SPL Iron Test

Praxis

Traumhafte Haptik

Obwohl ich es eingangs schon erwähnt habe, möchte ich es an dieser Stelle noch einmal tun: Der SPL Iron ist ein „sexy piece of hardware“. Die Verarbeitung ist sehr gut, alles fühlt sich sehr wertig an und alle Bedienelemente bewegen sich solide. 
Das Layout ist wohldurchdacht, wenn anfangs auch etwas gewöhnungsbedürftig. Hat man sich aber erst einmal an den 4 HE großen Okolyten gewöhnt, geht die Bedienung mehr als flott von der Hand. Auch der etwas ungewöhnliche Umstand, dass die rechte statt wie üblich der linken Seite im Link-Mode bzw. Stereo-Betrieb die Steuerung übernimmt, ist dann vergessen.

Unglaublich viele Klangfacetten

Nun hab ich lange überlegt, wie ich die unglaublich vielen Möglichkeiten des Irons am besten rüberbringen soll und bin immer wieder zu dem selben Entschluss gekommen: Es geht nicht! Deswegen möchte ich mir eine allzu akademische Betrachtung ersparen. Man muss den Iron fühlen! Je nach Rectifier-Setting und damit verbunden „eindeutigen“ Klangeigenschaften, verschiebt sich ja auch jedes mal der Arbeitspunkt (Threshold), wodurch neben leicht unterschiedlichen Farben auch grundsätzlich andere dynamische Unterschiede auftreten. 
Nun macht es wenig Sinn, zu versuchen Attack und Release so anzupassen, dass sie für unterschiedliche Retifier einigermaßen gleich klingen. Denn das tun sie einfach nicht – und dass ist wirklich gut! Die Unterschiede sind allerdings auch nicht so drastisch. Beispielsweise klingt der LED-Rectifier sehr bass-warm und tendenziell eher fett – aber das geht auch mit den Attack- und Release-Settings Hand in Hand.
Der Iron ist ein Feingeist, sodass man die Ohren schon etwas spitzen muss, denn „dramatische“ Unterschiede werden hier nicht auftreten. Selbst bei extremen Verdichtungen wird es schwer, den Iron zum unangenehmen Pumpen zu bewegen, was vor allem dem vorwärtsgerichteten, zusätzlichen Opto-Element geschuldet ist. 
Hierzu ein kleines, unkommentiertes Video, was ein „Back and Forward“ verschiedener Settings zeigen soll.

Die unterschiedlichen Sidechain-EQs haben einen ebenfalls nicht unerheblichen Einfluss auf das Endergebnis und sollten nicht mit gewöhnlichen SC-Lowcuts verwechselt werden. Sie wurden laut Handbuch aus Wolfgang Neumanns Erfahrungsschatz abgeleitet und stellen damit nicht ganz alltägliche Kurven dar. Aber hey: Whatever works, works!
An folgenden Audio-Beispielen möchte ich deren Einfluss deutlich machen. Und immer schön daran denken, es geht hier nicht um einen EQ im Signal, sondern nur um einen EQ im Side-Chain, also dem Steuersignal. Cuttet man hier die Bässe, haben diese eben keinen Einfluss mehr auf das Kompressionsverhalten.

Audio Samples
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Elektro – Dry Elektro – Fast no SC EQ Elektro – Fast SC EQ 1 Elektro – Fast SC EQ 2 Elektro – Fast SC EQ 3 Elektro – Fast SC EQ 4

Warum man bei dem external Sidechain allerdings auf TS-Buchsen und keinen symmetrischen Eingang gesetzt hat, dürfte in dieser Liga zumindest als mystisch angesehen werden. Als ein echtes Problem sehe ich diesen Umstand jedoch wirklich nicht, zumal wir uns im Mastering-Umfeld bewegen. Hier noch ein kleiner Versuch, unterschiedliche Rectifier-Settings in Audio zu pressen:

Audio Samples
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Elektro – Dry Elektro – Slow Silicon Elektro – Slow Germ 1mF Elektro – Slow LED Elektro – Slow Ge/Si

Es bleibt festzuhalten: Der Iron verdichtet sehr gut und das auf eine äußerst unaufdringliche, im besten Sinne unauffällige Art und Weise und ohne die Dynamik (bei den richtigen Einstellungen) spürbar zu verändern. Seine Transparenz ist einzigartig. Selbst bei hohen Verdichtungen wirkt er niemals harsch, unangenehm oder gepresst. Manchmal möchte man fast behaupten, er komprimiert gar nicht – so gut tut er das. Alles wirkt wunderbar „glued“, wobei das Wort „klebrig“ eigentlich eher negativ besetzt ist. Ich möchte fast sagen: Der Iron klebt zusammen, ohne klebrig zu sein.

All lights on!
All lights on!

Die anfangs subtilen Unterschiede in den Rectifiern zahlen sich bei der Feinarbeit an Mastering-Material besonders aus, und es kommt nicht das Gefühl auf, sich zwischen praktisch identischen Settings mit der Qual der Wahl entscheiden zu müssen. Hat man den Dreh erstmal raus, ist ziemlich schnell klar, welchen Rectifier das Klangmaterial benötigt. Die Unterschiede sind nicht riesig, aber genau dieses Zünglein an der Waage macht eben das Mastering aus. Wer hingegen die Axt im Walde sucht, sollte sich einen 1176 zulegen und einen großen Bogen um den Iron machen. Ich für meinen Fall werde jetzt dauerhaft 4 HE für ihn in meinem Rack frei machen.

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