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Aston Microphones Halo Test

Der britische Hersteller Aston hat sich dem Redesign von Reflexionsfiltern zugewandt. Das mittlerweile über Jahre hinweg fast schon einheitliche, gängige Standard-Design dieser mobilen Mikrofon-Klang-Verbesserer hat er dazu nicht nur aufgefrischt, sondern weiterentwickelt.

Aston_Microphpones_Halo_Mic_Screen_11

Herausgekommen ist mit dem Halo ein lilafarbenes Designerstück, das alleine schon aus optischen Gründen einen Platz in einer Kunstgalerie verdient hätte. Ob der Aston Halo neben der Optik vielleicht noch ganz andere Qualitäten besitzt, soll hier im bonedo-Test herausgefunden werden.
Seit einiger Zeit sind artverwandte Filter erhältlich, die sich allesamt der Verbesserung von Mikrofonaufnahmen verschrieben haben. Es gibt diese Mic-Screens in mehreren Qualitätsstufen, für kleine und mittlere Budgets, aber stets in einer ähnlichen Form: Kleine Absorber und Diffusoren formen einen halbe Zylinder, um ein Mikrofon-, das so abgeschirmte Mikrofon wird dadurch ein wenig vom akustischen Umfeld isoliert. Die Aufnahmen klingen dadurch meist isolierter, näher, und trockener. Da es aber am grundsätzlichen Design noch einiges zu verbessern gab und Aston nicht nur als ein weiterer Mitstreiter am Markt mitmischen wollte, haben die Entwickler des Halo einiges an Entwicklungsarbeit investiert und einen Reflexions-Schirm erarbeitet, der sich nicht nur optisch von der Konkurrenz abhebt, sondern vor allem durch seine Konstruktion.

Details

Drei Unterschiede zu bisherigen Mic-Screens

Die ersten drei Dinge, die beim Auspacken auffallen, die sich stark von den Konkurrenzprodukten unterscheiden, sind die Farbe, die Form und sein erstaunlich geringes Gewicht. Die Farbe der Innenseite ist das gleiche Lila, das zur Corporate Identity Astons gehört und bereits auf an den Origin- und Spirit-Mikros sowie elastischen Rycote-Aufhängung zu finden ist. Die Rück-, oder auch hintere Außenseite kommt in hellem Lila daher. Der Aston Halo sieht aus wie ein großer Kokon, wirkt auf mich wie ein organisches Designobjekt und erinnert mich irgendwie an ein großes, farbiges, halbiertes Osterei. Auffällig leicht ist das Teil, denn es wiegt trotz der Ausmaße nur in etwa so viel wie ein ordentliches Großmembran-Kondensatormikrofon. Spitze! 

Fotostrecke: 5 Bilder Blick in den Halo hinein: Der Screen ist anders als übliche Filter.

Die Montage des Aston Halo ist dank weniger Bauteile kinderleicht

Wie bei den bisher erhältlichen Reflektorschirmen ist auch der Halo dazu gedacht, auf ein Mikrofon-Stativ montiert zu werden, und sozusagen in seinem Brennpunkt ein Mikro aufzunehmen. Aston hat dem Halo zu diesem Zweck eine sehr simple Halterung mit auf den Weg gegeben. Mit Hilfe von zwei dicken, massiven Metallschrauben befestigt man die Konstruktion auf einem Mikrofonstativ. Am Mic-Screen ist zu diesem Zweck eine etwa 30 Zentimeter lange Metallzunge befestigt, um die man die wenigen Metall-Bauteile des Halterungssystems befestigt. Die Metallzunge ist wie eine Art Schiene, auf der man den Halo horizontal verschieben kann, um die gewünschte Position zum verwendeten Mikro einzustellen. Zum Verschieben des Schirms löst man ein wenig die Schraube, verschiebt ihn und zieht die Schraube anschließend wieder fest. Fertig. Im Vergleich zu mancher Konkurrenz würde ich sagen: erfreulich wenige Bauteile und daher einfach zu bedienen.

Wenig Metall am Filter
Wenig Metall am Filter

Bei der Farbe des Screens dürften sich die Lager spalten

Die Farbe Lila, die sofort heraussticht, wurde, laut James Young, Grüner von Aston im Jahre 2015, aus zwei Gründen gewählt. Zum einen natürlich, weil es sich hierbei um die Farbe handelt, die Aston auch schon bei ihren anderen Produkten verwendet hat, zum anderen wollten sie sich von der Konkurrenz abheben, bei deren Schirmen man ausschließlich in dunkelgraue, oder schwarze Öffnungen blickt. Mit dem Farbtupfer wollte Aston weg vom technischen, farblosen Look, hin zu einem organischen Aussehen, das der Kreativität förderlich sein soll. Es ist sicherlich Geschmackssache und ich bin mir sicher, dass hier jeder eine eigene Meinung dazu haben wird. Anfangs habe ich den Screen belächelt, inzwischen mag ich den Look und bin schon jetzt ein wenig traurig, den Halo nach dem Test wieder einpacken und wegschicken zu müssen.

