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Wer elektronische Musik (EDM) produziert und professionelle Ergebnisse erreichen will, der braucht das richtige Audio-Interface! Selbst wenn man komplett „in the Box“ (ITB) arbeitet und nicht viele Anschlüsse benötigt, ist es sinnvoll, zu Equipment zu greifen, das zur Musikproduktion ausgelegt ist und u.a. mit hochwertigen Wandlern ausgestattet ist. In diesem Artikel wollen wir fünf Top-Interfaces aus unterschiedlichen Preisklassen und für unterschiedliche Szenarien vorstellen. Nicht nur für Techno: Auch wer Beats für Rapper produziert oder Pop im Electro-Gewand macht, dürfte hier fündig werden.
- GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
- Digitale Schnittstellen
- USB oder Thunderbolt?
- UNSERE EMPFEHLUNGEN
- Funktionale Budgetlösung: Focusrite Scarlett 8i6 3rd Gen.
- Mobile Minimalausstattung: Audient iD4 MKII
- All-Inclusive-Variante: Native Instruments Maschine Mk3
- High-End-Lösung mit vielen Line-Ins: Universal Audio Apollo X16
GENERELLE ÜBERLEGUNGEN
Analoge Ein- und Ausgänge
In der elektronischen Musik ist die Frage, wie viele analoge Ein- und Ausgänge ein Audio-Interface bietet, längst nicht so entscheidend wie in vielen „traditionelleren“ Genres. Um Gesang oder eventuell eigene Samples akustischer Instrumente aufzunehmen, ist man mit ein bis zwei internen Vorstufen für Mikros bereits bestens aufgestellt. Sofern man ausschließlich „in the Box“ arbeitet und virtuelle Instrumente (im Musikervolksmund: VSTs) statt Hardware-Synths und Drum-Machines verwendet, gilt selbiges auch für die Anzahl von Line-Eingängen. Und auch ausgangsseitig reicht ein Main-Out plus Kopfhörerausgang meist vollkommen aus, wobei ein zweiter Kopfhörerausgang bei der Aufnahme von Vocals im gleichen Raum durchaus nützlich ist. Wer vor hat, beim Mixing mehrere Abhören (meist aktive Nahfeldmonitore) zu verwenden, der kann einen Blick auf unseren umfangreichen Artikel zum Thema Monitor-Controller werfen.

Digitale Schnittstellen
Auch in Hinblick auf digitale Schnittstellen kann man sich bei der Produktion von elektronischer Musik entspannt zurücklehnen. Eine S/PDIF-Schnittstelle kann für manche digitalen Hardware-Synths herhalten und ein ADAT-Port zur eventuellen zukünftigen Erweiterung ist natürlich immer eine feine Sache – zum Pflichtprogramm gehört diese Art der Ausstattung aber nicht.

Was dagegen auch im Jahr 2019 noch ganz eindeutig Sinn macht, ist ein integriertes MIDI-Interface. Gerade wenn man mit einem Laptop arbeitet und einen oder mehrere Controller (z.B. ein Controller-Keyboard oder Drum Pads) verwenden will, kann es ein Segen sein, dazu nicht zu viele USB-Ports oder einen zusätzlichen Hub verwenden zu müssen, sondern alle Geräte in einer Daisy-Chain über einen einzelnen MIDI-Port anbinden zu können. Auch externe Klangerzeuger lassen sich auf diesem Weg direkt aus der DAW heraus ansteuern.
USB oder Thunderbolt?
Die in elektronischer Musik üblicherweise sehr überschaubare Anzahl an separaten Audio-Streams an den Ein- und Ausgängen erfordert kaum einen so luxuriös hohen Datendurchsatz, wie er von Thunderbolt 3 geboten wird. Einer der wenigen wirklich eindeutigen Vorteile gegenüber USB ist, dass das teurere Thunderbolt-Protokoll allgemein im Ruf steht, bessere Latenzwerte zu bieten. Wenn man virtuelle Instrumente über angeschlossene MIDI-Controller spielen will, kann die zusätzliche Investition also sinnvoll sein. Auch das nach wie vor sehr oft verbaute USB-2.0-Protokoll liefert im Zusammenspiel mit einem optimierten Rechner jedoch meist eine mehr als akzeptable Performance.

