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Produce-Alike #24 – Ellie Goulding

In dieser Folge des Produce-Alike Workshops soll es um die Single „Burn“ der Singer-Songwriterin Ellie Goulding gehen. Die Britin hatte ihren Durchbruch 2010 mit dem ultra-catchigen „Lights“, einem frischen Popsong, der ihre markante, luftige Stimme zur Geltung brachte. „Burn“ von ihrem zweiten Album „Halcyon Days“ ist Gouldings erster Nummer-1-Hit.

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Der Song wurde vom amerikanischen Hit-Garanten Ryan Tedder (der Sänger von One Republic) ursprünglich für Leona Lewis geschrieben, die ihn auch aufnahm, aber nicht auf ihrem Album veröffentlichte. Ellie Gouldings Version wurde von Greg Kurstin produziert, der neben seiner Arbeit mit Lily Allen (u.a. „The Fear“) auch bei Songs zahlreicher anderer Künstler wie Pink, Kelly Clarkson, Sia und Kylie Minogue an den Reglern saß. Die Vocal-Production übernahm Tedder selbst. Wir haben den Hit für euch in seine Einzelteile zerlegt.

Intro, 1. Strophe und Chorus

Bereits im Intro begegnet uns die Synth-Figur, die den gesamten Song trägt. Ein fetter Trance-Leadsound, der an Supersaw-Orgien aus dem Roland JP-8000 erinnert, macht den Anfang. Für solche Sounds ist das Software-Instrument reFX Nexus 2 prädestiniert – der Synth ist voll von aktuellen Dance-Sounds und besitzt passenderweise ein Preset namens Supersaw x 4. Der Sound wird per Automation zunächst dumpf gefiltert und das Filter öffnet sich im Verlauf der vier Intro-Takte.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Leadsound aus dem reFX Nexus 2 macht den Anfang
Audio Samples
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Lead

Danach beginnt die erste Strophe und das Filter des Leadsounds geht erstmal wieder zu (im Verlauf der Strophe wird es in Richtung Chorus wieder geöffnet). Zusätzlich kommt nun ein zweiter Synthesizer hinzu, der einen definierteren Attack aufweist. Auch hierfür habe ich den Nexus 2 verwendet. Die meisten Nexus-Presets sind für meinen Geschmack etwas zu großzügig mit Delay und Reverb versehen – damit der Sound sich in den Song einfügt, muss man das alles in der Regel erstmal entfernen. Ein kleines Delay kann in diesem Fall allerdings nicht schaden, also bleibt es drin. Der Nexus-Reverb wird aber herausgenommen und per Send-Weg durch einen Hall ersetzt, der auch auf anderen Instrumenten zum Einsatz kommt. Das trägt nachher zu einem homogenen Gesamtsound bei.

Der Nexus 2 steuert einen weiteren Synth-Sound mit prägnantem Attack bei
Der Nexus 2 steuert einen weiteren Synth-Sound mit prägnantem Attack bei
Audio Samples
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Pluck

Nach einer Weile kommen ein paar Glöckchen hinzu. „Burn“ ist voll von Glöckchen unterschiedlichster Machart – für diesen Workshop habe ich mich auf zwei Sounds beschränkt. Und wo wir schon dabei sind, kommen auch die Bells aus dem Nexus 2.  

Auch die Bells stammen aus dem Nexus 2
Auch die Bells stammen aus dem Nexus 2
Audio Samples
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Bells

Gegen Ende der Strophe ändert sich die bis hierhin gleich gebliebene Akkordfolge. In Richtung Übergang zum Chorus kommen außerdem ein paar recht traditionelle Tubular Bells hinzu, die ich aus einer Orchester-Soundlibrary habe. Sie ersetzen an dieser Stelle die anderen Glocken, die für einen Moment Pause haben.

Audio Samples
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Tubular Bells

Hören wir uns das Intro und die erste Strophe einmal komplett an, bevor es in den Chorus geht:

Audio Samples
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1. Strophe

1. Chorus

Im Chorus läuft der Synth-Sound aus dem Intro weiter, wobei das Filter hier endlich ganz geöffnet wird. Außerdem kommen die Drums hinzu. Mit einem rollenden Tom-Groove trägt „Burn“ die Handschrift von Ryan Tedder. Zunächst brauchen wir aber eine simple Kickdrum, die vergleichsweise natürlich klingt:

Audio Samples
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Kick

Für die Snare habe ich ein Sample verwendet, das wie eine stark komprimierte Kombination aus Snare und Clap klingt. Da mir der beißend-scharfe Clap-Anteil um die 2 kHz etwas zu heftig war, habe ich ihn mit einem EQ abgeschwächt und stattdessen den „Bauch“ der Snare hervorgehoben. Hier hört ihr die Snare erst trocken und dann bearbeitet.

