Boss Waza Tube Amp Expander Test

Der Boss Waza Tube Amp Expander ist ein Multifunktionswerkzeug für Röhrenamps, ausgestattet mit einer Reactive Load Schaltung, die es erlaubt, Amps bis 150 Watt in entspannter Zimmerlautstärke genießen zu können. Und damit das Ganze mikrofonlos auf die Festplatte oder zum Publikum gelangt, ist eine Lautsprechersimulationen mit verschiedenen gemodelten Speakern und Mikrofontypen an Bord. Diverse Effekte wie Kompressor, Delay und Reverb sind integriert und editiert wird bequem per Software.

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Eine beeindruckende Zahl an Features steht hier also zur Verfügung, dazu lassen sich zehn Einstellungen abspeichern und sorgen für Flexibilität im Bühnenbetrieb. Obwohl die Konzeption etwas abweicht, könnte unser Testkandidat mit seiner Ausstattung und den Einsatzmöglichkeiten dem Ox von Universal Audio Konkurrenz machen, zumal sein aktueller Verkaufspreis von 1299 Euro auch noch in derselben Preisklasse spielt. Wir haben uns die neue Wunderwaffe genauer angesehen und vor allem angehört.

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Details

Der Tube Amp Expander kommt im soliden Metallgehäuse und steht auf vier hohen Gummifüßen, damit er auch auf einem Amp-Topteil stabil Platz nehmen kann. Das Gerät misst 380 x 296 x 110 mm (B x T x H) und wiegt satte 6,8 kg. Mit den mitgelieferten Montagewinkeln kann es auch in ein 19″ Rack mit zwei HE verfrachtet werden. Dementsprechend ist auch die Bedienung strukturiert, alle Bedienelemente finden sich an der Vorderseite, die Anschlüsse rückseitig. Zum Einstellen stehen große weiße Regler bereit, dazu kommen diverse Taster. Was die Bauteile anbelangt, macht unser Testkandidat einen sehr soliden Eindruck.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Boss Waza Tube Amp Expander ist nicht nur eine Load-Box, sondern besitzt noch einige zusätzliche Features.

Zu den Regelmöglichkeiten kommen wir gleich, jetzt gibt es erst noch einen Rundgang an der Rückseite: Die Anschlüsse sind in zwei Reihen angeordnet, oben links Speaker-Out und Inputs. Der rot unterlegte Eingang wird mit dem Speaker-Out des Röhrenamps verbunden und mit dem Chickenhead-Regler die Impedanz an den Amp angepasst, 4, 8, und 16 Ohm sind möglich. Mit einem Schiebeschalter kann die Eingangsempfindlichkeit auf 100, 50 und 10 Watt eingestellt werden. Der Tube Amp Expander hat eine permanent aktive Loadbox-Funktion, was das Anschließen einer Gitarrenbox überflüssig macht. Natürlich ist das eine Option, denn es stehen auch zwei parallele Speaker-Out-Anschlüsse zur Verfügung. Rechts sind die Line-Ausgänge mit XLR-Buchsen angebracht. Hier wird das Signal mit Cab-Simulation im Line-Pegel ausgegeben, wahlweise in Stereo oder Mono. Das geht dann im Bühnenbetrieb an das FOH-Mischpult oder bei Aufnahmen in den Preamp oder das Audio-Interface. Um Brummschleifen zu vermeiden, sind Ground-Lift-Schalter vorhanden. Einen Kopfhöreranschluss gibt es hier auch, den ich mir allerdings praktischerweise an der Vorderseite gewünscht hätte. Die untere Reihe startet links mit den Anschlüssen für die Schaltfunktionen, zuerst der Amp CTL, über den man die Kanäle des Amps umschalten kann. Es folgen zwei Anschlüsse für zusätzliche Fußschalter. Man kann einen Boss GA-FC Schalter zum Umschalten von Presets verwenden und über die Buchse “FX Loop” lässt sich mit einem normalen Schalter der interne Effektloop aktivieren. Die Anschlüsse dazu (Send, Return) sind weiter rechts angebracht. Auch hier gibt diverse Schalter, die als Ground-Lift, zur Pegelanpassung (+4/-10) sowie zum Umschalten des Loops von parallel zu seriell dienen. Ansonsten können wir noch MIDI-In und -Out-Anschlüsse verbuchen, über die externe Effektgeräte per MIDI geschaltet werden, und per USB-Buchse gibts die Verbindung zum Computer. Dort kann der Tube Amp Expander als Audio-Interface für Aufnahmen benutzt werden, außerdem wird hier die Verbindung zur Kommunikation mit der Editor-Software hergestellt.

