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BluGuitar AMP1 Test

Mit seinem BluGuitar Amp1 präsentiert Thomas Blug, den man nicht nur hierzulande unter anderem auch durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem saarländischen Verstärkerbauer Hughes & Kettner kennt, seinen ersten eigenen Gitarrenverstärker. In ihn ließ der versierte Tour- und Studiogitarrist viele seiner Ideen, sein Knowhow und seine über Jahrzehnte gesammelte Erfahrungen in Bezug auf Ampdesign und Fertigung einfließen.

Und es werde...
Und es werde…


Deshalb soll es sich beim Amp1 auch nicht um die Verbesserung oder Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Konzeptes handeln, sondern um eine neue Gerätegattung im Bodentreterformat. Ob der BluGuitar Amp1 tatsächlich das Zeug dazu hat, die “Ansprüche des professionellen Gitarristen auf der Bühne und im Studio” zu erfüllen, wird unser bonedo-Test zeigen.

Details

Konzept
Der Amp1 von BluGuitar ist ein vollständiger Gitarrenverstärker im Pedalgehäuse. Geht man nach der Papierform, sollte man mit den vier separaten Kanälen und der integrierten 100 Watt Class D Endstufe auch auf großen Bühnen problemlos seinen Mann stehen können. Es sieht so aus, als ob Thomas Blug mit seinem Amp1 tatsächlich neue Wege geht, denn ein kompletter Gitarrenverstärker in einem so handlichen Format ist mir bisher noch nicht untergekommen. Der Pedalamp wiegt gerade einmal 1,2 Kilo und findet dank seiner geringen Abmessungen in fast jedem Gigbag Platz. Fehlt nur noch die aufblasbare Gitarrenbox, und das komplette Gitarristen-Equipment passt ins Handschuhfach.

Die Bedienelemente auf der Oberseite
Auf den ersten Blick sieht unser Testverstärker einem aufwändigen Verzerrer bzw. Multieffektpedal zum Verwechseln ähnlich. Auf der Oberseite befindet sich der Großteil aller Einstellmöglichkeiten sowie drei Fußtaster. Letztere speichern je nach Betriebsmodus entweder drei Presets ab und rufen sie wieder auf, oder wählen die Kanäle, Boost und Hall einzeln an. Dabei bestimmt der linke Fußschalter, ob es im cleanen Kanal zur Sache geht oder ob die Overdrive-Abteilung per Dreiwege-Drehstufenschalter einen von drei Zerrkanälen wählen darf. Zur Auswahl stehen Vintage, Classic und Modern. Der mittlere Taster aktiviert einen Boost und der rechte den integrierten Hall. Schaut man sich die sonstigen Regler genauer an, stellt man fest, dass sie denen eines Gitarrenverstärkers entsprechen. Alle Kanäle teilen sich neben dem Hall eine Dreibandklangregelung, bestehend aus Bass, Middle und Treble. Die Overdrive-Sektion besitzt einen Gain- und einen Masterregler, ein großes Masterpoti regelt die Ausgangslautstärke des Gerätes, die einen beachtlichen Schalldruck erreichen kann. Apropos Endstufenleistung: Unter dem mittig gelegenen Sichtfenster ist eine Nanotube untergebracht. Sie beeinflusst den Klangcharakter der Endstufe und soll auch röhrentypische Endstufenkompressionen realisieren können.

Fotostrecke: 4 Bilder Thomas Blugs AMP1 geht im Floorboard-Design ins Rennen

Custom Controls
Die Sounds der einzelnen Kanäle lassen sich mithilfe einiger Trimmpotis auf der linken Gehäuseseite feintunen, unter anderem kann man hier die Stärke und die Charakteristik des Boosters voreinstellen. Dieser befindet sich übrigens vor, und nicht hinter dem Amp, sodass der Sound nicht wirklich lauter, sondern gesättigter und je nach Einstellung fetter und verzerrter wird. Bis auf den Vintage-Kanal lässt sich die Klangstruktur der unterschiedlichen Abteilungen mit einem sogenannten Tone-Regler abstimmen. Neben der Verwirklichung individueller Soundvorstellungen ist so auch die Anpassung unterschiedlicher Gitarrentypen an den persönlichen Soundgeschmack möglich. Hier liegt auch der Schalter für das integrierte Noisegate, das sich leider nur in zwei Stärken aktivieren lässt. Ein weiterer Schalter ändert den Einschleifweg von seriell auf parallel.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der linken Flanke des Amps…

Die Stirnseite
Neben dem Gitarreneingang finden sich an der Frontseite auch alle sonstigen Anschlüsse des Pedalamps. An Send- und Return-Buchse lässt sich ein Effektgerät einschleifen und der Recording-Ausgang dient als Kopfhöreranschluss oder zur Weiterleitung des Ampsignals an PA bzw. Studiomischpult oder Recording-Equipment.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Frontseite beherbergt diverse Anschlussmöglichkeiten

