American Audio DP2 Test

American Audio DP2 spielt digitale Musikstücke von der Festplatte eines angeschlossenen PCs ab. Dabei muss der DJ nicht auf traditionelle Steuerelemente verzichten, denn die MIDI-Konsole orientiert sich am Layout eines 19-Zoll-Doppel-CD-Players mit einem Mischpult im Zentrum. In seinem Inneren werkelt ein 6-kanaliges Soundinterface, Mikrofon und Faderstart sind auch mit an Bord. Zahlreiche Bedienelemente für Effekte, Sampler, Loops und Navigation bringen Kreativität ins Set und sollen Maus und Tastatur während der Performance ersetzen. Damit der Käufer sofort loslegen kann, gibt´s die Software PCDJ Dex LE gleich dazu. An einen Computer angeschlossen ist das 249 Euro Bundle quasi Out-of-the-Box einsatzbereit.

Das macht die schmale Schaltzentrale umso interessanter für Kunden mit beschränktem Budget. Vor allem Bars, mobile Diskotheken und kleinere Clubs können so ein preiswertes und platzsparendes Alternativ-Setup zum Turntable bereitzustellen. Aber auch der Wedding-DJ kommt dank Mikrofoneingang auf seine Kosten. DP2 ist zudem voll MIDI-kompatibel und kann mit jeder lernfähigen Software kommunizieren. Im Vergleich dazu: Numarks DMC 2 (159 Euro) arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip, hat aber kein internes Mischpult und ist daher auf eine externe Einheit angewiesen. Denons HC-4500 Controllerpack wird auch mit PCDJ ausgeliefert und kostet ebenfalls ohne Mixer 449 Euro.

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Details

Erster Eindruck
DP2 macht einen robusten Eindruck. Seine Bauteile sind fest verschraubt. Nimmt man ihn in die Hände und schüttelt, klappert nichts. An der Unterseite hätte ich mir allerdings Gummischützer für die Kanten gewünscht, damit man beim Transport keine böse Überraschung erlebt. Der mobile Einsatz außerhalb einer rollenden Disco wird aber wahrscheinlich eher die Ausnahme bleiben, und eingeschraubt kann nix passieren. Wer dennoch einen Desktopeinsatz vorzieht, dem sei gesagt: DP2 steht sicher auf vier Gummifüßen und verrutscht selbst bei härterer Gangart nur in besonders ungestümen Ausnahmefällen. Das durchdachte Layout erschließt sich Neulingen zügig und ist auch vom Umsteiger schnell adaptiert. Alle nötigen Verbindungskabel für den sofortigen Betrieb liegen dem Paket bei (Cinch-, USB- und Relay-Kabel). Ein gedrucktes englischsprachiges Handbuch und eine Installations-CD sind ebenfalls im Karton.

American_Audio_DP2_Lieferumfang

American Audios Mix-Allrounder wiegt verhältnismäßig leichte 2,1 kg. Da kommt auch der S-Bahn-fahrende DJ nicht so schnell ins Schwitzen. Doch bevor der geneigte Party-DJ unseren schmalen Testkandidaten in den Rucksack packt, sollte er die Montagewinkel abschrauben, damit es keine Kratzer am Notebook gibt. Auf diesem wird wahrscheinlich Windows laufen denn PCDJ ist nicht Mac-kompatibel. American Audio DP2 aber schon. Apple-Anhänger mixen demnach über Bootcamp oder verwenden eine Alternativsoftware unter OSX. Welche? Das beleuchten wir im Praxisteil.

In jedem Fall sollten 58 Buttons, neun Drehregler, fünf Schieberegler und sieben Push-Endlos-Encoder jede MIDI-taugliche Software in weiten Zügen rocken können. Der Hersteller verbaut an jeder Abspieleinheit eine zusätzliche Shift-Taste, bei der es sich, soviel möchte ich vorwegnehmen, um echtes also „Hardware – Shifting“ handelt. So kann der Käufer mit einer geeigneten Software noch einmal fast die gleiche Anzahl an Steuerbefehlen senden, was insgesamt zu rund 158 Parametern führen sollte. Die wird nicht jeder Gesinnungsbruder benötigen, doch offeriert es festinstalliert, zum Beispiel in einem Laden mit täglich wechselndem Musikmotto etwa auch elektronischen MIDI-DJs Multideck-Betrieb. Was die Hardware angeht, ist das Gespann genügsam. Ein betagter Pentium 4 oder Athlon ab 1,4 GHz mit einem GB RAM reicht bereits aus.

