Die von Roger Linn kreierten Akai Workstations der MPC-Serie, sind nicht zuletzt wegen ihrer großen Pads bei Produzenten sehr beliebt. Doch der Trend geht immer mehr zur computerinternen Arbeitsweise. Das hat natürlich auch Akai erkannt und mit der MPD- Serie Controller aus der Taufe gehoben, die die Vorzüge der MPC auf den Workflow mit Software-Samplern übertragen sollen. Um das „MPC-Feeling“ abzurunden, wurden im MPD 26 Controller die gleichen Pads wie in der MPC 2500 Workstation verbaut.
Wir haben für euch getestet, ob MPD 26, der für ca. 190 € (UVP 229 €) erhältlich ist, mit der Qualität der MPC-Serie mithalten kann und ob der Transfer in die „Moderne“ der Musikproduktion geglückt ist.
Lieferumfang Zum Lieferumfang gehören neben dem Controller ein USB-Kabel, eine Kurzanleitung in deutsch, sowie eine Daten-CD, auf der sich die Editor-Software „Editor Libarian“ sowie Dokumente für diverse Factory-Presets befinden. Leider ist die Software auf der Daten-CD nur für Windows-Rechner geeignet. Ein ausführliches Manual (leider nur in Englisch) sowie die Mac- und PC-kompatible Editor-Software sind im Netz als Downloads erhältlich. Besonders kundenfreundlich zeigt sich Akai hier jedoch nicht: Auf der deutschen Website sind diese Downloads gar nicht zu finden (!) Und selbst auf der US-Website sind sie so versteckt, dass man sie eigentlich nur über Google „orten“ kann.
Sowohl das Kurz-, wie auch das ausführliche Manual sind verständlich geschrieben. Da aber gerade MIDI-Themen oft ein wenig komplexer sind, wäre hier eine Anleitung in deutscher Sprache wünschenswert.
Erster Eindruck Mit seinem Gewicht von 2,2 kg wirkt der MPD 26 ziemlich robust. Während die Oberseite aus Kunststoff gefertigt wurde, ist für die Bodenplatte geschickter Weise Metall verwendet worden. Vier große Gummifüße sorgen für einen guten Halt. Alle Drehregler, Tasten und Fader wirken stabil und sind ergonomisch sinnvoll angeordnet. Die MPC-typischen Pads sind das Herzstück des MPD 26 Contollers. Diese sind ausreichend groß, griffig und bieten ein gutes „Spielgefühl“.
Anschlüsse Auf der Rückseite gibt es einige Anschlüsse zu sehen. Da wäre zunächst die USB-Buchse zur Übertragung des MIDI-Signals und zum Editieren der Presets in der Software. Zudem kann das Gerät darüber mit Strom versorgt werden. MPD 26 lässt sich aber auch über ein optionales Netzteil (6V DC) befeuern (ein günstiges Standard-Netzteil tut’s). Des weiteren stehen zur Übertragung der MIDI-Befehle je eine MIDI-In Buchse und eine MIDI-Out Buchse zur Verfügung. Zum Schutz gegen Diebstahl hat Akai dem Controller eine Vorrichtung für ein Kensington-Lock spendiert.
Features MPD 26 verfügt insgesamt über 16 anschlagsdynamische Pads. Vier Bänke werden mittels der „Pad Bank“-Tasten A-D angewählt. So lassen sich dort bis zu 64 Sounds oder Tonhöhen-Abstufungen eines Sounds platzieren. Die sechs frei zuweisbaren 45 mm langen Fader, welche oberhalb der Pads untergebracht sind, können Continuous Control-Befehle zu einer digitalen Audio Workstation bzw. zu einem externen MIDI-Gerät senden. Ebenfalls frei zuweisbar sind die sechs Endlos-Drehregler.
Von der MPC-Serie übernommen wurden auch die Funktionen „Note Repeat“, „Swing“, „16 Level“, „Full Level“ und „Tap Tempo“. MPD 26 verfügt dazu über je eine Note Repeat-, eine Time Divison-, und eine Tap Tempo-Taste. Unterhalb dieser Tasten ist die Transportsteuerung mit insgesamt fünf Tasten untergebracht. Sie kann entweder MMC (MIDI Machine Clock), MIDI Clock, MIDI Start/ Stop oder definierte MIDI CC-Werte übertragen.
Das blaue LCD-Display ist 70 mm x 40 mm (B x H) groß. Es verfügt über eine helle Hintergrundbeleuchtung und ist von allen erdenklichen Betrachtungswinkeln gut ablesbar. Es dient zur Navigation durch Menüs und zur Anzeige der Werteänderungen bei Optionen und Parametern.
Mithilfe des „Preview“-Buttons werden die Werte eines Controllers auf dem Display angezeigt, noch bevor sie gesendet werden. Der „Value“ Endlos-Encoder dient zur Auswahl der Presets, Parameterwerten und Einstellungen. Der gewählte Wert wird durch Drücken des Reglers bestätigt. Unterhalb dieses Encoders befinden sich zwei Tasten, die zur Navigation durch die Menü- und Optionsfelder dienen.
