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Twisted Electrons hapiNES Test

hapiNES is easy: Schon der Name des neuen Zwergs von Twisted Electrons deutet auf das NES hin, das Nintendo Entertainment System, mit dem viele Kids meiner Generation ihre ersten Pixel-Play-Erfahrungen gesammelt haben. Und die Super Mario-Sounds des damals verwendeten RP2A07-Soundchip sind immer noch voll angesagt. Für die eigenen Game-Playbacks kommt hapiNES mit Vierspur-Sequenzer gerade recht.

Twisted Electrons hapiNES Test. (Foto: Christine Mangels)
Twisted Electrons hapiNES ist eine winzige Vierspur-Chiptune-Workstation vor, die auf einer Platine Platz hat. (Foto: Christine Mangels)

Eine Platine voller 8-Bit-Glück: hapiNES ist eine Chiptune-Mikro-DAW mit vier monophonen Spuren. (Foto: Christine Mangels)
Eine Platine voller 8-Bit-Glück: hapiNES ist eine Chiptune-Mikro-DAW mit vier monophonen Spuren. (Foto: Christine Mangels)

Details

Erster Eindruck

Seit der Elektron SID Station sind Nintendo-Sounds stets wieder ein Thema und auch in modernen Produktionen immer noch gewinnbringend einsetzbar. Wie bei Elektron stammen auch die kleinen Platinen-Grooveboxen von Teenage Engineering aus Schweden, deren Erfolg wiederum Twisted Electrons aus Nizza nicht verborgen geblieben ist. Mit hapiNES und dem ebenfalls neuen 8-bit-Synthesizer µacid8 schickt die französische Hardware-Manufaktur nun gleich zwei winzige Platineninstrumente ins Rennen.
Dieses Konzept erinnert an die erfolgreichen Pocket Operators von Teenage Engineering, mit denen sich der hapiNES auch formidabel verbinden lässt: Man nehme ein PO 32 und einen Pokketmixer, und fertig ist das Micro-Live-Setup. Die vier monophonen Spuren für Drums, Pulswelle und zwei Rechteckwellen-Generatoren wollen auf 16 eintaktigen Patterns zu markanten Chiptune-Sequenzen kombiniert werden. Die 60 Drumsounds und drei Wellenformen sind keine Samples, sondern werden vom Soundchip des hapiNES generiert.

Ist da der neue Gameboy drin? Nein, es ist eine Schachtel voller hapiNES. (Foto: Christine Mangels)
Ist da der neue Gameboy drin? Nein, es ist eine Schachtel voller hapiNES. (Foto: Christine Mangels)

Erscheinung: Nintendo light

Der hapiNES kommt in Form einer abgerundeten Platine, dessen bloße Leiterbahnen nur sehr spärlich abgedeckt sind, unspektakulär verpackt im Polsterplastiktütchen samt Beipackzettel. Mehr ist nicht im rot-weißen Karton, in dem man eher ein Game-Konsolen-Hardware-Upgrade erwartet, als ein Musikinstrument. Die englischsprachige Bedienungsanleitung ist kurz und knapp formuliert und in 10 Minuten hat man das Gerät in den Grundzügen begriffen. Trotzdem macht es Sinn, die Anleitung gut aufzubewahren, denn die vielen Doppelfunktionen können schon mal durcheinandergebracht werden.

Lieferumfang: Neben der „Gameboy-Platine“ gibt’s noch eine knappe Bedienungsanleitung, die auf ein Stück Papier passt. (Foto: Christine Mangels)
Lieferumfang: Neben der „Gameboy-Platine“ gibt’s noch eine knappe Bedienungsanleitung, die auf ein Stück Papier passt. (Foto: Christine Mangels)

Auf der eierschalenfarbenen Platine selbst sitzen 18 Druckschalter, 32 helle weiße LEDs und sechs leicht geriffelte schwarze Mini-Potis, die dank ihrer roten Kappen mehr nach richtigen Reglern als nach Potentiometer-Schäften aussehen. Eine kleine kreisförmige Mulde markiert die Position des Potis, ist aber leicht zu übersehen. Wer’s genau wissen will setzt mit einem dünnen schwarzen Edding einen Tupfer in die Mulde.

