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Keith Richards – ein Leben zwischen Ruhm, Exzess und Rebellion

Nur wenige Musiker verkörpern den Spirit des Rock ’n’ Roll so sehr wie Keith Richards. Als Gitarrist und Gründungsmitglied der Rolling Stones prägte er über Jahrzehnte den Sound einer ganzen Ära. Sein Leben ist eine Mischung aus grenzenloser Kreativität, exzessivem Lebensstil und beinahe unglaublicher Überlebenskunst. Zwischen Bühnenlichtern, Skandalen und zeitlosen Songs entstand eine Legende, die scheinbar nichts zerstören kann. Diese Biografie erzählt die Geschichte eines Mannes, der nie stehenblieb und auch mit über 80 Jahren die Saiten noch zum Erbeben bringt.

Bild: Alamy / Matt Crossick
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Keiths frühes Leben und Wurzeln

Keith Richards wurde am 18. Dezember 1943 in Dartford, Kent, geboren. Als einziger Sohn von Bertrand und Doris Richards wuchs er in relativ einfachen Verhältnissen auf. Einen prägenden Einfluss hatte sein Großvater mütterlicherseits, Augustus „Gus“ Dupree, der in Big-Bands musizierte und seinen Enkel früh mit Jazz und Blues vertraut machte. Von ihm lernte Keith auch sein erstes Stück auf der Gitarre, „Malagueña“, das er auf Gus’ Instrument unermüdlich übte. Seine Schullaufbahn verlief wenig geradlinig. Wie der Nachbarsjunge Mick Jagger besuchte Richards zunächst die Wentworth Primary School, ehe er 1954 auf die Dartford Technical High School for Boys wechselte.

Wegen häufigen Fehlens wurde er jedoch rausgeworfen und begann 1959 ein Studium am Sidcup Art College, einer Kunstschule in London. Im selben Jahr erhielt er von seiner Mutter Doris seine erste eigene Gitarre, ein klassisches Modell der Marke Rosetti. Während sein Vater seine musikalischen Ambitionen eher belächelte, fand Richards stets Unterstützung bei seiner Mutter und seinem Großvater. Das Verhältnis zu seinem Vater blieb die folgenden Jahrzehnte auch eher angespannt. In seiner Jugend hörte Richards zunächst viel Jazz – etwa Billie Holiday oder Duke Ellington –, entdeckte aber bald seine Leidenschaft für Rock- und Bluesmusiker wie Scotty Moore, Muddy Waters, Howlin‘ Wolf und natürlich Chuck Berry.

Eine zufällige Begegnung am Bahnhof mit weitreichenden Folgen

Am 17. Oktober 1961 kam es am Bahnhof von Dartford zu einer zufälligen Begegnung mit Mick Jagger, der inzwischen an der London School of Economics studierte. Jagger trug einige Rhythm-and-Blues-Platten bei sich und stieß damit auf Richards’ Interesse. Aus diesem gemeinsamen Musikgeschmack entwickelte sich ihre Freundschaft. Jagger probte gelegentlich mit seiner Band Little Boy Blue and the Blue Boys, der auch ihr gemeinsamer Freund Dick Taylor angehörte. Richards schloss sich der Gruppe an, die jedoch nie öffentlich auftrat. Bei einem Konzertbesuch stießen die drei auf Brian Jones, der Mick anbot, als Sänger in seine Band einzusteigen. Jagger erklärte sich dazu bereit, stellte jedoch die Bedingung, dass auch seine Freunde Keith Richards und Dick Taylor aufgenommen würden – woraufhin Jones zustimmte.

Keith Richards und Mick Jagger 1967 | Bild: Alamy / David Cole
Keith Richards und Mick Jagger 1967 | Bild: Alamy / David Cole

Der Beginn der Rolling Stones

Am 12. Juli 1962 traten die Musiker erstmals unter dem Namen The Rollin’ Stones auf. Letzterer war von einem Muddy Waters Song inspiriert. In der Besetzung Mick Jagger (Gesang), Brian Jones (Gitarre), Keith Richards (Gitarre), Dick Taylor (Bass), Ian Stewart (Klavier) sowie Tony Chapman oder Mick Avory (Schlagzeug) eröffneten sie ein Konzert des Bluessängers Long John Baldry und spielten vor etwa 100 Zuhörern fünf Coverstücke. Richards setzte nun alles auf eine Karte: Er brach sein Studium am Sidcup Art College ab, um sich ganz der Musik zu widmen.

