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Keyboard Akkord-Workshop für Einsteiger #2

In der letzten Folge des Voicing-Workshops haben wir uns mit unserem ersten Voicing-Tool, den Dreiklängen, beschäftigt. Du hast gelernt, wie man Dreiklänge bildet und wie man sie umkehrt.

Bonedo_Keyboard_Akkord_WS2_RZ


Danach haben wir die Akkorde miteinander verbunden und dabei gelernt, wie man eine gute Stimmführung erreicht. Hast Du alle Übungen dazu gemacht? Okay, dann kann es jetzt weitergehen.
VOICINGS IN DER PRAXIS
In den Notenbeispielen des ersten Workshop-Teils haben wir die Dreiklänge mit der rechten Hand gespielt. Die linke Hand übernahm den jeweiligen Grundton des Akkords. Diese Spielweise kannst du sowohl innerhalb einer Band, als auch fürs Solopiano oder Gesangsbegleitungen nutzen. 
Zum Bandspiel möchte ich dir noch einen gut gemeinten Ratschlag ans Herz legen: Sobald du mit einem Bassisten zusammenspielst, solltest du unbedingt auf die Lautstärke deiner Basstöne achten. Spiele sie nicht zu laut, so dass sie nicht mit der Linie des Bassisten in Konkurrenz treten! Oder lasse die Basstöne einfach ganz weg. Meistens brauchst du die andere Hand im Bandspiel sowieso für eine zusätzliche Linie oder einen zweiten Sound. Vielleicht willst du ja auch den Kellner heran winken?! Wenn du die Basstöne dennoch mitspielen möchtest, denke immer daran: Sparsamkeit ist angesagt. Dieses heikle Thema hat schon so manche heftige Diskussion im Proberaum entfacht. Das Allerwichtigste ist ohnehin: hör den anderen zu!
Übrigens sei auch gesagt: die Aufteilung „Dreiklang rechts und Basston links“ ist kein Muss, es ist eine vieler Möglichkeiten zu spielen. Du solltest auf jeden Fall auch die Umkehrungen mit der linken Hand spielen können. Die Regeln bleiben die gleichen. Übertrage deshalb die Übungen aus dem letzten Workshop auch auf die linke Hand. Auf diese Weise kannst du zum Beispiel die rechte Hand begleiten, während sie eine Melodie oder ein Solo spielt. Es ist wichtig, dass du das erste Voicingtool für beide Hände gleichermaßen beherrschst.
DREI GEGEN EINEN
Als nächstes wird es Zeit, die Kombinationsmöglichkeiten von Basstönen mit Dreiklängen zu erweitern. Spiele einen G-Dur Akkord in einer beliebigen Umkehrung mit der rechten Hand. Welche Töne könntest du außer des Grundtons noch mit der linken Hand spielen? Höre dir doch mal an, wie der Akkord über die Terz oder die Quinte im Bass klingt.  Hinweis: Die Terz von G-Dur ist der Ton H, die Quinte ist das D.
Zur Akkordsymbolik: Weicht der Basston vom Grundton des Akkords ab, wird das mit einem Querstrich (/) zwischen Akkord und Basston dargestellt. G/H (sprich: G über H) bedeutet also, dass ein G-Dur Akkord über den Basston H erklingen soll. Im Englischen bezeichnet man diese Akkordtypen als Slashchords.

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Beispiel 1
Voicing_2_NB01

Und das Beispiel in Moll:

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Beispiel 2
Voicing_2_NB02

Stellt sich automatisch die Frage, wie sich das in die Praxis übertragen lässt ? Schauen wir uns doch nochmal das Bandbeispiel der letzten Folge an. Die Akkordfolge bleibt die Gleiche, allerdings habe ich die Basstöne an einigen Stellen verändert.

