Best Service Chris Hein Ensemble Strings Test

Nachdem Best Service zuletzt die Einzelinstrumente der Chris Hein Solo Strings vorgestellt hat, folgt mit den Chris Hein Ensemble Strings nun die groß besetzte und orchestrale Variante der virtuellen Streicher à la Chris Hein.

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Das bewährte Konzept, das man auch von den Chris Hein Orchestral Winds oder Chris Hein Orchestral Brass kennt, wird beibehalten: Ein hochgradig detaillierter Sample-Pool gepaart mit tiefen Eingriffsmöglichkeiten ermöglicht flexibles Programming und lebendige Ergebnisse. Ein wenig Zeit und Liebe zum Detail muss man allerdings mitbringen, um diese Vorzüge gänzlich auskosten zu können. Facts und Audiobeispiele gibt es in diesem Review!

Details

Überblick

Wie von den Libraries von Chris Hein gewohnt, laufen auch die Ensemble Strings auf der Plattform von Native Instruments Kontakt 5 bzw. des kostenlosen Kontakt Player 5, welcher zum Verwalten und Abspielen der Sounds verwendet wird. Die Library umfasst etwa 53 000 Samples von Streichinstrumenten (inklusive True-Legato-Samples) und belegt damit rund 35 GB an Speicherplatz. Wer sich ganz klassisch für die Version in der Pappschachtel entscheidet, der bekommt die Files auf einem USB-Stick geliefert. Für die rein digitale Version lädt man dagegen 20 gezippte Dateien direkt von der Website von Best Service herunter. Der Download hätte sicher etwas handlicher gestaltet werden können. Aber gut – in den meisten Fällen handelt es sich um eine einmalige Aktion.

Die Chris Hein Ensemble Strings kommen mit 14 Programmen (siehe Bereich auf der linken Seite) für Native Instruments Kontakt 5.
Die Chris Hein Ensemble Strings kommen mit 14 Programmen (siehe Bereich auf der linken Seite) für Native Instruments Kontakt 5.

Alleinstellungsmerkmal: „Designed Ensembles“

Die Chris Hein Ensemble Strings unterscheiden sich in einer grundlegenden Eigenschaft sehr deutlich von allen anderen mir bekannten virtuellen Streicher-Ensembles. Für gewöhnlich wird zur Produktion einer solchen Library ein Orchester gebucht, das die Samples in einer Konzerthalle einspielt. Chris Hein ist dagegen einen gänzlich anderen Weg gegangen und hat in einem klanglich sehr trockenen Studio und mit nur einem Musiker pro Sektion gearbeitet. Die Aufnahmen wurden darauf so gelayert, dass der Eindruck eines groß besetzten Ensembles entsteht.
Für das Recording von Pop-Streichern wäre dieses Vorgehen gar nicht ungewöhnlich. Für den orchestralen Bereich wirkt es aber doch eindeutig etwas unkonventionell. Chris Hein bestätigt hier ein weiteres Mal seinen Ruf als perfektionistischer Sample-Feinmechaniker. Alle der ursprünglich rund 120 000 Samples wurden einzeln bearbeitet, gestimmt, im Timing sorgfältig aufeinander angepasst und im Stereo-Panorama platziert. Daher auch die Bezeichnung der „Designed Ensembles“, die sich in ihrem Zusammenklang nahezu makellos verhalten sollen.

Die Samples der Chris Hein Ensemble Strings wurden sehr trocken aufgenommen und vertrauen in Sachen Raumklang vollständig auf einen doppelten internen Faltungshall, der je eine Engine für die Bereiche „Body“ (Erstreflektionen) und „Room“ (Hallfahne) bietet.
Die Samples der Chris Hein Ensemble Strings wurden sehr trocken aufgenommen und vertrauen in Sachen Raumklang vollständig auf einen doppelten internen Faltungshall, der je eine Engine für die Bereiche „Body“ (Erstreflektionen) und „Room“ (Hallfahne) bietet.

Da die einzelnen Instrumente der Library separat aufgenommen wurden, gibt es logischerweise keinen gemeinsamen Raumklang, wie er von vielen anderen Orchester-Libraries (oft aus mehreren Mikrofonpositionen heraus) angeboten wird. In dieser Hinsicht vertrauen die Ensemble Strings genauso wie die meisten anderen Libraries von Chris Hein einem doppelten internen Faltungshall. Eine Engine ist dabei für Erstreflektionen und eine gewisse Raumfärbung verantwortlich, während eine weitere Engine für die bewusster wahrnehmbare Hallfahne zuständig ist. Insgesamt stehen 61 Impulsantworten zur Auswahl – es handelt sich dabei um die gleichen, die man z.B. auch schon von den Solo Strings, Orchestral Winds und Orchestral Brass kennt.

