Sandberg Electra TT4 Test

Der Fender Jazz Bass ist aufgrund seiner klanglichen Flexibilität und einfachen Handhabung für viele Bassisten nach wie vor das Nonplusultra. Nahezu jeder Hersteller hat deshalb mittlerweile seine eigene Interpretation des genialen Originals von Leo Fender im Programm und wirbt im hart umkämpften Wettbewerb um die Gunst der geneigten Tieftöner. Die deutsche Firma Sandberg zählt zweifellos zu den erfolgreichsten Anbietern von Vintage-Style-Bässen und bietet mit dem California TT4 einen Jazz Bass an, der mit modernen Features auf der Stand der Zeit gebracht wurde. Für Bassisten mit knappem Budget hat die Braunschweiger Firma erfreulicherweise auch eine preisgünstige Version dieses Modells im Programm: die Bässe aus der sogenannten Electra-Serie werden im Braunschweiger Werk zusammengebaut, die Einzelteile lässt Sandberg aber aus Kostengründen in Korea fertigen. In diesem Test fühlen wir einem viersaitigen Sandberg Electra TT4 in einer schicken “Tobacco Sunburst”-Lackierung auf den Zahn.

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Details

Der Lindekorpus unseres heutigen Testkandidaten wurde mit einem schönen Hochglanz-Finish in “Tobacco Sunburst” versehen und trägt ein Tortoise-Pickguard – rein optisch kommt der Electra TT4 also schon mal ziemlich klassisch daher. Wer nicht auf diese Art der Lackierung steht, kann den TT4 aber auch wahlweise in “Creme” oder in “Black” ordern, die restlichen Spezifikationen bleiben bei allen drei Ausführungen gleich.

Fotostrecke: 4 Bilder Obwohl die Korpusform des Electra TT4 …

Der Ahornhals wurde mit sechs in Hülsen sitzenden Schrauben mit dem Korpus verbunden und trägt ein Griffbrett aus Palisander. Als Finish kommt eine dezente Satin-Lackierung mit organischer Haptik zum Einsatz.
Im Griffbrett sitzen schließlich 22 Bünde sowie ein Nullbund; zur Lagenorientierung gibt es lediglich kleine Punkte an der Griffbrettflanke. Sandberg hat die Halskonstruktion mit modernen Features (wie beispielsweise einer bombenfesten Sechspunkt-Verschraubung und einem Nullbund) versehen, um im Bereich der Stabilität und bei der Handhabung des Basses Verbesserungen zu erzielen.

Fotostrecke: 3 Bilder 22 Bundstäbchen haben im Griffbrett Platz gefunden.

Gleiches gilt für die Hardware-Ausstattung des Electra TT4: Als Steg kommt ein sehr solides und massives Modell von Sandberg zum Einsatz, das über sämtliche Einstellmöglichkeiten verfügt, die man von einer modernen Stegkonstruktion erwarten kann.
Sogar die Saitenabstände können im engen Rahmen justiert werden und die Saitenreiter lassen sich nach dem Setup mit kleinen Inbusschrauben fest arretieren – Vibrationen oder Scheppergeräusche werden somit effektiv eliminiert. Außerdem werden die Saiten bequem von oben in die Bridge eingelegt (Quick-Release), was gerade bei einem Wechsel unter Zeitdruck sehr von Vorteil ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Korpusseitig werden die Strings …

Auf der traditionell gestalteten Kopfplatte sitzen ein großer Saitenniederhalter und vier Stimmmechaniken im Vintage-Stil. Der Saitenniederhalter von Sandberg sorgt dafür, dass die drei hohen Saiten im gleichen Winkel zu den Mechaniken laufen wie die E-Saite – der Auflagedruck aller Saiten ist also konsistent, ähnlich wie bei einer abgewinkelten Kopfplatte.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Blick auf die Kopfplatte des Sandberg Electra mit …

Für den Sound sind beim Electra TT4 zwei “Sandberg Designed”-Singlecoils zuständig, und zur Klangformung steht ein aktiver Zweiband-Equalizer zur Verfügung, der ebenfalls von Sandberg entwickelt wurde.
Das Cockpit umfasst einen Lautstärkeregler, einem Balanceregler, und die beiden EQ-Regler für Bässe und Höhen. Gespeist wird die Elektronik von einer 9-Volt-Batterie, die in einem Fach mit Klappdeckel untergebracht ist. Die Batterie sollte jedoch regelmäßig ausgetauscht werden, da die aktuellen Electra TT4-Modelle im Gegensatz zu den früheren Modellen leider keine Passiv-Option mehr bieten – ohne Saftspender geht also gar nichts!