Front und Backpanel
Leider macht der Hersteller keine Angaben zur verbauten Soundkarte. Es handelt sich aber offensichtlich um eine sechskanalige Lösung mit einer Samplingrate von maximal 48 kHz bei 16-Bit-Auflösung. Eingänge sind nicht vorhanden, das kann man, denke ich, zu diesem Preis auch nicht erwarten. Wer den Controller also im Pub zusammen mit Timecode-Platten einsetzen will, benötigt ein weiteres Audio-Interface. Wer allerdings in dieser Hinsicht keine Ambitionen hegt und nur zwei Softwaredecks nutzen will, ist hier voll bedient. Alle Anschlüsse, zu meinem Bedauern auch Mikrofon- und Kopfhörer, bringt der Hersteller auf der Rückseite unter. Zwei Stereo-Cinch-Ausgänge führen das Mastersignal als Mix-Out zur PA oder in ein Mischpult. Unterstützt dieses Faderstart, lassen sich die Player auch über den Crossfader fernbedienen.

Mixersektion
An prominenter zentraler Stelle wurde ein 2-Kanal-Mixer mit 3-Band-EQ verbaut. Seine gummierten Potis sind schön griffig, lassen aber eine rastende Nullstellung vermissen und würden definitiv von etwas mehr Abstand zueinander profitieren. Der 45-mm Crossfader ist angenehm weich und hat einen Curve-Regler zur Seite gestellt bekommen, Prima! Die Linefader passen die Lautstärke präzise an, sind für mich persönlich jedoch ein wenig zu leichtgängig. Im oberen Teil der Mixersektion ermöglicht ein Endlos-Drehregler mit integriertem Button mausloses Browsen durch die Musikbibliothek. Zwei Taster an den Seiten laden den Song in Deck A oder B.

Audio Samples
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EQ Full Cut unter PCDJ EQ Full Cut unter Traktor

Pitch
Möchte der DJ die Geschwindigkeit zweier Tracks angleichen, kann er dazu die Pitch-Slider verwenden. Der Hersteller hat sie in eine ca. 3 mm tiefe Führung eingelassen. – Ein Fingerleitsystem? Die 60 mm langen Tempo-Fader machen ihren Job gut und gleiten angenehm sanft, zudem können sie softwareseitig hinsichtlich ihrer Auflösung angepasst werden. Mögliche Regelintervalle sind 4, 8, 16, 24, 50 oder 100 Prozent. Auf der kleinsten Stufe erreiche ich eine Genauigkeit von etwa 0,06 BPM bei Tempo 120 BPM. Bei 50 Prozent erfolgt eine Feinabstufung von 1 BPM. Die Pitchbend-Taster schubsen die temposynchronen Songs in den Gleichschritt. Links wird gebremst, rechts beschleunigt. Sie sind unmittelbar über den Fadern platziert. Ich hätte sie jedoch lieber unterhalb der Schieber gesehen, da sie dort einen leichteren Zugriff und somit auch einen besseren Workflow ermöglichen. Es ist ohnehin schon etwas eng ums Zentrum herum und an dieser Position bin ich während des Tests mehrfach ungewollterweise mit dem Effekt-Encoder in Berührung gekommen. In der gleichen Zone schaltet PITCH LOCK das Master-Tempo ein, PITCH ON aktiviert den Temposchieber und SYNC synchronisiert. Die Tonhöhenkorrektur liefert ein artefaktfreies Ergebnis bis etwa +/- drei Prozent.

Audio Samples
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Keylock Master Keylock +2% Keylock +5% Keylock +10% Keylock -2% Keylock -5% Keylock -10%

Transportsektion und Jogdials
Damit der musikalische Leiter des Abends auch in hektischen Momenten die Kontrolle behält, verbaut American Audio zwei besonders treffsichere große Abspieltasten. PLAY startet und stoppt den Abspielvorgang, CUE parkt einen Song an der ersten Markierung, oder, falls keine vorhanden, am Anfang. Die Schaltflächen sind beleuchtet, sodass man unschwer erkennen kann, ob eine Funktion aktiv ist. Das sorgt für Durchblick unter schlechten Sichtverhältnissen. Die Jogdials sind mit 55 mm Außendurchmesser nicht sonderlich groß geraten, dafür sind aber Fingermulden eingelassen, die einem Verrutschen beim Hin- und Herbewegen entgegenwirken sollen. Voreingestellt ist der Nudge-Modus, zwei Buttons auf nördlicher Position schalten in die Hochgeschwindigkeitssuche oder in den Scratch-Modus. Letztgenannter ist aufgrund der kleinen Steuerräder eher für den gelegentlichen Einsatz geeignet.