Voicing_2_NB03

Ausnotiert könntest du zum Beispiel diese Voicings spielen:

Hier die Noten als PDF zum Downloaden und Ausdrucken

Und so klingt es:

Audio Samples
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Beispiel 4

Klingt auch nicht schlecht, oder? Doch was genau ist verändert worden? Der zweite Akkord D-Dur hat jetzt die Terz F# im Bass, der vierte Akkord G-Dur das D, die Quinte und der sechste Akkord G-Dur klingt über der Terz H. Wenn du jetzt nur die Stimmführung der Basslinie betrachtest, fällt Dir vielleicht auf, das die Linie kleinere Intervallschritte geht. G, F#, E, D, C, H, A,D.

TIPP: Überlege dir, wie du alternative Basstöne in deine eigenen Akkordfolgen einbauen kannst. Und sprich die Änderungen auch mit deinem Bassisten ab! Letztlich ist das richtig, was für euch gut klingt. Also experimentiert ruhig damit!

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AUS DREI MACH VIER

Bis jetzt haben wir uns nur mit den akkordeigenen Tönen im Bass beschäftigt. Doch welche Töne kann man sonst noch alternativ zu Grundton, Terz oder Quinte spielen? Auf diesem Gebiet werden wir jetzt weiterforschen, und unseren Blick auf Basstöne richten, die zunächst gar nicht im Akkord der rechten Hand enthalten sind! Durch das Hinzufügen eines (vermeintlich) akkordfremden Basstons, entsteht ein ganz neuer Akkord mit vier unterschiedlichen Tönen, also ein Vierklang!
Spiele dazu das folgende Beispiel:

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Beispiel 5
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SEPTAKKORDE

In der letzten Folge haben wir aus den leitereigenen Tönen einer Dur-Tonleiter Dreiklänge gebildet. Jetzt wollen wir dieses Terzschichtungs-Prinzip um eine zusätzliche Terz erweitern. Das heißt, wir schichten nicht mehr drei sondern vier Töne übereinander. So entstehen Vierklänge. Das folgende Beispiel zeigt Dir, welche Vierklänge aus den Tönen der G-Dur Tonleiter entstehen.

Audio Samples
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Beispiel 6
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Wir erhalten vierstimmige Akkorde mit einer großen oder einer kleinen Septime zum Grundton, so genannte Septakkorde. Es entstehen Dur- und Mollseptakkorde. Kleine Septimen werden mit einer einfachen 7 hinter dem Akkordsymbol notiert. Bsp. G7, Dm7 (sprich: G-Sieben, D-Moll-Sieben) Große Septimen erhalten den Zusatz „maj7“ (englisch: major seven = große Septime) Bsp. Gmaj7, Cmaj7.
Es gibt auch Moll-major Akkorde, also Mollakkorde mit einer großen Septime. Sie können z.B. aus den Tönen der melodischen Molltonleiter gebildet werden.

Spiele zunächst Notenbeispiel 6 und achte auf den Klang der Akkorde. Mit der linken Hand spielst Du einfach die Grundtöne.

Notenbeispiel 7 zeigt Dir das gleiche Notenbeispiel in einer kleinen Abwandlung:
Da der Grundton ja schon in der linken Hand erklingt, kannst Du ihn getrost rechts weglassen! Wir spielen also wieder das uns bekannte Prinzip: Drei gegen Einen!

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Beispiel 7

Notenbeispiel 7

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Es ist normalerweise nicht üblich, Septakkorde als Slashakkorde zu notieren. Dieses Modell soll dir aber helfen, den Dreiklang in einem Septakkord zu erkennen.

Aus Notenbeispiel 7 lassen sich folgende Regeln ableiten:

Maj7 Akkorde enthalten den Mollakkord, der eine große Terz über Ihrem Grundton liegt.

Imaj7 = IIIm / I
Bsp: Gmaj7 = Hm/G

Moll7 Akkorde enthalten den Durakkord, der eine kleine Terz über Ihrem Grundton liegt.

Im7 = bIII / I
Am7= C/A


Dur7 Akkorde
enthalten den verminderten Akkord, der eine große Terz über ihrem Grundton liegt.

