Peavey MiniMEGA Test

Das Peavey MiniMEGA-Basstopteil wurde bereits auf der Namm Show 2014 vorgestellt und viele Bassisten warten seither darauf, dass der neue Kompakt-Amp des amerikanischen Traditionsherstellers auch endlich in die Shops kommt. Zwei Jahre später hat das Warten zum Glück ein Ende; das 1000 Watt starke Class-D-Top ist endlich in den Musikgeschäften angekommen und kann hier auf Herz und Nieren getestet werden.


Und zu testen gibt es beim MiniMEGA in der Tat einiges, denn Peavey hat seinen neuen Kraftzwerg mit einer Vielzahl unterschiedlicher Features vollgepackt, damit er flexibel im Studio und auf der Bühne eingesetzt werden kann. Mit an Bord ist beispielsweise die aus älteren Peavey-Verstärkern bekannte “Kosmos Bass Enhancement Technology”, eine flexible EQ-Sektion inklusive zweier Presets, ein zuschaltbarer Kompressor, und für die Freunde der raueren Sounds gibt es außerdem einen Crunch-Button. In meinem Testlabor wartet ein nagelneuer Peavey MiniMEGA darauf, ausgiebig getestet zu werden und ich bin gespannt, wie sich das Basstop gegen die wirklich große Konkurrenz in der 1000 Watt starken Class-D-Klasse schlägt.

Details

Mit seine Maßen von 30,5 x 7,9 x 28 cm zählt der MiniMEGA nicht zu den kleinsten Basstops, die man eben mal in Fronttasche der Gigbag schiebt. Auch sein Gewicht fällt mit 4,5 kg etwas höher aus als bei so manchem Mini-Top der Konkurrenz. Dafür kann der MiniMEGA aber mit einer wirklich opulenten Ausstattung glänzen und macht in Sachen Materialqualität und Verarbeitung einen wirklich außerordentlich positiven Eindruck. Das stabile mattschwarze Metallgehäuse wurde fest und bündig verschraubt, am Boden sitzen große Gummifüße, und die hervorstehenden Regler auf der Front sind durch zwei Metallbügel zumindest vor größeren Beschädigungen einigermaßen geschützt.

Fotostrecke: 3 Bilder u0022Take me with you!u0022 – Peaveys neues Basstopteil wird …

Die Anordnung der Bedienelemente auf der Front finde ich sehr übersichtlich und die Beschriftung aller Regler und Schalter ist deutlich und logisch. Jeder halbwegs erfahrene Bassist sollte sich deshalb auf Anhieb auch ohne Bedienungsanleitung auf dem Cockpit zurechtfinden, obwohl es hier einiges zum Regeln und Schalten gibt. Ganz links liegt die Input-Klinke für den Bass, darauf folgt der Gain-Regler und der Crunch-Schalter für die Zerrsounds. Der zweite Regler von links ist für die Kompressionsstärke des On-Board-Kompressors zuständig, der mit dem darunter liegenden Schalter aktiviert oder deaktiviert werden kann. Mittig auf der Front finden wir alle Regler und Schalter, die etwas mit dem Equalizer des MiniMega zu tun haben. Der EQ bietet vier Regler für die Bereiche Low, Low-Mid, Hi-Mid und High, die Einsatzfrequenzen der beiden Mittenregler können darüber hinaus mit dem inneren Ring der Doppelpotis bestimmt werden (Low-Mid 200 – 800 Hz / Hi – Mid 800 Hz – 3,2 kHz). Damit sind wir aus EQ-technischer Sicht aber noch nicht am Ende, denn unter jedem der vier EQ-Regler sitzen zusätzliche Schalter für weitere Funktionen. Der Punch-Button unter dem Low-Regler boostet den Bassbereich bei 100 Hz um 4 dB, und der Bright-Switch unter dem High-Regler verstärkt den oberen Bereich um satte 10 dB bei 8 kHz. Hierbei handelt es sich also um EQ-Presets, mit denen der Grundsound des Amps schnell und einfach verändert werden kann. Die beiden Schalter unter den Mittenreglern tragen die Bezeichnung “Narrow-Q” und reduzieren bei Aktivierung die Bandbreite der betreffenden Einsatzfrequenz.
Auf die Equalizer-Sektion folgen das Doppelpoti und ein Aktivierungs-Schalter für das Peavey-eigene “Kosmos Bass Enhancement”-Feature. Beim MiniMega vereint Peavey zum ersten Mal die zwei Kosmos-Prozessoren “A” und “C” in eine einfach zu bedienende Einheit. “Kosmos A” ist eine Art Bass-Synthesizer, der einen Unterton erzeugt, welcher eine Oktave unter dem gespielten Basston liegt. Die Lautstärke des Untertons wird mit dem äußeren Teil des Kosmos-Doppelpotis geregelt. “Kosmos-C” arbeitet mit dem Prinzip der Psychoakustik und lässt, einfach gesagt, “kleine Boxen größer klingen”. Dreht man den inneren Ring des Kosmos-Doppelpotis im Uhrzeigersinn, werden dem Sound bestimmte relativ hohe Bassfrequenzen zugefügt, die das menschliche Ohr letztendlich als einen sehr tiefen Basston wahrnimmt. Durch diese Technik wird der Amp nicht mit Bassfrequenzen überlastet, es entsteht aber dennoch der Eindruck eines mächtigen und voluminösen Sounds. Den Abschluss auf der Front machen schließlich der Volume-Regler für die Endlautstärke, ein darunter sitzender Mute-Schalter zum Stummschalten der Ausgänge und ein Miniklinken-Ausgang zum Anschluss eines Kopfhörers.

