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Mit Effektpedalen zum Sound der Stars – Eric Clapton

“Clapton is God!”, schrieben seine Fans in den Sechzigern an die Wände, und sein Name ist einer der fettesten im ewigen Buch des Rock’n Roll. In seinem Sound-Alike Feature zeigt uns Thomas Dill, wie wenig Equipment ein Gitarrengott braucht, um mit seinen Songs und seinem Sound Geschichte zu schreiben.

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KURZBIOGRAFIE

Eric Clapton, Jahrgang 1945, begann mit 13 Jahren Gitarre zu spielen, mit 17 hatte er seine erste Band und mit 18 stieg er bei den Yardbirds ein. Alles Weitere ist Geschichte. Denn nach zwei Jahren mit den Yardbirds ging er für ein Album zu John Mayall´s Bluesbreakers und gründete schließlich 1966 mit Jack Bruce (Bass) und Ginger Baker (Drums) die legendäre Band Cream, die erste Formation, die von der Presse als „Supergroup“ bezeichnet wurde. 1969 trennten sich die drei und für Clapton folgten Blind Faith und Derek & The Dominoes (mit Duane Allman). Ab 1970 arbeitete er vorwiegend als Solokünstler und eroberte mit verschiedenen Titeln die Charts. Songs wie „I Shot The Sheriff“, „Cocaine“ oder „Wonderful Tonight“ wurden zu Hits, die auch heute noch regelmäßig im Radio zu hören sind und von unzähligen Künstlern gecovert wurden. In den 80ern entfernte er sich etwas vom Blues und nahm mit Phil Collins als Drummer und Produzent einige sehr poplastige Alben auf, die bei puristischen Clapton-Fans keinen großen Anklang fanden. Sein Comeback feierte er 1992 mit dem MTV Unplugged Konzert, und der Titel „Layla“ wurde zum zweiten Mal ein Welthit, diesmal als langsame Akustikversion. Spätestens seit dieser Zeit werden nur noch die größten Hallen für ihn gebucht.

Die Aufnahmen (Auszug)

Eric Clapton Solo

  • Eric Clapton (1970)
  • 461 Ocean Boulevard (1974)
  • There’s One in Every Crowd (1975)
  • No Reason to Cry (1976)
  • Slowhand (1977)
  • Backless (1978)
  • Another Ticket (1981)
  • Money and Cigarettes (1983)
  • Behind The Sun (1985)
  • August (1986)
  • Journeyman (1989)
  • 24 Nights (1991)
  • Unplugged (1992)
  • From the Cradle (1994)
  • Pilgrim (1998)
  • Reptile (2001)
  • One More Car One More Rider (2002)
  • Me and Mr. Johnson (2004)
  • Sessions for Robert J. (2004)
  • Back Home (2005)
Fotostrecke: 5 Bilder 461 Ocean Boulevard (1974)

Eric Clapton mit Anderen

  • Yardbirds – Sonny Boy Williamson And The Yardbirds (1963)
  • Yardbirds – Five Live Yardbirds (1964)
  • Yardbirds – For Your Love (1965)
  • John Mayalls Bluesbreakers – Bluesbreakers And Eric Clapton (1966)
  • Cream – Fresh Cream (1966)
  • Cream – Disraeli Gears (1967)
  • Cream – Wheels Of Fire (1968)
  • Cream – Goodbye Cream (1969)
  • Blind Faith – Blind Faith (1969)
  • Derek And The Dominoes – Layla An Another Assorted Love Songs (1970)
  • Eric Clapton And BB King – Riding With The King (2000)
  • JJ Cale And Eric Clapton – The Road To Escondido (2006)
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Das Equipment

Gitarren:

Eric Clapton begann bei den Yardbirds mit einer Tele und spielte dann eine zeitlang vorwiegend Gibsons. Bei den Bluesbreakers war es eine Les Paul, bei Cream spielte er eine SG, die damals noch Les Paul SG hieß, eine ES-335 und eine Firebird. Seit 1970 ist die Strat sein Hauptinstrument. Auf einer Tour durch die USA kaufte er ein paar Fender Gitarren – angeblich für 100 Dollar das Stück – in einem Laden in Nashville und brachte sie mit nach England. George Harrison, Pete Townshend und Stevie Winwood bekamen jeweils eine geschenkt und aus den restlichen drei wurden die besten Teile zu einem neuen Instrument zusammengeschraubt. So entstand die berühmte schwarze Strat mit dem Namen „Blackie“, die Clapton lange Zeit spielte. Seine Sunburst Strat, Brownie genannt, mit der er „Layla“ aufgenommen hatte, wurde 1999 bei einer Auktion für sage und schreibe 497.500 Dollar für einen wohltätigen Zweck versteigert.

