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Line 6 Catalyst CX 100 Test

Mit dem Line 6 Catalyst CX 100 stellt der Hersteller aus Kalifornien einen neuen Modeling-Amp vor, der als Facelift des 2022 vorgestellten Gitarrenverstärkers gleichen Namens antritt. Neben einigen optischen Neuerungen gibt es auch eine überarbeitete Firmware, die auch zu den altgedienten Catalyst-Modellen kompatibel ist. Line 6 gilt mit dem AxSys 212 aus dem Jahre 1996 als Erfinder des Modeling und schuf damals einen Combo-Amp, der trotz digitaler Arbeitsweise wie ein traditioneller Verstärker bedient werden konnte. In diese Konzeption reiht sich auch unser Testkandidat ein und wir sind natürlich neugierig, wie das gute Stück klingt!

Line 6 Catalyst CX100 Test

Line 6 Catalyst CX 100 – das Wichtigste in Kürze

  • 100 Watt Modeling Comboverstärker für E-Gitarre
  • 1×12“ Speaker
  • 12 Ampmodelle und 24 Effekttypen
  • Power Attenuator (halbe Leistung, 0,5 W, Mute)
  • 4-kanaliges Audio-Interface
  • Made in China

Das Gehäuse des Line 6 Catalyst CX 100

Der Catalyst CX 100 präsentiert sich in einem attraktiven und äußerst robusten 1×12″ Combogehäuse mit den Maßen 26 x 56 x 47,5 cm, das mit schwarzem Tolex bespannt ist. Die Bedienelemente sind im “Toploader”-Prinzip im hinteren oberen Drittel verbaut. Dort trifft man auf zehn Potis, einen Endlos-Encoder, sowie sieben Drucktaster mitsamt LEDs. Auch der Input im 6,3-mm-Klinkenformat ist hier angebracht. Die Rückseite beheimatet die Anschlüsse, ein XLR-DI-Out, ein FX-Loop, ein Kopfhörerausgang sowie MIDI, Aux und USB-Eingang. Der Anschluss für ein Kaltgerätekabel sowie der Anschaltknopf sind ebenfalls hier zu finden. Der XLR-Ausgang ist mit einem Ground-Lift-Schalter ausgestattet, der eventuelle Brummprobleme eliminiert. Der Send des Effektloops kann mit einem Schalter zwischen “FX Loop” zu “Power Amp” umgeschaltet werden, um die Verwendung direkt in eine Endstufe zu ermöglichen. Auch an eine Attenuator-Funktion hat man gedacht, mit der unser Catalyst CX 100 von 100 Watt auf 50 Watt, 0,5 Watt oder sogar stummgeschaltet werden kann. Letztgenannte Stellung ist z. B. sinnvoll, möchte man den Amp für heimisches Recorden nutzen. Die Gehäuserückseite kommt als Open-Back-Konstruktion und offenbart den hauseigenen 1×12″ Catalyst-Lautsprecher. Im Gegensatz zu vielen Modeling-Combos handelt es sich hier übrigens tatsächlich um einen echten Gitarren- und nicht einen FRFR-Speaker. Die Oberseite des Combos beheimatet einen Kunststoffgriff, der die luftigen 14,9 Kilo Lebendgewicht sicher zu tragen vermag. Zum Lieferumfang gehören Kaltgerätekabel und Manual.