Fotostrecke: 4 Bilder Nur nicht stressen lassen: die Bedienoberflu00e4che ist umfangreich, aber durchaus logisch aufgebaut!

Ein Feature, das ich noch nicht genannt habe, ist die ausgefuchste Hintergrundbeleuchtung des MiniMEGA. Ausgefuchst deshalb, weil die Farbe der Beleuchtung verändert werden kann: es stehen sage und schreibe zehn Farbtöne von Pink über Grün bis zu Weiß zur Verfügung. Außerdem hat die Beleuchtung einige Show-Effekte auf Lager! Wenn kein Kabel in der Input-Buchse steckt oder der Mute-Taster gedrückt ist, macht der MiniMEGA beispielsweise mit einer Lauflichter-Show auf sich aufmerksam. Aber keine Angst, die Light-Show kann auch komplett abgeschaltet werden und die Helligkeit der Beleuchtung lässt sich außerdem in vier Stufen regeln. Mit einer dezenten Einstellung macht die Beleuchtung der Schalter auch durchaus Sinn, denn auf diese Weise kann man leicht erkennen, welches Feature gerade aktiviert ist.

Fotostrecke: 7 Bilder Ein paar Impressionen der umfangreichen Lichtshow des Peavey MiniMEGA.

Bei einem modernen Bass-Top, welches auf größtmögliche Flexibilität getrimmt wurde, dürfen die notwendigen Anschlüsse für den komfortablen und reibungslosen Einsatz im Studio und auf der Bühne natürlich nicht fehlen. Beim MiniMEGA sitzen diese wie bei nahezu jedem Amp natürlich auf der Rückseite. Zum Anschluss der Boxen dienen zwei Speakon/Klinke-Kombibuchsen, unmittelbar daneben fällt der Blick auf eine Miniklinke für den MP3-Spieler oder den Drumcomputer. Für die Weiterleitung des Signals zum Recording-Equipment oder zum Pult bietet der MiniMega einen Klinkenausgang und einen symmetrischen XLR-Ausgang inklusive Pre/Post-EQ-Schalter, Groundlift-Schalter und PAD-Schalter zum Absenken der Signalstärke. Der Effektweg setzt sich aus den üblichen Send- und Return-Klinkenbuchsen zusammen. Rechts davon liegen schließlich noch eine weitere Klinke zum Anschluss eines Stimmgerätes und eine Midi-Buchse für den optional erhältlichen Fußschalter, mit dem die Crunch-, Kompressor- und Kosmos-Features sowie der Effektweg und die Mute-Funktion fernbedient werden können. Der Fußschalter gehört leider nicht zum Lieferumfang des MiniMEGA, im Karton liegt dafür aber eine leicht gepolsterte Umhängetasche aus Kunststoff, mit der sich der neue Alleskönner von Peavey komfortabel zum Einsatzort transportieren lässt.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Blick hinter die Kulissen: auch hier …