I7 = IIIdim / I
Bsp: D7=F#dim/D

Das Schöne an diesem Modell ist, dass die gleichen Regeln für Umkehrungen und Stimmführung gelten, die du schon kennst. Du musst nur lernen, welcher Dreiklang sich in welchem Septakkord versteckt!

Methode 2:
Wie so oft in der Musiktheorie gibt es mehrere Wege, die zum gleichen Ziel führen. Deshalb soll eine andere Methode nicht unerwähnt bleiben:

  1. Spiele den Stammakkord des Voicings in einer beliebigen Umkehrung.
  2. Ersetzte den Grundton in der rechten Hand durch die benachbarte Septime.
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Beispiel 8

F-Dur wird zu Fmaj 7, indem der Grundton F durch die benachbarte große Septime E ersetzt wird.

Voicing_2_NB08

Septimen schnell gefunden
Oft tut man sich damit schwer, große Intervalle schnell zu bestimmen. Um die kleine Septime von einem Grundton zu finden, muss man 10 Halbtonschritte aufwärts gehen, bei der großen Septime sind es 11 Halbtonschritte. Das kann schon mal ein bisschen dauern … Es geht aber auch schneller! Denn anstatt vom Grundton aufwärts zu gehen, kannst du auch von der Oktave des Grundtons abwärts gehen. Die große Septime liegt nämlich nur ein Halbtonschritt unter der Oktave, die kleine Septime liegt zwei Halbtonschritte darunter! Und die Oktave eines Tons ist ja schnell gefunden, oder? Wie heißt die große Septime von A? Einen Halbtonschritt unter der Oktave (A) wirst du schnell fündig…
Kannst du jetzt bestimmen, welche Septakkorde im Notenbeispiel 4 entstanden sind? Es ist normalerweise nicht üblich, Septakkorde als Slashakkorde zu notieren. Dieses Modell soll dir aber helfen, den Dreiklang in einem Septakkord zu erkennen.
Hier kommt das Bandbeispiel, erweitert mit einigen Septakkorden:

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Welche Dreiklänge stecken in den Septakkorden?

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Beispiel 10

Notenbeispiel 10

Übetipps:

Du kannst dich an den Übungen aus dem letzten Workshop orientieren und sie auf die neuen Voicings übertragen. Suche dir ein Septakkord-Voicing in einer der drei Umkehrungen aus und übe es durch den Quintenzirkel. Sagen wir, du willst Maj7-Voicings in der Grundstellung üben und mit Cmaj7 starten. Die linke Hand spielt also den Ton C im Bass, während die rechte Hand ein Em-Voicing in der Grundstellung (1-3-5) spielt. Danach geht es weiter im Quintenzirkel mit Fmaj7, Bbmaj7, Ebmaj7, Abmaj7, Dbmaj7, usw . . . . Probiere das Gleiche auch mit den beiden anderen Akkordumkehrungen aus. Das folgende Notenbeispiel soll dir als Modell dienen. Bestimme die übrigen Voicings selbst!

Notenbeispiel 11

Als nächstes solltest du versuchen, die Umkehrungen der Maj7-Voicings miteinander zu verbinden. Stichwort: Stimmführung! (Siehe auch Notenbeispiel 11 aus Voicing Workshop 1!) Auch dazu gibt es noch ein kleines Beispiel, das du selbst vervollständigen sollst!

Notenbeispiel 12

Damit dir das alles nicht zu trocken erscheint, kannst du dir auch Akkordfolgen deiner Lieblingssongs vorknöpfen. Achte auf eine schöne Stimmführung!

So, das war’s für diese Folge. Ich wünsche dir viel Spaß beim Üben und hoffe, dass du die neu gewonnenen Erkenntnisse auch in deine eigene Musik einfließen lässt!

In der nächsten Folge werden wir die Geheimnisse vieler gefürchteter Akkordsymbole mit Hilfe des ersten Voicing-Tools und des Prinzips „Drei gegen Einen“ entschlüsseln!

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