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Play-Alike Andy Timmons – Gitarren Workshop

In den späten 80ern durch seine Arbeit bei der Hardrock-Combo Danger Danger bekannt geworden, kann der versierte Ausnahmegitarrist Andy Timmons heute auf zahlreiche hervorragende Solo-Alben zurückblicken Andy ist ein stilistisch kompletter Gitarrist und macht in jedem Genre einen hervorragenden Job.

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Gerade sein – in Deutschland nicht mehr erhältliches – Album Ear Extasy (nicht zu verwechseln mit Ear Extasy 2) ist ein wahres Füllhorn gitarristischen Könnens und bietet von Fusion-Nummern à la Mike Stern, über Blues in bester Stevie Ray Vaughan Manier, bis hin zu messerscharfen Legato-Läufe in der Tradition von Joe. S., alles was das Herz begehrt. Und das beste: Trotz einer unglaublichen Spieltechnik verfügt Andy über ein Feeling, das seines gleichen sucht – und welcher HiTech Gitarrero kann das schon von sich behaupten?!


O.K., gehen wir direkt in die Vollen und starten mit einer Technik, die Andy par exellence beherrscht: Dem Legato-Spiel (siehe auch PG Workshops Joe Satriani, John Petrucci). Den folgenden Lick hat uns Andy übrigens während eines Gespräch zugesteckt: Exklusiver geht es nicht!

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Legatomagic 1

Das oben abgebildete Basislick arbeitet in der A lydischen Skala, einer Kirchentonleiter (oder Mode) die auf der IV. Stufe der »normalen« E-Dur Tonleiter zu finden ist und wegen ihres offenen, atmosphärischen Sounds auch von Gitarristen wie Joe Satriani, Steve Vai oder Pat Metheney sehr gerne »genommen« wird. Das vorliegende Pattern verbindet gleich mehrere Lagen der flotten Scale miteinander. Um das ganze standesgemäß zu unterlegen habe ich einen Backing-Track eingespielt, der mit einem typischen lydischen Akkord arbeitet: dem A maj7 #11.

Hier einige Vertreter der Atmo-Abteilung:

Kommen wir zum Pattern. Das Lick lebt vom massiven Einsatz von Slidings. Das klingt cool, macht die Sache spieltechnisch aber nicht unbedingt leichter: Gerade wenn man, wie hier, »in time« zwei Slides unmittelbar hintereinander abfackeln muss.
Bevor ihr jetzt anfangt überstürzt an die Arbeit zu gehen, solltet ihr die Struktur und den Ablauf des Pattern erst einmal intensiv in Augenschein nehmen. Und, fällt euch was auf?! Genau, die Basis des Pattern ist symmetrisch und wiederholt sich alle neuen Töne. Der Startpunkt des Basis-Licks liegt dementsprechend abwechselnd auf einer Zähl-, und einer »Und-Zeit«. Das ist keine Schikane, sondern eine Maßnahme die dem Lick einen undurchschaubaren, komplexen Sound verleiht. Spielt das Basispattern (die ersten neuen Töne) zunächst sehr, sehr langsam – solange bis ihr die Struktur und das zugrunde liegende Spielprinzip in Fleisch und Blut übergegangen ist. Danach könnt ihr damit anfangen die Lagenwechsel einzubauen und das Ganze mit Hilfe eures Metronoms (wie, ihr habt keins? Jetzt aber los :o)) auf rhythmisch sichere Beine zu stellen – immer noch im gemäßigten Tempo, versteht sich! Das Üben des Licks wird auch bei gut trainierten Gitarristen einige Zeit in Anspruch nehmen – der coole Sound des Lix und die Möglichkeit die Lagen einer Tonleiter »smooth« miteinander zu verbinde, werden für diesen Aufwand aber tausendfach entschädigen – garantiert!

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Kommen wir zum zweiten Legato-Lick. Auch hier kommt Andys Signature Legato-Lauf zum Einsatz. Allerdings nur im ersten Teil des Licks. Schaut selbst!

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Legatomagic 2

Die Skala in der wir uns hier austoben, ist wieder A Lydisch. Diesmal habe ich Andys Sliding-Lick allerdings auf die A-Saite verlegt- und auch im Bass macht das Pattern eine verdammt gute Figur. Den Rest des Lix bestreite ich mit einem Legato-Klassiker der so »klassische« ist, dass ich ihn euch hier noch einmal in Reinform ans Herz legen möchte. Übt das Teil direkt mit: Es lohnt sich!

