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Taurus Qube 450 Test

Praxis

Direkt nach dem Einschalten des Verstärkers nimmt der kleine Lüfter auf der Rückseite den Dienst auf und läuft mit gleichbleibender Drehzahl, obwohl es eigentlich noch nichts zu kühlen gibt, denn das Gerät ist schließlich noch kalt. Dieses Grundgeräusch ist so laut, dass es zu Hause beim Üben in Zimmerlautstärke wirklich nervt und auch im Studio könnte es Probleme geben, wenn mit Mikrofonen in der Nähe des Qube gearbeitet wird. Im Proberaum mit der Band oder auf der Bühne geht das Geräusch zwar unter, aber das eigentlich Praktische an diesen superkompakten Microtops ist ja gerade, dass man sie ohne Transportaufwand überall mitnehmen kann und sich so auch den extra Übungsamp fürs Wohnzimmer spart. Einige andere Hersteller bieten Microamps mit der doppelten Leistung an, die ohne Lüfter auskommen oder bei denen man ihn nicht hört.

Ein Contra ist der laute Lüfter des Qube 450
Ein Contra ist der laute Lüfter des Qube 450

Ein weiteres und fast noch größeres Ärgernis ist das Layout der drei EQ-Regler mit den Effektivitätsschaltern darunter. Die langstieligen Schalter liegen unmittelbar unter den EQ-Potis und ragen auch genau so weit aus der Frontplatte, sodass man beim Drehen mit sehr spitzen Fingern arbeiten muss, um die Schalter nicht versehentlich zu verstellen. Für dieses Problem gäbe es zahlreiche Lösungsmöglichkeiten, wobei die einfachste kleinere Schalter oder wahlweise schlankere Potiknöpfe wären, damit man wenigstens mit den Fingern zwischen die dicht nebeneinanderliegenden Regler kommt.
Aber kommen wir zu den positiveren Aspekten des Qube 450 und befassen uns mit dem Sound und der Leistung des neuen Micros aus Polen. Taurus empfiehlt in der Bedienungsanleitung mit einer möglichst neutralen Einstellung zu beginnen, was im Falle des Qube 450 bedeutet, dass der Gainregler ganz zugedreht auf „True“ bleibt, die EQ-Schalter in die neutrale Mittelstellung und alle drei EQ-Potis auf 12 Uhr gestellt werden. Mit diesem Setting produziert der kleine Qube einen kräftigen, fundamentstarken Sound mit fetten Bässen, einer leichten Mittenaushöhlung und transparenten, aber nicht allzu offenen Höhen. Das klingt für meine Ohren zwar nicht sehr ausgewogenen oder neutral, dieser Grundsound packt aber kräftig zu und kommt durchaus mit einer Portion Röhrenflair. Passend dazu arbeitet auch der Dreiband-EQ eher wie ein passiver Klangregler, der zwar effektiv in das Klangbild eingreift, den Sound aber nicht aus der Spur wirft. Das mag ein Indiz dafür sein, dass das Taurus-eigene MLO-System gute Arbeit leistet und mit der automatischen Mittenregulierung dafür sorgt, dass der Sound eben nicht abtaucht, auch wenn man mal heftig am EQ dreht. Es fällt auch tatsächlich auf, dass die Lautstärke bei starken EQ-Veränderungen stabiler bleibt als bei anderen Verstärkern, das patentierte MLO-System greift also auch hier erfolgreich in das Geschehen ein. Wie auch immer, mir gefällt der EQ des Qube in seiner geschmackvollen und praxisorientierten Grundausrichtung insgesamt sehr gut, lediglich die Höhen würde ich mir für modernere Sounds etwas offener und luftiger wünschen. Aber nicht nur der Klang des Equalizers ist klasse, auch in Sachen Flexibilität hat das Tool einiges zu bieten, denn mit den Schaltern unter den EQ-Reglern kann der Wirkungsbereich tatsächlich extrem erweitert werden. Am sinnvollsten finde ich den Effektivität-Switch beim Mittenregler. Anders als bei Bass und Höhen, die wahlweise mit einem Cut oder Boost versehen werden können, bietet dieser einen Tiefmitten- (Punch A) und einen Hochmittenboost (Punch B). Ich finde, dass der Qube 450 mit geboosteten Mitten deutlich ausgeglichener und neutraler klingt als in der von Taurus empfohlenen Neutraleinstellung. Wer es etwas runder und fetter mag, bekommt in der Punch A Stellung schöne warme Tiefmitten, mit dem Punch B Setting wird der Sound etwas aggressiver und schiebt sich deutlich in den Vordergrund. Wenn die Effektivität-Switches für Bass und Höhen in Boost-Stellung sind, ist bei dem betreffenden EQ allerdings Vorsicht geboten, denn 6dB sind ein ordentlicher zusätzlicher Schub, mit dem der Bassbereich schnell zu fett und wummerig oder die Höhen eben zu harsch und aufdringlich werden. Hier stößt dann auch das MLO-System an seine Grenzen. Bedient man die EQ-Regler aber gezielt und feinfühlig, erlauben auch die Booststellungen praxistaugliche, wenn auch deutlich extremere Ergebnisse.

Audio Samples
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Flat Punch A, Punch B EQ-Boosts

In Sachen Soundvielfalt ist beim Taurus-Neuzugang also allerhand geboten, doch man sollte sich ein wenig eingehender mit dem Dreiband-EQ und den zugehörigen Schaltern befassen, um möglichst viele unterschiedliche Sounds aus der kleinen Kiste zu locken. In Sachen Leistung erfüllt der Qube 450 die Erwartung, die man an einen Digi-Amp mit einer Ausgangsleistung von 450 Watt an 4 Ohm hat. Mit zwei effektiven Boxen produziert er ausreichend Lautstärke, um sich in Standard-Live-Situationen Gehör zu verschaffen. Als Probe-Setup für moderate Bands reicht auch mal eine 8-Ohm-Box, an die der Qube dann immer noch ordentliche 300 Watt liefert.

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