Seltenes Bild: Eric rockt auf einer Gibson Explorer
Seltenes Bild: Eric rockt auf einer Gibson Explorer

Hier ist die Liste mit seinen bekanntesten Gitarren:

  • Fender Telecaster (mit den Yardbirds)
  • 1959er Gibson Les Paul Standard (mit John Mayall and The Bluesbreakers)
  • 1964er Gibson Les Paul SG mit Psychadelic Lackierung (mit Cream)
  • Gibson ES 335 (mit Cream)
  • Gibson Firebird (mit Cream, Blind Faith)
  • 1956er Fender Stratocaster „Brownie“ (Derek And The Dominoes)
  • Fender Stratocaster „Blackie“ (wurde von 1972-85 gespielt)
  • Diverse Fender Stratocaster Eric Clapton Signature Modelle

Verstärker:

Clapton startete bei den Yardbirds mit einem Vox AC30 aus heimischer Produktion. Als er die ersten Marshall Stacks hörte, war er total begeistert, konnte sich aber mit deren Größe nicht anfreunden. Deshalb bat er schließlich Jim Marshall, ihm einen JTM-45 als Combo Amp zu bauen, damit er ihn einfach in den Kofferraum seines Autos legen konnte. Clapton setzte den Amp auf dem Bluesbreakers Album ein, was dem Verstärker zu der Bezeichnung ”Bluesbreaker Combo“ verhalf. Jahre später brachte Marshall ein Reissue unter diesem Name heraus. Als er zu Cream-Zeiten endlich Roadies zur Verfügung hatte, wechselte Clapton dann doch zu zwei Marshall 100W Fullstacks … Ab und zu kam auch ein Leslie Cabinet zum Einsatz – wie bei „Badge“ von Cream – und ab den 70ern spielte er abwechselnd Verstärker von Fender, Music Man oder auch Soldano. In letzter Zeit ist er wieder mit Fender Amps aus dem Custom Shop unterwegs.

  • Vox AC30 (mit den Yardbirds)
  • Marshall 2×12 45 Watt Combo (John Mayall & The Bluesbreakers) – später als Bluesbreaker Combo von Marshall herausgebracht    
  • Marshall 1959 100 W Topteil mit zwei 4×12 Boxen (Cream)
  • Fender Showman (Blind Faith)
  • Fender Champ (Derek And The Dominoes)
  • Music Man HD 130 Reverb (Mitte der 70er)
  • Fender Twin (in den 80ern)
  • Marshall JCM 800 (in den 80ern)
  • Soldano SLO-100 (in den 90ern)
  • Leslie Cabinet mit JBL Speakern in Kombination mit einem Marshall JCM 800
  • Fender Vibro King 3×10 mit einer 2×12 Zusatzbox (ab 2001)
  • Fender Custom Shop Tweed Twin Amp (ab 2006)

Effektgeräte:

Clapton hat nie großen Wert auf Effekte gelegt. Lediglich in den 80ern hatte er sein Setup etwas vergrößert und im Equipment-Wahn auch ein Bradshaw Switching System mit ein paar Rackeffekten wie Delay, Chorus und Harmonizer benutzt. Das einzige Pedal, das ihn während seiner gesamten Karriere konstant begleitete, war eigentlich nur das Wah-Wah. Auf der letzten Tour 2007/2008 hatte er folgende Pedale auf der Bühne im Einsatz:

  • Vox Wah-Wah
  • Fuzz Pedal
  • Diverse Boss Chorus Pedale (CE-1, CE-3)
  • Boss TR-2 Tremolo
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Sound nachbauen

Eine Sache muss immer klar bedacht werden: Die aufgeführten Gerätschaften, egal ob Original Equipment oder ähnlich klingende Amps und Effekte, sind lediglich das Werkzeug zum Erzeugen der Sounds. Der eigentliche Signature-Tone kommt letztendlich vom Gitarristen selbst: aus seinen Fingern und seinen individuellen Fähigkeiten, den Klang zu formen. Daher macht das Equipment auch nur 50% des Sounds aus – der Rest kommt (zum Glück) vom Gitarristen.

