Golden Age Project EQ-81 Test

Golden Age Project EQ-81 im Test be bonedo – Der Nachname eines britischstämmigen Designers zählt zu den Wörtern mit der größten Leuchtwirkung im Studiokosmos: Neve. Traditionell exklusiv, hochpreisig und mit fast übernatürlichem Nimbus behaftet, sprechen wir hier über den heiligen Gral der Studiotechnik.

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Viele Hersteller kopieren heute diese klassischen Designs oder lehnen sich konzeptionell zumindest daran an. Kein Wunder, denn in der ersten Hälfte der 70er-Jahre erreichte die Analogtechnik einen Standard, der sich praktisch nicht mehr übertreffen ließ. Kaum ein einzelner Name ist so sehr mit der Topologie diskreter Transistorschaltungen verbunden wie der von Rupert Neve. 
Doch während viele Hersteller im Hochpreissegment um den Publikumspreis des am meisten originalgetreuen Neve-Clones wetteifern, gehen die Schweden von Golden Age Project ganz bewusst einen anderen Weg. Mittlerweile ist eine stattliche Palette von an Neve angelehnten Designs von GAP erhältlich, die allesamt eines auszeichnet: der Versuch, den Premium-Nimbus der Originale in einem Marktsegment anzusiedeln, das ansonsten nicht unbedingt von den Insignien eines diskreten Schaltungsaufbaus geprägt ist. Doch Golden Age Project will genau das: Neve-Topologien zu einsteigerfreundlichen Kursen!

Details

Vorbild des EQ-81: Neves erster Class-A/B-Equalizer

Im Prinzip ist das Konzept der Golden-Age-Geräte modular. Sämtliche Prozessoren kommen als 9,5“-Gehäuse daher, wobei mittlerweile die wesentlichen Komponenten der klassischen Neve-Ära abgedeckt sind. GAP bietet eine Reihe unterschiedlich ausgestatteter Preamps auf Basis der Eingangssektion des 1073 an, dazu einen Kompressor in Anlehnung an Neves 2254 sowie eine Einheit mit der EQ-Sektion des 1073. Damit sprechen wir vom Höhepunkt von Neves Class-A-Phase. Die Vorbilder wurden allesamt gegen Ende der 60er-Jahre entwickelt, doch die Zeit bliebt nicht stehen, die noch junge Transistortrechnik entwickelte sich damals rasant weiter. Und so brachte Neve schon 1972 die nächste Generation seiner Schaltungstechnik auf den Markt. Herzstück dieser Epoche ist das Eingangsmodul 1081, welches im Unterschied zum 1073 in Class-A/B-Arbeitsweise konzipiert wurde. Der weitere große Unterschied ist der deutlich flexiblere EQ. Hier machte die Audiowelt um 1970 große Schritte. Der Weg zum vollparametrischen 4-Band-EQ in jedem Mischpultkanalzug war 1972 noch nicht zuende gegangen, aber der 1081 kann als bedeutender Meilenstein auf dieser Wegstrecke angesehen werden.

Sparsame Anschlussmöglichkeiten: Der EQ-81 ist nicht als Standalone-Gerät konzipiert – per Insertweg lässt er sich in einen Preamp einschleifen.
Sparsame Anschlussmöglichkeiten: Der EQ-81 ist nicht als Standalone-Gerät konzipiert – per Insertweg lässt er sich in einen Preamp einschleifen.

Mit Preamp originaler Signalweg der 1081-Kassette

Ebenso wie der GAP EQ-73 ist der EQ-81 nicht als Standalone-Grät konzipiert. Es verfügt zwar über eine eigene Stromversorgung, aber nicht über symmetrierte hochpegelige Ein- und Ausgänge. Das Gerät ist dazu gedacht, per (unsymmetrischem) Insert in einen Preamp des Herstellers eingeschleift zu werden. Dieses Konzept hat erst einmal einen Vorteil: Zusammen bilden Preamp und EQ dann eine Einheit, die vom Signalfluss exakt dem Neve-Vorbild entspricht, bei welchem der EQ ja auch Teil der Preamp-Kassette ist und sich mit dieser die Übertrager teilt. Zum anderen hilft dieser Aufbau Kosten zu sparen, denn die teuersten Bauteile sitzen bei Geräten mit Neve-Topologie in Form der Übertrager eben in den Ein- und Ausgangsstufen. Zwar ergeben GAP-Pre und –EQ ein gutes Paar, aber man darf hier auch mixen. Denn der EQ-81 funktioniert genau so gut an jedem anderen Preamp oder Channelstrip, welcher über einen entsprechenden Insertpunkt verfügt.

Fotostrecke: 3 Bilder Üppige Kontrolle: Die kleine Frontplatte beherbergt 13 Bedienelemente.

Mehr Umfang als 1073

Als semiparametrisches 4-Band-Design fügt der 1081 seinem Vorläufer 1073 ein weiteres Mittenband hinzu. Zudem wurde die Hi-Q-Schaltung für schmalbandiges Notch-Filtering, welche auch die 1073-Luxusversion 1084 bereits bietet, beim 1081 in beide Mittenbänder integriert. Sowohl das Bass- als auch das Höhenband des EQ-81 bieten jeweils fünf Eckfrequenzen (zwischen 33 und 330 Hz bzw. 3 und 15 kHz). Dazu kommen dann eben noch die beiden Mittenbänder mit jeweils 11 EQ-Punkten (220 Hz bis 1,8 kHz und 1,5 bis 10 kHz). Die maximale Amplitude der Filterbänder beträgt satte ±18 dB, und jedes Filterband verfügt an seinem Frequenzwahlschalter über eine Off-Position um ebenjenes Band einzeln zu deaktivieren. Das Gain der Bänder wird mit Potis eigestellt, die über eine Mittenrastung verfügen. Diese rastet allerdings nur sehr dezent ein, eine etwas griffigere Markierung der Neutralstellung wäre gar nicht so schlecht gewesen.

Fotostrecke: 3 Bilder Aufgeräumtes Innenleben: der GAP-EQ wurde sauber konstruiert und gefertigt.

Nicht am falschen Ende gespart

Fertigungstechnisch versucht GAP, zwei Dinge unter einen Hut zu bekommen: Zum einen die Umsetzung sehr klassischer Transistortechnik (was mit einem gewissen Aufwand verbunden ist) und zum anderen einen sehr günstigen Kaufpreis. Letzteres merkt man dem Gerät aber zum Glück kaum an. Klar könnte man die Hardware optisch und haptisch deutlich opulenter gestalten, aber das heißt nicht, dass GAP sich hier konstruktive Blößen gibt. Der konventionelle „Through-the-hole“-Aufbau des Gerätes erscheint sauber und robust, und es kommen auch ein paar Bauteile zum Einsatz, die sicherlich teurer sind als SMD-Massenware. So kommen in den Mittenbändern stilecht zwei Spulen zum Einsatz. Zudem werden in der Fertigung, abermals in Anlehnung an die Neve-Originale, Tantal-Kondensatoren verwendet. Alles in allem präsentiert sich die Hardware des EQ-81 in einer Qualität, die gefühlt ein gutes Stück oberhalb des Kaufpreises liegt, und das ist doch schon mal was! Einzig das externe „Wandwarzen“-Netzteil ist in dieser Kalkulation wohl unvermeidlich.

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