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Teenage Engineering PO-128 und PO-133 Test

Praxis

Handhabung / Funktionen

Mit dem Handling der Pocket Operatoren haben wir uns ja schon in verschiedenen Testberichten ausgiebig beschäftigt, wer jetzt im Detail wissen möchte, wie beispielsweise der PO-133 funktioniert, dem lege ich den Test des PO-33 ans Herz. Ein kleiner Testlauf zeigte: Auch das Einspielen eines Data-Dumps vom PO-33 wird vom PO-133 anstandslos entgegengenommen. Das ist auch gut so, denn offen gestanden, verlieren die Street Fighter-Samples im Produktionsalltag dann doch recht schnell ihren Reiz. Und falls man sich doch mal nach einem kernigen „Hadouken“-Schrei sehnen sollte, hilft der Factory-Reset: Batterien einlegen, während man die Tasten „Pattern“ und „Write“ drückt. Das sind im Übrigen diese kleinen Shortcuts und Hacks, die den Charme der Pocket Operators ausmachen. So funktioniert beispielsweise der integrierte Lautsprecher natürlich auch mit extern zugeführtem Material (muss er ja, damit das Audio- und Sync-Signal zwischen mehreren POs weitergereicht wird) – nichts spricht also dagegen, den kleinen Taschenmusikanten bei Bedarf auch mal als Mini-Lautsprecher einzusetzen.

Hübsches Detail: das Mikrofon-Symbol am PO-133. (Foto: Numinos)
Hübsches Detail: das Mikrofon-Symbol am PO-133. (Foto: Numinos)

Mit dem PO-28, der funktional weitgehend dem PO-128 entspricht, haben wir unsin einem Testbericht auseinander gesetzt. Daher erwähne ich an dieser Stelle nur die grundsätzlichen Eckdaten, was legitim ist, da alle Pocket-Operatoren im Grunde dem gleichen Prinzip folgen: Jeder PO kann maximal sechzehn Pattern mit jeweils sechzehn Steps speichern, die sich wahlweise einzeln, oder über die jeweiligen Nummerntasten verkettet wiedergeben lassen. Pattern lassen sich entweder in Echtzeit oder im Step-Modus einspielen. Eine Besonderheit ist, dass sich die spezifischen Parameter eines Sounds pro Step automatisieren lassen (Parameter Lock). Im Fall des PO-133 sind das Pitch, Volume, High/Lowpass-Filter und Resonanz. Beim PO-128: Gilde, Vibrato, Timbre und Release. Ach ja – und natürlich können alle POs als Digital-Uhr (mit Alarmfunktion) genutzt werden.
Je nach Geräte-Thema finden sich dann unterschiedliche Spezialfunktionen. So verfügt beispielsweise der PO-133 in seiner Eigenschaft als Sampler, über ein integriertes Mikrofon mit dem sich spontan erzeugte Samples einfangen lassen. Dem „Megaman“ dagegen wurde (wie schon dem PO-28) ein Glide-Taster spendiert, mit dem sich Gamesound-typische, von unten hoch gleitende „Slides“ spielen lassen. Die Bedienung folgt insgesamt zwar einem logisch stringenten Konzept, ist im Detail allerdings durchgängig auch ein bisschen fummelig, was im Grunde auch ein Stück weit zur Idee gehört. 

Synchronisation

Alle Pocket Operatoren können untereinander einen Sync-Bus bilden. Dazu verbindet man lediglich den Audio-Ausgang des Masters vermittels eines Stereo-Miniklinkenkabels mit dem Eingang des zu clockenden Slave. Und nicht nur das Clock-Signal wird durchgereicht, sondern auch der Audiostrom. Das heißt, am Ende lässt sich die Summe aller Pocket Operatoren am Ausgang des letzten Operators abgreifen. Unweigerlich wird aus dem Master dann allerdings ein Mono-Gerät, denn der rechte Kanal ist ja mit dem Clock-Impuls beschäftigt. Durch wiederholtes Drücken der „Record/Glide“- und „BPM“-Taste legt man dann fest, wie mit den Signalen umgegangen werden soll.

Alle Pocket Operatoren sind via Clock-Signal Teamplayer. (Foto: Numinos)
Alle Pocket Operatoren sind via Clock-Signal Teamplayer. (Foto: Numinos)

Klang

Beide Geräte warten, jedes auf seine Art, mit einem eigentümlich rauen Charme auf – hier ist Lo-Fi quasi mit eingebaut und auch gewünscht. Dass beide Geräte maximal 4-stimmig sind, wobei jeder Sound (auch bei den Drums) nur monophon klingen kann, unterstützt tatsächlich den Game-mäßigen Sound. Denn Spielkonsolen früherer Tage mussten sich in der Regel auch mit maximal vier Stimmen bescheiden. Entsprechend wurden diese zwangsläufig minimalen, auch leicht „hölzerne“ Arrangements zu einem charakteristischen Merkmal der Game-Soundtracks jener Zeit.

Teenage Engineering PO-133
Zwar schweigen sich Teenage Engineering über die Spezifikationen des Samplers aus, wenn man aber auf der Website von „Silicon Labs“ stöbert, findet man den verbauten „EFM32 Gecko“ 32-Bit-Microcontroller. Und dessen Datenblatt nennt eine Auflösung von 12-Bit für die AD/DA-Wandlung. Gegeben, dass der Flash-Speicher dieses Microcontrollers in der größten Version 128 Kilobyte hat, muss die Sample-Rate entsprechend weit bei 22 kHz liegen. Und das hört man natürlich: Der PO-133 stülpt allem, was man in ihn rein steckt eine ausgesprochen charmante grobkörnig-raue Klangsignatur über. Um es mal augenzwinkernd zu sagen: Die Street Fighter-Kredibilität ist extrem hoch, denn alles, was am Ende den kleinen Sampler verlässt, wird in Bezug auf Dynamik, Transienten und Frequenzgang unweigerlich zu einem homogenen 12-Bit Ergebnis gekickboxt. Und genau das will man ja, wenn man sich entscheidet, mit dem kleinen Taschen-Sampler Musik zu machen: Man will charaktervoll-rohen Sound – denn High-End hat man ja schon am Rechner. Das heißt übrigens nicht, dass der PO-133 klanglich unscheinbar wäre – ganz im Gegenteil: Die etwas körnige Charakteristik besitzt eine erkennbare Prägnanz, die sich zwischen anderen Sounds und Klangquellen sehr gut durchzusetzen kann.