Die Bedienung des Line 6 Catalyst CX 100

Zu Beginn sei erwähnt, dass die Unterschiede zwischen dem nicht mehr erhältlichen Vorgängermodell Catalyst und dem Catalyst CX optischer Natur sind. So zeigt der Testkandidat beispielsweise eine graue Frontbespannung samt Piping.
Allerdings bringt die ab Werk aufgespielte neue Firmware drastische Verbesserungen mit, die erfreulicherweise auch für die alten Catalyst-Modelle greifen. Dass Line 6 mit der Neuausgabe die Besitzer der ersten Ausführung nicht im Regen stehen lässt, finde ich extrem kundenfreundlich.
Der Catalyst CX 100 ist ein zweikanaliger digitaler Modeling-Amp mit zusätzlichen Effekten. Der Amp-Block speist sich aus 12 Verstärkertypen, die auf den Helix-Prozessoren basieren. Der Endlos-Encoder bietet zwar nur die 6 Positionen Clean, Boutique, Chime, Crunch, Dynamic und High Gain an, allerdings verbirgt sich hinter jeder Stellung noch ein zweites, alternatives Modell, genannt „Group 2“. Vor den Verstärkerblock lässt sich noch ein Booster-Modul schalten, dessen Verhalten stark vom gewählten Ampmodell abhängt und das am Bedienpanel lediglich in der Lautstärke geregelt bzw. deaktiviert werden kann. An Effekten gibt es die vier Blöcke Delay, Mod, Filter/Synth/Pitch und Reverb, die jeweils mit 6 verschiedenen Untermodellen ausgestattet sind. Hatte die ursprüngliche Firmware des ersten Catalysts nur die Option, die Kombination aus einem der drei Effektblöcke, Delay, Modulation und Pitch/Filter plus Reverb anzuwählen, ist hier jegliche Kombination möglich, solange jedes Modul nur einmal verwendet wird. Das halte ich für ein sinnvolles Update, das von den Usern sicherlich stark begrüßt wird. Amp- und Effektsettings lassen sich sowohl an den Potis als auch via Editor einstellen. Die Potis zeigen dabei die vertrauten Amp-Parameter Gain, Bass, Mid, Treble, Presence sowie Channel-Volume. Die Effekt-Regler bestimmen den Effektmix des gewählten Algorithmus und die beiden darüber angesiedelten Potis können den Effekt auch deaktivieren. Ein Tap-Knopf erlaubt das Einklopfen des Delay-Tempos und aktiviert bei längerem Gedrückthalten den Tuner. Sämtliche Settings sind natürlich speicherbar, wofür der Catalyst 12 überschreibbare Presetplätze bietet, die in 6 Bänke mit je einem A- und B-Setting angeordnet sind.

Line 6 Catalyst CX100 Combo
Fotostrecke: 5 Bilder Der Line 6 Der Catalyst CX 100 präsentiert sich…

Die Verwendung des Line 6 Catalyst CX 100 Editors ist extrem intuitiv

Der intuitive Catalyst Editor sowie der Line 6 Updater stehen auf der Line 6 Website zum kostenlosen Download für Windows und Mac bereit. Auch bietet Line 6 eine App für iOS und Android-Systeme, allerdings muss die Verbindung über ein USB-B-Kabel auf das entsprechende Mobilformat erfolgen. Die Installation lief bei mir vollkommen problemlos und nach dem Updaten auf Firmware Version 2.02 (Stand Juni 2024), kann es auch schon losgehen. Hier zeigen sich nun auch Editierfunktionen, die über die Möglichkeiten der realen Potis hinausgehen, wie z. B. das Einstellen des Amp-Saggings oder des BIAS. Die integrierte Cabsimulation des DI-Outs liefert die Auswahl aus drei Cabinet-Modellen, nämlich 1×12″, 2×12″ und 4×12″. Diese können mit 16 verschiedenen virtuellen Mikes abgenommen werden, wobei sämtliche Klassiker bereitstehen. Im Bereich der Effekte liefern die Advanced Parameter großzügigere Eingriffe und auch die Platzierung vor oder hinter der Vorstufensektion lässt sich frei bestimmen. Die Verwendung des Line 6 Catalyst CX 100 als 4-kanaliges Audio-Interface, das Sample Rates von 44,1 kHz oder 48 kHz bietet, ist ebenfalls möglich.

Fotostrecke: 3 Bilder Line 6 Catalyst CX 100 Editor 01
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Der Line 6 Catalyst CX 100 in der Praxis

Für die Soundfiles wird der Line 6 Catalyst CX 100 zunächst mit einem AKG C414 abgenommen, das über den Preamp meines Audio-Interfaces, eines RME Fireface UFX, verstärkt wird. Zum Abchecken des DI-Outs spiele ich direkt in das Interface. Um die Pedalfreundlichkeit zu überprüfen, kommt noch ein Maxon OD808 vor dem Amp zum Einsatz. Die Gitarren werden jeweils angegeben.

