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Test: Nord Organ 3 – Das neue Flaggschiff von Clavia

Warum sollte man sich in Zeiten vielseitiger, hochwertiger Workstations noch ein zwei-manualiges Keyboard kaufen, das ausschließlich Orgel-Sounds bietet? Weil bei so einem spezialisierten Instrument die Nuancen der Orgel-Welt zum Vorschein kommen, die in Stage-Pianos womöglich untergehen würden. Gerade Puristen schätzen diese Reduktion, weswegen bis heute Hersteller die Nachfrage an Orgeln bedienen. Darunter auch Clavia, die neben der Electro- und Stage-Serie eine reine Orgel anbieten. Die C2D bekommt mit der Nord Organ 3 nun einen Nachfolger mit vielen überarbeiteten, aber auch einigen neuen Features. Wir haben das neue Nord-Flaggschiff für euch getestet.

Nord Organ 3 Test | Foto: Clavia Nord
Foto: Clavia Nord

Nord Organ 3 – Das Wichtigste in Kürze

  • 2 x 61 Tasten Waterfall-Tastatur mit 3 Sensoren
  • zwei Zugriegel-Sets pro Manual mit LED-Anzeige
  • 5 Orgel-Modelle (B3, Farfisa, Vox, 2x Pipe)
  • Rotary-Speaker- und Amp-Simulation
  • Modulationseffekte, Delay (mit Tap-Tempo & Filtern) und Reverb mit 6 Algorithmen
  • Vielfältige Anschlussmöglichkeiten (MIDI, USB, Pedale, Rotary, Audio-Outs)
  • Hergestellt in Schweden
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Clavia Nord Organ 3
Clavia Nord Organ 3 Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Clavia Nord Organ 3 – äußerer Eindruck

Wie auch die anderen Nord-Instrumente vermittelt die Clavia Nord Organ 3 auf Anhieb einen extrem kompakten und robusten Eindruck. Die charakteristisch roten Holzseitenteile sind durch Nords guten Ruf fast schon zu einer Art Qualitätsmerkmal geworden. Das Gehäuse besteht aus Metall, ist solide verarbeitet und wirkt sehr vertrauenserweckend für einen langjährigen Bühneneinsatz. Alle Regler, Taster und Fader machen einen robusten Eindruck und haben eine angenehme Haptik. Mit ihren 17 kg bewegt sich die Orgel im Bereich der Konkurrenz. Ähnliches gilt für die Maße (B x T x H: 985 x 446 x 165 mm). Die Anordnung der Bedienelemente wirkt aufgeräumt und übersichtlich, ohne dass man nach bestimmten Features suchen muss.

Ausgepackt: Die Nord Organ 3 ist ein optisches Statement (Foto: Tom Gatza)
Ausgepackt: Die Nord Organ 3 ist ein optisches Statement (Foto: Tom Gatza)

Aufbau und Bedienoberfläche – Performen ohne Submenüs

Die Nord Organ 3 kommt ohne verschachtelte Submenüs aus. Fast alle Parameter haben eigene Regler und vermitteln so den Eindruck, als würde man hier wirklich an einer echten, „analogen“ Hammond-Orgel sitzen. Es gibt zwei authentische Waterfall-Manuale mit jeweils 61 Tasten. Dazu gesellen sich insgesamt vier vollwertige Drawbar-Sets. Pro Manual können also zwei verschiedene Zugriegel-Settings zeitgleich eingestellt werden. Das ist vor allem im Live-Betrieb von großem Vorteil: Ein Knopfdruck genügt, um schnell von einem Manual-Sound zum nächsten zu wechseln – etwa von einer weichen Balladen-Orgel auf eine verzerrte Rock-Orgel.

Hierfür stehen – ähnlich wie beim Nord Stage – fünf verschiedene Orgel-Typen zur Verfügung: Neben der Hammond B3 gibt es jetzt auch eine Soft B3 mit weicherem Sound sowie eine Farfisa, eine Vox-Transistor-Orgel und zwei Pipe-Organ-Modelle.

