taster jedoch gedrückt, läuft die Schleife nur solange, bis man den Regler wieder loslässt. Dabei ist die Loop-Länge auch bei gedrücktem Encoder noch veränderbar, womit sich entsprechend spektakuläre Breaks abfeuern lassen. Das Schleifen-Raster reicht von vier Takten bis zu einem Vierundsechzigstel Takt (4, 2, 1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, 1/32, 1/64) und ist im zweistelligen Display abzulesen. Zusätzlich gibt eine mit Roll-On beschriftete LED Auskunft, ob gerade eine Schleife läuft.

Effekte
Dank DSP-Power lässt sich jeder einzelne Kanal mit einem von neunundvierzig Effektprogrammen bestücken. Sie sind in die Gruppen DLY (Delay), VRB (Reverb), RES (Resonators), MOD (Modulators) und DMG (Damage) unterteilt. Nachdem man sich über den zugehörigen Taster für eine Abteilung entschieden hat, können die verschiedenen Effekt-Variationen mit dem Select-Taster und dem Select/Adjust-Encoder angesteuert werden. Alle Programme, bei denen eine Temposteuerung sinnvoll ist, arbeiten sofort nach ihrer Aktivierung mit der vom Beatcounter treffsicher ermittelten Geschwindigkeit.

Audio Samples
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Delay FX FatQ Delay FX ThinQ

Für den unwahrscheinlichen Fall eines plötzlichen Druckabfalls, ich meine natürlich, dass sich der BPM-Counter mit seiner Schätzung irren sollte, empfiehlt es sich die Geschwindigkeit manuell einzutappen. Über den großzügig dimensionierten Dry/Wet-Regler wird der Effekt-Anteil zugemischt, der kleinere Expression-Poti greift – abhängig vom gewählten Programm – auf den klanglich relevantesten Parameter (beispielsweise Frequenzbereich, Feedback oder Resonanz) zu. Betätigt man den Effekt-Taster zusammen mit dem FX Adjust-Encoder, versetzt das die Effektsektion in den sogenannten Kill-Send-Modus. Er schaltet das Eingangssignal bei voll aufgedrehtem Effekt-Regler stumm, sodass nur noch der Effekt-Anteil hörbar ist. Das Display gibt bereitwillig Auskunft über den jeweiligen Betriebszustand und scheut sich nicht auch andere Attribute wie BPM-Zahl oder Klang-Parameter aufzubereiten (bei einigen Programmen wie beispielsweise den Delays, sieht man hier sogar eine kleine grafische Darstellung der Frequenzkurve).

Die gebotenen Algorithmen decken so ziemlich alles an Sound-Verhübschungs-, aber auch Dekonstruktions-Möglichkeiten ab, was die letzten sechzig Jahre Studiotechnik hervorgebracht haben: Die Spanne reicht von wirklich exzellenten Hallräumen, über verschiedenste Delays und Klassiker wie Flanger, Phaser oder Chorus, bis hin zu eher neuzeitlichen Errungenschaften wie Filtern, Resonatoren, Ringmodulatoren und Bitcrushern.

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Mod FX 1 Mod FX 2 Reverb 4

Filter
Neben der Eingangs-Klangregelung und der Effektsektion gibt es noch eine dritte Instanz, in der sich das Audiomaterial durch ein Filter jagen lässt: Das Dual-Sweeping Filter, links und rechts neben den Kanal-Fadern.

Hier warten zwei unabhängige umschaltbare Digitalfilter (High-, Low- und Bandpass) auf ihren Einsatz, die in ihrer Charakteristik den bekannten Analogfiltern der Xone-Serie angenähert wurden. Auch die Bedienung dürfte sich für jeden, der schon mal einen Xone-Mixer vor sich hatte, auf Anhieb erschließen: Zu oberst regelt man die Resonanz zwischen mild und wild, die drei Taster darunter steuern die Filtercharakteristik. Mit dem Frequenz-Poti gleitet man dann durch das Audiospektrum. Die Programmierer bei Allen & Heath haben die Möglichkeit, das Filter digital zu modellieren genutzt, um die von vielen DJs als manchmal als harsch empfundene Robustheit des analogen Vorbildes leicht zu entschärfen. Kann man einen Xone:92 mit voll aufgezogener Resonanz, der richtigen Einsatzfrequenz und dem entsprechendem Audiomaterial bis zur Selbstoszillation bringen, gibt sich der DB4 hier klanglich weitaus milder.

