Superlux R102 Bundle Test

Das aktive Bändchenmikrofon Superlux R102 wird vom Musikhaus Thomann mit dem Tischstativ Millenium DS102 und dem Kabel Cordial CAM 9 BK zu einem kompletten Paket geschnürt.

Superlux_R102_Ribbon_Bundle_Test_1

Aktuell 172 Euro schlägt es zu Buche, für 129 Euro gibt es das phantomgespeiste Ribbon-Mic Superlux R102 aber auch solo.

Details

Klassische Richtcharakteristik für ein Bändchenmikrofon

RCA/AEA und Beyerdynamic haben stärker richtende Bändchenmikrofone entworfen, das Superlux R102 hält sich bezüglich der Richtcharakteristik aber an die „Konventionen“: Es ist eine Acht. Dadurch sind scharfe Ausblendungen von Störschall möglich, zudem ist ein solches Pattern meist sehr frequenzkonstant. Ersteres ist beim hier im Test befindlichen Bundle mit dem Tischstativ sicher wichtiger, weil man dadurch die Kammfilter verursachenden Reflexionen von der Tischplatte klein halten kann. 

Im Superlux R102 wandelt ein Aluminiumbändchen Schall in Spannung
Im Superlux R102 wandelt ein Aluminiumbändchen Schall in Spannung

Aktives Bändchenmikro

Den Schall aufnehmen und im Magnetfeld eine Spannung induzieren ist Aufgabe des 2,5 Mikrometer dünnen Aluminiumbändchens, das zwischen den beiden Polschuhen im Inneren des R102 sitzt. Der Motor im Bändchen arbeitet mit einem Neodym-Magneten, so wie beim Großteil der anderen Ribbons auch. Der Output des Elements ist nicht direkt über einen Übertrager mit dem Ausgang verbunden, sondern erhält noch einen Boost über eine Verstärkerelektronik. Das dadurch aktive Bändchenmikro benötigt zum Betrieb Phantomspeisung durch den Preamp. Seine Empfindlichkeit liegt mit 10 mV/Pa schon deutlich näher an der von Kondensatormikros als es passive Bändchen tun. Ein Eigenrauschen von unter 20 dB ist keine Glanzleistung, dafür kommt das Mikrofon aber offensichtlich mit hohen Pegeln aus: Mit 140 dB SPL wird der maximale Schalldruckpegel angegeben. Allerdings fehlt im Datenblatt des Herstellers die Angabe, wieviel Klirr dann vorliegt. 0,5 oder 1%? Beides wäre in Ordnung. 

Fotostrecke: 4 Bilder Aufgeschraubtes R102: Oben im Korb liegt der Motor, direkt darunter der verkapselte Übertrager.

Höhendämpfung

Ein Blick in den gemittelten Frequenzgang verrät, dass die Höhendämpfung schon bei gut 5 kHz einsetzt. Die Angabe des Übertragungsbereichs als 20 Hz bis 15 kHz ist der Grafik nach aber so zu interpretieren, dass die Dämpfung bei 15 kHz bereits 6 dB beträgt – nicht 3 dB, wie sonst bei technischen Angaben zu Mikrofonen üblich. Aber auch das ist nicht unüblich für Bändchen, das Superlux R102 muss sich also nicht verstecken. Trotz „Aktivierung“ beträgt die Ausgangsimpedanz des R102 etwa 250 Ohm. 

Tischstativ im Bundle

„Millenium DS100“ nennt sich das im Bundle mitgelieferte Tischstativ. Entweder mit einer Klemme oder mit einem anschraubbaren Fußteil wird eine kurze Stange in senkrechter Position gehalten, eine verstellbare Aufnahme hält den kleinen Ausleger. Durch diesen Galgen läuft ein 2,5 Meter langes Mikrokabel. Das Bundle komplett macht ein zusätzliches Kabel, das Cordial CAM 9. Dieses ist schwarz, stolze 9 Meter lang und mit Neutrik-Steckern ausgestattet. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das ist das komplette Bundle. Das Mikrofon selbst muss man fast suchen.