Die Snare wird mit einem EQ bearbeitet
Die Snare wird mit einem EQ bearbeitet
Audio Samples
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Snare

Eine Hi-Hat gibt es auch. Sie wird mit einem Bitcrusher stark verfremdet. Durch die massive digitale „Zerstörung“ ist es eigentlich fast egal, was man für ein Ausgangssample verwendet – reduziert auf 4 bit klingen alle Hi-Hats irgendwie gleich.

Die Hi-Hat durchläuft einen Bitcrusher-Effekt
Die Hi-Hat durchläuft einen Bitcrusher-Effekt
Audio Samples
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Hi-Hat

Dazu brauchen wir noch ein paar sehr räumlich klingende, prägnante Toms. Dafür habe ich mal wieder die bewährte Library East West Quantum Leap Stormdrum II verwendet, die etliche stark akzentuierte, „smashige“ Drum- und Percussion-Instrumente nicht nur für Hollywood-Scores à la Hans Zimmer beinhaltet. Den eingebauten Hall der Toms habe ich mit der Hüllkurve des Plugins gekürzt und den Trommeln stattdessen etwas von dem großen Hall gegeben, den ich auch auf anderen Spuren verwendet habe.

Die Toms stammen aus der Library East West Quantum Leap Stormdrum II
Die Toms stammen aus der Library East West Quantum Leap Stormdrum II
Audio Samples
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Toms

So klingt der Chorus-Groove bis jetzt:

Audio Samples
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Chorus Drums

Mit ein paar Crashbecken peppen wir das noch etwas auf. Zwei verschiedene Samples kommen zum Einsatz: Nummer 1 darf alle zwei Takte auf der „1“ spielen und dient – rückwärts abgespielt und davor gesetzt – zugleich als „Zieh-Effekt“. Gleichzeitig markieren die Tubular Bells alle zwei Takte die „1“. Das höhere und dünnere Becken Nummer 2 spielt immer zusammen mit der Snare und ist etwas leiser.

Audio Samples
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Chorus Drums mit Becken

Der Bass ist mal wieder von der Sorte „unauffälliger, aber satter Synth-Bass“. Also habe ich mit dem Freeware-Synth TAL U-NO-62 schnell einen Sub-Bass mit Chorus zurecht geschraubt. Ein spezielles Effekt-Plugin sorgt mit künstlich erzeugten Obertönen dafür, dass der Bass trotz der geringen Mitten- und Höhenanteile auch auf kleinen Boxen nicht völlig untergeht.

Ein Chorus-Bass aus dem TAL U-NO-62
Ein Chorus-Bass aus dem TAL U-NO-62
Audio Samples
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Bass

Und so klingt der erste Chorus:

Audio Samples
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1. Chorus
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2. Strophe

Die zweite Strophe folgt grundsätzlich dem gleichen Prinzip wie die erste (wir machen hier ja schließlich Popmusik), ist aber etwas umfangreicher instrumentiert – insbesondere laufen die Drums weiter. Der Trance-Synth wird zunächst wieder dumpf gefiltert und das Filter geht im Verlauf des Teils – genau wie in der ersten Strophe – langsam auf. Auch die Tubular Bells in den letzten Takten der Strophe können wir kopieren. Den Bass übernehmen wir aus dem Chorus – die Akkordfolge ist bis auf die paar Takte am Ende der Strophe die gleiche. Dort werden die Bassnoten entsprechend angepasst.
Neuigkeiten gibt es aber bei den Drums. Die Kickdrum spielt das Gleiche wie im Chorus, während die Snare zunächst aussetzt. Auch Becken und Hi-Hat brauchen wir hier nicht – sie haben Pause und werden erst im nächsten Chorus als „Schubmacher“ wieder gebraucht. Der Tom-Groove übernimmt jetzt die Hauptrolle und wird um ein paar kleine Rolls ergänzt:

Audio Samples
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Toms 2. Strophe

So klingt der Groove am Anfang der zweiten Strophe:

Audio Samples
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Drums 2. Strophe

Später kommt die Snare dann hinzu, was sich so anhört:

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Drums 2. Strophe mit Snare

Die angestammte Timekeeping-Rolle der Hi-Hat übernehmen in der zweiten Strophe ein paar Glöckchen mit Delay. Sie haben grundsätzlich den gleichen Klangcharakter wie die bisher verwendeten, klingen aber kürzer und prägnanter, wodurch das Delay besser zur Geltung kommt und die Strophe nicht in Glöckchenmatsch ertrinkt. Also habe ich eine weitere Nexus-Spur aufgemacht, den gleichen Glöckchensound geladen und ihn mit der Amp-Hüllkurve etwas knackiger gemacht. Ab dem Punkt, wo die Snare wieder einsetzt, kommen dann wieder die Bells aus der ersten Strophe zum Zuge. 

