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Schallwandler Podcast: Zu Gast bei Viktor Marek

Aufgewachsen in Dinslaken, wo er schon als Teenager mit Freunden im Keller Punkrock spielte, zog es Viktor Marek, der damals noch Gitarre spielte, mit 18 Jahren nach Hamburg, wo er heute als Musiker, DJ und Geschäftsführer im Pudelclub arbeitet. Hier in der Hafenstadt erhielt er auch seinen Namen. Allerdings nicht wie vermutet als Hommage an den 70er Jahre Tatort Kult-Kommissar der Wiener Polizeidirektion. Zunächst wurde aus dem jungen Ruhrpöttler in Hamburg Ende der 90er „ganz zufällig“, ein „Viktor“ und ein damaliges Mitglied seiner Band, der deutsche Jazz- Schlagzeuger Heinrich Köbberling, meinte dann: „Ahh, Marek!“ Dabei blieb es.

Schallwandler_Viktor_Marek

Viktor Marek fand schnell seine Szene in Hamburg. Er tauschte die Gitarre gegen einen Sampler und widmete sich zunehmend elektronischen Klängen. Sein 1999 gegründetes Projekt „8 Doogymoto“, zusammen mit der japanischen Sängerin Fumi Udo und dem bereits erwähnten Köbberling am Schlagzeug, war ein voller Erfolg.

8 Doogymoto brachte Marek nicht nur den Status des Lokalhelden ein, sondern war gleichzeitig ein erster internationaler Durchbruch. Das Trio veröffentlichte zunächst eine 12-Inch und später das Debut-Album „Minimalistico“ auf Matthew Herberts Label Soundslike.
2003 arbeitete Marek das erste Mal zusammen mit Jacques Palminger vom Studio Braun. Für eine Compilation hatten die zwei sich das plattdeutsche Couplets „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“ der Gebrüder Wolf von 1911 vorgenommen. Palminger war für die Lyrics zuständig und Marek steuerte Sounds & Beats bei. Das Ergebnis war der legendäre „Tüdeldub“, der 2008 auch noch mal auf ihrem ersten gemeinsamen Album „Mondo Cherry“ von „Jacques Palminger & The Kings of Dubrock“ auftauchte.

Viktor Marek (Foto by privat)
Viktor Marek (Foto by privat)

6Ebenfalls seit Ende der 1990er Jahre musiziert Viktor Marek zusammen mit Knarf Rellöm und DJ Pattex. Das Trio wechselt zwar seit jeher mit jeder Veröffentlichung seinen Namen, angefangen von „A Tribe Called Knarf“ über „ISM“, „Shi Sha Shöllem“ bis hin zu „Trinity“, das Ergebnis ist jedoch immer das Gleiche: guter Elektro-Punk der Hamburger Schule!

Zusammen mit dem pakistanischen Sitar-Meister Ashraf Sharif Khan tourt Viktor Marek seit 2011 durch die Lande von Hamburg bis Lahore und bringt Menschen auf großen angesagten Festivals wie der Fusion oder auch in kleinen intimen Clubs zum Tanzen und in eine kollektive Ekstase.

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Sein aktuelles Projekt SolAir Silmande führte Viktor Marek schon mehrfach in die Hauptstadt von Burkina Faso. Im November letzten Jahres hat er dort mit Patrick Kabré ein gemeinsames Musikrepertoire erarbeitet, was seitdem in den unterschiedlichsten Settings zwischen Ouagadougou bis hin zum Golden Pudel Club aufgeführt wird.

Moderne elektronische Musik, beeinflusst von ganz unterschiedlichen regionalen Stilen und Instrumenten, sowie Kompositionen eingängigen Refrains, die tief in den Rhythmen der Mossi aus Burkina Faso verwurzelt liegen, sich aber ebenso aus Folk-Balladen und Funk-Rock-Songs speisen und einen gewissen Electro-Rock-Groove intus haben.