Unser Kandidat bietet zwei Lautsprecherausgänge, von denen immer nur einer verwendet werden darf. Sollen zwei Boxen angeschlossen werden, ist die richtige Ohmzahl maßgebend, will man das Gerät nicht beschädigen. Zwei in Reihe geschaltete 8-Ohm-Lautsprecher ergeben eine Gesamtlast von 16 Ohm. Würde man sie parallel schalten, wären 4 Ohm das Ergebnis, was in diesem Falle nicht funktionieren würde und die Endstufe auf Dauer beschädigen kann. Der Königsweg sind zwei 16 Ohm Boxen, die parallel verkabelt auf eine Gesamtimpedanz von 8 Ohm kommen. Die Remote-Buchse liegt hier in Stereoklinke-Ausführung vor und ein optionaler Adapter verwandelt sie in einen MIDI In. An diesem lässt sich wiederum die separat erhältliche Remote-Einheit anschließen, wodurch die Programmiermöglichkeiten des Amps um ein Vielfaches erweitert werden. Die Buchse arbeitet aber auch mit handelsüblichen Einfach- oder Zweifach-Fußschaltern zusammen und erkennt dabei automatisch, um welche Art von Schaltern bzw. MIDI Controllern es sich handelt. Neben dem kleinen An-Aus-Schalter wartet schließlich noch die Schukobuchse auf ein Netzkabel.

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Praxis

Praxis und Sound
Als mir der Postbote den Testamp in einem kleinen, unscheinbaren Karton in die Hände drückte, war ich mir nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um den erwarteten Gitarrenverstärker handelte oder doch eher um das bestellte Kilo Kaffee. Der Amp ist mit wenig mehr als einem Kilo wirklich sehr leicht und passt locker in eine Laptoptasche oder in ein Gigbag. Da ich sowieso auf dem Sprung zu einer befreundeten Band war, nahm ich den Amp gleich in seiner Verpackung mit in deren Proberaum, ohne mich vorher in irgendeiner Art und Weise mit ihm auseinandergesetzt zu haben. Als ich ihn den Kollegen unter die Nase hielt und erzählte, dass es sich dabei um einen vollwertigen Amp handelt, erntete ich ungläubige Blicke. Also wurde er kurzerhand an eine 4 x 12 Box angeschlossen, etwas an den Knöpfen gedreht, bis uns der Sound gefiel, und der nächste Song eingezählt. Ich war sehr gespannt, ob sich der Amp in einer lauten Rockband überhaupt durchsetzen kann. Das Ergebnis: Er kann es! Meine Befürchtung, dass der Verstärker eines dieser impulsschwachen Gleichmachertools ist, bestätigte sich nicht. Bei aller Liebe kommt der Amp jedoch gegen die Brachialität eines gut abgehangenen Marshall, Hiwatt oder Voxklassikers nicht an. Der Grund ist unter anderem die massive Absenkung tiefer Frequenzen unterhalb von 90 Hz, was ich später in meinem Studio am Analyzer auch optisch erkennen konnte und mit ein Grund dafür sein dürfte, dass die Endstufe an den Druck und die Direktheit einer Röhrenendstufe nicht heranreichen.
Schauen wir uns zuerst einmal den cleanen Kanal an, der sich an einem Fender-Ideal orientiert. Grundsätzlich hat der Amp im Obertonbereich mehr als genug Reserven. Den Bassregler habe ich sowohl im Proberaum wie auch im Studio immer voll aufgedreht. Die Aufnahmekette ist wie folgt: Tone Tubby Red Alnico, Shure SM 57, UAD 6176 Preamp, Apogee Ensemble, Logic Audio. Bei der verwendete Stratocaster handelt es sich um ein Modell Baujahr 1977 mit Kloppmann-Pickups. Im ersten Soundbeispiel hört man zuerst die Zwischenposition von Steg- und mittlerem Pickup und danach den Halstonabnehmer. Der Bassregler steht auf Maximum, Middle und Treble auf 7 und der Master auf Halbgas.

Audio Samples
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Clean Strat – Steg- u. Mittel-PU, dann Neck-PU

Die eingebaute Röhre beeinflusst das Verhalten der Endstufe tatsächlich und geht mit zunehmender Lautstärke allmählich in die Sättigung über. Vom Spielgefühl her verhält sich der Amp jedoch nicht so organisch, wie man es von klassischen Röhrenamps gewohnt ist, sondern ähnlich wie bei einer guten Simulation. Klanglich ist der weiche Übergang von clean zu angezerrt erstaunlich gut gelungen. Hier hört man den cleanen Kanal in der Vollgasstellung des Volume-Reglers. Der Master steht dieses Mal auf 8, ist also nicht komplett aufgerissen. Die Mitten stehen auf 4 und der Trebleregler auf 5. Die verwendete Gitarre ist wieder die Stratocaster mit aktiviertem Stegtonabnehmer.

