Wer die Jungs aus Schweden immer noch nicht kennt, der hat entweder kein Radio zu Hause oder ist immun gegen Ohrwürmer. Für alle anderen gibt’s hier endlich die bewährten bonedo-Soundrezepte zum Nachkochen.
Die Band wurde Mitte der 90er von dem Gitarristen und Sänger Björn Dixgard in Borlänge in Schweden als Schülerband gegründet. Nach diversen Umbesetzungen und unglaublich vielen Club-Gigs in Schweden erschien 2002 das Debütalbum „Bring ´Em In“.
Mando Diao ist stark von der Musik und dem Sound der Bands aus den Endsechzigern beeinflusst, allen voran den Beatles, aber auch den britischen Punkbands aus den Siebzigern. Wie bei den Fab Four gibt es auch bei Mando Diao mit Gustaf Norén und Björn Dixgard zwei gleichwertige Lead-Sänger, die auch Gitarre spielen.
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DIE AUFNAHMEN
2005 wurde das zweite Album „Hurricane Bar“ veröffentlicht und die Band stieg auch im restlichen Europa zum großen Geheimtipp der Indie Szene auf. Mit „Ode To Ochrasy“ hielt man den Hype weiter am kochen und hinterließ auf den großen Festivals in Europa einen bleibenden Eindruck als ausgezeichneter Live-Act.
2007 erschien „Never Seen The Light Of Day“, doch der große Hammer kam im Februar 2009 mit der Veröffentlichung des Albums „Give Me Fire“, dem im Januar die Single „Dance With Somebody“ vorangegangen war. Der Song wurde ein Hit und katapultierte die Band aus ihrem Geheimtipp-Status.
Damit ist es auch für bonedo höchste Zeit, sich den Sounds und dem banddienlichen Spiel der beiden Frontmänner und Gitarristen zu widmen.
Das Arbeitsbesteck der beiden Schweden ist schlicht und überschaubar, besonders auf der Bühne werden keine großen Experimente gemacht. Gitarre, Amp und eventuell mal ein Pedal, das war‘s.
Früher wurden überwiegend Hagström-Gitarren aus der schwedischen Heimat gespielt, aber bei der letzten Tour wechselte Björn Dixgard zwischen einer Fender Jaguar und einer Jazzmaster, während Gustaf Norén eine Gibson ES-335 am Start hatte. An Amps kamen ein Marshall JCM 800 (Björn) und ein Vox AC30 (Gustaf) zum Einsatz. Die Amps waren angezerrt eingestellt, und wenn es zwischendurch einmal mehr zerren sollte, wurde ein Overdrive hinzugeschaltet.
Im Studio sieht die Sache etwas anders aus, da haben die Herren sich ein gutes Arsenal an Gitarren zugelegt, aber auch dort wird kein Wert auf superteure Vintage-Instrumente gelegt. In einem Interview meinte Björn Dixgard, dass er auch sehr gerne preisgünstige Instrumente benutzt, weil diese für manche Songs genau den richtigen Sound liefern. Hier ist eine grobe Auflistung der im Laufe der Zeit benutzten Instrumente und Amps.