Praxis

Mixed-Ensemble-Programme vs. Einzelpatches

Gleich zu Beginn der Testphase zeigte sich, dass die großen Mixed-Ensemble-Programme für das komplette Streicher-Ensemble durchaus anders klingen als ein Zusammenspiel der Patches für die einzelnen Instrumentengruppen. Die gemischten Programme präsentieren sich mit einem großen und weichen Sound und sorgen damit ganz direkt und ohne weitere MIDI-Bearbeitung (Dynamik, Artikulationen, etc.) für wirklich hervorragende Ergebnisse. Zum Testzeitpunkt (Mai 2018) gab es ein Problem bei der Verwendung des Sustain-Pedals und damit zusammenhängenden Aussetzern bei MIDI-Noten. Dies ist jedoch bekannt und sollte in naher Zukunft durch einen Bugfix gelöst werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mixed-Ensemble-Programme der Chris Hein Ensemble Strings erzeugen einen großen und weichen Klang.


Das Kombinieren der Programme für Violinen, Violen, Celli und Kontrabässe erzeugt im Gegensatz zu den gemischten Programmen einen präsenteren und kontrollierteren, gleichzeitig aber auch etwas kleineren und fast nüchternen Klang. Man darf ruhigen Gewissens unterstellen, dass sich hier die Technik der „Designed Ensembles“ ein wenig bemerkbar macht. In dichten Arrangements kann dies durchaus ein Vorzug sein, da die Streicher von vornherein mehr Platz für weitere Elemente lassen – und auch zum „Nach-vorne-holen“ von Strings aus anderen Libraries über Layering sollten die Einzelpatches sehr gut funktionieren. 
Da sich die Audiobeispiele in diesem Review auf die Chris Hein Ensemble Strings beschränken, habe ich mich entschieden, für den weiteren Verlauf den Mixed-Ensemble-Programmen den Vorzug zu gewähren. In dieser Anwendung klingen sie meiner Meinung nach einfach besser. Der Grund: Anteile der Violen, Celli und Bässe reichen in den gemischten Programmen bis weit in die Bereiche der jeweils „höheren“ Instrumente hinein. Dadurch entsteht ein Layering-Effekt zwischen den Instrumentengruppen, der für meine Ohren eine sehr positive Wirkung hat und das Ensemble gewissermaßen „zusammenschweißt“.

Audio Samples
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Mixed Ensemble (FULL)
 Mixed Ensemble (SMALL) 
Kombination Einzelpatches (FULL) 
Kombination Einzelpatches (SMALL)

Artikulationen en masse

Die Chris-Hein-Libraries sind dafür bekannt, in Hinblick auf die Anzahl der verschiedenen Spielweisen pro Instrument nicht gerade minimalistisch unterwegs zu sein. Im Gegenteil! Die 32 Artikulationen der Ensemble Strings eröffnen eine wirklich enorme Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten. Wer selten oder nie mit einer vergleichbar umfangreichen Library gearbeitet hat, der wird vermutlich eine Weile brauchen, um sich so weit mit der Materie vertraut zu machen, dass die verschiedenen Spielweisen zielgerichtet eingesetzt werden können. Diese Zeit des Kennenlernens zu investieren, lohnt sich eindeutig!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Benutzeroberfläche der Chris Hein Ensemble Strings bietet einen Überblick zu den 32 Artikulationen.


Sehr schön ist, dass die Library in der Frage, welche Artikulation über welche Taste auf dem Masterkeyboard angesteuert werden soll, dem Nutzer vollständige Freiheit lässt. Ein ausgeklügeltes System aus Keyswitches und Hotkeys ermöglicht es jedem Anwender, sich seine eigene persönliche Zusammenstellung der wichtigsten Spielweisen zu gestalten.
Nachdem in den vorhergehenden Audiobeispielen nur eine einzelne Artikulation (namens Sustain Vibrato) zum Einsatz kam, nutzt die folgende „aufgemöbelte“ Variante eine Auswahl an weiteren Spielweisen. Dafür wurden die Mixed-Ensemble-Programme in separaten Instanzen für die einzelnen Stimmen von Violinen, Violen, Celli und Kontrabässen verwendet.

Audio Samples
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Mixed Ensemble (FULL): Artikulationen
 Weitere Artikulationen: Repetition & FX

Dynamik und mehr 

Die Ensemble Strings bieten allgemein sehr viele Möglichkeiten, eine programmierte Performance lebendiger zu gestalten. So können beispielsweise die unterschiedlichen Sustain-Spielweisen mit kürzeren Akzent-Samples gelayert werden (Note-Heads-Funktion), um bei langen Tönen für mehr Attack zu sorgen. Das Überblenden von normalen Sustains zu Tremolo- und Triller-Artikulationen lässt sich genauso wie eine komplexe Vibrato-Steuerung über eine kleine Armada von Midi-CCs realisieren. All diese Werkzeuge zur feinen Detailarbeit sind jedoch so eingebettet, dass sie sich nicht aufdrängen.

Fotostrecke: 2 Bilder Über die Ansicht der Artikulations-Presets steuert man pro Spielweise eine Vielzahl von Parametern – unter anderem gibt es vier Möglichkeiten zur Steuerung der Dynamik.