Im Januar dieses Jahres besuchte er mit drei Künstlern und Künstlerinnen den Musiker und Gartengründer Patrick Kabré in Ouagadougou, um auf einem der Gartengrundstücke eine multifunktionale Skulptur zu errichten. Der hölzerne Aussichtsturm versorgt seitdem die Nachbarschaft durch eine Solaranlage mit Strom und Licht und dient ihr zudem als Gemeinschaftsort.

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Ich habe Viktor vor zwei Jahren kennengelernt, als ich in Hamburg die Konzertreihe „Toxic Tunes“ vom NDR moderiert habe und wir ein Interview auf der Bühne vor Publikum geführt haben. Diesmal ist das Setting eher intim. Viktor hat mich in sein Studio im Hochbunker in Hamburg eingeladen. Innerlich voller Vorfreude und schmunzelnd, weil ich mich an die letzte Begegnung erinnere, mache ich mich auf den Weg ins Innere. Da stelle ich im Gehen erschrocken fest: Ich weiß weder, wo ich hin muss, noch habe ich in der Eile daran gedacht, mir die Telefonnummer von Viktor einzustecken … O Mann, Krause! Na das fängt ja prima an.
„Wird schon“, denke ich mir und gehe erst mal zur SAE, vielleicht wissen die Damen und Herren am Empfang, wo hier in diesem riesigen Bunker das Studio von Viktor Marek ist. Leider nein. Plan B: Ich laufe von Stockwerk zu Stockwerk, bis mir jemand begegnet, der es wissen könnte. Schließlich komme ich nicht von Berlin nach Hamburg, um so kurz vorm Ziel schlapp zu machen. Im 4. OG habe ich Erfolg, Ein junger, vertrauenerweckender Mann mit Basecap weiß zwar nicht, wo Viktors Studio ist, aber seine Handynummer hat er und die gibt er mir auch prompt. Vermutlich, weil ich in meinem 70er Jahre Polyesterkleid genauso vertrauenerweckend ausschaue. Und von da nimmt alles seinen Lauf.
Viktor hat ein niedliches kleines Studio, eine „Raum in Raum Konstruktion“ in einem Theaterproberaum. Das erste, was mir beim Betreten der Räumlichkeiten auffällt, ist ein extrem guter Duft ! Mhhh, Kaffee! Da kommt er auch schon, klein schwarz und sehr stark. Frisch für mich aufgebrüht. Ich bin begeistert und mit dem kostbaren Getränk trete ich ein in Viktor Mareks Reich, was aufgrund der Wandfarbe in leuchtendem Orange erstrahlt. Der erste Blick fällt auf ein Bild an der der Tür gegenüberliegenden, sehr nahen Wand, denn es ist wirklich ein kleiner Raum. Auf dem Bild ist eine Art Clown, der an einen französischen Pierrot oder an eine Figur aus der italienischen Commedia dell’arte erinnert – Pulcinella! Der neapolitanische Clown und ich denke mir: „Diese transzendente Figur passt zu ihm“.

Plötzlich ertönt ein lautes Dröhnen und Surren, als würde irgendwo in nächster Nähe mit einer Riesenbohrmaschine die Wand aufgebohrt. Und noch bevor ich mein Diktiergerät anschmeißen kann, schimpft Viktor über die Baustelle, das schicke Nobelhotel, was nun auf den Dach des Bunkers gesetzt wird und erzählt vom bislang obersten Geschoss, im Club des „Übel und Gefährlich“, wo neulich fast ein Mitarbeiter von einem Stück Deckenbeton erschlagen wurde und wo es beim Goldenen Zitronen Konzert trotz auf der Bühne aufgestellter Schirme reingeregnet hat, weil da jetzt überall Löcher in der Decke sind. Da sitzen wir also nun mit einer unüberhörbaren Baustelle über den Köpfen. Wie so eine waschechte Bunkerbaustelle klingt und was Viktor sonst noch zu berichten wusste, das erfahrt ihr in dieser Ausgabe vom Schallwandler. Aber, Vorsicht! Betreten der Baustelle nur mit Bauhelm und Gehörschutz!

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