Bevor man sich für den Luxus eines Thunderbolt-Interfaces entscheidet, sollte man sichergehen, dass der eigene Rechner dieses Protokoll auch wirklich unterstützt. Der Punkt, dass Thunderbolt 3 und USB 3.1 die gleiche Schnittstelle (nämlich USB Typ C) verwenden, kann ein wenig irreführend sein, und im Zweifelsfall empfiehlt sich ein Blick auf die Specs des Rechners.
UNSERE EMPFEHLUNGEN
Kompakt und professionell: RME Babyface Pro FS
Audio Interfaces des deutschen Herstellers RME haben seit jeher den Ruf, ausgesprochen hochwertige Wandler, neutrale Preamps und stabile Treiber zu bieten – und mit all dem kann sich auch das Babyface Pro FS rühmen. Das USB-2.0-Interface arbeitet bei Abtastraten bis 24 Bit/192 kHz und kommt mit zwei äußerst kräftigen Vorverstärkern mit bis zu 65 dB Gain. Die beiden Line/Instrumenten-Eingänge eignen sich beispielsweise zum Anschluss von Synthesizern oder sonstiger Line-Quellen, und bei Bedarf kann die optische ADAT-Schnittstelle zur Erweiterung genutzt werden. Vorteilhaft für den mobilen Einsatz ist, dass sich das Babyface Pro FS über den USB-Bus mit Strom versorgen lässt und kein externes Netzteil benötigt.
Ein internes MIDI-Interface zum Anbinden von Controllern oder auch zum Ansteuern von Hardware-Synthesizern ist wunderbar platzsparend in Form einer kleinen Buchse für eine enthaltene Kabelpeitsche vorhanden. Für den Main-Out ist ein opulent großer Lautstärkeregler vorhanden, und eine weitere Besonderheit bilden die beiden Kopfhörerausgänge im 6,3er und 3,5er Klinkenformat. Diese sind zwar nicht separat adressierbar, lassen sich aber gleichzeitig verwenden und arbeiten zudem mit unterschiedlichen Impedanzen, um sich an verschiedene Kopfhörer anzupassen. Unter dem Strich handelt es sich hier um ein absolut professionelles Audio-Interface, das den Anforderungen bei der Produktion von EDM-Tracks problemlos gerecht wird, aber nicht ganz billig ist.

Funktionale Budgetlösung: Focusrite Scarlett 8i6 3rd Gen.
Das Focusrite Scarlett 8i6 3rd Gen. ist ein USB-2.0-Interface (umgesetzt als USB-C-Buchse), das bei Auflösungen bis 24 Bit/192 kHz arbeitet und gemessen an seiner Ausstattung angenehm günstig zu haben ist. Die beiden internen Vorverstärker bieten akzeptable 50 dB Gain und lassen sich zudem als Line- und Instrumenteneingänge nutzen. Das in allen aktuellen Interfaces der Scarlett-Serie Serie verfügbare Air-Feature ermöglicht zudem, anliegende Signale schon während des Recordings etwas aufzupolieren. Dazu kommen vier weitere Line-Ins und vier Line-Outs. Dass zwei separat adressierbare Kopfhörerausgänge mit zugehörigen Lautstärkereglern vorhanden sind, gestaltet die Aufnahme eines Sängers im gleichen Raum sehr komfortabel. Die Stromversorgung läuft über ein enthaltenes externes Netzteil.
Auf der digitalen Seite bietet das Scarlett 6i6 eine koaxiale S/PDIF-Schnittstelle, die es ermöglicht, Stereo-Signale von entsprechend ausgestatteten Klangerzeugern abzugreifen. Ein MIDI-I/O ist in Form von ganz klassischen 5-poligen DIN-Buchsen vorhanden. Insgesamt handelt es sich hier um eine preiswerte und funktionale Lösung, die zusätzlich ein stattliches Software-Paket enthält und nicht nur zur Produktion von elektronischer sehr gut geeignet ist.