Praxis

Installation und erster Quickie
Als Erstes versorge ich den Prüfling mit 6V-Netzteil-Power, schließe ihn dann an einen freien USB-Port des Athlon-Laptops von Acer an und die Softwareinstallation kann beginnen. Auf der beigefügten CD befinden sich Treiber im 32- und 64-Bit-Format. DEX-LE will die Installationsroutine über einen „fscommand“ aus Flash heraus starten, was nicht gelingt. Statt dessen gibt der Programmkompatibilitätsassistent eine Fehlermeldung aus. Ich wechsle in den betreffenden Ordner und starte einen manuellen Vorgang. Das klappt – Reboot. Ich hoffe das Interface macht keine Zicken, denn sein täuschend ähnlicher „Zwilling“ Mixvibes-VFX-Control wollte seinerzeit so gar nicht mit diesem AMD-Chipsatz zusammenarbeiten. Eine kleine Bemerkung am Rand: Auch bei Controllern für Serato Itch tauchen in letzter Zeit vermehrt Kompatibilitätsprobleme mit AMD-CPUs auf. Ein Kompatibilitätscheck ist vor einem Kaufentscheid also anzuraten. Wäre doch Schade, wenn sich das vermeintliche Controllerschätzchen nur mit einer weiteren Investition für ein neues Laptop ans Laufen bringen ließe. Mein Tipp für X2-Turion-Fans: Sicherheitshalber in den einschlägigen DJ-Foren checken, ob dort Probleme im Zusammenspiel mit dem Wunschcontroller bekannt sind. Zurück zum Probanden. Gott sei Dank hatte ich den Kopfhörer noch nicht aufgesetzt, denn unangenehme Cracklesounds verlassen das Audiointerface in Richtung Kopfhörerausgang. Und wieder einmal geht es auf Update-Suche, doch leider ohne Erfolg. Ich muss das System wechseln. Also ab aufs VAJO, wo der Testkandidat ohne Murren seinen Betrieb aufnimmt. Beim ersten Programmaufruf ist Dex gemappt. Der Sound aus den Boxen klingt ordentlich, aber etwas leise. Der Gain-Regler in der Softwareoberfläche hat aber noch Reserven. Der Kopfhörerausgang ist ausreichend laut, beginnt aber ab 15 Uhr zu zerren. Bevor es nun in den ersten Mix geht, werfen wir zunächst einen kleinen Blick auf die Beipack-Software.

PC-DJ Dex LE
PCDJ ist ein DJ-Mixprogramm für Einsteiger und Profis, das in drei unterschiedlichen Versionen und Preisklassen erhältlich ist ( Red, Karaoki, Dex). Je nach Fassung bietet es nativen Controllersupport für ausgewählte Geräte, dazu MIDI-Learn und Timecode-Unterstützung. Als Denon Club Pack ist HC-4500 mit von der Partie, als Timecode-Pack wird es mit Kontrollvinyl und -CDs ausgeliefert. Beim MIDI-Controller American Audio DP2 ist Dex-LE mit dabei. Auch die funktionsreduzierte Light-Version hat bereits viele nützliche Features unter der Haube. Dazu gehören zwei Decks mit Wellenformenanzeigen, Auto-BPM, ein Beatgrid, Loops, Hotcues oder Effekte. Der einzige „Skin“ orientiert sich im Oberflächendesign an der vorliegenden Steuerhardware, mit einem zentralen Mixer, der von den beiden Abspieleinheiten flankiert wird. Man braucht also nicht erst großartig umzudenken. Er liefert allerdings keinen Aufschluss über aktuelle Regelwerte. Die Wellenformen scrollen, ähnlich wie bei Serato Scratch live senkrecht über den Screen. Zur besseren Orientierung verhelfen ein vergrößerter Waveausschnitt und eine Gesamtübersicht. In der unteren Screenhälfte ist die Musikverwaltung mit dem Verzeichnisbaum arrangiert. Neben den voreingestellten Record-Cases (loadedsongs und waitlist) kann der Anwender virtuelle Plattenkisten packen. Die durchstöbert er bequem mit der internen Suchfunktion, die ihre ID3-Informationen aus dem Tag-Cache bezieht und in einer Datenbank ablegt. Jedes Musikstück landet beim ersten Aufruf automatisch im Index, bei jedem Neustart überprüft Dex die vorhandenen Einträge auf neue oder gelöschte Dateien. Tags und Verweise lassen sich auf Wunsch auch jederzeit über die Funktion BUILD TAG-CACHE manuell aktualisieren. Scan-Vorgänge laufen im Hintergrund ab, sodass der User während der Updates weiter mit der Software arbeiten kann. Was die Tag-Unterstützung in der Light-Fassung angeht, zeigt sich die Software von der sparsamen Seite, gerade mal 5 Tags stehen zur Verfügung und auch sonst sind individuelle Anpassungsmöglichkeiten eher spärlich gesät. LE halt. Das ist bei Traktor und VDJ nicht wirklich anders. Hier beschränken sich die Preferences aufs Audiorouting. Eine Aufnahmefunktion für die Mixsession suche ich leider vergebens. Die hätte ich mir aber definitiv gewünscht. Als kleines Trostpflaster spendieren die Hersteller einen Autopiloten, der die kontinuierliche Wiedergabe eines beliebigen Ordners, Cases oder einer Liste ermöglicht.