Hinzu kommen fünf Basspedal-Modelle inklusive einer Moog-Taurus-Simulation, die wahlweise über eines der Manuale oder über ein zusätzlich erhältliches Basspedal gespielt werden können. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die unterschiedlichen Orgelmodelle nicht getrennt auf die beiden Manuale gesplittet werden können. Es lässt sich also nur ein Orgel-Modell zurzeit mit einem Bass-Modell kombinieren. Angesichts der insgesamt 122 Tasten und der vielseitigen Split-Möglichkeiten etwa beim Nord Stage 4 könnte man hier mehr Flexibilität erwarten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die verschiedenen Orgel-Modelle… (Foto: Clavia Nord)

Die Nord Organ 3 bietet nun deutlich mehr Effekte

Im Vergleich zum Vorgängermodell erhält die Nord Organ 3 ein umfangreiches Makeover in Sachen Effekten. So gibt es neben der Percussion-Auswahl eine Modulations-Sektion mit Ringmodulation, Tremolo, Phaser, Flanger und Chorus. Hinzu kommt ein Delay mit Tap-Tempo, zwei Delay-Typen und Filter-Möglichkeiten. Zu den Algorithmen Room, Stage und Hall aus der Nord C2D gesellen sich beim Reverb des Nachfolgers noch Cathedral, Spring und Booth.

Außerdem lassen sich die Effekte nun wahlweise nur auf eines der Manuale anwenden – der Reverb kann sogar vor den Rotary-Speaker geschaltet und somit klanglich verfärbt werden. Natürlich darf auch der Vibrato-Scanner mit sechs Modellen nicht fehlen, der sich ebenfalls separat für die beiden Manuale aktivieren lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die neuen Modulationseffekte… (Foto: Tom Gatza)

Der Rotary-Speaker macht die Musik

Neben einem Dreiband-Equalizer gibt es noch eine überarbeitete Rotary/Amp-Simulation mit drei Amp-Modellen und einem Rotary-Speaker, bei dem zwischen fünf verschiedenen Mikrofonpositionen gewählt werden kann. Für alle Amp-Simulationen stehen außerdem drei verschiedene Drive-Typen mit unterschiedlichen Charakteristika zur Verfügung. Wer sich ein wenig mit dem Konzept der Hammond-Orgel im Jazz/Pop-Kontext beschäftigt hat, dürfte wissen, dass gerade der Sound des Rotary-Speakers/Overdrives die Hammond-Orgel erst zum Leben erweckt.

Bei einem so spezialisierten Instrument ist es also wirklich begrüßenswert, dass Nord ausgerechnet diesem Bereich so viel Detail geschenkt hat. Gerade was Drive-Typen und Mikrofonpositionen angeht, kommt etwa das Nord Stage 4 deutlich schlanker daher. Noch realistischer wäre natürlich ein Half-Moon-Switch für den Rotary-Speed gewesen, der aber nachgerüstet werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rotary-Simulation ermöglicht verschiedene Mikrofon-Positionen. (Foto: Clavia Nord)

400 Presets für Schnellzugriff im Live-Betrieb

Im Speicher finden sich acht Bänke mit jeweils 50 Presets – also insgesamt stolze 400 Speicherplätze. Jedes Preset kann unabhängig für die beiden Manuale angelegt werden, inklusive Effekteinstellungen. Wie bereits erwähnt, sind die Drawbar-Sets nicht nur speicherbar, sondern lassen sich mit einem einzigen Tastendruck austauschen. Dadurch gelingt der Wechsel zwischen Songparts oder Soli nahezu nahtlos. Außerdem gibt es neben jedem Manual drei „Preset“-Buttons. Hier lassen sich etwa Lieblings-Settings abspeichern, die dann unabhängig vom ausgewählten Program/Sound per Knopfdruck erreichbar sind.

Die Drawbars können in zwei verschiedenen Modi operieren: Im Program-Mode zeigen kleine LEDs die Settings der Drawbars im jeweiligen Program an, im Panel-Modus verschwinden die LEDs, und die Settings orientieren sich an der physischen Position der Zugriegel. Leider funktioniert der Preset-Wechsel nur im Jump-Modus, das heißt: Sobald man nach einem Presetwechsel einen Drawbar bewegt, springt der Sound zunächst auf den aktuellen Wert des Reglers. Das kann beim Live-Spiel kleine Stolperfallen verursachen, da man unerwartete Lautstärke- oder Klangsprünge riskiert.