Praxis

Praktisch – wenn man das Winkelstecker-Kabel benutzt

Zunächst: Das Superlux R102 sieht toll aus: irgendwie kauzig und zeitlos. Ich fühle mich irgendwie an das Milab VIP-50 erinnert. Der Schwenkbügel ist praktisch, allerdings sollte man dazu wissen, dass man deutliche Probleme bei der Ausrichtung bekommt, wenn man kein Mikrofonkabel mit Winkelstecker zur Hand hat. Die gibt es aber von verschiedenen Herstellern. Das im Bundle beinhaltete Cordial-Kabel dient also primär der Verlängerung. Das ist witzig, wenn man auch das Tischstativ Millenium DS100 verwendet, denn schon hat man nicht nur zwei, sondern sogar drei Kabel. 

Fotostrecke: 2 Bilder Superlux R102 in seiner Halterung – diese gehört auch zum Lieferumfang des “Solo”-Mikrofons.

Tischstativ ist ok

In Verbindung mit einem hochwertigen Stativsystem ist die Ausrichtung als Sprechermikrofon wirklich angenehm, doch wird kaum jemand, der 129 Euro für ein Mikrofon investiert, viel Geld etwa für einen hochwertigen K&M-Tischständer oder ein Triad-Orbit-System mit Wallmount ausgeben. Der im Superlux R102 Bundle enthaltene Mikrofonhalter Millenium DS100 erfüllt seinen Zweck, wenn man ihn nicht ständig bewegen und neu ausrichten muss. Für den Youtuber oder Podcaster, der das Mikrofon einfach mal zur Seite schwenken will, ist er ausreichend. Sagen wir es so: Es gibt bessere, aber die sind eben auch teurer. Und ein innen durchgeführtes Kabel ist bei mechanischer Beanspruchung schneller einmal defekt, ein Austausch mit Fummelei und Löten verbunden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Kabel des Millenium DS100 ist innenliegend.

Achtercharakteristik nutzen

Weil das Superlux R102 ein Achtermikrofon ist, muss man sich etwas mit den Eigenschaften und der Ausrichtung beschäftigen – und es lohnt sich! Für den Betrieb am Sprechertisch: Mikrofonieren über Kopf, dazu ein etwas stärkeres Einwinkeln nach unten. Dies verhindert, dass rückwärtige Reflexionen durch Tisch, Monitor, Skriptblatt und so weiter zu stark werden. Mehr noch: Die „bösen“ Reflexionen des Tisches lassen sich hervorragend in die Off Axis der Acht legen, also in 90 Grad zur Front. Das gelingt kopfüber auch ein Stückchen besser, als wenn der Body nach unten zeigt. Das sind natürlich typische Achter-Eigenschaften, die auch andere Mikrofone dieser Bauart liefern. Und die Patternkonstanz, eines der Highlights dieser Richtcharakteristik, bekommen viele teurere Bändchen wie das Beyerdynamic M130 etwas besser hin. 

Roll-off der Höhen oft angenehm

Ein spritzig-frisches Höhenfeuerwerk wird wohl kaum jemand von einem Bändchen erwarten. Und tatsächlich ist das Superlux R102 ein Stück weit samtig und belegt, was aber bei naher Mikrofonierung eine schöne Intimität verleiht. Stimmen erscheinen nah, groß, besonders deutscher Aussprache wird etwas Biss und Schärfe genommen – Attribute, mit denen die deutsche Sprache im Ausland gerne belegt wird. Wegen der ordentlichen, aber nicht schwammigen Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt klingen Stimmen etwas „amerikanischer“ und „englischer“. Das ist auch deswegen der Fall, weil besonders bei Sprechern im angloamerikanischen Raum Bändchenmikrofone verbreiteter sind als hierzulande. Die Poppempfindlichkeit ist für ein Ribbon normal, also nicht gerade übertrieben gering, genauso die Trittschallfilterung.

Für Sprache, Gesang, Instrumente gleichermaßen

Trotz Bügel und Tischarm: Natürlich ist das Superlux R102 kein reines Sprechermikrofon, sondern leistet überall dort hervorragende Dienste, wo ein Bändchen eingesetzt werden kann – und das ist (fast) überall! Vocals kommen fast mix-ready aus dem Mikrofon und es ist schön, dass im Zuge der „Aktivierung“ der Elektronik keine Höhenanhebung durchgeführt wurde. Denn: Die Entschärfung im Vergleich zu Kondensatormikrofonen tut vielen Stimmen im Mix gut. Zudem vertragen viele Bändchenmikros ein Boost-EQing in den Präsenzen und Höhen recht gut. Das R102 wird bei enormen Hüben etwas britzelig, aber das geht in jedem Fall in Ordnung. 

