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Pigtronix Disnortion Micro Test

Zwar klingt Pigtronix Disnortion Micro als Name eines Fuzz-Overdrive-Pedals etwas nach Tippfehler, ist aber real. Auf der Suche nach dem besten Sound nutzt die amerikanische Edeleffektschmiede nicht nur traditionelle Technologien. Wie kaum ein anderer Hersteller mischt man hier ohne Rücksicht auf Puristen zwischen der analogen und der digitalen Welt.


Und das mit Erfolg, wie Geräte wie der Pigtronix Echolution 2 Ultra Pro beweisen. Heute bei uns im Test die ultrakleine Version des Disnortion, die trotz einiger Einschränkungen mit einem ausgezeichneten Sound aufwarten kann.

Details

Konzept und Aufbau

Das Disnortion Micro ist ein Kombipedal und besteht aus einer Fuzz- und einer Overdrive-Sektion. Gleichzeitig hat man es hier mit einem Mix aus analoger und digitaler Technik zu tun, denn während die Schaltung der Fuzzsektion auf einem klassischen Dioden-Clipping basiert, wird der Overdrive-Effekt mithilfe der sogenannten COSM-Technik realisiert wird. Die COSM-Technik (Composite Object Sound Modelling) wurde Ende der 80er Jahren von Roland entwickelt.

Fotostrecke: 2 Bilder Fuzz oder Overdrive, analog oder digital? Das Pigtronix Disnortion Micro bietet all das in einem Gerät.

Der Disnortion Micro ist die verkleinerte Ausgabe des legendären Disnortion, wobei der Miniaturisierung einiges zum Opfer gefallen ist. So sucht man hier nicht nur die komplette Octaver-Sektion vergebens. insgesamt hat man die Eingriffsmöglichkeiten auf Volume, Drive, Tone und Fuzz Shape reduziert, was aber völlig ausreicht, um überraschende Sounds aus dem Pedal zu kitzeln. Der Verzerrungsgrad von Fuzz und Overdrive wird hier mit einem einzigen Regler bewerkstelligt, was erstaunlich gut funktioniert. Der Fuzz-Shape-Regler ist ein Sechs-Stufen-Drehschalter, mit dem sich der Grundsound über einen passiven Filter beeinflussen lässt. Zur Auswahl stehen:
1. Kein Filter
2. Mid Bump (808)
3. Low Pass (Carlos)
4. Treble (AM Radio)
5. Mid Scoop (Muff)
6. Low Pass (Bass)

Fotostrecke: 3 Bilder Vier Regler, ein Minitaster und der obligatorische Fußschalter haben es auf den Bodentreter geschafft.

Mit einem mittig angebrachten Taster können die beiden Verzerrersektionen in Reihe oder seriell geschaltet werden, allerdings nicht einzeln. Wegen der geringen Gehäusemaße hat man die seitlich anliegenden Ein- und Ausgangsbuchsen versetzt angebracht. Der Anschluss für das optional erhältliche 9-Volt-Netzteil befindet sich an der Stirnseite, Batteriebetrieb ist nicht möglich.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein- und Ausgang des Disnortion Pedals sind gegeneinander versetzt auf den Gehäuseseiten positioniert,…
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Praxis