Audio Samples
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PO-133: Alle Einzelsounds

Teenage Engineering PO-128
Die Sounds des kleinen „Megaman“ dürften allen 8-Bit-Gamesound Liebhaber*Innen augenblicklich ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn da ist so ziemlich alles dabei, was klangliche Kindheitserinnerungen weckt: Sägende Leads, bubberige LFO-Chords und zerrende Pulswellen-Bässe. Das alles tönt ausgesprochen druckvoll und präsent aus der kleinen Kiste heraus und wird besonders authentisch, wenn man den Glide-Parameter zum Einsatz bringt. Gestört hat mich allein ein etwas aufdringliches Schmatzen in der Attack-Phase aller Sounds. Eine winzige – im Einzelfall durchaus vorteilhafte – Änderung hat der Sequenzer erfahren: War er im PO-28 noch unterteilt in eine Sequenzer-, eine Drum- und eine live dazu spielbare Spur, hat man es beim PO-128 jetzt mit drei vollwertigen Sequenzer- Spuren zu tun (High, Low, Drums). Und will man etwas live dazu spielen, lässt man die betreffende Spur eben leer – gut!

  • LFO Pulse Wave
  • Pulse Wave
  • Mixed Wave
  • Triangle Wave
  • 4-Bit Triangle
  • Arpeggio
  • Vibrato
  • Echo
  • LFO Pulse Wave (short)
  • Pulse Wave (short)
  • Mixed Wave (short)
  • Triangle Wave (short)
  • 4-Bit Triangle (short)
  • Arpeggio (short)
  • Vibrato (short)
  • Micro Drum Kit
Audio Samples
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PO-128: Alle Einzelsounds

Effekte

Auch eine Gemeinsamkeit alles POs: Die sechzehn, respektive fünfzehn Effekte, die sich durch das gleichzeitige Drücken des FX-Tasters zusammen mit der zugehörigen Nummerntaste abrufen lassen. Im Fall des PO-128 sind das:

  • Distorted Filter
  • Distorted Sweep
  • Repeat 4
  • Repeat 2
  • Lowpass Slow Sweep
  • Lowpass Fast Sweep
  • Hipass Filter
  • Hipass Sweep
  • Fill-in
  • Fill-in (fast)
  • Retrigger
  • Retrigger (fast)
  • Glitch
  • Glitch (fast)
  • Blinds
Audio Samples
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PO-128: Alle Effekte im Schnelldurchlauf

Der PO-133 dagegen wartet mit folgenden Klangverbiegern auf:

  • Loop 16
  • Loop 12
  • Loop short4
  • Loop Shorter
  • Unison
  • Unison Low
  • Octave Up 
  • Octave Down
  • Stutter 4
  • Stutter 3
  • Scratch12
  • Scratch Fast 
  • 6 / 8 Quantize
  • Retrigger Pattern
  • Reverse
Audio Samples
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PO-133: Alle Effekte im Schnelldurchlauf
Kommentieren
Profilbild von Oliver Kaluza

Oliver Kaluza sagt:

#1 - 09.12.2020 um 12:21 Uhr

0

Ich muss den Test noch ein wenig ergänzen, weil er ein paar Ungenauigkeiten enhält. Während der PO133 anscheinend wirklich die gleiche Funktionalität wie der PO33 hat, so ist die Funktionalität des PO128 geändert und auch erweitert worden. Neben kleinen Änderungen und Erweiterungen (neue Einstellmöglichkeiten "set levels" und "transposing") gibt es nun einen Squenzer mehr. Der PO28 hatte einen Sequenzer für die Sounds 1-15 und einen für das Drumkit. Dazu konnte man noch live spielen. Der PO128 hat einen Sequenzer für die Lead-Sounds (1-8), einen für die Bass-Sounds(9-15) und einen Sequenzer für das DrumKit. Nutzt man alle drei Sequenzer, kann man aber dazu nicht mehr live spielen. Das finde ich schon eine starke Verbesserung, die für mich den Mehrpreis gelohnt hat.

    Profilbild von NUMINOS

    NUMINOS sagt:

    #1.1 - 11.12.2020 um 02:43 Uhr

    0

    Hi Oliver!
    Vielen Dank für die aufmerksame Anmerkung!
    Ich habe noch mal nachgelesen (mir lag leider kein PO28 zum Vergleich vor): er hat tatsächlich "nur" Drum- /Synth- und Live-Spur. Der Po128 dagegen ist in High/Low- plus Drum-Sequenz unterteilt. Eine Sequenz mehr, stimmt. Ich kann mir gut vorstellen, dass TE hier möglicherweise auf Anwender-Feedback reagiert haben: (Vielleicht haben viele User - so wie Du - gesagt: "kommt, macht diese Live-Play-Spur auch zu einer Sequenzer-Spur - wenn wir live dazu spielen wollen, lassen wir sie einfach leer"). Und freut mich zu hören, dass es für Dich eine deutliche Verbesserung ist (y) Ich ergänze das im Text :)bestNUMINOS

    Antwort auf #1 von Oliver Kaluza

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