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Shure MOTIV MV5 Black Test

Praxis

Optik & Haptik

Da das Mikrofon nahezu vollständig aus Plastik gefertigt ist und über keinen Mikrofonschaft verfügt, ist sein Gewicht mit 90 Gramm erstaunlich gering. Durch den fehlenden Schaft wird auch sofort die Verwendung des MV5 klar: Das MV5 lässt sich auf dem Tisch platzieren und kann sowohl im 90°- als auch im 45°-Winkel zur Tischplatte aufgestellt werden. Ein simples Tischstativ liegt dem MV5 ebenfalls bei. Das knapp 8 cm hohe und 70 g leichte Aluminum-Stativ kommt mit einem 1/4″-Gewinde daher. Damit kann es auch zahlreiche andere Mikrofone halten, die auf dieses Standardmaß setzen. Zugleich lässt sich das MV5 auch an anderen Stativen einsetzen. Schön, dass Shure hier auf den Standard setzt.
Bevor ich es vergesse: Die einfache Arretierschiene des Stativs ermöglicht eine recht flexible Ausrichtung des Mikrofons. So lässt sich das Mikrofon auch bei geringem Platzangebot mühelos vor dem Sprecher auf dem Schreibtisch platzieren. Überhaupt ist das Tischstativ unscheinbar, aber effektiv. Unter seinem Fuß befindet sich eine einigermaßen rutschfeste Gummierung, die zudem das Mikrofon geringfügig vom Untergrund entkoppelt. Allerdings ist das Stativ nicht allzu hoch. Wer sich den Nahbesprechungseffekt zunutze machen möchte, wird sich deshalb in vielen Fällen zur Schreibtischplatte herunter beugen müssen, um dem MV5 ein wenig entgegen zu kommen.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der (scheinbaren) Vorderseite des MV5 prangt das Shure-Logo über den Status-LEDs der DSP-Modi.

Anschluss & Usability

Um das MV5 an iOS-kompatible Geräte anzuschließen, liegt dem Mikrofon ein Adapterkabel von Micro-B- auf Lightning-Anschluss bei. Das Mikrofon kann jedoch auch unter Android oder Windows betrieben werden. Für den Anschluss an USB-Buchsen des Typs A liegt ist ein Adapterkabel mit an Bord. Im Test habe ich die Windows-Kompatibilität gecheckt. Leider ist das enthaltene USB-Adapterkabel nur knapp einen Meter lang. Damit gestaltet sich die Positionierung des Mikrofons beim Anschluss an einen Dekstop-Rechner nicht ganz einfach. Der Lieferumfang zielt zweifellos auf Laptop-Nutzer ab.
Über den Miniklinken-Ausgang des Kopfhöreranschlusses wird ein Mix aus Wiedergabesignal und Direct Monitoring des Mikrofonsignals ausgegeben. Das Abhören des Signals mittels Kopfhörer klappt wunderbar. Die Lautstärke des Ausgangs kann mittels eines kleinen Rädchens eingestellt werden, dass zwar arg vertieft zwischen zwei schützenden Erhebungen angebracht ist, aber dennoch komfortabel zu bedienen ist. Das ausgegebene Signal kommt mit ausreichender Lautstärke daher, um mühelos arbeiten zu können. Um das Lautstärkeverhältnis zwischen Direct Monitoring und Wiedergabe zu regeln, muss allerdings auf die Wiedergabelautstärke an Aufnahme-Gerät oder -Software zurückgegriffen werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Tischstativ ist nicht allzu hoch, …

Klang

Die drei DSP-Modi bieten gängige Kombinationen aus Gain, EQ, Kompressor und Limiter-Einstellungen für Sprach-, Instrumenten- oder Gesangsaufnahmen. Um zwischen den verschiedenen Modi umzuschalten, muss auf der Rückseite des Mikrofons den “Mode”-Taster gedrückt werden.
Im Sprach-Modus wartet das Shure MV5 mit einem satten Sound auf. Keine Frage: Zwar reicht das Frequenzbild von 20 Hz bis 20 kHz, aber es weist eine starke Anhebung der Bassanteile und der unteren Mitten auf – Nahbesprechungseffekt und DSP-Effekten sei Dank. Nichtsdestotrotz ist die Sprachverständlichkeit gut. Transienten werden sanft und breit wiedergegeben. Das Gleiche gilt für Zischlaute. Das MV5 vergibt somit ungeübten Sprechern problemlos die eine oder andere Nachlässigkeit in Sachen Regulierung von Stimmklang und Artikulation. Insgesamt klingt das vom Mikrofon ausgegebene Signal jedoch nicht nur “warm”, sondern leider auch wenig brillant.
Durch das Mikrofon selbst verursachte Nebengeräusche spielen beim MV5 keine Rolle. Im Sprachmodus fallen keine Rauschanteile ins Gewicht. Das vorhandene Grundrauschen bewegt sich in sehr moderatem Rahmen und ist von seinem Spektrum her unaufdringlich. Das Motiv MV5 hat eine überraschend breite Nieren-Richtcharakteristik. Das führt dazu, dass sein Klangbild auch bei einer Besprechung jenseits der Haupteinsprechachse erfreulich stabil bleibt. Abweichungen von 45° stellen hier kein Problem dar. Somit eignet sich das Mikrofon auch für ungeübte Sprecher, mit wenig Erfahrung in puncto Mikrofontechnik.
Der DSP-Modus “Gesang” sorgt in mehrerlei Hinsicht für ein deutlich ausgeglicheneres Signalbild im Vergleich zum Sprachmodus. Während der Equalizer hier ein wenig dem Nahbesprechungseffekt entgegenarbeitet, sorgen Kompressor und Limiter der DSP-Steuerung dafür, dass die Dynamik des Gesangssignals wunderbar ausgeglichen ist. Dabei fällt weder ein Aufrauschen leiser Signalanteile noch ein Pumpen des Kompressors auf. Die Sprachverständlichkeit des MV5 ist auch in diesem Modus zwar wirklich gut, durch das starke Abschwächen von Transienten und Zischlauten jedoch in beiden Modi auch nicht überragend.
Auch im Instrumente-Modus macht das MV5 eine gute Figur. Nebengeräusche und Rauschanteile sind auch hier kein Thema. Die breite Nierencharakteristik kommt dem einfachen Bespielen des Mikrofons zugute. Ein Gitarrist muss also nicht zwangsläufig in millimetergenauem Abstand und Winkel zum Mikrofon ausharren, um zu einer brauchbaren Aufnahme zu gelangen. Die Kompression des Signals greift in diesem Modus nicht so stark wie im Gesangs-Modus, die Dynamik des Spiels wird gut eingefangen – jedoch bleiben klangliche Feinheiten auf der Strecke. Denn im Modus “Instrument” macht sich für meinen Geschmack am deutlichsten das höhenarme Klangbild des Motiv MV5 bemerkbar. Um es deutlich zu sagen: Die Aufnahme unserer Akustikgitarre wirkt ein wenig matt.

Audio Samples
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