Mit „Preset“ gelangt man in den entsprechenden Modus. Wie der Name schon vermuten lässt, hat man hier Zugriff auf 30 Preset-Plätze, die entweder im Gerät selbst oder über die entsprechende Software Editor Librarian editiert werden können. Die „Edit“-Taste ruft den gleichnamigen Modus auf, in dem sich das Verhalten der Pads, Regler und Fader, sowie die Grundeinstellungen für jedes Preset ändern lassen.
„Global“ ruft den Modus auf, in dem man MIDI Reset-Befehle und allgemeine Systemeinstellungen vornehmen kann. „Full Level“ sorgt dafür, dass die Pads immer den maximalen Lautstärkewert (127) übertragen, unabhängig davon, wie hart sie tatsächlich angeschlagen werden. Im „16 Level“-Modus spielen die Pads nur einen einzigen Sound ab. Das Sample wird hinsichtlich des Lautstärke-Werts (Velocity) automatisch in 16 Abstufungen auf die Pads verteilt.
Qualität & Praxistauglichkeit Die Bedienelemente wurden klar strukturiert und übersichtlich angeordnet. Wie man es von Akai gewohnt ist, sind die Pads groß, griffig und bieten somit maximalen Spaß beim Einspielen. Die ergonomisch sinnvoll geformten Drehregler haben genügend Abstand zueinander, sodass die Arbeit mit ihnen problemlos von der Hand geht. Alle Tasten sind sehr sinnvoll angeordnet, allerdings ist die Transportsteuerung meiner Meinung nach zu klein geraten. Menschen mit größeren Fingern dürften hier wohl sicher des öfteren versehentlich mal die falsche Taste drücken. Die Fader F1 bis F6 bieten genügend Widerstand gegen versehentliches Verschieben und sind dennoch leicht genug zu bedienen. Allerdings sind sie mir persönlich in ihrer seitlichen Führung ein wenig zu wacklig.
Presets Insgesamt verfügt der MPD 26 über 30 Preset-Plätze, welche allesamt frei editiert werden können. Einige der Presets sind bereits auf gängige Programme wie Cubase oder Reason abgestimmt. Leider war kein Preset für Logic dabei, sodass ich es selbst erstellen musste. Dies funktionierte aber recht leicht und ohne wirkliche Schwierigkeiten.
Edit-Modus Die im Edit-Modus vorgenommenen Veränderungen werden im aktuell geöffneten Preset abgespeichert. Controller können verschiedenste MIDI-Daten senden, während Pads nur Noten- oder Programm Change-Befehle übertragen. Allen Drehreglern und Fadern lassen sich wahlweise auch Control Change oder Aftertouch-Daten zuordnen. Die Taster hingegen begnügen sich mit CC- oder Programm Change-Befehlen. Die Verteilung der möglichen MIDI-Befehle auf die verschiedenen Controller finde ich sehr gelungen. So lässt sich der MPD 26 gut für verschiedenste MIDI-Steuerungsprozesse einsetzten. Trotz englischsprachiger Anleitung erweist sich die Konfiguration der Presets im Edit-Modus dank übersichtlicher Menüführung als sehr leicht.
Note-Repeat/ Time-Division Die „Note Repeat“-Taste kann so konfiguriert werden, dass sie so lange aktiviert bleibt, wie man sie gedrückt hält (Momentary) oder eben dauerhaft (Toggle). Die Gate-Funktion bestimmt die Länge der wiederholten Noten. So kann man diese Funktion optimal an seine individuelle Arbeitsweise anpassen.
Eine feine Sache ist der „Time Division“-Button. In Kombination mit den Pads bestimmt man so blitzschnell das Raster der wiederholten Noten. Dies ist in acht Stufen von ¼ Noten bis zu 1/32 Triolen möglich. MPC-typische Drumbreaks, wie man sie von diversen Rap- und House-Stücken aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern kennt, sind so nun endlich auch per Controller zu realisieren. So macht Drum-Programming wirklich Spaß!
Über „Time-Division“ in Verbindung mit den Pads greift man außerdem auf das bereits erwähnte Swing-Verhalten der Note-Repeat-Funktion zurück. Der Swing ist hier in acht Stufen von 50 % (Swing off) bis zu einem Anteil von 64 % (Full Swing) einstellbar, was sich als sehr praktisch erweist, da man so viel schneller und intuitiver diverse Swing-Anteile „mal eben“ ausprobieren kann.
Insgesamt macht die Arbeit mit der „Note Repeat“-Funktion viel Spaß und unterstützt den Workflow ungemein. Unabhängig vom verwendeten Sequenzer kann man hier einzelnen Noten den MPC-Swing verpassen. Eine Kleinigkeit gibt es in dieser Hinsicht trotzdem zu verbessern. Drückt man im Note Repeat-Modus nämlich eines der Pads, so wird die erste Note der Wiederholungs-Sequenz nicht gespielt. Die Ausgabe der MIDI-Daten beginnt somit erst ab der zweiten Note. Das kann man natürlich dadurch verhindern, dass man die Pads immer ein wenig früher anspielt. Aber im Sinne des Erfinders ist das wohl nicht.