1963 unterzeichneten die Rolling Stones einen Vertrag mit Decca Records. Ihr damaliger Manager Andrew Loog Oldham arbeitete nun intensiv daran, das Image der Band aufzupolieren. Er positionierte sie bewusst als Gegenentwurf zu den Beatles und verpasste der Band das ihr bis heute anhaftende „Bad Boy“-Image. Auf seinen Rat hin ließ Richards übrigens das s aus seinem Nachnamen fallen und trat bis 1978 unter dem Namen „Keith Richard“ auf. Oldhams wichtigste Entscheidung war jedoch, die Band dazu zu ermutigen, eigene Songs zu schreiben, anstatt ausschließlich ihre Bluesvorbilder zu covern. Damit begann die enge Zusammenarbeit von Mick Jagger und Keith Richards als Songwriter-Duo – der Ausgangspunkt einer einzigartigen Erfolgsgeschichte.

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Der Durchbruch der Rolling Stones

Die ersten großen Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: 1965 erreichte „The Last Time“ als erste Jagger/Richards-Komposition Platz 1 der britischen Charts. Im selben Jahr gelang mit „(I Can’t Get No) Satisfaction“ der Durchbruch in den USA. In den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren erlebten die Rolling Stones ihre kreativen und kommerziellen Höhepunkte mit Alben wie Let It Bleed, Sticky Fingers, Beggars Banquet und Exile on Main Street. Aber natürlich verlief die Karriere der Rolling Stones nicht ohne Turbulenzen. Besonders in den 1980er Jahren bestimmten Konflikte zwischen Keith Richards und Mick Jagger die Banddynamik.

Das Love-Hate-Verhältnis zum Rolling Stones-Frontmann ist legendär ambivalent: enge Freundschaft, kreative Partnerschaft und Respekt, aber auch Konflikte, Eifersüchteleien und geschäftliche Spannungen. Hinzu kamen Drogenprobleme, Besetzungswechsel sowie tragische Verluste, darunter der Tod von Brian Jones 1969 und Charlie Watts 2021. Trotz dieser Rückschläge blieben die Stones ihrer Musik stets treu und arbeiteten kontinuierlich weiter. Ihr bislang letztes Album Hackney Diamonds erschien 2023 und wurde 2025 mit einem Grammy als bestes Rockalbum ausgezeichnet.

Turbulente Jahre: Drogen, Rechtsprobleme und persönliche Krisen

Ein wesentlicher Teil von Richards’ Legendenstatus ist untrennbar mit seinem exzessiven Lebensstil verbunden. Drogenprobleme, Verhaftungen und Anklagen reihten sich über Jahre hinweg aneinander. Was in den 1960er-Jahren mit Alkohol, Cannabis, LSD und Medikamentenmissbrauch begann, mündete in den 1970ern in einer schweren Heroinsucht. Richards selbst erklärte in seiner Autobiografie „Life“, dass er nur deshalb noch am Leben sei, weil er stets auf höchste pharmazeutische Reinheit achtete und bei der Dosierung gemäßigt vorging. Nach mehreren gescheiterten Entziehungskuren gelang es ihm Ende der 70er, den Heroinmissbrauch zu beenden. Gegenüber anderen Drogen wie Kokain, Beruhigungsmitteln und Alkohol blieb er allerdings noch lange Zeit aufgeschlossen.
Mittlerweile ist Richards, von einem gelegentlichen Drink abgesehen, jedoch vollkommen clean und gab vor wenigen Jahren sogar das Rauchen auf.

Keith Richards, 2003 in Boston | Bild: Alamy / Michael Dwyer
Keith Richards, 2003 mit den Rolling Stones in Boston | Bild: Alamy / Michael Dwyer

Beziehungen, Familie und Privates

Ebenso bewegt wie seine musikalische Laufbahn gestaltete sich auch Richards’ Privatleben. Er hatte mehrere kurze Affären, unter anderem mit Marianne Faithfull und der 68er-Ikone Uschi Obermaier. Ende der 1960er- und in den 1970er-Jahren lebte er in einer Beziehung mit der Schauspielerin und Künstlerin Anita Pallenberg, mit der er auch Kinder bekam. Ihr gemeinsamer Sohn Tara verstarb jedoch noch im Säuglingsalter. 1983 heiratete Richards das US-amerikanische Model Patti Hansen. Mit ihr hat er zwei weitere Kinder und führt seitdem ein über Jahrzehnte hinweg vielschichtiges, aber stabiles Familienleben neben Ruhm und Rock ’n’ Roll. Insgesamt ist Richards Vater von fünf Kindern und Großvater von mittlerweile sieben Enkeln.

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Keiths Soloarbeiten, Side-Projekte und außermusikalische Aktivitäten

Obwohl die Rolling Stones stets im Zentrum seiner Karriere standen, veröffentlichte Keith Richards im Laufe der Jahre auch mehrere Soloalben, darunter Talk Is Cheap (1988), Main Offender (1992) und, nach längerer Pause, Crosseyed Heart (2015). Darüber hinaus engagierte er sich in verschiedenen Nebenprojekten und trat als Gastgitarrist mit anderen Künstlern auf. So arbeitete er nicht nur mit Reggae-Größen wie Peter Tosh und Lee „Scratch“ Perry zusammen, sondern auch mit Musikerinnen wie Sheryl Crow oder Aretha Franklin.