Für den typischen Eric Clapton Sound ist eigentlich nicht viel Equipment notwendig. Ein guter Overdrive, ein Wah, und der Rest wird mit den Reglern der Gitarre und selbstverständlich mit den Fingern gemacht. Du wirst es in den einzelnen Beispielen sehen und vor allem hören, wie viele unterschiedliche Sounds man aus einer Gitarre in Verbindung mit einem Overdrive-Pedal oder einem verzerrten Röhrenamp herausholen kann. Alles in Handarbeit sozusagen.

Gitarre
Die meisten Songs hat Clapton mit einer Stratocaster gespielt, daher wäre dieses Instrument schon sehr sinnvoll. Wenn du die Sounds von den älteren Songs (Cream, Bluesbeakers) nachbauen möchtest, dann wäre eher eine Les Paul angesagt.

Wah-Wah
Jedes Standard Wah-Pedal ist ausreichend. Clapton hat meistens ein Vox benutzt; Dunlop, Morley oder Boss sind aber auch in Ordnung.

Overdrive
Der Overdrive soll einen übersteuerten Röhrenamp simulieren, das heißt, er muss dynamisch auf jede klangliche Veränderung an der Gitarre reagieren. Wenn man den Volume-Regler an der Gitarre zurücknimmt oder mit dem Tone-Regler arbeitet, müssen die Klangunterschiede klar hörbar sein. Auch für die kleinen Nuancen des Anschlags, ob mit Fingern oder Pick, sollte der Amp sensibel sein. Achte beim Test des entsprechenden Pedals unbedingt darauf, denn diese Funktionen sind sehr wichtig für die Soundgestaltung. Empfehlenswert hierfür sind der Okko Diablo, Boss OD-3 oder Ibanez Tube Screamer.

Verstärker
Stelle den Verstärker auf Clean ein. Die Verzerrung wird mit dem Overdrive-Pedal gemacht. Das Finetuning des Klangs erledigt in diesem Fall der Tone-Regler an der Gitarre. 

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Sunshine Of Your Love

Dieser Song ist ein Beispiel für den „Woman Tone“, ein Markenzeichen des frühen Eric Clapton aus der Bluesbreakers und Cream Ära. Der Verstärker (Marshall) wurde voll aufgedreht, an der Gitarre der Steg-Pickup angewählt und der Tone-Regler komplett zurückgedreht. Die Verzerrung wird durch den zurückgenommenen Tone-Regler etwas gedrosselt, es entsteht ein weinerlicher Ton, daher wohl auch der Name Woman Tone …

Audio Samples
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Sunshine Of Your Love – Sound
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While My Guitar Gently Wheeps

Als guter Freund von George Harrison hatte Clapton ein kurzes Gastspiel bei den Beatles und spielte das Solo zu „While My Guitar Gently Wheeps“ ein. Die Mehrspurtechnik steckte in den 60ern noch in den Kinderschuhen und man nahm auf Vierspur-Bandmaschinen auf. Um noch mehr Spuren zu bekommen, ließ man eine zweite Maschine synchron mitlaufen, auf der auch das Solo aufgezeichnet wurde. Leider lief diese aber nicht völlig zeitgleich mit der anderen, so dass ein Techniker die Spule bremsen musste, indem er in unregelmäßigen Abständen darauf drückte. So kam der Flanging-Effekt zustande; die Gitarre klingt etwas verstimmt und es entstand eine leichte Phasenverschiebung. Was damals viel Zeit und Schweißperlen kostete, kann man heute mit einem Flanger-Pedal reproduzieren.

Hier sind die Einstellungen:

Audio Samples
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While My Guitar Gently Weeps – Sound
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Hideaway

Bei diesem Titel gibt es eine Variation des „Woman Tone“, diesmal mit dem Hals-Pickup. Der Gain-Regler des Overdrive steht auf 13 Uhr, was mit einer Les Paul schon ordentlich zerrt. Jetzt drehen wir den Volume an der Gitarre auf 7 und nehmen den Tone-Regler recht weit zurück. Ergebnis ist ein dumpfer, weicher Ton, der mit hartem Anschlag an der Gitarre zwar etwas brillanter wird, aber nicht so bissig klingt wie der Steg-Pickup. „Was´n Stress, da kann ich doch gleich alles mit dem Overdrive Pedal machen, Gain zurück und Tone am Pedal auch zurück …“ Prinzipiell ist das richtig, aber es klingt anders, probiert es aus! Außerdem hat die erste Variante noch die Möglichkeit etwas mehr (Gain-) Gas zu geben, indem man den Volume-Regler an der Gitarre aufdreht. 