Cues, Loops und Sampler
Um eine Sprungmarke im Song zu platzieren, genügt es, während der Wiedergabe die Shift-Taste festzuhalten und einen der gewünschten Hotcuetaster zu betätigen. Soll ein Cuepunkt ersetzt werden, geschieht dies auf gleichem Weg. Sämtliche angelegten Markierungen werden in der Trackübersicht durch einen dünnen weißen Balken angezeigt. Informationen zur genauen zeitlichen Position, wie etwa bei Serato Scratch Live sind nicht dabei. Auch eine Quantisierung der Benutzereingaben findet nicht statt, egal ob Cue oder Schleife. Hardwareseitiges Autolooping ist nicht vorgesehen (dafür bedarf es eines Mausklicks in die Softwareoberfläche). DP2 gestattet lediglich manuelles Generieren. LOOP-IN setzt den Startpunkt, LOOP-OUT setzt den Endpunkt und aktiviert den Zyklus im gleichen Moment. Ein zweites Mal betätigt verlässt OUT den Zyklus, RELOOP reaktiviert. Über zwei Pfeiltasten halbiert oder verdoppelt der DJ einen Loop in seiner Länge. Die Spannweite reicht von 1/8 bis 16 Beats. Auch ein Sampler ist mit von der Partie. Er offeriert vier triggerbare Speicherbänke, die sich ausschließlich über die Loopfunktion befüllen lassen. SAVE TO + Samplepad (1-4) speichert den Soundschnipsel auf eben diese Taste, die Sampler-Features Matching, BPM, Volume-Meter und die Dreikanal-Klangregelung der einzelnen Slots sind per Maus zu bedienen. Summa summarum sind die hier genannten Features durchaus gelungen und die Bedienung über die Hardware ist über weite Teile recht intuitiv. Für tiefer greifende Softwarefeatures ist jedoch manchmal ein Griff zur Maus nötig. Im Mix mit einem zweiten Track werden DJs elektronischer Stilrichtungen eine Quantisierung der Hotcues und Loops, die ihnen oftmals als Live-Remix-Grundlage dienen, vermissen. Die Mehrzahl der Kollegen aus anderen Genres lässt dies indes unberührt.

Audio Samples
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PC DJ Loopcut

Effekte
Dex-Effekte sind nicht ganz nahtlos auf die Hardware abgebildet, lassen sich aber über die Endlosencoder recht gut bedienen. Der User hat die Auswahl zwischen Flanger, Echo, Filter und Bitcrusher, die in maximal zwei Parametern über X/Y-Regler manipuliert werden können. Dazu kommt ein Reverser. Sollten mehr Effektattribute zur Verfügung stehen, können diese nur mit der Maus im Programmfenster angesprochen werden. Flanger und Filter klingen harmlos und ein wenig zu „digital“, das Echo ist etwas blechern und hat manchmal Timing-Probleme. In qualitativer Hinsicht bewegen sich Dex-FX eher auf einem soliden Einsteigerniveau. Und so hören sie sich an.

