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Taurus Qube 450 Test

Der Taurus Qube 450 im bonedo-Test – Nahezu jede Bassampschmiede hat inzwischen ein kompaktes Topteil mit digitaler Endstufe in der 500-Watt-Klasse im Programm. Kein Wunder, denn die kleinen Kraftwerke sind sehr beliebt bei hart arbeitenden Tieftönern, die ein leicht zu transportierendes Stack mit ordentlich Lautstärke für die verschiedenen Anforderungen im Studio und auf der Bühne brauchen. Wenn nun ein neuer Hersteller in einem derart gesättigten Markt um die Gunst der Basser wirbt, dann sollte sein Produkt in der Lage sein, sich von der großen und bereits etablierten Konkurrenz abzusetzen.

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Der polnische Hersteller Taurus gibt seinem neuen Kompakt-Top Qube 450 als besonderes Feature das patentierte MLO-System mit auf den Weg. Dabei handelt es sich um ein spezielles EQ-System, das das Mittenspektrum abhängig von der EQ-Einstellung automatisch anpasst und nebenbei dafür sorgt, dass die Endlautstärke auch bei extremen Einstellungen gleich bleibt. Ob das reicht, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten?

Details

Der Qube 450 ist nicht der kleinste und leichteste Kompakt-Amp am Markt, mit gerade einmal 2,6 Kilo kann er aber getrost als Leichtgewicht bezeichnet werden. Auch die Abmessungen von 66 x 190 x 270 mm verursachen keinen nennenswerten Transportaufwand. Das schwarze, verschraubte Metallgehäuse macht einen äußerst robusten und widerstandsfähigen Eindruck, zahlreiche Lüftungsschlitze oben und an den Seiten sorgen für Kühlung und vier kleine Gummifüße für sicheren Stand. Die Vorderseite kommt im Taurus-typischen Design mit einem mattschwarzen Bedienpaneel auf einer hochglanzpolierten Frontplatte. Große und griffige Potiknöpfe bieten bei Bedarf sicheren Eingriff ins Geschehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Nicht winzig, aber klein: Taurus Qube 450

Viel Platz ist auf der winzigen Frontplatte nicht, der Qube 450 ist aber sehr einfach aufgebaut und kommt mit relativ wenigen Bedienelementen aus. Links sitzen zwei Eingangsbuchsen für passive oder aktive Bässe, darauf folgen vier große Regler für Gain, Bass, Mitten und Höhen und schließlich das Volume-Poti für die Endlautstärke. Unter die drei EQ-Regler hat Taurus jeweils einen Drei-Positionenschalter platziert, mit dem die Wirkungsweise der einzelnen Bänder zusätzlich beeinflusst werden kann. Bei Bass und Höhen werden die jeweiligen Bänder abgesenkt, wenn der Schalter links steht, in der Mitte ist Neutralstellung und nach rechts wird das betreffende Band ordentlich geboostet. Der Schalter unter dem Mittenregler funktioniert etwas anders, in Linksstellung mit der Bezeichnung Punch A werden die Tiefmitten (300Hz +6dB) verstärkt, kippt man den Schalter nach rechts in Richtung Punch B, erfahren die Hochmitten einen Boost (950Hz +6dB), in der Mitte ist auch hier wieder Neutralstellung. Dadurch entstehen in Verbindung mit den eigentlichen EQ-Reglern, zumindest in der Theorie, eine Menge Soundmöglichkeiten, mehr dazu später im Praxisteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Rückseite des Bass-Tops

Damit sind wir mit der Front auch schon fast durch, es bleibt noch ein Mute-Schalter unter dem Volume-Regler, der denn Amp stummschaltet, und ganz rechts drei kleine LEDs mit den relativ selbsterklärenden Bezeichnungen „Prot“ für die Schutzschaltung, wenn der Amp abschaltet, „Clip“ falls die Endstufe übersteuert und „On“ für die generelle Betriebsbereitschaft. Alle restlichen Anschlüsse sind auf der Rückseite des handlichen Qube 450 zu finden. Zur Verbindung mit dem Pult oder Recording Equipment dient die XLR-Buchse inklusive Pre/Post- und Groundliftschalter, für die Boxen steht eine professionelle Klinke-Speakon-Kombibuchse zur Verfügung. Mittig auf der Rückseite sitzt außerdem ein kleiner Lüfter und rechts davon der Powerschalter sowie der Anschluss für das Netzkabel. Auf einen Effektweg, eine Buchse für das Stimmgerät oder auch die mittlerweile bei Kompaktamps üblichen Kopfhörer und Audioquellenanschlüsse muss man beim polnischen Qube 450 leider verzichten.