Audio Samples
0:00
Vocals, Superlux R102, 10 cm Vocals, Superlux R102, 30 cm, 0 Grad Vocals, Superlux R102, 30 cm, 45 Grad Vocals, Superlux R102, 30 cm, 90 Grad Vocals, Superlux R102, 70 cm Vocals, Coles 4038, 30cm Vocals, Beyerdynamic M130, passiv Vocals, Beyerdynamic M130, Triton FetHead Sprache, Superlux R102 Sprache, Beyerdynamic M130 Sprache, Sennheiser e835

An Schlaginstrumenten kann mit dem Abstand schön die Bassigkeit bestimmen, benachbarte Instrumente schön ausblenden. Als Mikrofon vor dem Resonanzfell (nicht am Loch!) erzielt man ein wunderbar bassiges Fundament. Auch am Gitarrenamp, Bassamp, vor dem Halbakustikbass oder an der Akustikgitarre, an Holz- und Blechblasinstrumenten, die genannten Eigenschaften lassen sich auf all diese Signale übertragen. Zu „gepresst“ wird es auch im Nahbereich nicht, allerdings wäre ein Rode NTR beispielsweise deutlich luftiger. 

R102 performt dank aktiver Elektronik an vielen Preamps ordentlich

Natürlich ist ein guter, rauscharmer Mikrofonvorverstärker immer sinnvoll, bei passiven Bändchen und einigen anderen dynamischen Mikrofonen ganz besonders. Da das Superlux R102 aber ein aktives Bändchen ist und dadurch mehr Pegel liefert, zeigt es sich unprätentiös, was die Wahl des Preamps angeht. Auch ein einfaches Audiointerface lieferte überzeugende Ergebnisse. 

Fazit

Für seinen Preis ist das Superlux R102 ist ein sehr gutes aktives Bändchenmikrofon. Es liefert klassischen Ribbon-Sound ohne unterstützte Höhen, ein recht konsistentes Achterpattern, gute Positionierungsmöglichkeit und einen zeitlosen Look. Es empfiehlt sich nicht nur für Sprecher, auch Sänger und fast jede Art von Instrument bekommen einen schönen, warmen Charakter. Als aktives Ribbon eignet es sich auch für Menschen, die keinen sehr rauscharmen Preamp mit hohen Gainreserven ihr Eigen nennen, es verhält sich gut auch an preiswerteren Audiointerfaces. Das Tischstativ Millenium DS100 aus dem R102-Bundle ist keine Lobeshymnen wert, aber in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • toller „amerikanischer“ Sprechersound
  • wenig wählerisch, was den Mikrofonvorverstärker angeht
  • guter Preis
  • schicker Look
Contra
  • keins
Artikelbild
Superlux R102 Bundle Test
Für 139,00€ bei
Superlux_R102_Ribbon_Bundle_Test_2
Features und Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Wandlerprinzip: dynamisch (Bändchen)
  • Frequenzgang: 20 Hz – 15 kHz (-6 dB)
  • Übertragungsfaktor: 10 mV/Pa
  • Ausgangsimpedanz: 250 Ohm
  • Preis Mikrofon: Euro 129,- (Straßenpreis am 20.11.2018)
  • Preis Bundle: Euro 172,- (Straßenpreis am 20.11.2018)
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Profilbild von BonedoLeser

BonedoLeser sagt:

#1 - 21.11.2018 um 19:17 Uhr

0

Hallo Nick,
ich finde es erstaunlich, dass das R102 im Vergleich zu dem Coles und dem Beyerdynamic so viele Höhen hat.
Auch deinen Sprachaufnahmen finde ich, dass das M130 extrem wenig Höhen hat, während das e835 sehr viele hat. In der Aufnahme mit dem dem Superlux klingt deine Stimme noch am natürlichsten, soweit ich sie von den anderen Mikrofontests kenne (in Natura habe ich dich ja noch nicht gehört =) ).

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 22.11.2018 um 08:10 Uhr

    0

    Hallo "Bonedoleser",4038 und M130 sind auch einfach Mikrofone, die entwickelt wurden, bevor es das Wort "Close Miking" überhaupt gab. :-) Bei entsprechenden Abständen klingen auch sie deutlich höhenreicher. Die Gesangsstimme bin ich aber gar nicht, das ist Chul-Min Yoo – der kann das mit dem Singen einfach besser als ich…Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #1 von BonedoLeser

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