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PCDJ Flanger PCDJ Echo PCDJ Filter PCDJ Bitcrusher PCDJ Reverser

Performance
Die Mixperformance ist unter dem Aspekt Allroundeinsatz als insgesamt gut zu bewerten. Auch wenn sich DP2 und Dex vielleicht gar nicht primär an House und Technodeejays wenden, so müssen sie sich doch vor Ort beatsynchroner Loop- und Effektbefeuerung stellen. Und das hat auch grundsätzlich funktioniert. Das Zusammenspiel mit der Beipack-Software könnte man als sehr stabil und durchaus effizient bezeichnen, für den Einsatz auf einem verwöhnten Elektro-Dancefloor fehlen mir aber definitiv 3-Band-EQ und eine hardwareseitige Steueroption des Aufholverstärkers. Die gibt’s erst mit dem kostenpflichtigen Update auf Dex, und dann auch nur per Doppelbelegung am Controller. Nun zum Beatmatching. Die automatische Tempo- und Taktsynchronisation erfordert eine vorausgegangene Berechnung der Musikbibliothek auf BPM und Beatgrid. Hat Dex die Songs analysiert, gelingt das computergestützte Beatmatching nur teilweise, oftmals hängt einer der Songs etwas hinterher und man muss per Hand nachregulieren. Das ist kein Beinbruch, denn mit dem Jogdials des DP2 oder seinen Bend-Tastern ist man zielsicher unterwegs. Trotzdem erwarte ich von einer Sync-Taste, dass sie ihre Arbeit zufriedenstellend erledigt. Eine korrekte Überlagerung der beiden Downbeats im Mix-Programm ist gefordert. Ich laste dies jedoch nicht der Hardware an, denn es handelt sich dabei um ein Softwarephänomen. Beim Cue- und Schleifen-Test stellt sich heraus, dass Loops und Hotstarts exakt an der Stelle platziert werden, wo der User die Interaktion ausgelöst hat. Das On-the-fly-Handling (setzen, speichern und Abrufen) geht bemerkenswert locker und ohne spürbare Verzögerungen vonstatten. Während der Testscratches sind weder Ruckler noch Glitches zu vernehmen, wenngleich die kleinen Jogdials nur für den partiellen Kratzeinsatz taugen und keinen CDJ oder Turntable-Vergleich standhalten können – und auch nicht müssen.

Update auf PCDJ-Dex
Wem es nach mehr kreativem Spielraum und Komfort dürstet: Das Dex-Update kostet 114 EURO. Mit der Vollversion hat der User nun die Möglichkeit, die Funktionsweise der Steuereinheit optimal an seine Arbeitsgewohnheiten anzupassen. Ihm stehen zudem Harddisk-Recording, unterschiedliche Skins, mehr Effekte (auch mit VST-Unterstützung), optionale Vinylkontrolle und multiple Soundkarten und Controllereinbindungen zur Verfügung. Die automatische Konfiguration von DP2 und Dex gelang jedoch nicht auf Anhieb anstandslos. Update 1.07228 sollte weiterhelfen und tat es auch. Alles prima, ich kann bis zu vier Decks und maximal 4 Effekte pro Seite einsetzen, muss aber noch ein paar kleinere persönliche Anpassungen vornehmen. Der MIDI-Editor erscheint mir auf den ersten Blick etwas umständlich, das legt sich aber recht schnell. Hat man die Vorgehensweise verinnerlicht, entpuppt sich der Editor als ein Mekka für den Frickelbruder, was die nachfolgenden Screenshots verdeutlichen sollen. Deejays, die sich für PCDJ-Dex interessieren, können die kostenlose Demoversion von der Herstellerwebsite laden und 14 Tage testen.

Fotostrecke: 2 Bilder Standard Skin von PCDJ DEX Full

Der Apple-User
Auf dem Mac ist es grundsätzlich möglich, Dex über eine Bootcamp-Partition zu betreiben, die aber nicht jeder Apple-DJ installiert hat. Alternativ habe ich mir den DP2 im Einsatz mit Algorriddims Djay und Traktor Pro angesehen. Djay erkennt die Audioeinheit automatisch, richtet die Soundengine ein und bietet auch gleich die Konfiguration an. Diese geschieht auf manuellem Weg über den MIDI-Editor. Innerhalb einer Viertelstunde ist der Controller zum Großteil eingebunden. Nur die Jogdials sind nicht zu einem praxistauglichen Einsatz zu bewegen. Schade.