Audio Samples
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Hideaway – Sound
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Layla
Dieser Song wurde mit der Strat eingespielt, eigentlich das Gegenteil von Clapton´s Woman Tone. Ein leicht  angezerrter Sound mit viel Höhen, der schon fast bissig klingt.

Audio Samples
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Layla – Sound
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Cocaine

Bei seiner Interpretation des Songs von JJ Cale hat Clapton einen eher weichen, wenig angezerrten Sound am Start. Der Verzerrungsgrad wird durch die Anschlagsdynamik bestimmt: Harter Anschlag – höhenbetonter Sound mit etwas mehr Verzerrung, weicher Anschlag – weniger Gain, weicher Ton. Hier ist natürlich die Qualität des Equipments ausschlaggebend. Gitarre und Overdrivepedal müssen den Klangunterschied optimal wiedergeben.

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Cocaine – sound
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Wonderful Tonight

Bei diesem Song kommt aus der Strat ein eher weicher Ton. Dafür sind drei Komponenten wichtig: Der Overdrive wird auf mittlere Verzerrung eingestellt (Gain 12 Uhr), das Volume an der Gitarre aber zurückgedreht, wodurch die Verzerrung gebremst wird. Die Höhen werden mit dem Tone-Poti etwas abgesenkt. Wichtig ist dann, dass du mit dem Pick sehr weich anschlägst, dann erhältst du diesen „flüsternden“ Ton.

Audio Samples
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Wonderful Tonight – Sound
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After Midnight

Jetzt kommt die Strat mit einem sehr aggressiven Ton. Volume und Tone sind an der Gitarre voll aufgedreht, die Kombination von Mittel- und Steg-Pickup ist angewählt und der Gain-Regler am Overdrive steht auf 14 Uhr – jetzt zerrt es schon amtlich. Um den Ton „schreien“ zu lassen, ist ein harter Anschlag sehr wichtig. Am besten nicht weit ausholen, sondern die Saite mit dem Pick „pressen“.

Audio Samples
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After Midnight – Sound
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Riding With The King

Der Titelsong aus dem Album mit BB King. Unbedingt anhören und mal auf die beiden unterschiedlichen Gesangsstimmen und Gitarrensounds hören. BB King mit einem warmen ES-335 Ton und Clapton mit der eher bissigen Strat. Hier ist Claptons Klang ein sehr höhenbetonter Clean Sound, der durch harten Anschlag leicht angezerrt wird.

Audio Samples
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Riding Wih The King – Sound
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Richard sagt:

#1 - 05.03.2013 um 01:02 Uhr

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Hallo Herr Dill,
ein überragender Text!
Ich habe mir sowohl meinen Amp als auch mein Overdrive aufgrund dieses Artikels gekauft bzw. ausgesucht!
Die 1972er 325er Gibson war schon vorher da :)
Der Sound ist überwältigend.
Ich habe selten einen Artikel gelesen, der mir in so kurzer Zeit im nachhinein so viel Freude bereitet hat!!!beste Grüße aus Berlin

Profilbild von Seribi

Seribi sagt:

#2 - 04.04.2014 um 12:18 Uhr

0

Hallo! Toller Bericht!
Wie ging denn das mit dem Tonregler bei:
"Sunshine Of Your Love"War wahrscheinlich keine Standard Schaltung?
VG Seribi

Profilbild von Thomas Dill

Thomas Dill sagt:

#3 - 16.04.2014 um 14:53 Uhr

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Hallo Seribi,
schau mal beim Sound der Woche, da ist es genau erklärt. Hier ist der Link:
http://www.bonedo.de/artike...Schöne Grüße
Thomas

Profilbild von TheGuitarHeartsProject

TheGuitarHeartsProject sagt:

#4 - 30.03.2015 um 08:39 Uhr

0

Danke! Wird direkt getestet :-)

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