Swissonic T204 Test

Insgesamt zehn Membranen stehen auf den Lautsprecherstativen, wenn man mit einem Stereopaar Swissonic T204 arbeitet.

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Auf der Vorderseite jeder T204 befinden sich jeweils drei Treiber, die Seitenflächen besitzen jeweils einen – allerdings haben diese eine etwas andere Aufgabe, als man zunächst vielleicht annimmt. Spoiler: Die Swissonic T204 ist dennoch eine Zwei-Wege-Box!

Details

D’Appolito

Das Design der Frontseite der Swissonic T204 ist auffällig: Zentral befindet sich ein 1-1/4-Zoll-Seidenkalottenhchtöner, darüber und darunter identische Vierzoll-Konuslautsprecher. Dieses MTM-System („Mid-Tweeter-Mid“) ist nach D’Appolito konzipiert. D’Appolito-Konfigurationen sind kleine Arrays, die horizontal etwas breiter und gleichmäßiger abstrahlen.

Die Hochtonkalotte ist eingerahmt von zwei parallel betriebenen LF-/MF-Treibern.
Die Hochtonkalotte ist eingerahmt von zwei parallel betriebenen LF-/MF-Treibern.

Seitliche Woofer?

An den linken und rechten Seitenwänden der Swissonic T204 sind zwei weitere Treiber zu sehen. Der Begriff allerdings ist eigentlich verkehrt, denn angetrieben werden die beiden Membranen nicht: Es handelt sich um Passivmembranen. Das ist beileibe kein „Fake“, sondern ist ein Prinzip, welches zwar recht selten zu sehen ist, aber durchaus von veritabler Funktionalität ist. Prinzipiell kann man sich das so vorstellen, als seien die passiv mit dem Schall im Gehäuseinneren mitschwingenden Membrane eine Alternative zu Bassreflexöffnungen. Wer allerdings glaubt, mit den T204 die Supergünstig-Variante der edlen Barefoot-Speaker zu erstehen, der täuscht: Bei Barefoot, etwa den MicroMain27, sind die beiden Konus-Lautsprecher angetrieben und dienen als Subwoofer.

Auf beiden Seiten passive Woofer
Auf beiden Seiten passive Woofer

50 + 30 Watt Class-D

Für die beiden Tiefmitteltöner stehen 50 Watt, für den Hochtöner 30 Watt Verstärkungsleistung (Verstärkerklasse: D) zur Verfügung. Getrennt wird bei 2,2 kHz, als untere Grenzfrequenz sind 50 Hz angegeben, als obere 20 kHz. Als maximaler Schalldruckpegel stehen 96 dB in den Unterlagen.

Drei Inputs, ein DSP

Es gibt der verschiedene Möglichkeiten, ein Analogsignal zu einer T204 zu kabeln: per XLR, per symmetrischer Klinke (TRS) oder unsymmetrisch per RCA („Cinch“). Swissonic hat die T204 mit einem DSP ausgestattet. Damit sind verschiedene Filter einstellbar, ein Hochpassfilter, Tiefen-, Mitten- sowie Höhenangleichung um +/- 2 dB.

Fotostrecke: 2 Bilder Drei Analogeingänge stehen zur Auswahl.

Sinosonic

Trotz des „Swiss“ im Firmennamen kommen die Speaker – wen wundert’s bei dem Preis – aus China. Das Gewicht eines Lautsprechers mit seinem MDF-Gehäuses beträgt 4,6 kg, mit 33 Zentimetern Höhe und nur 16 Zentimetern Breite und 20 Zentimetern Tiefe sind sie recht kompakt. Magnetisch geschirmt sind sie laut Datenblatt nicht, zeigten sich aber im Test unanfällig gegegenüber Einstreuungen durch Mobiltelefone und Energiesparlampen.

Praxis

Optisch verhalten

Was mir sehr gefällt, ist der optische Fußabdruck der Swissonic T204. Ohne Farbakzente, misslungene Designelemente, Logo, Schalter, Taster und sonstigen Krimskrams schauen sie von den Lautsprecherstativen herab. Das Bild wird getrübt, wenn man sie anschaltet. Zugegeben: Ich bin der Präsident der Interessenvereinigung zur Durchsetzung des Verbots blauer LEDs (IDVbL), weshalb ich ebendiese sicher abkleben würde. Der Großteil der Menschen wird sich daran wohl kaum stören.

"Billig"? Davon, dasss sie sehr preiswert sind, ist optisch wie klanglich nicht viel zu bemerken.
“Billig”? Davon, dasss sie sehr preiswert sind, ist optisch wie klanglich nicht viel zu bemerken.

Ausgewogen

Insgesamt zeigen sich die Speaker klanglich recht ausgewogen, es wird kein Bereich überhöht dargestellt oder weist auffällig Löcher auf. Im Vergleich zu anderen Speakern dieser Größe ist es am ehesten der Oberbass, der ein wenig kräftiger ist. Die einfachen Filter machen einen ordentlichen Job, wenn es darum geht, den Klang an räumliche Voraussetzungen oder persönliche Vorlieben anzupassen.
Wer erwartet, dass die Swissonic T204 schwammig und indifferent im Bass klingen, der täuscht: Knackig und klar werden die Tiefen produziert. Nicht so wie bei einem komplett geschlossenen, starren Gehäuse, aber man fragt sich doch, ob die seltene Bauweise mit den Passivmembranen nicht doch den Ported-Gehäusen überlegen ist.