Die smarte Preset-Struktur ermöglicht schnellen Zugriff und spontane Soundwechsel. (Foto: Tom Gatza)
Die smarte Preset-Struktur ermöglicht schnellen Zugriff und spontane Soundwechsel. (Foto: Tom Gatza)

Die Waterfall-Tastatur

Während der Rotary-Speaker maßgeblich für den klassischen Hammond-Sound verantwortlich ist, hängt das authentische Spielgefühl zum Großteil von der Tastatur ab. Wer schon mal an einer echten Hammond gesessen hat, dürfte bei der Nord Organ 3 erstaunt sein, wie nah das Spielgefühl dem Original kommt. Die Waterfall-Tasten sind federleicht und trotzdem robust, also genau richtig für expressive Glissandi. Außerdem ist die Ansprache der Orgel in Kombination mit Keyclick, Percussion und weiteren Nuancen extrem musikalisch und dynamisch. Hier werden die überarbeiteten Tonewheel-Modulationen und die Detailverliebtheit von Nord nicht nur hör-, sondern auch spürbar.

Die Waterfall-Tastatur hat ein sehr realistisches Spielgefühl. (Foto: Clavia Nord)
Die Waterfall-Tastatur hat ein sehr realistisches Spielgefühl. (Foto: Clavia Nord)

Anschlüsse

Neben dem obligatorischen 6,3-mm-Stereo-Klinkenausgang besitzt die Nord Organ 3 auch zwei Outputs (Klinke und 11-poliger Leslie-Standard) zum Anschluss an einen externen Rotary-Speaker mit eingebautem Verstärker. Hinzu kommt ein Aux Out, um etwa den Basspedal-Sound einzeln auszuspielen. Das zusätzlich erhältliche Basspedal hat ebenfalls einen eigenen 5-poligen DIN-Anschluss. Für externe Pedale gibt es drei Eingänge, um Swell, Sustain und Rotary kontrollieren zu können.

Neben einem 3,5-mm-Klinkenanschluss für Monitor In und zwei Kopfhöreranschlüssen gibt es noch MIDI In/Out sowie eine USB-Buchse für USB-MIDI und Firmware-Updates. Somit ist die Nord Organ 3 sowohl mit zeitgenössischer Digitaltechnik ausgestattet, kann aber auch gut mit Vintage-Equipment oder aktuellen Leslie-Speakern kombiniert werden.

Die Orgel ist auch auf der Rückseite gut ausgestattet. (Foto: Clavia Nord)
Die Orgel ist auch auf der Rückseite gut ausgestattet. (Foto: Clavia Nord)
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Die Nord Organ 3 in der Praxis

Nord hat ein erstaunlich gutes Händchen bei der Abstimmung von Spielgefühl und Sound-Engine. Die Ansprache wirkt sehr direkt, was bei vielen bisherigen Orgel-Simulationen oft eines der schwierigeren Unterfangen ist. Auch der Verzicht auf Submenüs zahlt sich beim Workflow aus. Man gelangt sehr schnell zu tollen Ergebnissen und kann den Sound dank der smarten Preset-Struktur im Handumdrehen morphen, ohne lange durch die Presets zu zappen.

Im Vergleich mit der Orgel aus meinem Nord Stage 4 wirkt die Nord Organ 3 insgesamt dynamischer und detailreicher. Das hat wahrscheinlich nicht zuletzt auch mit dem ausgewachsenen, vielseitigen Rotary-Speaker zu tun. Eine tolle Simulation von Leakage und das lebendige Percussion-Verhalten tun hier ihr Übriges – genau wie der Keyclick, der in drei Stufen variierbar ist. Leider lässt er sich nicht komplett ausschalten, was je nach Sound wünschenswert wäre.

Audio Samples
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B3 Preset „Jimmy Smith“ mit Booth Reverb B3 Reggae Setting mit Spring Reverb B3 Gospel-Setting

Dank der vielseitigen Drive-Struktur werden von leichten Crunch-Sounds bis zu stark verzerrten Rock-Orgeln viele Klangvarianten abgedeckt.

Audio Samples
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Starke Verzerrung B3 Rock-Setting B3 Rockiges Setting mit Drive Mode 2 Aktivierung des Drive 1 bei der B3 Aktivierung des Drive 2 bei der B3

Wem das alles zu laut ist, der könnte sich mal bei der „Soft B3“ umschauen. Diese wirkt weicher in der Ansprache, mit sanfteren Obertönen und ist somit gut geeignet für wärmere, flächigere Sounds. In Kombination mit der Effekt-Sektion bewegt sich die B3 auch schnell weg vom Jazz-/Rock-Lieferanten und zeigt erstaunliches Ambient-Potenzial.