Das Lila kann gefallen – muss es aber nicht.
Das Lila kann gefallen – muss es aber nicht.

Der Schirm besteht zu 70 Prozent aus recycelten PET-Flaschen

Eines der Probleme, bisher auf dem Markt erhältlicher Reflektor-Schirme, ist deren hohes Gewicht, und die damit verbundene Stabilität auf gängigen Mikrofon-Stativen. Um den Halo in eine andere Gewichtsklasse zu katapultieren, musste ein neues Material her. Die bekannten Produkte verwenden eine Kombination aus Metall und Akustikschaumstoffen. Die Aston-Ingenieure haben allerdings ein neues Material entwickelt, das sie sich, wie einige anderer Komponenten des Halos, direkt auch gleich noch patentieren haben lassen. Hauptbestandteil, und maßgeblich am geringen Gewicht beteiligt, ist ein Material, welches PET-Filz genannt wird. Es besteht aus dem PET, das man aus den allseits beliebten Plastikflaschen der Getränke-Industrie kennt. Man hat mir seitens Aston zwar versichert, dass es sich um ein aufwändiges Verfahren, und ein hochwertiges Produkt handle. Ich kann mich aber nicht ganz davon losschreiben, nicht schon daran gedacht zu haben, dass ich gerade in einen Schirm aus Cola-Flaschen spreche. Aber Spaß beiseite, die Tatsache, dass hier Recycling-Material verwendet wird verdient Lob, und geht als gutes Beispiel voran.

Die außergewöhnliche Form und die Oberfläche verleihen dem Reflection-Screen seine akustisch überragenden Eigenschaften

Im Gegensatz zu den meisten bisher erhältlichen verwandten Reflektorschirmen schirmt der Halo nicht nur auf horizontaler Ebene, sondern auch auf der vertikalen Ebene ab. Herkömmliche Produkte bilden meist einen Halbkreis, der nach oben und unten komplett offen ist. Nicht so der Halo, denn er ist fast wie eine Halbkugel geformt und hält damit Schall zusätzlich auch aus Richtung Fußboden und Decke kommend ab. Die wenigsten Studios oder Aufnahmeräume besitzen eine vernünftige Decken- oder Fußbodendämmung. Hier spielt der Halo eindeutig einen Trumpf aus, denn gerade schallharte Decken und Fußböden gehören zu den stärksten ersten Reflektoren.
Die Form, die sich Aston natürlich auch hat patentieren lassen, ist übrigens so geschickt gewählt, dass sie bei möglichst kleinen Ausmaßen einen möglichst großen Bereich abschirmt und gleichzeitig so wenige Reflexionen wie möglich zum Mikrofon zurückwirft. Zusammen mit der Faltenoberläche, die auch automatisch eine Vergrößerung der Oberfläche bewirkt, haben es die Aston-Tüftler geschafft, möglichst viel Absorption und Diffusion bei möglichst kleinem Volumen zu bewirken. 

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Praxis

Bug als Feature und Feature als Bug?

Ein Wermutstropfen bei der Benutzung des Aston Halo wird direkt nach der Installation auf dem Mikrofonständer deutlich: Durch die Bauform bleibt relativ wenig Sichtfreiheit auf eventuelle Texte oder Skripte hat, die man bei Sprachaufnahmen unweigerlich benutzen muss und die auch schon so manchem Sänger zu mehr Sicherheit vorm Mikrofon verholfen hat. Hier spielt die nach unten und oben offene Konkurrenz ihren Bug als Feature aus.

Der Halo schirmt weiträumig ab, aber eben auch Blicke…
Der Halo schirmt weiträumig ab, aber eben auch Blicke…

Die Klangbeispiele verdeutlichen den Wirkungsgrad des Halo

Zum „Veranhörlichen“ habe ich ein Großmembran-Kondenser- und einen klassisches dynamisches Mikrofon verwendet. Eine Sprachaufnahme sowie eine kurze Aufnahme einer Akustikgitarre sind mit jeweils zehn Zentimetern Abstand aufgenommen, einmal mit Halo, einmal ohne. Zum Hören der Soundbeispiele bitte unbedingt einen Kopfhörer oder eine gute Abhöre benutzen. Auf Laptop-Lautsprechern wird man sicherlich zu wenig Unterschiede feststellen können.

