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Pocket RTA für iOS Test

Noch vor kurzer Zeit war es undenkbar, einen erweiterten Spektrum-Analyser auf einem Smartphone oder einem Tablett-PC zu installieren. Doch hochauflösende Farbdisplays und immer schnellere Prozessoren machen´s mittlerweile möglich. Die englische Firma Limelight Software aus der Grafschaft Lincolnshire hat sich auf die Entwicklung von Messsoftware für alle gängigen Handy-Modelle spezialisiert. Pocket RTA für iOS bietet unter anderem Schalldruckmessung, Oszilloskop, Spektogrammanzeigen und Oktavenanalyser. Das Frequenzspektrum kann einer messtechnischen Bewertung unterzogen werden und lässt sich per Bildschirmfoto auch in einer Messreihe speichern, ja sogar zumailen. Interessiert? Ich auch!

Pocket RTA für iOS Test
Pocket RTA für iOS Test

Details

Die Oberfläche der App ist übersichtlich gestaltet, alle sieben „Messinstrumente‟ sind prinzipiell identisch aufgebaut. Die Details lassen sich vielfältig justieren, die Präzision der FFT-Messung (Fast Fourier Transform) lässt sich beispielsweise zwischen 256, 512, 1024 oder 2048 Bändern festlegen, und auch die Abtastrate, also wie oft die Messung wiederholt wird, dürfen wir anpassen. Zusätzlich stehen vier Bewertungsfilter mit A, C, U und Noise-Funktion zu Verfügung. So ist beispielsweise das A-Filter das populärste Bewertungsfilter in der Audioakustik und hilft, gezielte Aussagen über Frequenzverläufe zu treffen. Ferner lässt sich die Trace-Funktion verändern. Sie bestimmt die Haltezeit einer Messung. Zusätzlich ist die Hold-Time der Spitzenwerte variabel. Ebenfalls vorhanden: ein Testgenerator. Er produziert Sinustöne im Bereich von 100 Hz bis 22049 Hz in 1 Hz Schritten, das Testsignal kann über die internen Lautsprecher oder über den Kopfhörerausgang per Mini-Stereoklinke ausgegeben werden. Darüber hinaus steht Rosa Rauschen zur Verfügung.
Alle Messgeräte nutzen eine farbige, dreizehnstellige Balkeanzeige, die den maximalen Pegel darstellt, ebenfalls nummerisch in dB abzulesen. Darunter wird die lauteste Frequenz in Hz oder kHz angezeigt. Die Tonhöhe der gerade gemessenen Frequenz steht in Klammern.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Blick auf das Hauptmenü mit seinen 7 Messgeräten.

Frequenzgangmessung Lin + Log

Die Frequenzgangmessung lässt sich in linearer oder logarithmischer Darstellung durchführen. Das Koordinatensystem trägt eine sehr feine, aber gut lesbare weiße Beschriftung und die Messkurve wird in hellgrün auf dem Display dargestellt. Im linearen Koordinatensystem ist die X-Achse in 24 Frequenzpunkte im Bereich von 0 bis 22 kHz unterteilt, während die logarithmische Darstellung 15 Markierungen bis 32 kHz zeigt. Die Y-Achse zeigt bei beiden Anwendungen eine Unterteilung der Verstärkung in 20-dB-Schritten im Bereich von -100 bis 0 dB. Per Fingerberührung kann man sich die zugehörige Frequenz jedes Anzeigebalkens darstellen lassen. Der ausgewählte Balken wird dann weiß.

Fotostrecke: 2 Bilder Der lauteste Frequenzpunkt liegt bei 689 Hz.

Oktav-Analyser

Elf grüne Balken stehen senkrecht im Display zur Frequenzdarstellung. Die Frequenzachse beginnt bei 16 Hz und zeigt den Bereich bis maximal 16 kHz. Die Kurvendarstellung und das Balkendiagramm oben im Display reagieren erfreulich schnell. Wie bei der Frequenzgangmessung kann man sich Pegel und Frequenz jedes Anzeigebalkens darstellen lassen.

1 kHz ist überrepräsentiert.
1 kHz ist überrepräsentiert.