Fotostrecke: 4 Bilder Alle Bedienelemente befinden sich an der Vorderseite und bestehen aus großen weißen Reglern und diversen Tastern.

Bedienung und Anwendungsbereiche

Attenuator – leiser & lauter machen
Der Tube Amp Expander hat verschiedene Features an Bord, wobei als erstes die Attenuator-Funktion zu erwähnen wäre. Hier geht es darum, einen Röhrenamp dazu zu bringen, auch in erträglichen Lautstärken einen satten (Zerr-) Sound abzugeben. Typisch dafür sind 100 Watt Amps ohne Master-Volumen, die man weit aufreißen muss, um einen knackig verzerrten Ton mit entsprechender Sättigung und einem exzellenten Spielgefühl zu erhalten. Will man dies auch bei kleiner Lautstärke erleben, wird üblicherweise ein Power Soak oder auch Attenuator zwischen Amp und Cab geschaltet, der die Ampleistung zum Teil in Wärme umwandelt und gedrosselt an den Lautsprecher weitergibt. Dabei gehen allerdings bestimmte Interaktionen zwischen Endstufe und Lautsprecherbox flöten, was unter Umständen und je nach Leistungsreduktion gewisse Klangeinbußen zur Folge hat. Um das zu umgehen, haben sich die Techniker in Japan etwas besonderes einfallen lassen, und tatsächlich geht Boss hier einen komplett anderen Weg: Die Endstufe des Amps wird quasi nicht mehr genutzt, denn der Tube Amp Expander hat eine eigene 100 Watt Class AB Endstufe, die ein- oder zwei Lautsprecher entsprechend befeuern kann. Der Röhrenamp wird also als Preamp genutzt und die Endstufe des Tube Amp Expanders kann entspannt mit dem Speaker-Out-Regler in der Lautstärke eingestellt werden. Ebenfalls mit der Interaktion von Amp-Endstufe und Lautsprecher befasst sind die beiden Regler mit den Bezeichnungen Resonance-Z und Presence-Z. Mit ihnen wird das Verhalten von Endstufe und Lautsprecher eingestellt und auf den gewünschten Sound angepasst. Je vier Stufen (Low, L-Mid, H-Mid, Hi) können mit den beiden Chickenhead-Rasterpotis angewählt werden. Wie die Veränderungen klingen, erfahrt ihr gleich im Praxisteil. Umgekehrt kann man auch einen kleinen, leistungsschwachen Amp durch die Endstufe des Tube Amp Expanders auf 100 Watt aufblasen und bühnentauglich machen. Aber in der Regel wird die Attenuator-Funktion mit der integrierten Endstufe zur Reduzierung der Lautstärke benutzt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Blick auf die Rückseite: Die Anschlüsse sind in zwei Reihen angeordnet,…

Cab Simulation – Live & Recording
Das zweite Feature ist die integrierte Cab-Simulation, die über die Line-Ausgänge ausgegeben wird. Hier stehen 22 verschiedene Speakersimulationen zur Verfügung, dazu kommen 5 wählbare Mikrofone für Closed Miking und drei Raummikrofone. Einstellbar ist das alles über die Editor-Software an Mac oder PC, ein kabelloses Editieren mit einem Tablet über Bluetooth Verbindung, wie beim Ox, ist nicht vorgesehen. Die Software ist recht simpel aufgebaut – keine großen Grafik-Kunstwerke und Animationen – aber sie tut, was sie soll, und ist vor allem sehr übersichtlich und intuitiv zu bedienen.

Editor Software – Signalkette
Die Editor-Software gewährt einen guten Überblick über die Signalkette im Tube Amp Expander. Nach dem Amp folgt der Effektloop für externe Effekte, dann kommen drei interne Effektblöcke mit Compressor, Delay und Reverb. Hinter dem Reverb wird das Signal gesplittet und läuft auf der einen Seite zur Endstufe und dem Speaker-Out, auf der anderen geht es zur Cab-Simulation und dann zu den Line-Ausgängen. Bei beiden Signalwegen ist noch ein separat einstellbarer EQ (parametrisch oder grafisch) geschaltet.

Fotostrecke: 4 Bilder Cab Simulation
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