Sound

Die Kombination von Overdrive und Fuzz in einem Gerät halte ich für eine gute Idee, weil ein Fuzz in Verbindung mit einem angezerrten Amp, respektive Overdrive- oder Distortionpedal einfach lebendiger klingt. Mit dem Disnortion lassen sich eher klassische Sounds erzeugen, die etwas abseits vom Mainstream einen sehr eigenen und speziellen Charakter haben. Der Charakter des Fuzz erinnert an ein gut abgehangenes Silizium-Fuzz und weniger an ein klassisches Germanium-Fuzzface. Aber auch hier erhält man eine elegante und weiche Kompression mit leicht kaputten und typischen Fuzz-Anteilen, die den Sound sehr authentisch machen. Zusammen mit der organischen Overdrive-Sektion ergänzen sich die beiden Einheiten ausgesprochen gut und ermöglichen viele Nuancen, die man sonst nur mit mehreren Pedalen hinbekommt. Die beiden Effekte können aber nicht nur seriell, sondern auch parallel betrieben werden. Dabei wird das Signal intern aufgesplittet und durch jede der beiden Verzerrersektionen separat verzerrt. Vor der Ausgangsbuchse werden die Signale dann wieder zusammengemischt, wobei sich das Mischverhältnis nicht beeinflussen lässt.
Bevor es ans Eingemachte geht, gibt es zuerst ein Referenzbeispiel ohne Pedal. Der verwendete Amp ist der König Blue Note in der cleanen Einstellung.

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Referenzbeispiel ohne Pedal

Im Gegensatz zur seriellen Einstellung klingt das Pedal im parallelen Modus offener und speziell im Anschlag um einiges knackiger. Dafür bietet der serielle Modus mehr Gain und einen insgesamt fetteren Ton. In den folgenden Soundbeispielen hört ihr zuerst den parallelen Modus und danach die serielle Einstellung. Der Verzerrungsgrad ist hier noch verhältnismäßig moderat eingestellt, weshalb sich die beiden Sounds auch nicht so stark von einander unterscheiden. Das Pedal ist wie folgt eingestellt: Gain 10 Uhr, Volume 10 Uhr, Drive/Tone 12 Uhr und Fuzz Shape auf Position 3, also Low Pass (Carlos).

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Paralleler Modus Serieller Modus

Dreht man den Gainregler weiter auf, erhält man auch im seriellen Modus problemlos eine fette Verzerrung, die im Gegensatz zur seriellen Einstellung jedoch weitaus dynamischer klingt. Auch hier ändert sich bei höheren Gaineinstellungen neben der Zerrstruktur auch das Spielgefühl. Wegen der weichen Kompression in der Anschlagsphase fördert das Pedal den Ton und lässt spielerische Unzulänglichkeiten auch gerne mal unter den Tisch fallen. Ein eher sanfter Anschlag macht sich hier übrigens besser, weil sich so der Ton besser formen lässt und das Ganze noch runder klingt.

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Gain-Regler weiter aufgedreht

In diesem Soundbeispiel stelle ich euch die sechs Einstellungen des FuzzShape Rotary-Schalters vor. Das Ganze beschert dem Pedal eine unglaubliche Klangvielfalt, besonders wenn man bedenkt, dass es im seriellen und im parallelen Modus unterschiedlich klingt. Zuerst hört ihr den etwas gemäßigteren parallelen Modus und danach die serielle Einstellung. Obwohl ich Gain, Volume und Drive/Tone nicht verändert hab, sind die Klangunterschiede massiv.

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6 Positionen des FuzzShape Rotary Switch – Parallel Modus 6 Positionen des FuzzShape Rotary Switch – serieller Modus

Die Gainreserven des Disnortion sind wirklich beachtlich. Dabei erzeugt das Pedal auch in sehr hohen Einstellungen keine Metallzerre, dafür ist der Ton einfach zu klassisch. Besonders im parallelen Modus liefert es einen unglaublich transparenten Sound. Die serielle Einstellung bringt dagegen in moderaten Einstellungen etwas mehr von diesem leicht komprimierten 80er-Jahre-ZZ-Top-Ton, wobei Billy Gibbons damals mit Germanium-Fuzz gespielt hat. Hier nun die Wirkungsweise des Gainreglers, beginnend in der 9-Uhr-Position, bis hin zur maximalen Einstellung. Zuerst hört ihr den parallelen Modus und im zweiten Soundbeispiel die serielle Einstellung.