1/3-Oktav-Analyser

32 Balken füllen den Screen und zeigen verzögerungsfrei den Frequenzgang. Hier lassen sich Anzeigebereiche leider nicht per Fingerspreizen vergrößern. Über den Menüpunkt „Option“ dürfen wir aber die Eingangsempfindlichkeit anpassen. Der Menüpunkt „Snapshot“ erstellt Bildschirmfotos der Messung. In diesem Fall poppt ein Hinweisfenster auf, das die erfolgreiche Archivierung des Bildes im Foto-Ordner vermeldet. 

Fehlender Bassbereich in der Messung.
Fehlender Bassbereich in der Messung.

Spektogramm

Das Spektogramm ist eine 3D-Darstellung von Frequenz und Amplitude über die Zeit. Auf grünem Hintergrund wird, permanent nach oben laufend, die gemessene Amplitude eines Signals in rot dargestellt. So wird die Zusammensetzung über einen bestimmten Zeitraum visualisiert. Dabei repräsentiert die unterste Linie im Display die letzte Messung. Je kleiner die FFT-Größe im Menü gewählt wird, um so genauer ist die Anzeige. Mit den Fingern lässt sich der Anzeigebereich auf dem Display spreizen. Die Zeitachse ist jedoch fix. In der Messtechnik ist diese Methode für die Sprachanalyse sehr beliebt.

Spektogramm-Darstellung
Spektogramm-Darstellung

SPL-Anzeige

Die SPL-Anzeige ähnelt der Oktav-Analyse. Der Schalldruck wird gegenüber einem Referenzwert über der Frequenz dargestellt. Elf grüne Balken übernehmen dabei die Anzeige und zusätzlich wird in einer numerischen Darstellung im oberen Teil des Fensters der SPL-Mittelwert in dB angezeigt. Besagter Referenzwert lässt sich nicht ändern. Er ist eine festgelegte Größe, die den kleinsten vom menschlichen Ohr hörbaren Wert beschreibt.

SPL-Messung
SPL-Messung

Oszilloskop

Mit dem Oszilloskop lassen sich eine oder mehrere Schwingungen im zeitlichen Verlauf darstellen. Die X-Achse repräsentiert die Zeitachse, während die Y-Achse die Amplitude darstellt. Der Kurvenverlauf lässt sich im Option-Menü einfach, zweifach, vierfach oder achtfach vergrößern. Das zeitliche Intervall der Messung ist mit 10 ms voreingestellt und lässt sich auf dem Bildschirm pinchen. Bei dieser Messmethode ist die Empfindlichkeit des Mikrofons nicht veränderbar. Dieses Tool ist zur Darstellung einzelne Frequenzen, Kurvenverläufe, An- und Abfallzeiten von Impulsen oder Signalverzerrungen ist gedacht. Im Optionsmenü ist eine Snapshot-Funktion für Bildschirmfotos vorhanden.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein einzelner Sinuston.
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Praxis

Kalibrieren

Das Mikrofon im iPad oder iPhone ist mit einem amtlichen Messmikrofon nicht zu vergleichen. Also stellt Pocket RTA eine Kalibrierungsmöglichkeit bereit. Dazu wird die 1/3-Oktavdarstellung benutzt. Per Fingertipp wähle ich die gewünschte Frequenz aus, die als roter Balken erscheint. Mit dem zweiten Finger korrigiere ich durch Hoch- oder Runterscrollen den Anzeigewert. Das ist aber eine etwas fummelig. Besser und einfacher geht das mit der automatischen Kalibrierung. Aktiviere ich das Rosa Rauschen als Testsignal und wähle im Optionsmenü den Auto-Calibrate-Vorgang, wird das Display nach ein paar Sekunden automatisch im gesamten Frequenzbereich korrigiert.

