Peluso P12 Test

Praxis

Guter Mic-Pre?

Es zeigen sich im Praxistest des Peluso P12 genau die Eigenschaften, für die auch das AKG C12 so beliebt war. Allerdings auch die unbeliebteren, denn aufgrund der Art der Impedanzwandlung und der Dimensionen der Ausgangsübertragung ist auch beim Nachbau der Output recht gering. Euer Preamp sollte also ordentlich Gain und geringes Rauschen haben, besonders dann, wenn ihr stark bearbeiten werdet. Trotzdem liegen die Anforderungen an den Pre weit unter jenen für den Betrieb von dynamischen Mikros zur Aufnahme geringer Pegel.

Pelusos AKG-C12-Interpretation auf dem Mikrofonstativ in der Spinne.
Pelusos AKG-C12-Interpretation auf dem Mikrofonstativ in der Spinne.

Ordentlich Masse

Klanglich gibt es beim ersten Eindruck nichts zu mosern, wenn auch eine interessante Eigenart anzumerken ist: Das P12 bietet ein recht ordentliches, aber kompaktes Fundament, welches vor allem vielen Frauen- und höheren Männerstimmen zu einer ordentlichen Schippe Masse und Wuchtigkeit verhilft. Dabei wird das Signal aber nie wolkig und indifferent. Die Stimme von Chul-Min, der die Files zu diesem Röhrenmikrofon eingesungen hat, kann davon profitieren, wenn das im Mix gewünscht ist, da er wenig Tiefbassanteil in der Stimme hat und ein eher mittig-präsentes Timbre besitzt. Vor allem im Nahbereich kann das P12 wie das C12 dafür sorgen, dass Signale zwar intim und „up close“ wirken, aber dennoch nicht an Detailreichtum einbüßen oder belegt und dumpf klingen. Vergleicht man mit dem Gefell UM92.1S (welches technische und charakterliche U-47-Ähnlichkeiten besitzt), fällt auf, dass dieses bei gleichem Abstand noch ein bisschen durchsetzungsfähiger erscheint, was für die Stimme des Sängers in den Beispielen aber gar nicht notwendig erscheint. Auch zeigt sich erneut, dass das P12 in den Höhen zwar markant, aber nicht so seidig ist: Das eine Preiskategorie über dem P12 liegende 92er klingt ein wenig natürlicher und weniger anstrengend, löst aber dennoch sehr gut auf.

Audio Samples
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Peluso P12, Niere, 10 cm Peluso P12, Niere, 30 cm Peluso P12, Niere, 70 cm Microtech Gefell UM92.1S, Niere, 10 cm Microtech Gefell UM92.1S, Niere, 30 cm Microtech Gefell UM92.1S, Niere, 70 cm Groove Tubes AM40, 30 cm Audio-Technica AT5045, 30 cm

Steuerbare Sättigung

Die Mitten des Peluso sind deutlich und klar, der Schärfebereich recht klar und kurz. Bei Instrumentenabnahme von cleanen Gitarren, Snare-Bottom, als Ride-Mic oder an Akustikgitarren sollte man also darauf achten, ob Attacks nicht über die Maßen in den Vordergrund treten. Glücklicherweise gibt es viele Patterns zur Wahl, die in Kombination mit leichtem Verdrehen des Mikrofons zu Schallquelle ein wenig abmildern können. Bei geringen Pegeln und gewünschter hoher Kompression sollte man sich allerdings bewusst sein, dass modernere Mikrofontypen etwas weniger rauschen. Das Verhalten der Grobdynamik erlaubt im Gegenzug den Betrieb auch an hochpegligen Quellen, ab höheren Pegeln der Stimme, an Amps oder als Mikrofon am Resonanzfell eine Bassdrum treten „teuer“ wirkende Kompressions- und Sättigungseffekte mit steigendem Schalldruck immer deutlicher hervor – und lassen sich durch ihren sanften Verlauf gut steuern und musikalisch passend einbinden. Und um es an dieser Stelle deutlich zu sagen: Diese Sättigung, gepaart mit der dennoch schnellen und transparenten Übertragung von Transienten, das ist es, was dieses Mikrofon wirklich toll klingen lässt. Für meinen Geschmack dürften die Höhen noch ein Stück weit weniger „eckig“ sein und etwas mehr Seidigkeit mitbringen.

Audio Samples
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Peluso P12, Kugel Peluso P12, Niere Peluso P12, Acht Microtech Gefell UM92.1S, Kugel Microtech Gefell UM92.1S, Niere Microtech Gefell UM92.1S, Acht

Verläufe schön sanft

Es ist kein Geheimnis, dass die Polar-Pattern von umschaltbaren Doppelmembran-Mikrofonen, zudem noch mit großer Membranfläche, nicht zu den stabilsten gehören. Und so sind auch die wählbaren Richtcharakteristiken des Peluso P12 auf der Achse deutlich anders als seitlich. Kugel, Niere und Acht weisen die typischen Merkmale auf, so ist die Kugel etwas luftiger, die Acht etwas präsenter als die Niere. Und bei diesen Hauptcharakteristiken sind die Verläufe der Klangänderungen mit der Änderung der Schalleinfallsrichtung recht sanft, wodurch keine „Brüche“ oder übermäßige Phasenlöcher im Klangbild der Bleeding-Signale oder der Raumrückwürfe entstehen. Die Zwischenstufen sind dafür etwas anfälliger, besonders in den Patterns, die genau zwischen Niere und Kugel oder Niere und Acht liegen (also mit halbem Pegel von der rückseitigen Membran arbeiten), sind bei 90 und 270° Einsprechrichtung nicht ganz pflegeleicht. Damit liegen die leichten Problemzonen aber genau dort, wo man sie haben will: weit weg von dem, was im „Daily Business“ wichtig wäre. Interessant ist noch, dass AKG das C12 dafür gerühmt hatten, knackfrei umschalten zu können, was dem P12 nicht immer gelingt – aber dieser Hinweis ist sicher nur für das Protokoll, wohl niemand wird heute ein derartiges Röhrenmikrofon in einer Live-/Broadcastsituation einsetzen.

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Peluso P12, Niere, 0° Peluso P12, Niere, 45° Microtech Gefell UM92.1S, Niere, 0° Microtech Gefell UM92.1S, Niere, 45°
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