Audio Samples
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Clean und Endstufensättigung
Fotostrecke: 2 Bilder Der AMP1 wird mit Softbag ausgeliefert

Der zahmste der drei verzerrten Kanäle trägt die Bezeichnung “Vintage”. Er klingt für meinen Geschmack auch am ausgeglichensten von allen und ist sehr vielseitig einsetzbar. Er beginnt in etwa da, wo der cleane Kanal aufhört, eignet sich bestens für AC/DC- und Aerosmith-artige Sounds und trifft buchstäblich den Nagel auf den Kopf. Die Stratocaster habe ich gegen eine ebenfalls mit Kloppmann-Pickups bestückt PRS getauscht.

Audio Samples
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Vintage Kanal Vintage Kanal Hi Gain

Mit sehr wenig Gain erhält man auch mit dem Classic Kanal fast schon AC30-artige Klänge. Hier habe ich den Gainregler gerade einmal auf 3 gestellt und die 77er Stratocaster in der silbrigen Steg-Mitte Zwischenposition angeschlossen. Der Tone-Regler blieb in der Mittelposition, die mir fast durchweg am besten gefallen hat.

Audio Samples
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Classic Kanal mit wenig Gain

Mit dem Steghumbucker der PRS und dem Gainregler auf Position 8 erhält man sahnige Leadsounds, ohne in Metallbereiche abzudriften. Auch dabei sind Middle und Treble nicht zu weit aufgerissen, denn in diesem Bereich bietet der Amp für meinen Geschmack schon fast zu viel des Guten.

Audio Samples
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Classic Kanal – HiGain mit PRS-Gitarre

Kommen wir zum Modern Kanal. Neben den höchsten Gaineinstellungen bietet dieser auch eine feinere und eher metalmäßige Zerrstruktur. Hier sind Humbucker in jedem Fall die bessere Wahl. An diesem Kanal möchte ich die Wirkungsweise des Tone-Reglers verdeutlichen, weil er dort am stärksten ins Klanggeschehen eingreift. Zuerst hört man den Tone-Regler in der linken, dann in der mittleren und schließlich in der rechten Position.

Audio Samples
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Modern Kanal – Tone-Regler links, mittig, rechts
Fotostrecke: 3 Bilder Und es werde…

Zum Schluss möchte ich noch den integrierten Hall vorstellen, der dem Sound bei Bedarf etwas Tiefe verleihen soll. Wirklich begeistert bin ich vom Klang des Digitalhalls nicht, der hier eine mehr oder weniger gut gelungene Imitation einer Hallfeder darstellen soll. Setzt man ihn nur mäßig ein, lässt er sich live durchaus verwenden. Zuerst hört ihr den cleanen Kanal mit einer Gibson SG ohne, und dann mit aktiviertem Hall.

Audio Samples
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Cleaner Kanal mit SG – Reverb Off, Reverb On
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Fazit

Der Amp1 von BluGuitar ist ein kompletter vierkanaliger 100 Watt Gitarrenverstärker im Bodentreterformat. Er bietet eine breite Palette unterschiedlicher Sounds und ist durchaus geeignet, einigen Mittelklasse-Topteilen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Man muss jedoch darauf achten, den Obertonbereich nicht zu sehr zu betonen, da es sonst schnell zu hart klingt. An die Direktheit und Brachialität alter und gut abgehangener Klassiker wie Vox, Marshall, Hiwatt, Orange usw. kommt der Amp jedoch nicht heran, weil ihm vor allem im Bassbereich der entscheidende Druck fehlt. Dafür befinden wir uns mit ihm in einer recht gemäßigten Preisregion, die ich für absolut angemessen und ausgeglichen halte. Der Amp eignet sich nicht nur bestens zum Üben und für die Probe, sondern macht auch beim Gig eine gute Figur.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • klein
  • leicht
  • vielseitig
  • laut
  • gute Programmiermöglichkeiten
Contra
  • Hallqualität
  • Druck im Bassbereich
Artikelbild
BluGuitar AMP1 Test
Für 648,00€ bei
Vielseitig und kompakt: der BluGuitar AMP1
Vielseitig und kompakt: der BluGuitar AMP1
Technische Spezifikationen
  • Kanäle: Clean, Vintage, Classic, Modern
  • Ausgangsleistung: 100 Watt über Nanotube Endstufe
  • Effekte: Reverb, Noise Gate
  • Effekt-Loop: seriell/parallel, +4/-10dB schaltbar
  • Fußschalter: Clean/Overdrive, Boost, Reverb oder 3 User-Presets
  • MIDI: optional mit MIDI1-Adapter
  • Weitere Features: Custom Control, Kopfhörer- und Recording-Out, Silent Recording
  • Mit optionalem Remote1 oder MIDI-Controller: 2ND Master, PowerSoak und programmierbare Schaltfunktionen
  • Lautsprecher: 1 x 8 Ω, 1 x 16 Ω
  • Spannung: AC 100-240V
  • Maße: 245 x 68 x 192 mm
  • Gewicht: 1,2 kg
  • Preis: 699,00 Euro UVP
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Thomas Blugs AMP1 geht im Floorboard-Design ins Rennen

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