Manuelle Korrektur der Anzeige :Kalibrierung bei 800 Hz
Manuelle Korrektur der Anzeige :Kalibrierung bei 800 Hz

Zunächst testen wir eine Zweiwege-PA mit Rosa Rauschen. Für Rosa Rauschen ist unser Ohr sehr empfindlich, es enthält alle für uns hörbaren Frequenzen in einem gleichmäßigen Verhältnis. Daher ist es als Testsignal für die Beurteilung eines Lautsprechersystems sehr wertvoll. Dieses Signal wird also ins Mischpult eingespeist und über die PA wiedergegeben. Mit dem 1/3-Oktav-Analyser wird die Wiedergabe gemessen und es wird klar, dass zwei Frequenzbereiche nicht „sehr gerade‟ sind. Im 500-Hz-Bereich fehlt ein kleiner Anteil und bei 2 kHz ist eine Anhebung sichtbar. Das kann mit der Übergangsfrequenz des Lautsprechersystems zusammenhängen.
Also werden die Korrekturen am Summen-EQ ausgeführt. Der untere Mittenbereich wird dezent angehoben und im Hochtonbereich bei 2 kHz etwas verschlankt. Eine anschließende gehörmäßige Beurteilung des Sounds wird sofort für besser empfunden. Erst nach dieser klanglichen Korrektur geht’s an die Testmusik. Auch mit diesem Testsignal wird die Korrektur für gut befunden.
Mit dem Pocket RTA werden dann die Monitorwege gecheckt. Hält man ein Mikrofon am Korb des Windschutzes zu, ändert sich die Nierencharakteristik, das Mikrofon bekommt einen leicht kugelförmigen Charakter und wird so für Feedback empfindlicher. Fährt man jetzt den Pegel im Monitor bis an die erste Feedback-Grenze vorsichtig hoch, so erkennt man auf dem Pocket RTA die gefährdeten Frequenzen. Beim anschließenden EQing darf man aber nicht die Hörkontrolle versäumen, damit der Bühnenmonitor immer noch gut klingt.
Bei einer Künstlerin, für die ich seit vielen Jahren arbeite, gibt es den Wunsch, die Monitore täglich mit dem gleichen Pegel zu fahren. Der Hintergrund ist ein Tinnitus der Künstlerin. Das ist eine Aufgabe für die SPL-Anzeige aus dem Pocket RTA. Das Gesangsmikrofon wird bei verschiedenen Frequenzen in ausreichender Lautstärke angesprochen und der tatsächliche SPL-Wert gemessen. So kann ich den Monitorpegel jeden Tag auf demselben Level halten.
Man kann das Messgerät auch für eine Selbstkontrolle am FOH-Platz benutzen. Ist der Pegel der PA mit dem Lautstärkepegel von gestern identisch? Sind wir, also ich als FOH-Mann und die Band, im Laufe des Konzerts lauter geworden? Eine gute Möglichkeit, sich selbst zu überprüfen.
Übrigens: Sollte man das iPhone ausschalten und vergessen haben, die Anwendung zu beenden, bleiben alle Einstellungen erhalten. Bei erneutem Start des Telefons läuft die Applikation im zuletzt aktiven Modus weiter. Der Schlafmodus des iPhones und iPads wird beim Aufruf der RTA-Software deaktiviert. Man muss also nicht während einer Messung andauernd das Device reaktivieren. Dadurch wird die Software allerdings schnell zu einem Batteriefresser. 

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Fazit

Der Pocket RTA für iOS bietet sieben gute Messgeräte zum kleinen Preis, vorausgesetzt, man ist Besitzer eines iPhone oder iPads mit iOS ab 5.1. Die Darstellung der Messungen ist präzise, die Lesbarkeit ist auch bei schlechten Lichtverhältnissen sehr gut. Da die verschiedenen Messgeräte gleich aufgebaut sind, kommt man schnell zurecht. Details lassen sich mit Ausnahme der 1/3-Oktav-Analyse durch Fingerspreizen vergrößern, hilfreich ist ferner die Option, Bildschirmfotos zu erzeugen. Ein nützliches Tool für viele Gelegenheiten, das zudem das Reisegepäck nicht zusätzlich belastet. Meine Empfehlung ist also klar: Der kleine Helfer in der Hosentasche ist ein echter Hit.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Läuft auf iPhone und iPad
  • Präzise Darstellung der Messergebnisse
  • Messergebnisse archivier- und mailbar
Contra
  • Bedienungsanleitung nur in Englisch
  • Kein Hinweis nach dem Kalibrieren im Menü
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