Für die zweite Strophe wird der Bells-Sound etwas prägnanter gemacht
Für die zweite Strophe wird der Bells-Sound etwas prägnanter gemacht
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Bells 2. Strophe

So klingt die zweite Strophe:

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2. Strophe

2. Chorus

Der zweite Chorus entsprcht fast vollständig dem ersten, ist aber doppelt so lang. Zur Hälfte kommen ein Flächensound aus dem Nexus 2 und eine Synthesizer-Sequenz hinzu, die ich mit dem Freeware-Synth TAL-BassLine gebastelt habe.

Fotostrecke: 2 Bilder Im zweiten Chorus kommt ein Pad hinzu
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Pad Sequenz 2. Chorus
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Bridge

„Burn“ besitzt einen ungewöhnlich langen und vielschichtigen Mittelteil. Genau genommen handelt es sich um drei verschiedene Segmente, die die lange Strecke bis zum letzten Chorus überbrücken.
Die ersten vier Takte bestehen aus dem Chorus-Pad, das hier per Automation etwas dumpfer gefiltert wird, dem Chorus-Bass und einer neuen Glöckchen-Figur, die vom längeren der beiden Bell-Sounds gespielt wird. Ein paar einzelne Hi-Hat-Schläge betonen die Bassnoten (und den darauf geschnittenen Gesang).

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Pad Bridge Bells Bridge

So klingt das zusammen:

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Bridge Teil 1

Im nächsten Abschnitt setzt außer dem Pad zunächst alles aus und ein Piano übernimmt. Das – wie ich finde – wirklich schön klingende „Alicia’s Keys“ von Native Instruments passt hier sehr gut. 

Alicia Keys' Flügel für den Computer: Native Instruments Alicia's Keys
Alicia Keys’ Flügel für den Computer: Native Instruments Alicia’s Keys
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Piano

Nach vier Takten setzen die Snare und die Toms mit einem Groove ein:

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Snare und Toms

Dieser Groove wird von einer weiteren Snaredrum mit schnellen Wirbeln aus 64tel-Noten umspielt. Auf jedem betonten Schlag der Haupt-Snare und der Toms wird eine „Salve“ aus vier 64teln abgefeuert. Ich habe ein 909-Snaresample benutzt und ihm ein in den Höhen gedämpftes Achteldelay verpasst.

Das Pattern für die Roll-Snare
Das Pattern für die Roll-Snare
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Roll Snare

Gegen Ende dieser vier Takte geht das Filter auf dem Padsound wieder auf. Der zweite Abschnitt der Bridge klingt dann so:

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Bridge Teil 2

Im dritten Abschnitt fliegen das Piano und die Drums wieder heraus. Das Pad bleibt uns erhalten, wird aber wieder dumpf gefiltert. Der Bass spielt lange Noten und wird von einem zweiten Basssound ergänzt, der ebenfalls aus dem U-NO-62 stammt und mit einem Overdrive etwas angezerrt wird. Man könnte das auch bewerkstelligen, indem man einfach beim Haupt-Bass das Filter ein bisschen aufdreht, und ich will nicht ausschließen, dass es im Original auch so gehandhabt wurde. In diesem Fall habe ich den gewünschten Effekt durch das Hinzufügen eines weiteren „Layers“ erreicht. Zum Ende dieses Teils hin begegnet uns wieder die andere Akkordfolge, die wir schon vom Ende der beiden Strophen kennen. 

Ein leicht angezerrter Bass für den letzten Teil der Bridge
Ein leicht angezerrter Bass für den letzten Teil der Bridge
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Overdrive Bass

Nun brauchen wir noch die kurze Variante der Glöckchen mit einem perkussiven Pattern, und dann ist der dritte Teil der Bridge komplett:

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Bells Bridge Teil 3

Nimmt man alle drei Abschnitte zusammen, klingt der in diesem Song wirklich außergewöhnlich lange Mittelteil so:

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Bridge komplett

Nach einer Verzögerung von einem halben Takt folgt dann ein letzter, doppelter Chorus, in dem nichts Neues passiert. Also sind wir für dieses Mal fertig und können den Song ungefähr nachbauen. Bis zur nächsten Folge Produce-alike!

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