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Scratch Live SL3 Test

Intro

Produktfoto

Seit dem Erscheinen von Scratch Live im Jahr 2004 entwickelt Serato seine Vorzeigeapplikation stetig weiter. Mit VIDEO-SL kam 2008 die Unterstützung für Bewegtbild-Dateien, 2010 folgte mit dem Update auf 2.0 eine Effekt-Abteilung, die im Laufe des Jahres um Presets, Super- und Ultraknobs erweitert wurde und im September dieses Jahres erschien ein Plug-In zum Datenaustausch mit Ableton Live. Das macht einigen Boden im Kampf um die vorderen Plätze der Profi-DVS Systeme gut.

Produktbeschreibung
RANE SL3 SERATO SCRATCH LIVE ist ein DJ-Paket bestehend aus dem Rane Audio-Interface SL3 und der neuseeländischen DJ-Software Serato Scratch Live oder kurz SSL. Scratch-Live ist an spezielle Rane-Hardware gebunden, ein Betrieb mit einem anderen Interface ist nicht möglich. SSL bietet automatische und manuelle Loops, Hotcues, Sampler und Effekte. Pitchabhängige BPM-Aktualisierung oder automatisches Beatmatching zwischen Serato-Decks ist traditionell nicht implementiert. Die Anzahl der virtuellen Player ist direkt von der verwendeten Hardware abhängig. Das Paket kostet rund 750 Euro (UVP 1149 Euro). Updates und Generations-Upgrades sind kostenlos. Für den Sprung von Version 1.0 auf Nummer 2.0 zogen allerdings sechs Jahre ins Land. Wenn der Anwender in dieser Zeit einen oder zwei kostenpflichtige Versionssprünge bei Konkurrenzprodukten einplanen muss, ist dann teuer noch teuer?

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Details

Ausstattung
Zum Lieferumfang gehören das SL-3 Audio Interface, zwei Timecode-Vinyls, zwei Timecode-CDs, eine passende Tasche zum Verstauen der enthaltenen USB-und Cinch-Kabel. Außerdem befinden sich eine Installations-CD, ein bebildertes Handbuch und ein Netzteil zur externen Stromversorgung mit verschiedenen Adapterstücken für die globalen DJ-Kanzeln im Karton.

Lieferumfang_SL3

Interface
SL3 ist ein Sechskanaler, der mit maximal 24 Bit bei 48 kHz arbeitet. Das ist kein technischer Quantensprung im Vergleich zum Vorgängermodell SL1, wirkt sich aber durchaus positiv auf den Sound aus. Auf der einen Seite sind drei Timecode-taugliche Eingänge, die Erdungsschrauben und DIP-Switches zum Wechseln der Betriebsart arrangiert, auf der anderen Seite drei Line-Ausgänge der USB 2.0 Typ-B-Port und der Anschluss für das externe Netzteil. Das Interface klingt gut, die Phono-Preamps sauber und druckvoll. Was mir jedoch fehlt, ist ein Kopfhöreranschluss, der bei diesem Preis einfach drin sein muss, auch ohne Softwaremixer, externes Mischpult hin oder her. Zudem finde ich die Verteilung der Schnittstellen nicht ideal. Mir wäre es lieber, wenn alle Kabel für ein Standard-Setup an eine Seite des Interfaces angeschlossen werden. Aber in dieser Hinsicht hat jeder so seine eigenen Präferenzen.

Software-Features
Die Software ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Im oberen Teil befinden sich die Decks mit Titelinfos, BPM, Cover Art, die Loop-/Cue-Abteilung. Dazwischen sind farbcodierte Wellenformen, die aktuell auch Beatgrids anzeigen und Transientenbänder arrangiert. Etwas unterhalb der Player öffnen sich die FX-Plugins, allerdings steht immer nur ein Plugin in der Software-Ansicht zur Verfügung. In der unteren Hälfte sind die Dateiverwaltung mit inkrementeller Suchfunktion, iTunes-Bibliothek und optional intelligenten Playlisten (Crates) arrangiert. Beiden Hälften stehen vier unterschiedliche Darstellungsmodi zur Verfügung. Prima.

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Praxis

Handling / Timecode
Serato Control-Vinyl verwendet ein Trägersignal mit einer Frequenz von 1kHz.
Seite A ist in 10 Rillen a 1 Minute Spielzeit bei 33RPM unterteilt. Die Flip Loading-Option wechselt zum nächsten Track in der Playlist, wenn die Schallplatte umgedreht wird. Zusätzlich „browst“ ein Selection-Track durch die Crates. Die B-Seite stellt insgesamt 15 Splits bereit. Der Scrolltrack fehlt ihr jedoch gänzlich. Zum Einmessen des Steuersignals in der Softwareoberfläche nutzt der DJ Threshold-, Balance- und Phasenregler.