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Erster Eindruck zu den Factory-Presets

Zu Beginn steppe ich durch die Werksvoreinstellungen, um mir einen grundlegenden Ersteindruck zu verschaffen. Diese Factory-Presets zeigen sich vielseitig und sind sehr praxisorientiert programmiert. Keine Effektorgien, dafür sofort einsetzbare Sounds aller Couleur ist die Devise. Das Spielgefühl ist sehr direkt und hier hat sich seit der letzten Version in der Tat einiges getan. Auch wenn sich der Unterschied zu einem echten Röhrenamp noch nicht ganz leugnen lässt, kommt der Klang doch sehr authentisch mit toller Dynamik und Spritzigkeit. Die 100 Watt Leistung sind natürlich für laute Gigs oder Proben allemal ausreichend, wobei das Power-Scaling auch dezente Töne für den Heimbereich gestattet. Der 1×12″ Speaker erweist sich als sehr gut gewählt, denn sowohl warme Cleans als auch britzelige Crunch-Settings oder High-Gain-Riffs überzeugen gleichermaßen.

Audio Samples
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1A Pristine – Stratocaster 1B Dirty Lead – Stratocaster 4B Mod Squad – Stratocaster 5A Kinetic – Les Paul

Die Amp-Typen im Detail

Als Nächstes mache ich mich an ein paar Eigenkreationen mit Fokus auf Ampsounds und lediglich etwas Reverb. Die bereitgestellten Amp-Typen sind ebenfalls sehr praxisnah gewählt und zeigen ein breites Spektrum für alle Stilistiken. Auch wenn es sich hier überwiegend um originäre Line 6-Verstärkertypen handelt, liefert der Catalyst doch klare Reminiszenzen an die Klassiker. Die Amp-Modelle bieten prinzipiell sechs Charaktere mit jeweils einer klanglichen Variation, die sich im Tonestack und dem Zerrgrad äußert. Die beiden “Clean”-Typen kommen mit crispen und glasklaren Sounds, während „Boutique“ bluesige Break-Up-Sounds bietet. Die Bezeichnung „Chime“ lässt auf Vox- oder Matchless-artige Amps schließen und in der Tat erhält man hier den Crunch mit dem charakteristischen Mittenbereich. „Crunch“ und „Dynamic“ schließen im Zerrgrad direkt danach an und trumpfen durch britische Texturen. Bei „Hi-Gain“ erhält man dann das Vollbrett für archetypische amerikanischen Metal-Sounds. Das Tweaken der Endstufenparameter wie Sag und Bias kann den Sound, aber auch das Spielgefühl, nochmal ordentlich beeinflussen. Gerade der Sag-Parameter führt zu einer klaren Kompression der virtuellen Endstufe und etwas mehr Punch. Das Einstellen der Grundparameter ist am Amp sehr intuitiv umzusetzen und alles fühlt sich wie in der analogen Welt an. Tiefere Eingriffe sind durch Tastenkombinationen möglich, was im Eifer des Spielgefechts allerdings etwas Übung erfordert.

Audio Samples
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Clean Group 2- Stratocaster Chime – Group 1 – Stratocaster Dynamic – Group 1 – Les Paul High Gain – Group 1 – Les Paul
Klanglich überzeugt der Amp durch ein sehr direktes und dynamisches Spielgefühl.

Die Effektsektion überzeugt mit hoher Qualität

Kommen wir nun zu den Effekten. Hier erhält man die bekannt hohe Line 6-Qualität. Die Auswahl ist zwar in manchen Bereichen etwas eingeschränkt, so hätte ich mir z. B. noch einen Kompressor gewünscht, aber grundsätzlich kann man alle Brot-und-Butter-Sounds leicht umsetzen. Anfangs war ich etwas verwundert, dass es keine dezidierten Drive-Modelle gibt, allerdings verbirgt sich so einiges hinter der Boostfunktion. Diese liefert nämlich je nach Ampmodell eine andere festgelegte Boost-Art. So findet man z. B. vor dem „Chime“-(Group 1) Modell einen Treble-Booster und vor dem „Clean“-(Group 2) Amp einen Klon Zentaur. Auch wenn das eine durchaus sinnvolle Lösung ist, wäre hier etwas mehr Flexibilität in der Boost-Paarung sicherlich ein tolles Feature.