Björn Dixgard
Gitarren:
Fender Jaguar
Fender Jazzmaster
Fender Telecaster
Gibson Les Paul
Gibson SG
Hagström Viking
Verstärker:
Marshall Super Lead 100
Marshall JCM 800
Gustaf Norén
Gitarren:
Gibson ES-335
Gibson Akustik Steelstring
Hagström F200P
Verstärker:
Vox AC30
Mick Thompson Gitarren:
Ibanez Mick Thompson Signature Gitarre MTM1 in verschiedenen Farben
Verstärker:
Rivera KR-7 MT Mick Thompson Signature Topteil
Rivera 4×12 Boxen
Effektgeräte:
Boss GT-Pro
Dunlop Cry Baby (19“ Rack Version)
Boss Noise Suppressor
Electro Harmonix Bass Balls
Dunlop Octave Fuzz
Line 6 DL4
Line 6 MM4
Ibanez Tube Screamer
Boss Super Overdrive
Ibanez MTM1 Mick Thompson Signature
James Root
Gitarren:
Fender Jim Root Telecaster Custom (mit EMG Pickups)
Verstärker:
Rivera Knucklehead Reverb Top
Rivera K412 Boxen (mit G12T75 Speakern)
Orange Rockerverb 100 Top mit Orange 4×12 Boxen
Effektgeräte:
DigiTech Whammy 4 Pedal
DigiTech Tone Driver Pedal
Dunlop Crybaby 530Q
DigiTech Synth Wah Pedal
DigiTech Multi Chorus
DigiTech Digidelay
Dunlop Auto QE Pedal
Maxon AF-9 Audio Filter
Dunlop JH3S Jimi Hendrix Octave Fuzz
DigiTech SynthWah
OD-9 Overdrive
Electro-Harmonix Small Stone
Fender Jim Root Signature Tele
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Sound nachbauen
Eine Sache muss immer klar bedacht werden: Die aufgeführten Gerätschaften, egal, ob Originalequipment oder ähnlich klingende Amps und Effekte, sind lediglich das Werkzeug zum Erzeugen des Sounds und der Musik. Entscheidend für den Erfolg ist und bleibt der Spieler und dessen Fähigkeiten, die Töne zu erzeugen und den Klang zu formen. Daher macht das Equipment höchstens 50 % des Sounds aus, der Rest kommt vom Gitarristen.
Um den Sound von Mando Diao nachzubauen, werdet ihr euer Bankkonto nicht allzu sehr strapazieren müssen. Gitarre, Overdrive und Amp sind ausreichend, eventuell mal ein Fuzz-Pedal für eine klangliche Alternative. Allerdings gibt es mit dem Hall noch einen kleinen Unterschied zwischen Studio und Live. Auf den Alben wird ordentlich Gebrauch vom Plate Reverb (Hallplatte) gemacht. Dieser Effekt wird den trocken aufgenommenen Gitarrenspuren nachträglich hinzugefügt. Vorbild war hier selbstverständlich der Klang der Beatles, der großen Idole der Band, und der typische Sixties-Sound mit dem großen, blechernen Klang des Plate-Reverbs. Live hört man davon aber nichts, das würde den Sound auch zu matschig machen. Ich habe mich bei den Beispielen erst mal an den Studiosounds orientiert, für den Bühneneinsatz muss man deshalb das Reverb ausschalten oder etwas herunterregeln. Das Basis- Setup könnte so aussehen:
Gitarre: Hier ist ein eher dünner Klang gefragt – typisches Einsatzgebiet für eine Tele. Aber auch eine Semi-Akustik kann eine gute Wahl sein, schließlich spielt Gustaf Norén eine ES-335. Die Gitarre sollte ordentlich Biss und einen knackigen Attack haben.
Overdrive: Da wir die Basisverzerrung mit dem Pedal erzeugen und den Amp clean einstellen, wird ein dynamisches Overdrive-Pedal benötigt. Es muss gut auf unsere Anschlagsdynamik reagieren, die Verzerrung sollte bei härterem Anschlag stärker werden. Empfehlenswert sind hierfür der Ibanez Tube Screamer, der Boss OD-3 oder Blues Driver, der Fulltone OCD oder die Box of Rock von ZVex.
Distortion/Fuzz: Dieses Pedal wird zusätzlich für markante Distortion- oder Fuzzsounds benötigt: Schräge Distortion-Sounds sind gefragt. Zu empfehlen sind dafür der Electro Harmonix Big Muff, der Boss FZ-5, das Dunlop Fuzz Face oder The Rat von ProCo.
Reverb: Der Effekt wird zur Simulation des Studio Plate-Reverbs eingesetzt, daher sollte dieses Pedal eine solche Möglichkeit oder zumindest einen ähnlichen Sound an Bord haben. Hierfür eignen sich das Boss RV-5, das Digitech Digiverb oder der Line 6 Tone Core Verbzilla. Wie bereits erwähnt, ist das Reverb-Pedal für den Bühnensound nicht wichtig. Wenn ihr mit der Band die Songs nachspielen möchtet, kann man den Effekt auch weglassen.
Verstärker: Stellt den Verstärker auf Clean ein. Die Verzerrung wird mit dem Overdrive-Pedal gemacht.