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Sandberg-Singlecoils sorgen für die Abnahme der Saitenschwingung.

Praxis

Mein Testbass bringt ziemlich genau 4kg auf die Waage und liegt damit gewichtsmäßig für einen Viersaiter völlig im Rahmen. Am Bassgurt pendelt sich der Electra TT4 eher in der Waagerechten ein, wie man es von traditionell konstruierten Bässen im Fender-Stil in der Regel gewöhnt ist. Die Kopflastigkeit hält sich aber durchaus im vertretbaren Rahmen, wie ich finde. Abhilfe könnten hier sicherlich leichtgewichtige Tuner an der Kopfplatte schaffen – derartige Exemplare sind bei Sandberg aber den kostspieligeren California TT4-Modellen aus deutscher Fertigung vorbehalten.

Eine leichte Kopflastigkeit ist bei allen Jazz-Bass-angelehnten Modellen quasi Genre-immanent!
Eine leichte Kopflastigkeit ist bei allen Jazz-Bass-angelehnten Modellen quasi Genre-immanent!

Ein Highlight des preisgünstigen TT4-Modells ist für mich ohne Frage der Hals: Das schlanke Profil lässt sich in allen Lagen butterweich spielen und das Satin-Finish sorgt für eine edle, Nobelbass-mäßige Haptik. Mein Testkandidat kam zudem mit einem ausgezeichneten Setup an meiner Haustür an – sowohl die Halskrümmung als auch die Saitenlage waren ab Werk perfekt justiert, sodass sich der Bass wirklich leicht spielen lässt.

Der Hals unseres Testbasses fühlt sich einfach fantastisch an!
Der Hals unseres Testbasses fühlt sich einfach fantastisch an!

Bei stärkeren Anschlägen scheppern allerdings ein paar Töne um den 18. Bund auf der G-Saite, und auch die Leersaite neigt zu leichtem Rasseln. Die Bundierung meines Testkandidaten wurde also scheinbar nicht 100%ig akribisch vorgenommen, im Großen und Ganzen lässt es sich damit aber noch gut leben, so lange man nicht ständig jenseits des 12. Bundes unterwegs ist.

So viel erst einmal zu den Themen Handhabung und Spielkomfort – kommen wir daher direkt zu den klanglichen Fähigkeiten des Sandberg Electra TT4. Keine Frage, der Electra TT4 tönt prinzipiell wie ein Jazz Bass und liefert mit dem Balanceregler in Mittelstellung einen vollen und ausgewogenen Sound:

Audio Samples
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Beide PU, EQ flat

Obwohl der EQ noch komplett außen vor ist, klingt der Electra in meinen Ohren allerdings leicht gescoopt und kommt deshalb etwas moderner rüber als ein klassischer passiver Jazz Bass. Sehr positiv finde ich, dass mein Testbass keinerlei Deadspots aufweist und bereits unverstärkt bemerkenswert gut schwingt. Alle Töne verfügen über ein sattes Sustain klingen sehr gleichmäßig aus.

Klanglich präsentiert sich der Sandberg Electra TT4 etwas moderner als das Original aus den USA.
Klanglich präsentiert sich der Sandberg Electra TT4 etwas moderner als das Original aus den USA.

Wenn man nun auf den Halstonabnehmer blendet, kommt man mit dem Electra TT4 erwartungsgemäß schnell in Preci-Gefilde. Der Sound in dieser Einstellung ist wirklich mächtig und besitzt jede Menge Definition:

Audio Samples
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Neck-PU, EQ flat

Vor allem mit leicht geboosteten Bässen und abgesenkten Höhen geht der Sandberg trotz seiner grundsätzlich etwas moderneren Ausrichtung durchaus in Richtung Vintage:

Audio Samples
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Neck-PU, Bass-Boost, Treble-Cut

Klar, mit der Ausrichtung auf Jazz-Bass-Sounds mit einer moderner Note eignet sich der Electra natürlich auch bestens für transparente Slapsounds, wie man im nächsten Beispiel eindrücklich hören kann. Mit dem Onboard-EQ habe ich hier die Bässe komplett und die Höhen zu etwa 50% angehoben:

Audio Samples
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Beide PU, Bass: 100%, Treble: 50%
Vor allem knallige Slapsounds machen auf dem Electra richtig Spaß!
Vor allem knallige Slapsounds machen auf dem Electra richtig Spaß!