djay3
djay3

Der nächste Ausflug führt mich zu Traktor Pro. Das Probanden-Layout ist in hohem Maße Traktor-tauglich, die Effektabteilungen mit ihren integrierten Buttons sind gerade im Chained Mode sehr effektiv. Vier Tasten auf 12 Uhr (Sampler, Save und ungenutzte Konsorten) lassen zum Einschalten der Effekte am Kanal zweckentfremden. Mit Shift wechselt der DJ Effekt-Typen aus. Bei den Encodern ist es nötig, die FX-Selektion im relativen Modus auf den Typus 7Fh/01h zu stellen, wohingegen einzelne Parameter nur in der Einstellung 3Fh/41h sachgemäßen Dienst verrichten. Zudem sollte die Rotary-Beschleunigung erhöht werden, will man nicht zehn volle Umdrehungen zum Aufreißen eines Attributs einsetzen. Die Shift-Tasten ermöglichen es, auf Kanal drei und fünf zu funken, sodass es nicht unbedingt nötig ist, einen Software-Modifier anzulegen. Auch die Mixersektion kann auf drei und fünf kommunizieren. DP2 stellt einen adäquaten Vierdeck-Betreib unter Traktor sicher. Sehr schön. Für „Treckerfahrer“ ist eine gelungene Doppeldecker-tsi auf American-Audios Website erhältlich. Von Loopsteuerung über FX, Hotcues und Synchronisation ist alles zugegen, was es für eine Mixsession braucht.

Traktor
Traktor

American Audio DP2 ist ein preiswerter und zuverlässiger MIDI-Controller für den Allround-DJ. Die robuste Schaltzentrale im Rack-Design punktet mit übersichtlichem Aufbau, denn sie orientiert sich am gängigen Layout eines CD-Bedienteils, in dessen Mitte ein Mixer mit 2-Band-EQ verbaut ist. Jedes Deck hat zwei leichtgängige Jogdials, die sich in drei unterschiedlichen Betriebsmodi gut zum Nudging und Trackscanning einsetzen lassen, aber aufgrund ihrer Größe weniger zum Scratchen geeignet sind. Mixrelevante Basis-Features sind intuitiv und direkt vom Controller abrufbar. Dedizierte beleuchtete Loop-, Cue- und Effektsektionen bringen Kreativität in die Performance und machen Spaß. Der Mikrofoneingang reicht für die Moderation aus. Der Kopfhörerausgang ist laut genug für den Praxiseinsatz, aber zerrt ab 15 Uhr. Am Master fehlt mir indes ein wenig Dampf. Unter meinem AMD-Testnotebook versagte das 16 Bit/ 48 kHz Interface zudem seinen Dienst. Und die Software? Wie viele andere LE-Versionen ist auch Dex beschnitten, bietet aber gerade für den Standard-Einsatz einige passende Zusatzfeatures. Vielen Querbeet-Kollegen und Sympathisanten nicht elektronischer Musik werden diese, da bin ich mir ziemlich sicher, bestimmt ausreichen. Weitere Komponenten lassen sich mit dem Update für 114 Euro nachkaufen. Dann macht das Digi-DJ-Dex-Dasein auch für die Techno- und Housefraktion mehr Freude. Was den alternativen Softwarebetrieb angeht, kann American-Audios Doppeldecker überzeugen. Mit einem Programm wie Traktor Pro kann der Käufer auf vier MIDI-Kanälen aus dem Vollen schöpfen. 249 Euro für ein derart ausgestattetes Rackmount-Gerät sind attraktiv. Wer Interesse am DP2 hat zwecks Club-, Bar-, oder Tanzschulen-Installation, sollte mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Blicke riskieren. Die Gesamtperformance und das Preis-Leistungsverhältnis sprechen auf jeden Fall dafür.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Logisches Interface und & intuitive Bedienung
  • Robustes & kompaktes 19“- Gehäuse
  • Integriertes Audiointerface
  • Betriebsicheres + homogenes Bundle
  • Viele Bedienelemente
  • Vier MIDI-Kanäle, zwei Layer
  • Attraktiver Preis
Contra
  • Etwas leises Interface
  • Inkompatibel mit manchen AMD-CPUs
  • Rückseitiger, leicht zerrender Kopfhörerausgang
  • Kein vollständiger Zugriff auf Softwarefeatures
  • Kein Session-Recorder
  • Schwache EQ-Simulation
Artikelbild
American Audio DP2 Test
Für 195,00€ bei

Herstellerlink: American Audio

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