Stanton SCS-4DJ Test

PRAXIS

Auspacken und loslegen?
Leider nicht, denn vor das Losrocken hat Stanton die Songanalyse gesetzt! Dabei geht der SCS-4DJ eher gemächlich vor: Zur Berechnung einer ca. 8 GB großen Musiksammlung sollte man der Maschine ruhig eine komplette Nacht Zeit geben. Ein 18 MB großer Song im MP3-Format (7,5 Minuten Länge) braucht etwas mehr als 1,5 Minuten zur Analyse. Dabei wird das Tempo bestimmt, ein Beatgrid gesetzt, die Wellenform erzeugt und eine normalisierte Lautstärke per Autogain festgelegt. Die so ermittelten Daten legt der Controller in einem Datenbank-Ordner auf dem USB-Speicher ab. Eine Collection von etwa fünf GB erzeugt beispielsweise eine knapp 300 MB große Datenbank. Man sollte also seinem Stick oder der Festplatte immer noch etwas freien Speicherplatz gönnen. Was die Befütterung mit Dateiformaten angeht, ist der SCS-4DJ nicht wählerisch: WAV, MP3, AAC AIFF und sogar kurze Filmchen im MP4-Format spielt er klaglos ab.  Auch in Bezug auf das Dateiformat des angeschlossenen Datenträgers zeigt sich die Maschine kooperationsfreudig: Sowohl NTFS, als auch FAT 32 und HFS+ (OSX) nimmt er gerne entgegen. Zur maximalen Größe finden sich in der Dokumentation leider keine Angaben – hier hilft wie so oft nur Ausprobieren. Unsere im Test verwendete 160 GB Testplatte erkannte er jedenfalls anstandslos.
Im Browse-Menü kann ich durch alle Songs auf dem Datenträger scrollen und sie nach Titel, Interpret, BPM, Zeit, Album, Genre, Kommentare und Sessions sortieren lassen. Als Sessions werden im WAV-Format (16 Bit/44,1 kHz) aufgezeichnete Mitschnitte von Mixen bezeichnet, die in einem eigenen Ordner abgelegt werden. Eine Suchfunktion ist auch vorhanden, bei der ein Rädchen die Buchstaben auswählt. Bei großen Playlisten ist das Scrolling für meinen Geschmack einen Tick zu träge, weshalb beherztes Kurbeln am Navigationsrad manchmal über das Ziel, respektive den gewünschten Track, hinausschießt. Hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt. Am PC oder Mac erstellte M3U-Playlisten werden im Playlists-Menü durch Drücken des zugehörigen Softbuttons angezeigt. Die Liste kann der aktiven Abspielfolge hinzufügt werden – oder sie ersetzen. 

Playlisten können nach unterschiedlichsten Kriterien sortiert werden
Playlisten können nach unterschiedlichsten Kriterien sortiert werden

Vorsicht ist geboten, wenn man in der Systemkonfiguration ‚Deutsch’ als Landessprache definiert. Denn die Übersetzung ist an vielen Stellen dermaßen holprig, dass es schon an Irreführung grenzt.  Entscheidet man sich während des Auflegens beispielsweise für das Importieren einer Playliste, wird man mit der Frage konfrontiert: „Möchten Sie gespielte Songs abladen?“ Wer nun glaubt, dass die gerade aktive Playliste beim Import einfach ersetzt wird, erlebt eine böse Überraschung: Eine nicht ganz so wohltuende Stille macht sich breit, denn der gute Stanton hat soeben das gerade laufende Lied aus dem Deck geschmissen! Unsere Empfehlung: Lasst die Sprache auf Englisch – dann ist man auch abenteuerlichen Übersetzungskapriolen wie „BPMbten“ für „Edit BPM“ gefeit.

Die Systemkonfiguration bietet reichlich Einstellmöglichkeiten – nur von der Sprachoption „deutsch“ sollte man Abstand nehmen.
Die Systemkonfiguration bietet reichlich Einstellmöglichkeiten – nur von der Sprachoption „deutsch“ sollte man Abstand nehmen.

Hit that perfect beat!
Aber zurück zu erfreulicheren Themen: Etwa bei 75% der analysierten Songs wird das Tempo richtig erkannt und das Beatgrid korrekt gesetzt. Ist das nicht der Fall, reicht zur Korrektur des falsch berechneten BPM-Wertes oft schon die Funktion BPM /2 bzw. BPM *2, die sich durch EDIT-BPM im Home- und Waveform-Menü aufrufen lässt. Zum Beispiel wenn statt 90 BPM 180 BPM oder umgekehrt ermittelt wurden. Liegt die Schätzung immer noch falsch, kann man das Tempo klassisch mit der Tap-Taste in der Player-Sektion einklopfen. Eine manuelle Eingabe des BPM-Zahlenwertes steht leider nicht zur Verfügung. Darüber hinaus wird in einigen Fällen das Taktraster offensichtlich auf die falsche Viertelnote gesetzt. Seit der Firmware-Version 1.41 lässt sich das manuell beheben: Dazu setze man Traktor-like zuerst einen Cue-Punkt auf den richtigen Schlag im Song und lässt dann das Beatgrid mittels Editierung neu daran ausrichten. 
In einem wichtigen Punkt hat die Firmware des SCS-4DJ in der aktuellen Version allerdings noch einen mächtigen Nachteil gegenüber vielen DJ-Programmen: Das Beatgrid passt sich nicht der neu ermittelten BPM-Zahl an und verursacht dadurch Probleme mit der Sync-Funktion. Hier ist noch dringender Update-Bedarf gegeben. Besonders, da falsch analysierte Songs nicht noch einmal einzeln neu berechnet werden können.

Die jeweiligen Viertel-Schläge kann man auch in der Cover-Ansicht anhand der Beat-Ampel identifizieren.
Die jeweiligen Viertel-Schläge kann man auch in der Cover-Ansicht anhand der Beat-Ampel identifizieren.

Wie gut klappt denn nun das automatische Beatmatching per Sync-Funktion? Nun, die meisten Songs laufen beim Drücken der Sync-Taste sofort synchron. Dann gibt es Songs, die trotz korrekt angezeigtem Beatgrid einen kleinen Versatz haben, sodass der DJ mittels Pitch-Bend anschieben oder abbremsen muss. Generell hilft es auch, sich einen Schlag/Beat/Kick per Cue-Punkt zu markieren und dann im Touch-Modus den Plattenteller anzutippen, bis die Takte beider Songs harmonisieren. Bei Tracks mit selbstgetapptem BPM-Wert stimmt das Taktraster sowieso nicht mehr, sodass das Tempo manuell angepasst werden muss. Eine Software zur (hoffentlich schnelleren) Songanalyse am PC oder Mac ist angekündigt, war aber zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar. 
Wünschenswert wäre, wenn diese nicht nur flotter, sondern auch exakter als die SCS-4DJ interne Berechnung arbeiten würde. Optimal wäre es natürlich, wenn sich die Taktraster wie in Traktor verschieben ließen und dadurch auch das Tempo beeinflussen würden. Wenn man sich auf die Songs beschränkt, die sich automatisch syncen lassen, klappt es auch mit dem Auto-DJ Modus. Mit der längsten auswählbaren Mixzeit von 30 Sekunden klingen die Übergänge schon ganz vernünftig, was selbstverständlich auch immer vom jeweiligen Song-Intro/Outro abhängt. 

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