Audio Samples
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B3 Soft-Modell mit Swell-Pedal und Reverb B3 mit Reverb und Tempo Delay im Analog-Modus

Die beiden Modelle Vox und Farfisa versprühen sofort 60er-Jahre-Gefühle, lassen sich aber in Kombination mit der Effekt-Sektion auch zu Synthesizer-ähnlichen Klängen morphen.

Audio Samples
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Vox-Orgel Dur-Akkorde mit Hall-Reverb Vox-Orgel auf zwei Manualen gespielt Vox-Orgel mit Chorus-Effekt Farfisa-Orgel mit leisem Stage-Reverb

Ein willkommenes Add-On ist der Moog-Taurus-Sound für das Basspedal, der zusätzlichen Vintage-Charakter und psychedelische Anmutungen hervorruft.

Audio Samples
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Vox Orgel, Taurus Bass, Phaser und Delay

Die beiden Pipe-Organ-Modelle wirken gegenüber den nuancierten Vintage-Orgeln etwas blass, sind aber dennoch repräsentativ und brauchbar.

Audio Samples
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Pipe Organ mit Cathedral-Reverb Soft Pipe Organ mit Reverb
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Fazit – Nord Organ 3 Test

Die Nord Organ 3 ist kein Alleskönner – aber darin herausragend gut. Es geht hier vor allem um authentisches Orgel-Spiel, das sich in der direkten Ansprache und dem realistischen Spielgefühl der Waterfall-Tastatur widerspiegelt. Der dynamische Klang gewinnt durch die detailverliebte Rotary-Simulation und die neue Vielseitigkeit in Sachen Effekten. Kleine Mankos wie etwa der Jump-Modus beim Preset-Wechsel oder die fehlende Split-Funktion werden durch smartes Preset-Management und große Spielfreude aufgewogen. Die Nord Organ 3 richtet sich vor allem an Puristen auf der Suche nach einem authentischen Orgel-Sound.

Nord Organ 3 Test | Foto: Clavia Nord
Für Puristen: Die Nord Organ 3 vereint authentisches Spielgefühl und detaillierten Klang mit direkter Ansprache. (Foto: Clavia Nord)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kraftvoller, dynamischer Sound
  • gutes Spielgefühl
  • detaillierte Rotary-Simulation
  • intuitiver Workflow
Contra
  • keine Split-Möglichkeiten
  • Jump-Modus bei Preset-Wechsel
  • kein Half-Moon-Schalter ab Werk
Artikelbild
Test: Nord Organ 3 – Das neue Flaggschiff von Clavia
Für 3.561,00€ bei
  • Hersteller: Clavia Nord
  • Bezeichnung Nord Organ 3
  • Herkunftsland: Schweden
  • Features:
  • 2x 61 Tasten Waterfall Tastatur mit 3 Sensoren
  • 2 Zugriegel-Sets pro Manual mit LED-Zugriegel
  • 5 Orgel-Modelle (B3, Farfisa, Vox, 2 x Pipe) und 5 Basspedal-Modelle
  • Rotary-Speaker und Verstärkersimulation mit einstellbarem Drive und 3 wählbaren Mikrofonpositionen
  • Modulationseffekte: Ringmodulator, Tremolo, Phaser, Flanger, Chorus
  • 3-Band Equalizer
  • Delay mit Tap-Tempo, Analog-Mode und schaltbaren Filtern
  • Reverb mit 6 Algorithmen: Room, Booth, Spring, Stage, Hall, Cathedral
  • OLED-Anzeige
  • Abmessungen (B x T x H): 985 x 446 x 165 mm
  • Gewicht: 17kg
  • inkl. Netzkabel
  • Anschlüsse: Stereo Out, Aux Out, 2x Kopfhörer, Midi IN/Out, USB-Midi, Rotary Speaker, High Level-Ausgang, Basspedal-Anschluss, Pedal-Anschlüsse für Sustain, Swell und Rotary, Stereo-Monitoreingang
  • Preis: (Verkaufspreis Oktober 2025) EUR 3.561.-

Herstellerseite: https://www.nordkeyboards.com

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Nord Organ 3 Test| Foto: Clavia Nord

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von Tom Gatza

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Profilbild von MartY ATARI

MartY ATARI sagt:

#1 - 05.11.2025 um 10:34 Uhr

0

ohne 2 verschiedenen Orgelsounds total sinnlos...

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