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Filter Mild Filter Wild

Drum und Dran
Eine USB-Buchse in der oberen rechten Ecke dient nicht dazu – wie man auf den ersten Blick vielleicht glauben könnte – dem Mixer MP3-Dateien unterzujubeln, sondern lädt und speichert Konfigurationsdaten. In der Display-Sektion werden globale Parameter konfiguriert, die hauptsächlich das Routing und die Signalverarbeitung betreffen. Zum Beispiel die Phasendrehung am Record- und Booth-Out, die Helligkeit von Display und Bedienelementen (!), das Zurücksetzen des Mixers in eine komplette Neutralstellung aber auch eine Anhebung des Kopfhörer-Ausgangs um satte zwölf Dezibel. Das dürfte allerdings nur bei schwerst hörgeschädigten DJs erforderlich sind, denn der Kopfhörerausgang liefert bereits in der Grundkalibrierung eine Stromstärke, die auch für hochohmige Kopfhörer mehr als ausreichend ist.

Die Kopfhörerbuchsen liegen als Standard- und Mini-Klinke vor und werden über die Lautstärkeregelung und das Poti für das Verhältnis zwischen Cue- und Mix-Signal mit Audiomaterial versorgt. Nicht unterschlagen darf man das Vorhandensein von zwei Kippschaltern, mit denen sich sowohl das Regelverhalten der Kanalfader als auch des Crossfaders an die persönlichen Vorlieben anpassen lässt. Die Upfader lassen sich in drei Stufen vom linearen bis zum exponentialen Kurvenverlauf umschalten. Den Crossfader justiert man – ebenfalls in drei Stufen – zwischen weich und hart.
MIDI-Controller
Als reinrassiger Digital-Mischer hat der Testkandidat vom USB-Anschluss bis hin zur digitalen Abtastung sämtlicher Bedienelemente natürlich schon alles an Bord, um auch als vollwertiger MIDI-Controller zu agieren. Ein Blick auf die lobenswerte MIDI-Implementierung zeigt, dass die Regelstellungen sämtlicher Bedienelemente (bis auf die wenigen analogen Regler der Monitoring-Sektion) an den Rechner übermittelt werden. Und sogar ein bisschen mehr: Über die Taste MIDI-Shift wechselt der Protagonist auf ein zweites Layer. Rotary-Encoder und sämtliche Taster der Effekt-Sektion stehen ihm dann noch einmal mit einer weiteren Befehlspalette zur Verfügung. Bei Redaktionsschluss entdeckte ich im Netz sogar schon ein komplettes Traktor Vier-Deck-Layout. Wichtig ist hierbei daran zu denken, dass im Controller-Betrieb (derzeit) noch eine externe Soundkarte benötigt wird. Denn wenn man den Mischer gleichzeitig als Audiointerface verwendet und mit ihm den Equalizer einer Audiosoftware steuert, ist der interne EQ des DB4 natürlich weiterhin aktiv. Man jagt in diesem Fall das Audiomaterial direkt zweimal durch die Klangregelung. Die Möglichkeit, die einzelnen Klang-Sektionen via Menüsteuerung umgehen zu können, wäre daher ein weiterer Punkt auf meiner Firmware-Update-Wunschliste.

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Praxis

Der Xone:DB4 hat es in sich und das im wahrsten Sinne des Wortes. Präsentiert sich die neue Wunderwaffe von Allen & Heath auf den ersten Blick als grundsolider 4+1-Kanal Mischer, beginnt schon mit der Klangregelung das digitale Wunderland – wo zwar ganz viel Milch und Honig fließen, aber auch manches Schlagloch lauert. Wer beispielsweise an einem Abend unvorbereitet auf den DB4 trifft, sollte tunlichst darauf achten, dass er nicht aus Gewohnheit beherzt in den EQ greift, wenn diese noch im Filter-Modus stehen. Denn auch wenn die beleuchteten Poti-Köpfe einen eindeutigen Farbcode haben: Weiß man nicht was er bedeutet, hilft nur der Blick auf den Kippschalter und den kann man im Eifer des Gefechtes auch schnell mal übersehen.