Zwölf der Druckschalter simulieren eine Tastatur mit einer Oktave. Die Oktavschalter ermöglichen einen Tastaturumfang von fünf Oktaven. Fast alle Schalter haben zudem Doppelfunktionen, die mit gleichzeitigem Halten von „Run“ oder „Shift“ ausgelöst werden. Die Potentiometerfunktionen von links nach rechts: Lautstärke, Arpeggiator-Typ, Arpeggiator-Geschwindigkeit, Pulseweite, Decay und Vibrato. Diese Parameter stehen allerdings nur den beiden Rechteckwellenformen zur Verfügung, die Drums und die Pulswelle müssen ohne weitere Modulationsmöglichkeiten auskommen.
Der winzige Ein-/Ausschalter ist oben rückseitig zwischen den Reglern für Resonanz und Hüllkurve angebracht und dient auch als Wahlschalter zwischen Batterie-und USB-Betrieb. Obwohl der USB-Betrieb natürlich umweltfreundlicher ist, erfüllen die AAA-Batterien doch einen nicht unwichtigen Zweck: Sie heben die kleine Konsolenplatine leicht pultförmig an. Ohne eingesetzte Batterien lagert der hapiNES nur auf den Batterieklammern und diese könnten durchaus verbogen werden, wenn zu grob auf der Klangkonsole gezockt wird. So fragil das kleine Platinchen mit seinen nackten Schalterchen auch wirkt: Während des Tests hieß es niemals „Game Over“.

Hier werden die Tracks angewählt: Drums, Dreieck und zwei Rechteckswellen stehen zur Verfügung. (Foto: Christine Mangels)
Hier werden die Tracks angewählt: Drums, Dreieck und zwei Rechteckswellen stehen zur Verfügung. (Foto: Christine Mangels)

Anschlüsse

Links auf der Unterseite des Geräts befindet sich die Micro USB-Buchse, die nicht nur zur Stromversorgung, sondern auch zur Verbindung mit dem Rechner dient. links und rechts auf der Unterseite sind zwei Miniklinken-Buchsen für Eingangs-und-Ausgangssignale für Audio und Sync-Signale angebracht, die je nach „Sync Mode“ andere Funktionen erfüllen: Input Stereo und Output Stereo, Mono-Audioeingang kombiniert mit Sync-Eingang und Stereo-Ausgang, Stereo-Eingang und Ausgänge für Audio in Mono und das Sync-Signal sowie alle denkbaren Mischformen.
Sync und Stereo-Audio gemeinsam über eine Buchse ist nicht möglich, aber bei einem LoFi-Produkt wie dem hapiNES verschmerzbar. Entsprechende Splitterkabel liegen leider nicht bei und müssen separat erworben werden. Beim Audioeingang konnte ich übrigens keinen Effekt des Filters oder der anderen klangbildenden Elemente des µAcid8 auf das Eingangssignal erkennen. Der dient wohl nur zum Durchschleifen der Audiosignale weiterer, dort angeschlossener Geräte.

Fotostrecke: 2 Bilder Anschlüsse: Links geht’s rein, mit USB, Trigger oder gar einem Audiosignal in Stereo oder Mono. (Foto: Christine Mangels)

Formfaktor

Das kleine Platinchen wirkt ziemlich zerbrechlich und auch den nackten Schaltern stehe ich immer mit etwas Skepsis gegenüber und traue ihnen im Gegensatz zu Schaltern in Gehäusen weniger Robustheit zu. Natürlich ist das haptische Erlebnis solch eines Knöpfchens nicht mit dem Druck auf einen großen satten Taster vergleichbar. 