Andy kann sehr straight abrocken und ist ein Fan der Blues-Scale. Dennoch nutzt er in vielen Situationen sein umfangreiches harmonisches »Fachwissen« um die »alte Tante« mit neuem Pepp zu versorgen. Und genau mit solch einem harmonischen Highlight seines Spiels wollen wir uns jetzt etwas intensiver auseinandersetzen. Hört zunächst einmal worum es geht:

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Strange Beautiful Lick 1
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Okay, dann mal los. Also: Andy kombiniert in diesem Lick den Sound der beliebten Blues-Scale (hier B-Blues) mit einer Skala, die im »echten« Rock eher seltener Verwendung findet: der Ganzton-Halbton Scale, kurz GTHT genannt (hier B GTHT).
Bevor wir uns an die Analyse des Licks machen, wollen wir euch zunächst einmal mit einer Kurzinfo zur GTHT Scale versorgen.
Die Ganzton-Halbton Skala gehört zur Familie der symmetrischen Tonleitern, Skalen also, deren Strukturen einem gleichbleibenden Prinzip folgen. Im Falle der GTHT wären das – der Name lässt es schon vermuten – kontinuierlich aufeinanderfolgende Ganz- und Halbtonschritte:

B-Ganzton-slash-Halbton-Scale

Haupteinsatzgebiet der Skala ist eigentlich jazz-, oder fusionorientierte Musik. Besonders über verminderten Sept-Akkorden (o7), und alterierten Dominanten (z.B. 7b9) macht die Tonleiter einen hervorragenden Job. Aber auch im Blues, oder wie hier, einem Bm7 Akkord lässt sich die Skala gewinnbringend einsetzen – gerade dann, wenn man sie mit der B-Moll Pentatonik/Blues Scale verknüpft. Findet ihr komisch? Nein, im Grunde genommen nicht, denn im direkten Vergleich wird schnell klar, dass die beiden Tonleitern eine ganze Menge gemeinsam haben. Guckst du!

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Wie ihr seht ist die Ausbeute an identischem Tonmaterial relativ groß. Doch damit nicht genug. Deutet man das »Ab« der GTHT enharmonisch in ein G# um, erhält man – bezogen auf die B Blues Scale – die große 13. Und die gehört im Blues ja ohnehin zur Standard-Erweiterung. Und genauso verhält es sich auch mit der »9«, dem Ton »C#«.
Auch der hat sich im Verbund mit der Blues-Scale millionenfach bewährt. Fehlt uns noch die große 7 (der GTHT Scale). Aber keine Sorge: Auch dieser Ton lässt sich (bezogen auf die B Blues Scale) erklären. Wir deuten ihn schlicht und ergreifend als chromatischen Durchgangston, mit dessen Hilfe sich die kl. 7 (A), perfekt mit dem Grundton (B) verbinden lässt. Unsere kurze Analyse zeigt: die GTHT Scale ist die ideale Ergänzung zur guten, alten Blues Scale – experimentieren erwünscht!
TIPP: Da detaillierte Erläuterungen zum Thema »GTHT« sehr umfangreich ausfallen würden, möchte ich euch hier- einmal mehr-  mein Buch Scales ’n’ more ans Herz legen. Da in dem Almanach (immerhin 200 Seiten stark, inklusive CD) alle wichtigen Skalen des Jazz/Rock/Pop Biz (inklusive Tonnen von coolen Lix, Solos und Jam-Tracks) besprochen werden, ist es selbstverständlich, dass ich auch den symmetrischen Scales einen eigenen Abschnitt gewidmet habe.
Um euch entgültig von den Vorzügen der Skalen-Kombi zu überzeugen, haben wir noch ein zweites Beispiel herausgekramt.

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Strange Beautiful Lick 2

Der gesamte erste Takt gehört komplett der B GTHT Scale. Die Basis des Laufs bildet eine fünf Töne umfassende Folge die ich insgesamt dreimal (in unterschiedlichen Bereichen der GTHT Scale) wiederhole. Den absoluten Kick erhält der Part aber durch die Rhythmisierung. Da ich 16tel verwende ergibt sich innerhalb der 5-Ton Folge eine ziemlich coole Verschiebung – schön zu erkennen am jeweils um eine 16tel nach vorne wandernden Sliding (zuerst auf der 1e+d, dann auf der 3 und zum Abschluss auf der 4e). Den Rest des Lix bestreite ich dann ganz mit der B Blues Scale.

So, datt war et schon wieder.

Viel Spass beim Üben und bis bald

Hansi Tietgen

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