Hat sich der DJ hingegen mit der höchst flexiblen Eingangsmatrix, der umschaltbaren EQ-Sektion, dem Looper und der Effekt-Sektion vertraut gemacht, dringt er mit dem DB4 in mixtechnische Extremregionen vor, die er sonst nur unter Zuhilfenahme eines Rechners erreichen könnte. Die Möglichkeiten sind dermaßen vielfältig, dass es sich empfiehlt, erst einmal zu überdenken, welches Ziel eigentlich angepeilt wird: So stehen allein drei Instanzen zur Verfügung (Klangregelung im Filter-Modus, Kanal-Effekt, Filter-Sektion), um Filterfahrten zu realisieren. Wenn man dann noch das gleiche Eingangssignal auf zwei Kanäle routet, ihm unterschiedliche Filtereinstellungen gibt, um schließlich mit dem Crossfader zwischen beiden blendet, ist man ziemlich schnell bei ganz großem DJ-Kung-Fu angelangt.

Mit der Looper-Sektion lassen sich per Fingertipp Phrasen verlängern oder effektvolle Mini-Breaks inszenieren. Besonders vom temporären Jam-Roll-Modus geht eine nicht zu unterschätzende Übertreibungsgefahr aus.

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Jamrolls 1 Jamrolls 2

Um das Novum des Samplers voll auszuspielen – er kann nämlich während einer Schleifenwiedergabe aufzeichnen – hätte ich mir noch eine Tastenkombination gewünscht, die einen temporären Loop in einen permanenten Loop verwandelt. Die Effektsektion liefert über alle neunundvierzig Programme hinweg schlicht erste Klasse ab: Besonders die Hall- und Delay-Programme bewegen sich auf allerhöchstem Niveau und ich würde sie ohne zu zögern auch im Studio auf Solo-Instrumente und Gesang einsetzten.

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Hall 480

Die Möglichkeit, den Mikro-Kanal auf den ersten Musik-Kanal zu routen erweist sich als ungemein praktisch, denn so kann man auch einen vokalen Gastbeitrag mit der Effektsektion veredeln. Womit ich direkt bei einem Kritikpunkt angelangt wäre: Die Auswahl der internen Algorithmen ist praxisgerecht und von allerfeinster Qualität. Da aber die gesamten Effekte von Grund auf neu programmiert wurden, hätte ich mir vom Entwicklerteam ein bisschen mehr Kreativität in Hinblick auf die Zielgruppe der DJs gewünscht. Irgendwie vermisse ich hier Audio-Verwurster vom Schlage eines Native-Instruments Beat-Mashers oder Reverse-Grain. Also – ihr da, bei Allen & Heath, im hübschen englischen Cornwall. Bitte beim nächsten Firmware-Update ein paar Buffer-Sauereien, etwas Granular-Geschredder und eine Prise Glitch-Pampe im Bereich der Effekte dazu legen.
Die Audioqualität des Gesamtsystems ist in meinen Augen als tadellos zu bewerten. Mit einem gigantischen Headroom von 26 dB pro Kanal ist es nahezu unmöglich, den Mixer pegeltechnisch zu überfordern. Die Klangregelung packt in allen drei Modi (EQ, Filter, Isolator) bestimmt, aber niemals harsch oder schrill zu. Und auch die Dual-Filter-Sektion wird ihren legendären analogen Vorbildern aus eigenem Haus absolut gerecht. Betreibt man den DB4 im Rechner-Verbund als Soundkarte, beeindrucken die ausgereiften Audiotreiber, welche Allen & Heath seit jeher für alle Audio-Wandler bei den Treiber-Spezialisten von Ploytec programmieren lässt. Ich konnte den Clubmixer im Test, bei laufender Audiowiedergabe durch Traktor, aus- und wieder anschalten. Nach wenigen Sekunden setzte die Software-Wiedergabe ohne zu murren an der Stelle fort, wo sie zuvor so unsanft unterbrochen wurde. Sogar durch einen Factory-Reset im laufenden Betrieb ließ sich kein Absturz provozieren. Auch das Thema Latenz sollte in Anbetracht von einer Millisekunde unter Traktor Pro auf einem Apple MacBook Pro (Core i5 2.53 GHz) nicht unerwähnt bleiben.

Verbesserungspotenzial sehe ich hingegen in der Datenverwaltung via USB-Stick: Sicherlich ist die Möglichkeit, Routing-Einstellungen und weitere Parameter, wie Kopfhörer- und Booth-Lautstärke abspeichern zu können ziemlich praktisch. Ich würde mir aber für zukünftige Firmware-Updates wünschen, auch Filter- und Effekt-Einstellungen – also gewissermaßen komplette Snapshots des DB4 – auf dem Datenträger verewigen zu können. Und wo wir schon bei meiner persönlichen Wunschliste sind: Derzeit vermisse ich auch noch eine Option, einzelne Klang-Sektionen via Menüsteuerung deaktivieren zu können, damit sich im Controller-Betrieb die Equalizer von Audiosoftware und DB4 nicht überschneiden. Im Übrigen bietet der zum Lieferumfang gehörende, formschöne Rucksack genug Platz für Mixer und Notebook während einer Reise.