Parameter-Edit Das Editieren der verschiedenen Parameter der Pads, Fader und Drehregler geht beim MPD 26 im Edit-Modus leicht von der Hand. Dank des großen, hellen Displays und der vielen Bedienelemente gibt es diesbezüglich keine Probleme zu vermelden. Egal ob Control Change-, Aftertouch-, oder Increment/ Decrement-Parameter, alle lassen sich am MPD 26 bei sämtlichen Controllern wirklich sehr leicht konfigurieren.
Gobal-Mode Im „Global Mode“ werden die allgemeingültigen Einstellungen des MPD 26 vorgenommen. Mit der „Kill MIDI“-Funktion können im „Notfall“ alle MIDI-Signale unterbrochen oder alle Controller-Signale zurückgesetzt werden. Hier wird auch der Common MIDI Kanal bestimmt. Die Pads sind hinsichtlich dreier Attribute konfigurierbar. Die „Pad Sensitivity“ bestimmt die Empfindlichkeit der Pads. Sie ist in insgesamt 16 Stufen einstellbar. Die „Pad Velocity Curve“ bestimmt hingegen, ob sich der ausgeübte Druck im Verhältnis zum Velocity-Wert nun linear oder logarithmisch verhält. Dieser Wert ist in vier Stufen einstellbar. „Pad Threshold“ regelt die minimale Kraft, die auf ein Pad ausgeübt werden muss, um es zu aktivieren. Die diversen Kofigurationsmöglichkeiten der Pads ermöglichen auf vielfältige Weise, den MPD 26 auf die individuelle Spielweise abzustimmen. Drums wird schnell die nötige „Lebendigkeit“ eingehaucht. So macht die Sache sehr viel Spaß und man kommt schnell zum gewünschten Ergebnis.
Die MIDI-Clock kann entweder intern erzeugt und gesendet oder von außen empfangen werden. Die „Tap Tempo Average“-Funktion regelt, wie oft die „Tap Tempo“-Taste gedrückt werden muss, um das Tempo zu ermitteln. Abgespeichert werden die „Global Settings“ mit Hilfe von „Save-Setup“. Per „Sysex Tx“ lassen sich diese auch über MIDI als SysEx-Dump übertragen und in Sequenzern aufzeichnen. Generell sind die globalen Einstellung des MPD 26 dank des übersichtlichem „Global-Mode“ wirklich kinderleicht zu verändern. Daumen hoch!
Latenz Wird MPD26 über USB-MIDI betrieben, ist eine leichte Latenz spürbar. Diese hält sich allerdings absolut im Rahmen. Bei der Arbeit mit einen 5-poligen MIDI-Kabel kommt es hingegen zu keiner spürbaren Verzögerung. Der MPD Controller bietet somit in beiden Arten der MIDI-Verbindung das nötige „Live“-Gefühl beim Einspielen der Sounds – so, wie man es auch von der MPC-Serie her kennt.
Software Die beiliegende Software Editor Libarian/ Vyzex der Firma Soundquest bietet alles, was man zur Editierung der Presets benötigen könnte. Neben der sehr guten grafischen 1 zu 1 – Umsetzung der Geräteoberfläche bietet das Programm Funktionen wie „Collection View“ oder „Set File View“ und eine sehr gute Darstellung der Realtime-MIDI-Daten. Komplette Settings können bequem geändert, gespeichert oder geladen werden.
Mit MPD 26 ist Akai der Transfer des Workflows der MPCs in die aktuelle Welt der computerinternen Arbeitsweise geglückt. Es gibt noch ein paar leichte Einschränkungen wie z.B. der kleine Fehler bei Note Repeat. Aber im Gesamten betrachtet geht die Rechnung auf. Akai bietet hier einen hochwertigen Controller, der echt Spaß macht. Sowohl am Gerät selber wie auch über die mitgelieferte Software ist der MPD 26 sehr leicht zu konfigurieren. Das ist meiner Ansicht nach „Best of Both Worlds“. – Die intuitive und bewährte Arbeitsweise der MPC-Serie gepaart mit den Vorzügen des Musizierens am Computer. Linearer Sequenzer und optimale Datenverwaltung – Da kommt Freude auf!
So kann man den MIDI-Controller allen Musikschaffenden empfehlen, die neben allen anderen Sounds auch ihre Rhythmus-Elemente am Rechner einspielen möchten. Und das dürfte wohl die Mehrheit sein, mutmaße ich mal. Darüber hinaus eignet sich der MPD 26 hervorragend als Controller für DJ-Softwares wie z. B. Seratos Scratch-Live oder Traktor-Scratch von NI. Auch hier lohnt sich mal ein Blick…
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Hochwertige MPC-Pads mit zahlreichen Optionen
Time-Divison und Swing direkt über die Pads veränderbar
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Braettert sagt:
#1 - 17.08.2011 um 16:49 Uhr
wo gibts n ein fertiges preset für traktor scratch? :)