Noch ‘ne aktive DI-Box ohne irgendwelche tollen Zusatzfeatures? Gähn. Moment, da steht Neve drauf? Ein Name, der in Sachen Audio immer einen Test wert ist – deswegen haben wir die Rupert Neve Designs RNDI-M einem Review unterzogen.


RNDI-M ist ein kleines Geschwisterchen
Die RNDI-M ist eine aktive DI-Box, basiert also auf einem (hier in Class-A-Technik ausgeführten) Verstärker und benötigt 48 V Phantomspeisung. Wer sich jetzt fragt: Gibt es nicht schon eine RNDI? Ja, und zwar gleich in mehreren Ausführungen. Die RNDI-M ist quasi die abgespeckte und auch optisch kleinere „Barebone“-Variante.

Kompaktes Design mit großem Sound
Die Möglichkeit, sie zwischen Amp und Box zu hängen, hat sie nicht auf Lager, ist dafür aber 30% kleiner und kostet dafür auch nur fast die Hälfte wie die RNDI. Auf guten Sound verzichten soll man natürlich nicht. Herzstück der Rupert Neve Designs RNDI-M ist der gleiche tonangebende Rupert Neve „Custom“-Übertrager wie in den großen Geschwistern. „Compact design – giant tone“ lautet das Versprechen. Mal hören, ob es stimmt.

Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen
Die Rupert Neve RNDI-M (ich vermute, das „M“ steht für „Mobile“) ist wirklich handlich und gehört zu den kleinsten DI-Boxen, die ich je gesehen habe. Das Stahlchassis macht einen soliden Eindruck. Durch die Gegend werfen würde ich sie nicht, aber das geht mir mit keiner DI-Box so. Buchsen und Bedienelemente sind wirklich „barebone“: Input, Thru, Output, Ground Lift, Status-Anzeige für die Spannungsversorgung. Ein Pad gibt es nicht, das trifft aber auch auf die RNDI-Varianten zu.

Your dog’s new favorite DI?
Rupert Neve Designs verweisen diesbezüglich aber gerne auf den hohen Headroom von +20,5 dBu, ebenso wie auf die Tatsache, dass die RNDI-M einen linearen Frequenzgang innerhalb einer Toleranz von 0,25 dB aufzuweisen hat – und zwar von 5 Hz bis 60 kHz. Oberhalb von 60 kHz erhöht sich die Toleranz auf ein ganzes dB. Wenn ich einen Hund hätte, würde ich den zum Test hinzuziehen.
Harte Konkurrenzfir die DI von RND
Mehr Vorrede ist jetzt aber auch nicht nötig. Der Griff geht zu meinem Frankenstein Precision Bass mit Seymour Duncan Quarterpounder und Flatwound-Saiten. Neve Designs nennen das Low-End der Rupert Neve Designs RNDI-M schließlich bescheiden „gefühlt eine Oktave tiefer als die Konkurrenz“. Doch die Konkurrenz im Test ist nicht von schlechten Eltern: die beliebte Countryman TYPE 85, die ich im Studio immer gerne für den Bass benutze, und die Telefunken TDA-2. Die beiden sind ebenfalls aktiv – und beide teurer als die RNDI-M. Wobei die Countryman etwas günstiger ist als die „große“ RNDI und ebenfalls zwischen Amp und Speaker platziert werden kann. Das kann die Telefunken nicht, bietet dafür aber als einziger Kandidat ein Pad.
Lange Leitung
Da die Ausgangs-Impedanzen und Übertrager-Verhältnisse je nach Hersteller und DI variieren, sind die Ausgangspegel recht unterschiedlich. Die RNDI-M arbeitet mit einer Ausgangsimpedanz von unter 40 Ohm, was sehr lange Leitungen ermöglicht und sie somit auch für den Bühneneinsatz prädestiniert. Die Telefunken etwa arbeitet mit unter 10 Ohm am Ausgang. Sie gibt den lautesten Pegel aus, Neve und Countryman sind ähnlich, aber deutlich leiser. Für den Hörvergleich habe ich die Audios anschließend digital auf gleiche Lautheit normalisiert.
Bass
Natürlich ist der Vergleich nicht empirisch, da ich für jede Box einen neuen Take gespielt habe, aber trotzdem fällt es schwer, Unterschiede auszumachen. Während die Country Man beim Bass die Tiefmitten zwischen 300 und 500 Hz etwas mehr nach vorne bringt, klingen Telefunken und Neve so ähnlich, dass ich bei einem Blindtest völlig aufgeschmissen wäre. Eine gefühlte Oktave tiefer ist das Lowend der Neve jedenfalls nicht. Als nächste greife ich zur Telecaster und spiele ein Lick über fünf Saiten, um ein volles Frequenzspektrum abzudecken.
Gitarre
Bei der Tele werden die Unterschiede tatsächlich deutlicher. Hier wiederum klingen Countryman und Telefunken so ähnlich, dass es schwer ist, Unterschied auszumachen. Die Neve dagegen kann ich hier in einem Blindtest zuverlässig erkennen. Bei den tiefen Noten am Anfang hört bzw. fühlt man tatsächlich mehr von der tiefsten Oktave, auch präsentiert sich der Anschlag deutlich knackiger und crisper. Der Bereich zwischen 100 und 500 Hz ist bei Countryman und Telefunken etwas präsenter, das Signal klingt dadurch etwas „belegter“.

Test der RND RNDI-M: Fazit
Wo Neve drauf steht, ist auch Neve drin. Punkt. Der Name steht nach wie vor für Qualität. Während die Unterschied zu den Vergleichskandidaten beim Bass als nichtig zu erachten sind, wäre die Rupert Neve Designs RNDI-M für die Gitarren-Aufnahme meine erste Wahl gewesen, da sie die Telecaster schön knackig und fett tönen lässt. Das alles ist aber natürlich auch persönlicher Geschmack und hätte mit einer anderen Gitarre vermutlich auch wieder anders aussehen können. Fest steht: Wer eine gute DI ohne Firlefanz für Studio oder Bühne sucht, erhält mit der RND RNDI-M zu einem fairen Kurs ein qualitativ hochwertiges Produkt. Wenn ihr mit dem Ding schlecht klingt, liegt es leider an euch.

- aktive DI-Box
- Rupert Neve Designs “Custom“ Übertrager
- Eingänge: DI-Input (TRS-Klinke)
- Ausgänge: Thru (TRS-Klinke) und DI-Out (XLR)
- Eingangsimpedanz: 2.2 Megaohm
- Ausgangsimpedanz: < 40 Ohm
- max. Input: + 20.5 dBu
- max. Output: + 11.5 dBu
- Stromaufnahme: 4.5 mA bei +48 VDC
- hergestellt in: USA
- Webseite: rnd.com
- Preis: € 229,– (Straßenpreis am 21.05.2025)