Stabilität und Performance
Auch SL3 hat in der Szene einen guten Ruf wegen seiner Performance, Betriebssicherheit und Störresistenz. Wird die USB-Box versehentlich vom Computer getrennt, läuft das Programm nach einer erneuten Verbindung selbstständig wieder an. Softwareupdates werden im Vorfeld ausgiebigen Beta-Tests durch Power-User unterzogen, bevor der Release als „Stable Version“ durchgeht. Ich besitze selbst ein Scratch Live System und kann ruhigen Gewissens behaupten, dass es seinem Ruf als verlässliches System gerecht wird.

Software-Tuning
Die Software bietet viele individuelle Einstellmöglichkeiten wie Latenzen, Audio-Cache, Playback-, Library- und Vinylverhalten. So kann der User beispielsweise die Verzögerungszeit entsprechend seiner Hardware optimieren, abspielende Decks gegen versehentliches Beladen schützen, Instant-Doubles freischalten und dergleichen.

Preferences_01

Multidecks und Kreativabteilungen
Die Kreativabteilung ist während der letzten Updates deutlich angewachsen. SSL hat automatische und manuelle Schleifen im Gepäck, Loop-Rolls, fünf Cuepoints und zehn Speicherplätze für Schleifen. Benutzereingaben werden grundsätzlich nicht quantisiert, was beim Cuejuggling ein gutes Gehör und eine gehörige Portion Treffsicherheit erfordert. Neben diesen Features verbirgt der Plugin-Tab den Sampleplayer SP6, der mit sechs kollektiv zuweisbaren Slots aufwarten kann. Das DJ-FX Plugin gibt Zugriff auf zwei Mal drei Effekteinheiten mit 14 Genrevertretern, respektive 32 Ultraknob-Kombis und 28 neuen Superknob-Presets.

Audio Samples
0:00
Delay Filter Reverb

Controller Support
Dank Lernfunktion können Besitzer von SSL quasi jedes Software-Feature auf eine MIDI-Steuereinheit mappen, bis auf die Teller. Eine frei zugängliche Emulation des Jogwheels fehlt genauso wie ein Softwaremixer. Doch es ist bereits eine Palette nativ unterstützter Geräte erhältlich. Um genau zu sein, sind diese: NOVATION DICER, PIONEER CDJ-400/900/2000, PIONEER CDJ-900, PIONEER CDJ-400, PIONEER MEP-7000, NUMARK DMC2, NUMARK ICDX, DENON DN-HD2500, DENON DN-HC4500 & DENON DN-HC1000S. Was für unseren Quickie mit den beliebten Test-Controllern Folgendes ergab:

DVS-ErgänzendnativStandalone:nativ
Traktor Kontrol X1neinVestax VCI-300nein
Faderfox DX3neinNumark Stealth/Omnija
Xone 1DneinVCI100ja
Denon HC1000SjaVMS4nein

Certified Mixers
Zu den Scratch Live kompatiblen Mischern zählen der Battlemixer RANE-TTM57 für aktuell ca. 1400 Euro und der Rane 68 für ca. 2700 Euro. Letztgenannter ermöglicht zwei Computer gleichzeitig anzuschließen und schaltet vier Serato Decks frei.

Certified_Mixer2_Rane_68

Kurz und Knapp
Zielgruppe: Fortgeschrittene und Profis
Vorteil: Sehr gute Performance und Kreativabteilung
Nachteil: Hoher Preis, kein Kopfhörer-/Mikrofonanschluss

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Fazit
SL3 Serato Scratch Live ist ein zuverlässiges, betriebssicheres digitales DJ-System mit hoher Performance. Die Vinyl-Emulation ist eine der Besten am Markt und hinterlässt ein sehr authentisches Scratchgefühl. Das 6-Kanal-Interface arbeitet mit maximal 48 kHz/ 24 Bit und klingt ausgewogen und druckvoll. Die grafische Benutzeroberfläche erschließt sich auch Einsteigern und Umsteigern im Nu und ermöglicht eine intuitive Bedienung von Decks, Samplern, Effekten, Browsern und Co. Am besten gelingt dies natürlich mit einem zusätzlichen MIDI-Controller, der per GUI-sensitivem Mapping schnell eingebunden ist und Effizienz, Workflow und Spaßfaktor weiter steigern kann. Kostenlose Softwareupdates gehören zudem auch beim SL3-Bundle zum Lieferumfang. Knackpunkt ist der vergleichsweise hohe Preis von aktuell ca. 740 Euro. Das sind 200 Steine mehr als der normale Strassenpreis von TSP, zudem ist das Audio8 Interface im Hinblick auf einen potenziellen Einsatz im Desktop-Studio besser ausgestattet. Aber vielleicht liegt der Charme gerade im DVS-Only-Konzept. Wer die Kohle hat und mit drei Decks auskommt, kann bedenkenlos zuschlagen. Denn das SL3-Paket ist, kurz gesagt, Pro-Performance, aber auch Pro-Preis.

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