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Blue Lining, White Trenchcoat
Der erste Track vom letzten Album „Give Me Fire“ beginnt nach einem kurzen Sound-Intro mit einem tiefen Gitarrenriff mit Fuzzsound. Die E-Saite muss dafür auf C# heruntergestimmt werden. Für diesen Sound benötigt ihr ein Fuzzpedal und etwas Plate-Reverb. Ich habe für die Aufnahme einen Big Muff und das Boss RV-5 benutzt.
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Blue Lining, White Trenchcoat
Dance With Somebody
Die Hit-Single von 2009 ist eigentlich recht sparsam mit Gitarren bestückt, hier dominieren Drums, Bass und Streicher. Von den Gitarren gibt es kleine, aber sehr feine Single-Note-Lines, die mit einem recht stark eingestellten Chorus-Effekt angereichert sind. Das Tempo des Effektes, die Rate, ist auf Achtelnoten im Songtempo geregelt und die Effekttiefe (Depth) sollte so weit eingestellt sein, dass eine leichte Tonhöhenverschiebung hörbar ist. So spart man sich das Fingervibrato bei den länger klingenden Tönen.
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Dance With Somebody
Sheepdog
Ein Song vom Erstlingswerk „Bring Em In“. Der Klang erinnert sehr stark an die Rock-Heroes der Endsechziger wie Jimi Hendrix oder Cream. Auch hier kommt wieder ein Fuzzpedal zum Einsatz, diesmal klang für mich das Fuzz Face authentischer. Ich habe den alten Clapton-Woman-Tone-Trick angewandt, den Steg-Pickup an der Les Paul angewählt und den Tone-Regler fast komplett heruntergeregelt. So klingt das Ganze trotz voll aufgedrehtem Fuzz Face weich, aber nicht muffig.
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Sheepdog
Maybe Just Sad
Der nachgebaute Sound hat hier zwei Komponenten: einen dumpf klingenden Distortion-Klang und ein mit Höhen angereichertes Hallsignal. Das Resultat ist ein warmer, leicht muffiger Distortion-Sound, der beim Ausklingen etwas heller klingt. Normalerweise ist es anders herum, der Distortion-Sound ist spitz und der Hall klingt weich und mit abgesenkten Höhen aus. Aber auch diese entgegengesetzte Variante hat auf jeden Fall ihren Reiz. Hier sind die genauen Einstellungen – zum Einsatz kam eine Ratte (ProCo The Rat Distortion) und das Boss RV-5.
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Maybe Just Sad
You Got Nothing On Me
Das Riff erinnert am Anfang sehr stark an Hendrix´ „If Six Was Nine“, nimmt aber dann doch einen anderen Lauf. Hier ist wieder ein Fuzzpedal am Start, aber entscheidender Träger des Sounds ist das Reverb, das den Ton richtig lange ausklingen lässt und das Ganze richtig fett und groß macht. Man hat das Gefühl, das Riff wird in die Weite des Universums geschossen …
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You Got Nothing On Me – No Reverb
Jetzt habe ich im Recordingprogramm nachträglich den Hall hinzugefügt, so wie es auch bei den Aufnahmen gemacht wird, damit man die Kontrolle darüber behält, wie sich das Ganze im Gesamtsound einfügt. Zu diesem Zweck habe ich eine Simulation des EMT Plate-Reverb von Universal Audio benutzt.
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You Got Nothing On Me – With Reverb
Down In The Past
Wir kommen jetzt zu den Arrangements, die klar in Rhythmus- und Lead-Gitarre aufgeteilt sind. Die Rhythmus-Gitarre spielt hart angeschlagene Akkorde mit einem angezerrten Sound und die Lead-Gitarre ein Repeating-Pattern mit etwas mehr Zerrung.
Gitarre 1: Bei der Leadgitarre kam ein Rat-Distortion zum Einsatz, bei dem die Höhen leicht abgesenkt wurden. Außerdem habe ich einen dezenten Plate-Reverb hinzugefügt.
