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RME MADIface Pro Test

Praxis

Treiberbasiertes USB, class compliant und stand-alone

In den meisten Anwendungsfällen wird das MADIface Pro vermutlich im treiberbasierten USB-Modus mit einem Rechner zusammenarbeiten und seine analogen und digitalen Schnittstellen bereitstellen. Gewandelt wird dabei in Auflösungen bis 24 Bit/192 kHz, wobei im Fall von Abtastraten über 48 kHz Sample-Multiplexing zum Einsatz kommt. Die Anzahl der möglichen Kanäle wird bei 96 kHz oder 192 kHz also halbiert oder geviertelt. Prinzipiell lässt sich das Interface aber auch ohne die von RME bereitgestellten Treiber verwenden, denn es ist class compliant. Auch in diesem Fall sind alle Ein- und Ausgänge nutzbar, die Samplingrate bleibt aber auf 96 kHz beschränkt und auf den internen Mischer und die DSP-Effekte muss man verzichten. Interessant ist dies vor allem im Zusammenspiel mit iOS-Systemen.

Das MADIface Pro beim Test im Café.
Das MADIface Pro beim Test im Café.

Im Stand-alone-Betrieb kann das MADIface Pro als Satellit in einem MADI-System verwendet werden, um beispielsweise ein Mikrofon einzuschleifen oder eine Möglichkeit zum Abhören des Streams zu bieten. Auch komplexere Routing- und Clocking-Funktionen sind in diesem Modus verfügbar.

Komfortable Steuerung über TotalMix FX

Dass die Anzahl der Bedienelemente bei einem portablen Interface gering gehalten wird, ist durchaus wünschenswert. Wenn das MADIface Pro in einem anderen als dem treiberbasierten Modus arbeitet, ist die Bedienung allerdings auf die sechs Taster und den großen Encoder beschränkt und das ist nicht immer vollständig intuitiv. Im Stand-alone-Betrieb musste ich beispielsweise zum Schalten der Phantomspeisung für die Preamps einen kurzen Blick in das Handbuch werfen. Und vor allem wenn es um die Kanalauswahl im MADI-Stream geht, sollte man die Bedienungsanleitung griffbereit halten, um die Anzeige der vier LED-Bänder und der Status-LEDs richtig zu interpretieren. Dies liegt allerdings in der Natur der Sache und es ist doch bemerkenswert, dass sich solche Aufgaben überhaupt ohne angebundenen Rechner lösen lassen.

Sechs Taster und ein Encoder – im Stand-alone-Betrieb ohne TotalMix FX kann man mit diesen Bedienelementen die wesentlichen Einstellungen vornehmen. Die Steuerung über Software ist aber weit komfortabler.
Sechs Taster und ein Encoder – im Stand-alone-Betrieb ohne TotalMix FX kann man mit diesen Bedienelementen die wesentlichen Einstellungen vornehmen. Die Steuerung über Software ist aber weit komfortabler.

Die Steuerung über einen Rechner und TotalMix FX läuft natürlich trotzdem intuitiver. Gain, Pad, Phantomspeisung und Phasenumkehr lassen sich in den entsprechenden Kanälen ganz einfach über Mausklicks fernsteuern und dies gilt auch für den bereits erwähnten RME OctaMic XTC, wenn er über MADI angeschlossen wurde. Allerdings ist dies zum Testzeitpunkt (April 2017) das einzige Gerät, das sich so komfortabel steuern lässt.

In TotalMix FX regelt man das Routing und erstellt bei Bedarf Kopfhörermischungen inklusive DSP-gestütztem EQ und Hall/Delay.
In TotalMix FX regelt man das Routing und erstellt bei Bedarf Kopfhörermischungen inklusive DSP-gestütztem EQ und Hall/Delay.

Dass TotalMix FX in Hinblick auf das Routing und das Erstellen von Submixes äußerst flexibel ist, und dass sich der Signalfluss einzelner Kanäle grundsätzlich in alle denkbaren Richtungen lenken lässt, ist allgemein bekannt. Ein wenig Einarbeitung ist für Neulinge sicher nötig – vor allem wenn man gleich zu Beginn mit vielen MADI-Kanälen jongliert – wesentlich intuitiver lässt sich eine Software, die so komplexe Vorgänge regelt, aber kaum gestalten.

Mehr als genug DSP-Power

Genauso wie das Babyface Pro ist auch das MADIface Pro mit einem DSP-Chip ausgestattet, der es erlaubt, Effektbearbeitungen in Echtzeit durchzuführen. Die Ausstattung ist zwar grundlegend, für das Monitoring aber mehr als ausreichend. Es steht ein globaler Send zur Verfügung, der sich mit einem Hall und/oder einem Delay bestücken lässt und zudem können alle Ein- und Ausgangskanäle mit einem parametrischen EQ bearbeitet werden, der über drei Bänder und ein Lowcut-Filter verfügt. Unabhängig davon, ob Hall und Delay verwendet werden, reicht die DSP-Power für EQ-Bearbeitungen auf 21 Mono-Kanälen aus.

Audio Samples
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Vocals Vocals mit DSP-Effekten Rhodes (Instrumenteneingang)

Die Kombination aus den kräftigen Vorverstärkern (bis zu 65 dB) und Wandlern ist absolut hochwertig – genauso, wie man das von RME gewohnt ist. Der Klang wirkt fein aufgelöst und neutral und ähnlich nüchtern und sauber präsentiert sich auch der DSP-basierte EQ. Das Reverb könnte natürlich besser klingen. Wenn es darum geht, einer Sängerin etwas Hall für den Kopfhörer-Mix zu verpassen, erfüllt der Algorithmus seinen Zweck aber ohne Frage. Prinzipiell lässt sich der EQ mit aufnehmen, die Standardeinstellung, in der sich Bearbeitungen nur auf das Monitoring auswirken, ist für mein Empfinden aber näher an der Praxis.

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