Fotostrecke: 2 Bilder Beim Blick von hinten sieht man schön, wie die hapiNES auf ihren Batterieclips steht. (Foto: Christine Mangels)

Die Schalter aber bieten einen angenehm klaren Druckpunkt und lassen sich einwandfrei bedienen. Ähnlich ist das mit den Schaftreglern, die wir so ja auch von anderen Synthesizern wie denen der Korg Volca-Serie her kennen. Diese funktionieren präzise und wackeln nicht.Außerdem praktisch: Die kleine Twisted Electrons hapiNES Platine kann sowohl mit Batterien als auch per Micro-USB-Kabel mit Strom betrieben werden. Also: Let’s jump and run in den Praxisteil!

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Praxis

Erster Eindruck

Wer bereits einmal mit Twisted Electrons Acid8 oder gar dessen kleinen Platinen-Klon µAcid8 Bekanntschaft gemacht hat, wird sich auch schnell auf hapiNES zurechtfinden. Die Tracks des hapiNES sind wie beim RP2A07-Soundchip-Vorbild monophon und gerade bei den Drums heißt das: Nur ein Sound pro Sechzehntel. Das ist aber keine Einschränkung, sondern schlicht Teil der Chiptune Ästhetik.
Die acht sehr typisch klingenden Drumsounds sind in Sound und Lautstärke unveränderlich vorgegeben, treffen aber genau den Sound von NES- und Gameboy-Games. Auch die Dreieckswelle ist nur im Decay modulierbar, sorgt aber für sehr authentisch klingende Basslinien. Die beiden Rechteckwellen greifen dann aber als potenzielle Melodie-und Effekt-Instrumente auf all die schönen und typischen Features zurück, die Twisted Electrons dem hapiNES mitgegeben haben: Arpeggiator, Pulsweite, Ausklingzeit und Vibrato. Einen Filter gibt es nicht.

Sauber aufgelötet: Die Potis sitzen superfest. (Foto: Christine Mangels)
Sauber aufgelötet: Die Potis sitzen superfest. (Foto: Christine Mangels)

Bedienung: Ready Player One

Ist der gewünschte Sound per gehaltener Shift-Taste gewählt, kann’s sofort losgehen, denn das stilisierte Keyboard von hapiNES ist grundsätzlich im Write-Modus. Alle Sekundärfunktionen des Keyboards werden mit gehaltener Shift-Taste ausgeführt. Sequenzen können – wie beim schwarzen Acid-Bruder µAcid8 – per Step-Programmierung oder Live eingespielt werden.
hapiNES bietet viele der üblichen und beliebten Möglichkeiten zur Sequenzveränderung in Echtzeit, wie mute für alle Tracks und gemeinsames transponieren. Sequenzen können komplett verkürzt und mit Swing belegt werden.  Darüber hinaus können bis zu 16 Transpositionen festgelegt und als „Key Change Sequence“ wiederholt werden. Dabei sind alle vier Spuren monophon.

Ähnlich wie der Bruder µAcid8 ist auch die hapiNES aufgebaut. Aber mit vier Tracks und ein paar anderen Tricks. (Foto: Christine Mangels)
Ähnlich wie der Bruder µAcid8 ist auch die hapiNES aufgebaut. Aber mit vier Tracks und ein paar anderen Tricks. (Foto: Christine Mangels)

Plug-in

Auf der Produktwebsite stellen Twistet Electrons ein Plug-in zum Download bereit: Das AU/component-Plug-in für Mac und die VST-Version für Windows erlaubt die Kontrolle der hapiNES-Soundparameter per Mausklick. Aufzeichnen lassen sich die Modulationen leider nicht, dafür können sämtliche Parameter per MIDI CC Controllern ferngesteuert werden. Vor allem aber, kann jede der vier Spuren über einen separaten MIDI-Kanal angesteuert und programmiert werden.
Bei der Arbeit mit dem hapiNES fand ich es am ergiebigsten, die Sequenzen entweder in der Hardware selbst oder per MIDI-Noten in der DAW zu erstellen und die Ergebnisse dann als einzelne Audiospuren aufzunehmen, um sie danach mit den vielfältigen Möglichkeiten von Ableton zu bearbeiten. Hier entpuppt sich hapiNES als toller Lieferant für frische Sounds und Ideen, die mit ähnlich klingenden nativen Plug-ins wie QuadraSID nicht so spontan zu erzielen sind.