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Wirkungsweise des Gainreglers im parallelen Modus Wirkungsweise des Gainreglers im seriellen Modus

Kommen wir zur Wirkungsweise des Drive-Tonee-Reglers. Je weiter man ihn aufdreht, umso mehr tiefe Frequenzen werden herausgefiltert. Der Ton wird also straffer, aber gleichzeitig auch dünner. Mir hat hier die 11-Uhr-Position am besten gefallen, weil sie einen guten Mix aus Transparenz und Substanz bietet, aber wie immer spielen auch hier der eigene Geschmack und die verwendete Gitarre ein große Rolle. Bei Singlecoils wird man den Regler im Gegensatz zu einer bereits von sich aus fett klingenden Humbucker-Gitarre eher zurücknehmen und umgekehrt. Dreht man ihn sehr weit zurück, wirkt der Ton gleichzeitig klassischer, weicher und singender. Aber egal wie man das Pedal auch einstellt, es bleibt immer transparent. Hier ein Soundbeispiel mit der Wirkungsweise des Drive-Tone-Reglers auf 9 Uhr, 12 Uhr und 16 Uhr.

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Wirkungsweise des Drive-Tone-Reglers
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Fazit

Der Disnortion von Pigtronix ist eine geschmackvolle Mischform aus Germanium-Fuzz und transparentem Overdrive. Das Pedal ist unglaublich vielseitig und klingt auch vor einem clean eingestellten Amp hervorragend. Deshalb braucht man im Gegensatz zu vielen alten Fuzz-Klassikern auch keinen weit aufgerissenen oder angezerrten Gitarrenamp, um zu überzeugenden Soundergebnissen zu kommen. Egal, ob Singlecoil, Humbucker, passiv oder aktiv, Anpassungsprobleme gibt es nicht. Mein einziger Kritikpunkt wäre die fehlende Möglichkeit, die beiden Zerreinheiten auch einzeln verwenden zu können. Ansonsten alle Daumen hoch. Wer eine moderne Fuzz-Overdrive-Kombination sucht, ist hier genau richtig.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • transparenter Sound
  • Vielseitigkeit
  • arbeitet mit aktiven und passiven Pickups
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • Overdrive und Fuzz können nicht einzeln gespielt werden
Artikelbild
Pigtronix Disnortion Micro Test
Für 159,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pigtronix
  • Modell: Disnortion Micro
  • Effekt-Typ: Fuzz/Overdrive
  • Herkunftsland: China
  • Arbeitsweise der Overdrive-Sektion: 6-Stage CMOS-Technologie
  • Arbeitsweise der Fuzz Sektion: Dioden-Clipping
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilbuchse
  • Regler: Gain, Volume, Drive Tone, Fuzz Shape (Rotary Schalter)
  • Schalter: Serie/Parallel-Betrieb, On/Off
  • Bypass Modus: True Bypass
  • Stromversorgung: 9V Netzteil (nicht im Lieferumfang) 18 V Internal Headroom
  • Batteriebetrieb: nicht möglich
  • Abmessungen L x B x H (cm): 9,52 x 3,8 x 4,45
  • Ladenpreis: 169,00 Euro (September 2017)
Hot or Not
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Das kompakte Pedal mit schwarzem Minigehäuse ist die Microausführung des legendären Disnortion, aber ohne Octaver-Sektion.

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Kommentieren
Profilbild von Kai Florian Mehrlaender

Kai Florian Mehrlaender sagt:

#1 - 10.11.2021 um 13:35 Uhr

0

Moin, in dem Gerät ist nichts digital. Da hat der Autor CMOS mit COSM verwechselt.

Profilbild von Michael Behm (bonedo)

Michael Behm (bonedo) sagt:

#2 - 11.11.2021 um 16:48 Uhr

0

Hallo Kai, danke für den Hinweis! Da ist tatsächlich etwas durcheinander gekommen. Wir haben den Text entsprechend angepasst.
Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion
Michael Behm

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