Für eine besondere Überraschung bei den Fans sorgte sein Auftritt als Captain Teague, dem Vater von Jack Sparrow, in den Pirates of the Caribbean-Filmen – eine Rolle, die umso passender wirkte, da Johnny Depp die Figur des Jack Sparrow teilweise an Richards’ Gestik und Auftreten orientierte. Einen sehr persönlichen Einblick in sein bewegtes Leben bietet Richards in seiner 2010 erschienenen Autobiografie Life. 2014 folgte mit Gus & Me ein Kinderbuch, in dem er die Geschichte seines Großvaters Gus erzählt, der ihn einst zum Gitarrespielen inspirierte.

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Keiths Spiel steht im Zeichen des Grooves

Richards’ Gitarrenstil besitzt einen einzigartigen Charme. Sein Spiel ist weniger auf ausgefeilte Soli angelegt, sondern mehr auf Rhythmus, Groove und vor allem die Interaktion und Verwebung mit dem zweiten Gitarristen. Sein Sound ist stark vom Blues geprägt, mit Einflüssen aus Gospel, Soul, Rock ’n’ Roll, R&B und gelegentlich Country. Allerdings fließen auch Elemente von Reggae, Funk und zeitweilig psychedelische Sounds ein. Besonders charakteristisch für ihn ist die Verwendung des Open-G-Tunings, mit dem viele seiner klassischen Riffs, wie z. B. Honky Tonk Women, gespielt werden. Zeitweilig entfernt er sogar die tiefe E-Saite seiner Gitarre bei dieser Stimmung.

Signierstunde in London für seine Autobiographie | Bild: Alamy / WENN Rights Ltd
Signierstunde in London für seine Autobiographie | Bild: Alamy / WENN Rights Ltd

Keiths Equipment

„Keef“ nutzte im Laufe der Jahrzehnte ein beeindruckendes Arsenal an Gitarren, Verstärkern und Effekten. Besonders ikonisch ist seine 1953er Fender Telecaster „Micawber“, die er mit einem PAF-Humbucker an der Stegposition ausstattete. Doch auch zahlreiche andere Modelle gingen durch seine Hände – darunter verschiedene Gibson Les Pauls und Les Paul Juniors, Flying Vs, eine ES-330, eine Ampeg Dan Armstrong, eine Maton SE77, mehrere Guild-Gitarren sowie eine Harmony Meteor.

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Bei den Verstärkern vertraute Richards auf eine breite Palette von Fender-Modellen wie den Dual Showman, Champ, Harvard oder Twin Reverb. Darüber hinaus kamen auch der VOX AC30 und Ampeg-Amps zum Einsatz. Effektgeräte setzt Richards dagegen nur sehr sparsam ein. Gelegentlich greift er zu einem Ibanez Tube Screamer, einem MXR Phaser oder Delay, doch sein charakteristischer Sound entsteht weniger durch Pedale als vielmehr durch das Zusammenspiel von Gitarren, Verstärkern – und natürlich seinen Fingern. Legendär ist vor allem der Einsatz des Maestro FZ-1 Fuzz Tone im Intro von „(I Can’t Get No) Satisfaction“.
Mehr Einblicke in das Equipment von Keith Richards findet ihr hier: https://www.gearnews.de/keith-richards-gitarren/

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Fazit

Keith Richards’ Vermächtnis ist gewaltig und reicht weit über seine Rolle als Gitarrist der Rolling Stones hinaus. Er wurde vielfach ausgezeichnet – unter anderem mit der Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame – und gilt in zahlreichen Bestenlisten als einer der bedeutendsten Gitarristen aller Zeiten. Als einer der maßgeblichen Architekten des Rock ’n’ Roll-Gitarrenspiels prägte er mit seinen unverwechselbaren Riffs und einem untrüglichen Gespür für Groove Generationen von Musikern. Doch Richards steht nicht nur für musikalische Innovation, sondern verkörpert auch wie kaum ein anderer den Mythos des Rockstars: ungestüm, kompromisslos, gezeichnet von Exzessen – und doch erstaunlich unverwüstlich. Gleichzeitig ist sein Name auch mit Beständigkeit verbunden. Über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg ist er das Rückgrat der Rolling Stones – einer der langlebigsten und einflussreichsten Rockbands überhaupt, die der Musik- und Kulturgeschichte ihren Stempel aufgedrückt hat. Keith Richards ist ein Künstler, der nicht nur Songs und Riffs hinterlässt, sondern auch eine Haltung: eine einzigartige Mischung aus Rebellion, Authentizität und einer tiefen Liebe zur Musik.

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