Audio Samples
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Chorus + Delay – Les Paul Fuzz + Ganymede Reverb – Les Paul Octaver + Uni Vibe + Boost On – Les Paul Boost Off/On – Delay + Reverb – Les Paul

Aufnahmen über den DI-Out

Nun gehts an den DI-Out, um die Sounds des Cab-Blocks abzuchecken. Die drei Speakermodelle liefern sehr gute Ergebnisse, wobei die üppige Auswahl an Mikes nochmal zusätzliche Flexibilität bedeutet. Die integrierte Cab-Simulation kommt für mich klanglich nicht ganz an meine Lieblings-IRs heran, dennoch sind die Ergebnisse absolut überzeugend. Wer trotzdem gerne mit eigenen Faltungen in der DAW experimentieren will, kann den Cab-Block natürlich auch einfach deaktivieren.
Da der Catalyst CX100 keine frei wählbaren Overdrives anbietet, interessiert mich natürlich auch die Pedalfreundlichkeit des Boliden. Hier muss man ganz klar sagen, dass vorgeschaltete Zerrer tadellos mit dem Catalyst CX100 harmonieren und gutklingende Ergebnisse zutage fördern.

Audio Samples
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Cab Check – alle Boxentypen – Stratocaster 2×12“ Cab + 414 Condenser- Stratocaster 2×12“ Cab + 57 Dynamic – Les Paul Pedal Check – Maxon OD808 – Les Paul
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Fazit

Wie sein Vorgänger zeigt sich auch der Line 6 Catalyst CX 100 als gut klingender, flexibler und robuster Modeling-Amp. Damit eignet er sich hervorragend für Einsteiger, aber auch semiprofessionelle Gitarristen, die für Clubgigs, heimisches Üben, Unterrichts- und Recording-Zwecke eine preislich moderate Lösung suchen. Klanglich überzeugt der Amp durch ein sehr direktes und dynamisches Spielgefühl und gehört in seiner Preisklasse sicherlich zu den Topmodellen. Die Amp-Auswahl ist sehr gut getroffen und das Tonestack sowie die Boostfunktion ermöglichen tolle Eingriffe in den Sound. Auch die Effekte sind hochwertig und decken eine große Bandbreite der gängigsten Typen ab. Zwar hätte ich mir noch einen Kompressor-Algorithmus und dezidierte Drive-Modelle jenseits der Booster gewünscht, aber alles in allem ist die Auswahl sehr flexibel. Besonders hervorzuheben ist, dass man die vier Effektmodule frei kombinieren kann, was bei der ersten Catalyst-Version ursprünglich nicht möglich war und erst durch ein späteres Update umgesetzt werden konnte. Auch hier noch einmal ein großes Lob an Line 6, dass die Updates auch für alte Modelle greifen! Das Einstellen direkt am Amp fühlt sich sehr „analog“ an, auch wenn die manuelle Effektprogrammierung live eventuell etwas knifflig ausfallen kann. In Kombination mit Rechner oder App erhält man jedoch einen intuitiven und ansprechenden Editor, der keine Wünsche offen lässt. Der integrierte Speaker ist klanglich sehr flexibel gewählt und kann alle Amptypen tadellos bedienen. Die gebotene Lautstärke ist bei 100 Watt für die meisten Spielszenarien ausreichend, wobei das effektive Powerscaling auch das Spielen in der Mietwohnung ermöglicht. Der Preis ist aufgrund der gebotenen Features und der Klangqualität absolut fair!

Der Line 6 Catalyst CX 100 präsentiert sich im Test als gut klingender, flexibler und robuster Modeling-Amp.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter Sound, authentisches Spielgefühl
  • hohe Effektqualität
  • tadellose Verarbeitung
  • flexibler Einsatzbereich
  • intuitiver Editor
  • gut skalierte Powersoak-Funktion
Contra
  • keins
Artikelbild
Line 6 Catalyst CX 100 Test
Für 399,00€ bei
  • Hersteller: Line 6
  • Name: Catalyst CX 100
  • Typ: Modeling-Amp mit Multieffekten
  • Herstellungsland: China
  • Regler: 10 Potis, 1 Endlos-Encoder, 1 Schaltpoti
  • Schalter: 7 Switches, GND Lift, FX Loop Modus
  • Anschlüsse: Input, Footswitch, Send/Return, Phones Out (je 6,3mm Klinke), MIDI, Direct Out (XLR), USB, Kaltgerätebuchse
  • Speaker: 1×12“
  • Leistung: 100 W
  • Abmessungen (L x B x H): 26 x 56 x 47,5 cm
  • Gewicht: 14,9 kg
  • Ladenpreis: 399,00 Euro (Juni 2024)
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