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Praxis

Direkt nach dem Einschalten des Verstärkers nimmt der kleine Lüfter auf der Rückseite den Dienst auf und läuft mit gleichbleibender Drehzahl, obwohl es eigentlich noch nichts zu kühlen gibt, denn das Gerät ist schließlich noch kalt. Dieses Grundgeräusch ist so laut, dass es zu Hause beim Üben in Zimmerlautstärke wirklich nervt und auch im Studio könnte es Probleme geben, wenn mit Mikrofonen in der Nähe des Qube gearbeitet wird. Im Proberaum mit der Band oder auf der Bühne geht das Geräusch zwar unter, aber das eigentlich Praktische an diesen superkompakten Microtops ist ja gerade, dass man sie ohne Transportaufwand überall mitnehmen kann und sich so auch den extra Übungsamp fürs Wohnzimmer spart. Einige andere Hersteller bieten Microamps mit der doppelten Leistung an, die ohne Lüfter auskommen oder bei denen man ihn nicht hört.

Ein Contra ist der laute Lüfter des Qube 450
Ein Contra ist der laute Lüfter des Qube 450

Ein weiteres und fast noch größeres Ärgernis ist das Layout der drei EQ-Regler mit den Effektivitätsschaltern darunter. Die langstieligen Schalter liegen unmittelbar unter den EQ-Potis und ragen auch genau so weit aus der Frontplatte, sodass man beim Drehen mit sehr spitzen Fingern arbeiten muss, um die Schalter nicht versehentlich zu verstellen. Für dieses Problem gäbe es zahlreiche Lösungsmöglichkeiten, wobei die einfachste kleinere Schalter oder wahlweise schlankere Potiknöpfe wären, damit man wenigstens mit den Fingern zwischen die dicht nebeneinanderliegenden Regler kommt.
Aber kommen wir zu den positiveren Aspekten des Qube 450 und befassen uns mit dem Sound und der Leistung des neuen Micros aus Polen. Taurus empfiehlt in der Bedienungsanleitung mit einer möglichst neutralen Einstellung zu beginnen, was im Falle des Qube 450 bedeutet, dass der Gainregler ganz zugedreht auf „True“ bleibt, die EQ-Schalter in die neutrale Mittelstellung und alle drei EQ-Potis auf 12 Uhr gestellt werden. Mit diesem Setting produziert der kleine Qube einen kräftigen, fundamentstarken Sound mit fetten Bässen, einer leichten Mittenaushöhlung und transparenten, aber nicht allzu offenen Höhen. Das klingt für meine Ohren zwar nicht sehr ausgewogenen oder neutral, dieser Grundsound packt aber kräftig zu und kommt durchaus mit einer Portion Röhrenflair. Passend dazu arbeitet auch der Dreiband-EQ eher wie ein passiver Klangregler, der zwar effektiv in das Klangbild eingreift, den Sound aber nicht aus der Spur wirft. Das mag ein Indiz dafür sein, dass das Taurus-eigene MLO-System gute Arbeit leistet und mit der automatischen Mittenregulierung dafür sorgt, dass der Sound eben nicht abtaucht, auch wenn man mal heftig am EQ dreht. Es fällt auch tatsächlich auf, dass die Lautstärke bei starken EQ-Veränderungen stabiler bleibt als bei anderen Verstärkern, das patentierte MLO-System greift also auch hier erfolgreich in das Geschehen ein. Wie auch immer, mir gefällt der EQ des Qube in seiner geschmackvollen und praxisorientierten Grundausrichtung insgesamt sehr gut, lediglich die Höhen würde ich mir für modernere Sounds etwas offener und luftiger wünschen. Aber nicht nur der Klang des Equalizers ist klasse, auch in Sachen Flexibilität hat das Tool einiges zu bieten, denn mit den Schaltern unter den EQ-Reglern kann der Wirkungsbereich tatsächlich extrem erweitert werden. Am sinnvollsten finde ich den Effektivität-Switch beim Mittenregler. Anders als bei Bass und Höhen, die wahlweise mit einem Cut oder Boost versehen werden können, bietet dieser einen Tiefmitten- (Punch A) und einen Hochmittenboost (Punch B). Ich finde, dass der Qube 450 mit geboosteten Mitten deutlich ausgeglichener und neutraler klingt als in der von Taurus empfohlenen Neutraleinstellung. Wer es etwas runder und fetter mag, bekommt in der Punch A Stellung schöne warme Tiefmitten, mit dem Punch B Setting wird der Sound etwas aggressiver und schiebt sich deutlich in den Vordergrund. Wenn die Effektivität-Switches für Bass und Höhen in Boost-Stellung sind, ist bei dem betreffenden EQ allerdings Vorsicht geboten, denn 6dB sind ein ordentlicher zusätzlicher Schub, mit dem der Bassbereich schnell zu fett und wummerig oder die Höhen eben zu harsch und aufdringlich werden. Hier stößt dann auch das MLO-System an seine Grenzen. Bedient man die EQ-Regler aber gezielt und feinfühlig, erlauben auch die Booststellungen praxistaugliche, wenn auch deutlich extremere Ergebnisse.