Das dedizierte Plug-in bietet Zugriff auf alle editierbaren Funktionen des hapiNES. (Foto: Mijk van Dijk)
Das dedizierte Plug-in bietet Zugriff auf alle editierbaren Funktionen des hapiNES. (Foto: Mijk van Dijk)

Synchronisation

Über USB funktionierte die Synchronisation im Test zufriedenstellend: Tight zur DAW (Ableton) und Start auf dem Downbeat. Beim Triggern von Hardware-Geräten wie z. B. Modularsystemen muss hapiNES eventuell zielgenau per Druck auf die „Run“-Taste auf dem Downbeat eingestartet werden, da die Sequenz dort weiterläuft, wo sie das letzte Mal gestoppt wurde.

Dieses Arrangement aus verschiedenen hapiNES-Tracks könnt ihr auch hören, bei Audiobeispiel 4. (Foto: Mijk van Dijk)
Dieses Arrangement aus verschiedenen hapiNES-Tracks könnt ihr auch hören, bei Audiobeispiel 4. (Foto: Mijk van Dijk)

Audiobeispiele zu Twisted Electrons hapiNES

Audio Samples
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hapiNES: Jam mit Drums und einer Rechteck-Welle hapiNES: Jam mit Drums und allen drei Wellenformen hapiNES: Four-on-the-floor mit Dreieck-Bass und Rechteck-Ton hapiNES: Einzeltracks in der DAW arrangiert (Teil 1) hapiNES: Einzeltracks in der DAW arrangiert (Teil 2) hapiNES: Spindown Effect hapiNES: Drums hapiNES: Rauschen ohne Noten hapiNES: Rauschen ohne Noten (+36dB), ACHTUNG, LAUT!

Twisted Electrons hapiNES Sound Demo (No Talking)
Unser Autor zeigt, wie die Twisted Electrons hapiNES programmiert wird und sich im Sync mit einer Roland TR-8S schlägt.

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Fazit

Der Twisted Electrons hapiNES ist eine sehr gelungene Chiptune-Groovebox im Miniaturformat, die aufgrund ihrer einzigartigen rauen Sounds und stimmigen DAW-Einbindung kein Gimmick ist, sondern recht ergiebig im Produktionsalltag eingesetzt werden kann. Dabei geht ihr Anwendungsbereich über reines Nintendo-Gefiepe weit hinaus und ihr schräger Charme erschließt sich erst richtig im Sync-und Sample-Zusammenspiel mit einer DAW.Den schlechten Rauschspannungsabstand muss man tolerieren können. Fans von Videogame-Soundtracks werden von diesem kleinen Zwerg jedoch absolut entzückt sein: Für sie ist hapiNES ein absoluter Pflichtkauf.

PRO
  • Vierspurige Chiptune-Mini-Workstation
  • Authentischer Chiptune-Sound
  • Intuitive Bedienung
  • DAW-Einbindung per USB und Plug-in
  • Synchronisierung per Trigger
  • Mute pro Track
  • Preis
CONTRA
  • Störgeräusche am Audioausgang
  • Sehr leiser Audioausgang
  • Keine Lautstärkekontrolle der einzelnen Tracks
  • Fragiles Platinendesign
Twisted Electrons hapiNES ist eine winzige Vierspur-Chiptune-Workstation vor, die auf einer Platine Platz hat. (Foto: Christine Mangels)
Twisted Electrons hapiNES ist eine winzige Vierspur-Chiptune-Workstation vor, die auf einer Platine Platz hat. (Foto: Christine Mangels)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Website des Herstellers.

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Profilbild von dr w

dr w sagt:

#1 - 28.02.2019 um 18:58 Uhr

0

üüüüüüübrigens: wenn man den volume knopf nicht auf 100% stellt sondern zb auf 98% dann ist da kaum noch background noise zu hoeren. nur bei voller moehre rauschts wie halt damals bei den spielkonsolen auch.....

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