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Auch wenn es in keinem offiziellen Pressetext so zu lesen sein wird: der Xone:DB4 ist gewissermaßen Allen & Heath´s Versuch, basierend auf dem mit der iLive-Serie gewonnenen DSP-Knowhow, die Kernqualitäten der Xone-Serie in die Digitaltechnik zu überführen. Das Vorhaben ist geglückt! Der Mixer klingt nicht nur so gut wie seine Vorgänger, sondern in vielen Bereichen schlichtweg besser. Die Algorithmen der Equalizer- und Filter-Sektion wurden der Klangsignatur des Xone:92 zwar angenähert, agieren aber über das komplette Frequenzspektrum ausgeglichener und souveräner als das Original. Von der Möglichkeit, die Klangregelung von EQ- über Isolator- bis hin zur Filter-Charakteristik umzuschalten, mal ganz zu schweigen. Damit nicht genug: Die separaten Looper- und Effekt-Sektionen pro Kanal eröffnen in Verbindung mit der flexiblen Eingangsmatrix vielfältige Möglichkeiten des Echtzeit-Remixings, wie sie bislang nur im Computer-Verbund machbar waren. Besonders im Routing und Monitoring zeigt der DB4, was alles geht, wenn ein DJ-Mischer vollständig digital ausgelegt ist. Den Effekten steht ihre Herkunft aus der iLive-Serie, die vornehmlich für Großveranstaltungen konzipiert ist, ins Gesicht geschrieben: Sie klingen durchweg exzellent und besonders den Hall- und Delay-Programmen kann man tatsächlich Studioqualität bescheinigen. Im Kontext eines DJ-Mischers hätte ich mir aber weniger Studio-Standard sondern etwas mehr Experimentierfreude aus dem englischen Cornwall gewünscht. Ferner vermisse ich die Möglichkeit, komplette Szenen (inklusive Klang- und Effekt-Einstellungen) auf einen USB-Stick zu speichern oder die internen Klangmodule einzeln bypassen zu können. Wenn Allen & Heath diese Features bei einem 2.0er Firmware-Update implementieren, gibt es von mir auch noch den allerletzten Stern für diesen hoch-innovativen Mixer.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Qualität der Effektprogramme
  • Robuste Verarbeitung
  • Klangqualität insgesamt
  • Flexibilität des Routings
  • Beleuchtung der Bedienelemente
  • Präziser Beatcounter
  • Klang der Filter-Sektion
  • Kopfhörer-Verstärker
  • Vollwertige MIDI-Funktionalität und
  • Mapping-Dokumentation
  • Bauform der neuen Taster
Contra
  • Etwas konservative Effekt-Auswahl
  • Keine Phantomspeisung am Mikro-In
  • Ausbaufähige Umsetzung von User Presets über USB-Stick (keine Scenes)
Artikelbild
Allen & Heath Xone:DB4 Test
Für 1.749,00€ bei
Technische Daten/Features
  • Features:
  • DJ-Mixer, -Controller und -Interface
  • 4-Kanal-Digital-Mixer
  • Quad FX Core Effekt-Engine
  • BPM-Erkennung für Effekte und Loops
  • 3-Band-EQ/Isolator/Filter auf jedem Kanal
  • Anschlüsse:
  • Mikrofon- bzw. Line-Eingang
  • 4 Line-Eingänge (2 für Plattenspieler umschaltbar)
  • 4 digitale Eingänge
  • USB-Soundkarte (24-bit / 96 kHz) mit 4 Ein- und 4 Ausgangskanälen
  • Xone Dual Filter-System
  • Integrierter Looper mit Loops von 1/16 Schlag bis zu 4 Takten
  • Gewicht: 5,1 Kg
  • Maße: 320 (B) x 358 (T) x 88 (H) mm (ohne Rack-Ohren)
  • Preis: UVP: 2616,- / Straßenpreis: 2190,-

Herstellerlink: Allen&Heath

Herstellerlink: Allen&Heath

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