Audio Samples
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Sprache, Kondensatormikro, mit Halo Sprache, Kondensatormikro, ohne Halo Sprache, dyn. Mikro, mit Halo Sprache, dyn. Mikro, ohne Halo

Die Stimme klingt mit dem Großmembran-Kondensator-Mikro im Halo dicker, beziehungsweise bassiger. Die Mitten klingen sauberer, und die Höhen im richtigen Verhältnis, also nicht so wenig, wie im Vergleich zu den Aufnahmen ohne Halo. Auffällig ist auch der geringere Raumanteil. Die Sprachaufnahme klingt mit dem Aston Halo wie erwartet trockener.
Mit dem dynamischen Mikrofon wird die Absorption des Raumanteiles noch deutlicher. Ohne Schirm hört man deutlich mehr Raumhall. Die Mittennase, die ohne den Schirm bei ungefähr 500 Hertz hörbar ist, fällt mit Schirm nicht mehr ins Gewicht. Dafür entsteht eine Überbetonung bei 250 Hertz. Das Signal klingt mit dem Halo im Gespann auch hier wieder dicker und bassiger.

Audio Samples
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Gitarre, dyn. Mikro, ohne Halo Gitarre, dyn. Mikro, mit Halo Gitarre, Kondensatormikro, ohne Halo Gitarre, Kondensatormikro, mit Halo

Bei den Aufnahmen der Akustikgitarre verhält es sich ähnlich. Diese klingen mit den Halo allesamt amtlicher, und gehen, im Vergleich zur schirmlosen Variante, als Studioaufnahme durch. Sie klingen fetter, man hört deutlich mehr Höhen des Pickings mit den Fingernägeln, und das entscheidende Quäntchen Trockenheit, das Studioaufnahmen so flexibel für die Weiterverarbeitung macht, wird dank des Halo Screens auch mitten im halligen Arbeitszimmer realisierbar. Beim dynamischen Mikrofon wird die Absorption des Raumhalls am deutlichsten. Tolle Performance, die der Aston Halo hier abliefert!

Fotostrecke: 3 Bilder Der Screen macht sich klanglich hervorragend.
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Fazit

Für die unverbindliche Preisempfehlung von 265 Euro erhält man mit dem Aston Halo einen effektiven Mikrofonschirm, der sich dank seines geringen Gewichtes problemlos mit den meisten Mikrofon-Stativen verwenden lässt. Der Wirkungsgrad ist aufgrund der Form und des Materials enorm hoch, wodurch man den Aston Halo sowohl in akustisch ungünstigen Räumen zur klanglichen Verbesserung der Aufnahmen als auch zur Abschottung von Störgeräuschen einsetzen kann. Er verhilft zu einer optimaleren Sprachaufnahme oder kann zur akustisch fokusierteren Instrumenten-Aufnahme eingesetzt werden. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, daher wird das Aussehen des Schirmes polarisieren. Fakt ist, dass ich in der Zeit, in der ich den lila Halo in meiner Regie aufgebaut hatte, von allen meinen Studiobesuchern sofort darauf angesprochen wurde. Und dann fing meistens die Geschichte von vorne an: „Also das ist der Aston Halo, und er besteht zu 70 Prozent aus alten PET-Flaschen…“

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Absorption – nicht nur horizontal, sondern auch vertikal
  • hoher Absorptions-/Diffusions-Grad durch große Oberfläche mit Faltenstruktur
  • geringes Gewicht
  • einfach zu montieren
Contra
  • eingeschränkte Sicht, dadurch schlechte Ablesbarkeit von Manuskripten oder Songtexten
Artikelbild
Aston Microphones Halo Test
Für 284,00€ bei
Aston_Microphpones_Halo_Mic_Screen_12
Features und Spezifikation
  • Akustikmodul: Mikrofon-Reflexionsfilter
  • Material: PET-Filz (zu 70% aus recycelten PET-Flaschen)
  • Konstruktion zur Fixierung an Mikrofonstativ und zur Aufnahme eines Mikros
  • Preis: € 265,– (UVP)
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mike sagt:

#1 - 18.04.2016 um 18:52 Uhr

0

ob der besser ist als die ganzen anderen. dass hinten kein holz oder metall ist ist bestimmt gut. alle filter die ich schon gehört hatten nie gut geklungen.

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