Audio Samples
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Flat Punch A, Punch B EQ-Boosts

In Sachen Soundvielfalt ist beim Taurus-Neuzugang also allerhand geboten, doch man sollte sich ein wenig eingehender mit dem Dreiband-EQ und den zugehörigen Schaltern befassen, um möglichst viele unterschiedliche Sounds aus der kleinen Kiste zu locken. In Sachen Leistung erfüllt der Qube 450 die Erwartung, die man an einen Digi-Amp mit einer Ausgangsleistung von 450 Watt an 4 Ohm hat. Mit zwei effektiven Boxen produziert er ausreichend Lautstärke, um sich in Standard-Live-Situationen Gehör zu verschaffen. Als Probe-Setup für moderate Bands reicht auch mal eine 8-Ohm-Box, an die der Qube dann immer noch ordentliche 300 Watt liefert.

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Fazit

Auf einige sinnvolle Ausstattungsmerkmale wie beispielsweise den obligatorischen Effektloop oder einen Kopfhörerausgang muss man beim neuen Qube 450 leider verzichten, dafür hat Taurus seinem Kleinsten eine ausgeklügelte, äußerst flexible EQ-Sektion mit automatischem Mitten- und Pegelausgleich spendiert, die man in dieser Art bei den Konkurrenten nicht findet. Wer das zu schätzen weiß und nicht unbedingt auf eine ebenmäßig ausgeglichene Wiedergabe Wert legt, sonder eher auf kräftigere, fette Bass-Sounds steht, ist mit dem Taurus durchaus gut bedient. In Sachen Lüftergeräusch und Schalteranordnung sollte die polnische Company allerdings schleunigst nachbessern, damit sie nicht allein deswegen mit dem Qube 450 der riesigen Konkurrenz in dieser hart umkämpften Preis- und Leistungsklasse hinterherlaufen muss.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • tolle Verarbeitung
  • fetter, kerniger Grundsound
  • gute Leistung / Performance
  • flexibles EQ-System
Contra
  • lauter Lüfter
  • schlechte Regleranordnung
  • knauserige Ausstattung mit Anschlüssen
Artikelbild
Taurus Qube 450 Test
Für 599,00€ bei
Der Platzmangel auf der Frontplatte ist eines der Probleme des Taurus – aber er klingt gut!
Der Platzmangel auf der Frontplatte ist eines der Probleme des Taurus – aber er klingt gut!
Spezifikationen
  • Hersteller: Taurus
  • Modell: Qube 450, Basstop mit digitaler Endstufe
  • Land: Polen
  • Leistung: 450W RMS / 4Ohm, 300W RMS / 8Ohm
  • Anschlüsse Rückseite: symmetrische XLR DI-Out, Pre/Post schaltbar, Groundlift, Speakon Speaker out
  • Front-Bedieneinheit: passive & aktive Klinkeneingänge, Regler/ Schalter: Gain, Bass, Mid, Treble, Volume, Mute, Bass -/o/+, Mid Punch A/o/Punch B, Treble -/o/+
  • Sonstiges: EQ mit MLO-System (Mid Level Optimization)
  • Funktion:
  • Bass: 40Hz +/-10dB @400Hz -/+4dB, Bass Boost/Cut: 60Hz +/-6dB
  • Middle: 2kHz+7dB / 550Hz -7dB
  • Treble: 6kHz +15dB / 8kHz -15dB, Treble Boost/Cut: 6kHz+8dB/-10dB
  • Punch Low (A): 300Hz +6dB, Punch High(B): 950Hz +6dB
  • Lüfterkühlung
  • Abmessungen: [H x B x T] 66x190x270mm
  • Gewicht: 2,6 kg
  • Preis: € 724,– (UVP)
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