Der Höhenregler eignet sich zudem hervorragend zur Hervorhebung der Attacks bei Fingerstyle-Sounds, falls mal mehr Durchsetzungkraft im dichten Bandmix gefragt sein sollte. Ich habe die Höhen bei der folgenden Aufnahme zu etwa einem Drittel geboostet:

Audio Samples
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Beide PU, Treble-Boost

Der Stegtonabnehmer sitzt beim Electra TT4 in der sogenannten 60’s-Position und liefert noch ausreichend tiefe Frequenzen für tragfähige Begleitsounds. Noch schöner und ausgewogener kommt der Stegtonabnehmer-Sound allerdings mit einer Portion vom Bass-EQ und abgesenkten Höhen. Ein toller Sound für solistische Einlagen und filigranere Bassarbeit!

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost, Treble-Cut
Sandberg_Electra_II_TT_4_S_002_FIN
… leicht bauchiger als das Vorbild daherkommt, …

Fazit

Wer einen flexiblen Viersaiter sucht, der klanglich etwas mehr in die moderne Richtung tendiert und beispielsweise satte Slapsounds liefert, ist dieser Einsteiger-Sandberg definitiv die richtige Wahl! In Sachen Spielkomfort rangiert der Electra TT4 darüber hinaus in seiner Preisklasse fraglos am oberen Ende der Skala. Sein Hals fühlt sich beeindruckend geschmeidig an und lässt sich wirklich butterweich spielen. Punkten kann der Jazz Bass der Braunschweiger Bassmanufaktur zudem mit einer sehr soliden Hardware-Ausstattung, und auch an der Verarbeitungsqualität gibt es – mit Ausnahme der oben erwähnten ganz leichten Ungenauigkeiten bei der Bundierung – absolut nichts zu kritisieren!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Jazz-Bass-Sounds mit moderner Note
  • erstklassiger Spielkomfort
  • sehr solide Hardware
  • geschmackvoll abgestimmter EQ
  • sehr gute Verarbeitungsqualität
Contra
  • leichte Kopflastigkeit
  • kleine Bundabrichtungs-Ungenauigkeiten um den 18. Bund
Artikelbild
Sandberg Electra TT4 Test
Für 959,00€ bei
Sandberg_Electra_II_TT_4_S_008_FIN
Korpusseitig werden die Strings …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Sandberg
  • Herstellungsland: Korea/Deutschland
  • Modell: Electra TT4
  • Korpus: Linde, Tobacco Sunburst Finish
  • Hals: Canadian Hardrock Maple, Palisander-Griffbrett, 22 Bünde, sechsfach verschraubt
  • Mensur: 34“, 864 mm
  • Hardware: Sandberg Bridge, Vintage Mechaniken, verchromt
  • Tonabnehmer: 2 Sandberg Designed Singlecoils
  • Preamp: Sandberg Designed Zweiband, aktiv
  • Gewicht: ca. 4 kg
  • Preis: 769,- Euro (Ladenpreis im Juni 2021)
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Profilbild von Ralfo

Ralfo sagt:

#1 - 22.06.2021 um 16:15 Uhr

0

Ungenauigkeiten bei der Bundierung sind doch ein absolutes No-Go! Hätte ich so einen Bass bekommen, hätte ich den direkt zurück gegeben. 4,5 Sterne dafür? Ernsthaft?

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 23.06.2021 um 05:51 Uhr

    0

    Hi Ralfo!Prinzipiell hast du absolut Recht. Bei unserem Testbass sind diese Ungenauigkeiten allerdings wirklich nur marginal, sodass wir uns dennoch zu dieser Bewertung und lediglich einem kleineren Punktabzug entschieden haben.Viele Grüße, Lars

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