Einer der wohl wesentlichsten Parameter bei der Orchester-Programmierung ist die Dynamik – und mit sechs bis acht Velocity-Layern pro Tonhöhe und Spielweise bieten die Chris Hein Ensemble Strings sehr gute Voraussetzungen für realistische Ergebnisse. Um die Dynamik zu steuern, wurden vier Modi integriert:

  • Keyboard: Steuerung rein über die Anschlagstärke
  • X-Fade: Steuerung rein über einen MIDI-CC
  • Keyboard & X-Fade: Steuerung über eine Kombination aus Anschlagstärke und MIDI-CC 
  • Auto X-Fade: Steuerung über die Anschlagstärke und einen programmierbaren Verlauf. 

Das System ist stimmig, und es ist eine tolle Sache, diese Einstellungen pro Artikulation festlegen zu können. Eine Möglichkeit, global (also für alle Artikulationen gemeinsam) zwischen diesen Modi umschalten zu können, habe ich allerdings schon bei anderen Libraries von Chris Hein vermisst. Wer viele Spielweisen in einem umfangreichen Arrangement (möglicherweise einem kompletten Orchester) verwendet, auf den warten beim Anpassen der einzelnen Artikulations-Presets sehr viele Mausklicks!

Audio Samples
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Mixed Ensemble (FULL): Artikulationen & Dynamik
 Violins (FULL): Fahrt durch die Velocity-Layer

Für die obigen Audios wurde der X-Fade-Modus verwendet, der es erlaubt, den Verlauf der Dynamik vollkommen frei und während gehaltener Töne zu steuern. Die Library reagiert in dieser Hinsicht vorbildlich sensibel und zeigt ein Potenzial, sehr effektiv starke Kontraste zwischen laut und leise erzeugen zu können. Im zweiten File wird ein gehaltener Ton einer Violine stufenlos durch die verschiedenen Velocity-Layer gefahren, und wie man hört, sind die Übergänge butterweich. So soll es sein!

Fazit

Die Chris Hein Ensemble Strings erzeugen bereits ohne viel aufwendige Midi-Bearbeitung einen hervorragenden Streicher-Klang. Damit eignen sie sich eindeutig auch zum Erstellen von schnellen Layouts in der Komposition-Phase. Die wahre Stärke dieser Library liegt allerdings im Detail. So vielschichtige Möglichkeiten, den Klang der Samples über Scripts und Crossfades zu beeinflussen, findet man außer bei den Libraries von Chris Hein eher selten. Die 32 Artikulationen können sehr frei im Tempo angepasst werden und werden über ein offenes Keyswitch-System verwaltet – und tragen damit ihren Teil zu einem lebendigen Klang bei. Wer sich in diese Tiefe des MIDI-Programmings begibt, der muss allerdings auch damit rechnen, dass es einmal kompliziert werden kann. Vor allem eine Möglichkeit, die wesentlichen Parameter (z.B. Dynamik-Modi) global und für alle Artikulationen gleichzeitig zu steuern, wäre sehr hilfreich! 
Gerade wegen ihres Alleinstellungsmerkmals, der „Designed Ensembles“, wirkt die Library auf mich nicht nur für rein orchestrale Zwecke, sondern auch für ultra-realistische Pop-Streicher oder das Layern mit anderen Libraries sehr interessant. In die weiteren orchestralen Libraries von Chris Hein binden sich die Ensemble Strings nahtlos ein, und wer hier bereits glücklicher Nutzer ist, der darf bedenkenlos zuschlagen!

Pro

  • 
sehr guter und realistischer Klang
  • 
komplexe Library mit detailliertem Sample-Pool

  • offenes Keyswitch-System
  • 
flexible Steuerung der Dynamik und vieler weiterer Parameter
hervorragende Ergebnisse beim Time-Stretching von Artikulationen


Contra


  • keine globalen Anpassungen bei Artikulations-Presets
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FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN

  • Sample-Library für Native Instruments Kontakt 5/Kontakt Player 5
  • 14 Programme für einzelne Sektionen und gemischtes Ensemble (jeweils full/small)
  • „Designed Ensembles”
  • 35 GB große Library
  • bis zu 32 Artikulationen pro Instrument
  • bis zu acht Velocity-Layer
  • ca. 53 000 Samples
  • minimale Systemanforderungen:
  • PC: Windows 7/8.1/10 (32Bit/64 Bit), Intel Core 2 Duo/AMD Athlon 64
  • Mac: OS X 10.10, 10.11 oder 10.12, Intel Core 2 Duo
  • 4 GB RAM (6 GB empfohlen)
  • Internetverbindung für den Autorisierungsprozess
  • Preis
EUR 389,– (Straßenpreis vom 7.5.2018)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter und realistischer Klang
  • 
komplexe Library mit detailliertem Sample-Pool

  • offenes Keyswitch-System

  • flexible Steuerung der Dynamik und vieler weiterer Parameter

  • hervorragende Ergebnisse beim Time-Stretching von Artikulationen
Contra
  • keine globalen Anpassungen bei Artikulations-Presets
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Best Service Chris Hein Ensemble Strings Test
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