Die Speaker sind von kleinem Volumen und müssen natürlich gewisse Pegel erzeugen können, von daher ist der Tiefgang natürlich geringer als bei den meisten entsprechend größeren Speakern. Ein tiefes „E“ eines E-Basses lässt sich noch gut einschätzen, darunter nimmt der Pegel aber sehr deutlich ab und kann mit der sanftesten Filtereinstellung im Subbass schön „entschlammt“ werden und wird noch ein Stück konkreter. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass die Lautsprecher aufstellen: 8 häufige Fehler und Tipps, wie ihr es richtig machtAufstellung der Speaker im Raum nicht ungünstig ist. Für ein ausgewogenes Klangbild im Bass ist es nicht nur wichtig, einen gewissen Mindestabstand zu den Speakern einzuhalten (links und rechts neben einem Laptop stehen sie deutlich zu nah, es sollte schon mindestens ein knapper Meter sein), sie benötigen auf allen Seiten ihren Platz. Im Regal, direkt neben einem Rack oder nah an einer Wand macht dem Passivmembransystem die Physik einen Strich durch die Rechnung. Die Speaker müssen frei stehen, also auf Stativen, einer Meterbridge oder dergleichen.

Die Bässe können gefallen, auch der Grundtonbereich der meisten Instrumente ist deutlich und klar dargestellt. Je höher die Frequenz, desto mehr macht sich der geringe Preis der Swissonic-Speaker auch klanglich bemerkbar. Die Kontur und Auflösung von höherwertigen Systemen scheint vor allem der Hochtöner nicht zu liefern. Sie neigen pegelunabhängig minimal zum Schmieren, was Attackbereiche von Instrumenten wie viele Konsonanten der Stimme leicht verwäscht. Bei alledem darf man aber nicht vergessen, was dieser Speaker kostet.

Pegel ordentlich

Pegelmäßig sind die Speaker geeignet, auch höhere Abhörlevel am Mix-Platz zu generieren, wenn Raum und Abstände nicht allzu riesig sind. In einem 25qm-Raum reichte die Leistung allemal aus, bevor die Höhen zu kratzen und die Passivmembranen unkontrolliert zu flattern begannen. Auf der anderen Seite des dynamischen Spektrums zeigen sich die T204 angenehm rauscharm.

Auch dynamisch kann die Swissonc T204 erstaunlich viel liefern für's Geld.
Auch dynamisch kann die Swissonc T204 erstaunlich viel liefern für’s Geld.

Sweet Spot

Eine der größten Stärken des Swissonic-Pärchens ist der große nutzbare Bereich, in welchem die Klangeigenschaften weitgehend konstant sind. Wer also nicht nur starr vor dem Rechner sitzt, sondern auch mal zu den Synths oder dem Outboard etwas weiter seitlich wechselt, wird sich freuen, dass der Sweet Spot dieser Speaker ziemlich groß ist. Stehen die Speaker zu tief und sind dann nicht angewinkelt, kann sich aber beim Aufstehen schneller eine Klangfarbenänderung ergeben, als man es von herkömmlichen Zweiwege-Designs gewohnt ist.
Bei etwas feinerer Auflösung könnte das Stereobild sicher noch ein wenig genauer sein, doch kann man mehr als zufrieden sein. Sowohl was die Positionierung zwischen linker und rechter Box, als auch was die Tiefendarstellung angeht, leistet das Pärchen deutlich mehr, als man beim Blick auf das Preisschild erwarten würde.

Fazit

Für eine erstaunlich geringen Preis bekommt man mit der Swissonic T204 einen stimmig konzipierten Lautsprecher, der andere Wege beschreitet als Konkurrenzprodukte im umkämpften Budget-Markt. Wer bei wenig zur Verfügung stehendem Geld auf konturierten Bass und einen breiten Sweet-Spot wert legt, sollte ein Pärchen T204 unbedingt in die engere Wahl ziehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Speaker nicht allzu nah und nicht alzu beengt stehen können. Das leichte Defizit in der Detaildarstellung und Knackigkeit in den Mitten und Höhen ist die einzige Schwäche, die man in den Swissonics erkennen kann – das Preis-Leistungsverhältnis bleibt dennoch hervorragend.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr preiswert
  • horizontal breiter Sweet Spot
  • konkrete, klare Bässe
  • DSP-Filter
Contra
  • beide Speaker müssen seitlich frei stehen
  • Detaildarstellung ab den oberen Mitten
Artikelbild
Swissonic T204 Test
Für 129,00€ bei
Swissonic_T204_Test_10
Features & Spezifikationen
  • Zweiwege-Aktivbox
  • 1,25″-Seidenkalottentweeter
  • 2 x 4″ Konuslautsprecher (Bass, Midrange)
  • 2 x Passivwoofer
  • D’Appolito-Design
  • Class-D, 50 Watt & 30 Watt
  • Trennfrequenz: 2200 Hz
  • Frequenzgang: 50 Hz – 20 kHz
  • Gewicht: 4,6 kg
  • Maße: 330 x 16 x 200 (HxBxT in mm)
  • Preis: € 119,– (Straßenpreis am 3.5.2021)
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Olaf Kliemt sagt:

#1 - 04.05.2021 um 04:52 Uhr

0

bei 119 Euro stellt man nicht mehr viele fragen.

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