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Down In The Past – Git. 1
Gitarre 2: Die Rhythmus-Gitarre soll sehr spitz klingen, weshalb beim Overdrive-Pedal die Höhen etwas angehoben wurden. Auch hier gibt es eine Portion Plate-Reverb, aber mit weniger Effektanteil, weil der Sound sonst bei den vielen Anschlägen sehr matschig wird.
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Down In The Past – Git. 2
So klingen beide Gitarren zusammen:
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Down In The Past – Git. 1 & 2
Added Family
Das Intro vom Song aus dem Album „Hurricane Bar“ kommt im Western-Gewand daher: leicht angezerrte Lead-Gitarre und eine glasklare Rhythmus-Gitarre.
Gitarre 1: Für den Audio-Track habe ich eine ES-335 eingesetzt. Da diese Gitarre nicht so brillant klingt, wurden beim Overdrive-Pedal die Höhen (Tone) mächtig aufgedreht. Dann noch eine ordentliche Portion Reverb und wir haben den 60´s Western- und Surf-Sound.
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Added Family – Git. 1
Gitarre 2: Der Rhythmus-Gitarre wird ein Kompressor zugeschaltet, damit die Anschläge knackiger klingen. Auch hier werden die Höhen etwas angehoben, was noch ein wenig die Durchsetzungskraft erhöht. So klingt diese Gitarre zwar im Hintergrund und kommt der anderen nicht in die Quere, ist aber immer noch klar im Bandgefüge zu orten.
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Added Family – Git. 2
Und hier das Beispiel mit beiden Gitarren:
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Added Family – Git. 1 & 2
One Blood
Jetzt geht es wieder etwas heftiger zur Sache, vor allem bei der Lead-Gitarre. Nach einem etwa 30 Sekunden langen Orchester-Intro beginnt eine stark komprimierte cleane Rhythmus-Gitarre, gefolgt von einer Lead-Gitarre mit einem Unison-Bending, das ständig variiert wird. Soundmäßig ist dabei ein heftiger Fuzz-Overdrive am Start, der das schräge Bending perfekt klanglich unterstützt.
Gitarre 1: Beim Hörbeispiel kam der Big Muff mit etwas heruntergeregeltem Tone zum Einsatz. Damit das Ganze noch schön verschwimmt, wird eine Ladung Plate-Reverb untergerührt. Hier darf der Sound auch mal etwas matschiger sein, das passt zur Stimmung.
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One Blood – Git. 1
Gitarre 2: Die Rhythmus-Gitarre springt einem am Anfang fast ins Gesicht, so hart klingt der Anschlag. Dafür ist ein recht stark eingestellter Kompressor verantwortlich, der einen knackigen Sound mit einem unnatürlich lauten Sustain erzeugt. Passt aber auch gut zur Stimmung des Songs.
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One Blood – Git. 2
Hier hört ihr beide Gitarren gemeinsam.
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One Blood – Git. 1 & 2
Long Before Rock´n´Roll
Zum Schluss noch die Settings für einen der Klassiker von Mando Diao aus dem „Ode To Ochrasy“ Album. Hier wird bei beiden Gitarren mit fast identischen Einstellungen gearbeitet, die Lead-Gitarre hat einen Hauch mehr Gain. Das sind auch die Basiseinstellungen für viele andere Mando Diao Songs.
Gitarre 1: Die Höhen werden am Overdrive Pedal etwas angehoben und es wird ein Crunch eingestellt, der bei hartem Anschlag dreckig zerrt und bei leichtem schon fast clean klingt. Der Plate-Reverb ist sehr sparsam beigemischt.
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Long Before Rock´n´Roll – Git. 1
Gitarre 2: Die gleiche Einstellung wie bei Gitarre 1, am Overdrive wurde lediglich etwas Gain zurückgenommen und zum Pegelausgleich der Level-Regler eine Stufe höher gedreht.
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Long Before Rock´n´Roll – Git. 2
Hier sind wieder beide Gitarren gemeinsam.
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Long Before Rock´n´Roll – Git. 1 & 2
So, das war´s. Wir hoffen, euch hat dieses Mando Diao Sound-Alike gefallen und ein wenig inspiriert. In diesem Sinne: Lasst es mal richtig schwedisch rocken!
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