Mobile Minimalausstattung: Audient iD4 mkII
Wer dem Motto folgt, dass Perfektion dann erreicht ist, wenn man nichts mehr weglassen kann, der sollte eine genaueren Blick auf das Audient iD4 mk II werfen. Das minimalistische Audio-Interface (USB 3.0) des britischen Herstellers arbeitet bei Sample-Rates bis 96 kHz und bietet einen kombinierten Mic/Line-Eingang mit einem hochwertigen Vorverstärker (58 dB Gain) und einen zusätzlichen Instrumenteneingang. Eine Besonderheit ist, dass der große Lautstärkeregler nicht nur für den Pegel an dem einzelnen Main-Out und den beiden Kopfhörerausgängen (6,3er und 3,5er Klinke, nicht separat adressierbar) zuständig ist, sondern sich auch als Controller zur Steuerung von Parametern in der DAW anbietet. Dank Stromversorgung über USB ist zum Betrieb kein Netzteil nötig.
Weitere analoge oder digitale Audio-Schnittstellen sind nicht vorhanden, und auch auf ein integriertes MIDI-Interface wird verzichtet. Im Gegenzug sind Verarbeitung und Sound des günstigen iD4 ausgesprochen gut geraten. Wer seine Tracks „in the Box“ produziert, mit einem einzelnen Mic/Line-In auskommt, und Wert auf Mobilität legt, der wird hier sehr gut bedient.

All-Inclusive-Variante: Native Instruments Maschine Mk3
Native Instruments Maschine Mk3 ist der erste Exot in der Liste unserer Empfehlungen. Es handelt es sich hier um eine Komplettlösung zur Produktion von elektronischer Musik, die mit umfangreichen Controller-Funktionen in Form von 16 Drum-Pads im MPC-Stil und vielen weiteren Bedienelementen kommt. Diese arbeiten nicht nur nahtlos mit der umfangreichen Software-Suite aus virtuellen Instrumenten und Effekten (Komplete 12 Select) und einer eigens für Maschine entwickelten DAW zusammen, sondern werden auch von vielen Drittanbieter-Produkten unterstützt. Und natürlich lässt sich Maschine auch in anderen DAWs wie Live, Logic oder Cubase nutzen.
Dass auch ein USB Audio-Interface (24 Bit/96 kHz) integriert wurde, ist eine Neuerung in Version Mk3 und eher eine Nebenfunktion als ein zentrales Feature. Auf der Rückseite findet sich ein Mikrofoneingang, der allerdings keine Phantomspeisung für Kondensatormikrofone bietet und zur Aufnahme von Gesang nur sehr begrenzt nutzbar ist. Weiterhin gibt es zwei Line-Ins sowie einen Main-Out, einen Kopfhörerausgang und einen MIDI-I/O. Wer hochwertige Aufnahmen machen will, sollte sich nach einem dedizierten Audio-Interface umsehen, das natürlich auch im Verbund mit Maschine Mk3 betrieben werden kann. Für alle, die instrumentale Tracks komplett „in the Box“ produzieren, reicht diese Ausstattung aber aus, und natürlich bieten die allgemein sehr umfangreichen Features einen hohen Mehrwert.

High-End-Lösung mit vielen Line-Ins: Universal Audio Apollo X16
Beim Universal Audio Apollo X16 handelt es sich um Exot Nummer zwei unserer Empfehlungen, wobei wir an dieser Stelle die Hig-End-Kiste öffnen. Das genauso professionelle wie teure Tunderbolt-3-Interface (24Bit/192 kHz) verzichtet vollständig auf interne Preamps zum Anschluss von Mikrofonen und bietet stattdessen jeweils 16 Line-Verbindungen rein und raus, die in Form von vier Sub-D25-Anschlüssen vorhanden sind. Damit ist es vor allem für Hardware-Enthusiasten interessant, die einen kleinen Fuhrpark an Synthesizern und möglicherweise externen Mikrofonvorverstärkern ihr Eigen nennen und diese dauerhaft in ihre Studioumgebung integrieren wollen. Da an weiteren Anschlüssen nur ein Main-Out und eine digitale AES/EBU-Schnittstelle vorhanden sind, sollte man zur Verwendung von Kopfhörern einen entsprechenden Verstärker (oder auch einen Monitor-Controller mit Kopfhörerausgang) einplanen. Das Kaskadieren mit bis zu drei weiteren Apollo-Interfaces (z.B. Apollo Twin X oder Apollo x6) ist ebenfalls möglich.
Ein wesentliches Feature der gesamten Apollo-Serie sind die integrierten DSPs, die es erlauben, die proprietären Plug-Ins des amerikanischen Herstellers zu nutzen – und diese gehören zum Hochwertigsten, das der Markt in dieser Hinsicht zu bieten hat. Standardmäßig ist beim Kauf der aktuell angebotenen Heritage Edition ein durchaus ansehnliches Bundle an klassischen Effekten enthalten.

Für alle, die tiefer ins Thema “elektronische Musik produzieren” einsteigen wollen, haben wir noch eine Buchempfehlung:
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