Praxis

Für die Kühlung ist beim MiniMEGA ein kleiner Lüfter zuständig, den man durch die runden Lufteinlässe auf der Oberseite des Gehäuses sehen kann. Er nimmt direkt nach dem Einschalten des Amps seinen Dienst auf und läuft permanent, die Geräuschentwicklung hält sich jedoch in Grenzen und ist bei Live-Gigs völlig irrelevant. Zum Lüfterrauschen gesellt sich aber leider auch ein leiser hochfrequenter Pfeifton, der vermutlich vom Netzteil verursacht wird und der seine Frequenz je nach Einstellung der Hinterbeleuchtung leicht verändert. Auch das stört nicht bei Proben oder Gigs, aber wer denn MiniMega gerne zu Hause zum Üben einsetzen möchte, der könnte eventuell von der Nebengeräuschentwicklung des Peavey Amps irgendwann genervt sein. Mir persönlich wäre er beispielsweise eindeutig zu laut für eine Übeeinheit im Wohnzimmer.
Aber kommen wir zu den positiven Seiten, denn davon gibt es wirklich einige. Allem voran überzeugt der MiniMega mit einem ausgeglichenen und transparenten Grundsound. Peavey hat den Class-D-Neuling sehr neutral abgestimmt; ich höre lediglich eine leichte Bass – und Höhenanhebung, die den Sound etwas gutmütiger und gefälliger macht, wenn man alle EQ-Regler in Neutralstellung auf 12 Uhr belässt. Dank der flexiblen EQ-Tools geht aber noch viel mehr mit dem MiniMega. Die zwei Presets (Punch und Bright) wurden erfreulicherweise sehr praxistauglich abgestimmt und machen genau, was ihre Bezeichnung suggeriert, ohne den Sound aus der Spur zu werfen. Die leichte Bassanhebung bei 100 Hz durch den Punch-Button veschafft dem Klang etwas mehr Fülle und Körper ohne Dröhnen, und mit Aktivierung des Bright-Features wird der Höhenbereich auf eine angenehme Art durchsichtiger und klarer. Sind beide Presets gleichzeitig aktiv, liefert der MiniMega daher auch einen ganz hervorragenden Slapsound!

Audio Samples
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Alle Regler Flat Funktionsweise Punch Schalter Funktionsweise Punch + Bright-Schalter

Das Herzstück der Klangregelung ist die semiparametrische Mittenregelung, mit der man den Sound wirklich sehr effektiv und gezielt formen kann. Die gewünschte Mittenfrequenz zur Verbesserung der Durchsetzungskraft oder um eventuell störende Klanganteile im Basssound zu eliminieren, kann mit den zwei Frequenzwahl-Reglern schnell aufgespürt und mit den EQ-Gainreglern auf die gewünschte Weise bearbeitet werden. Den Narrow Q-Schalter zur Verringerung der Bandbreite fand ich vor allem beim Hochmitten-Band nützlich, um die gesuchte Frequenz noch gezielter aufspüren zu können. So richtig deutlich hört man Unterschied zwischen den verschiedenen Q-Settings allerdings nur, wenn man das Band auch wirklich deutlich boostet. Bei moderaten Einstellungen bleibt der Effekt eher subtil.

Audio Samples
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Bass Boost, Mid Cut 500 Hz, HiMid Cut 1,3 kHz
Der Peavey MiniMEGA ist nicht nur vielseitig, sondern auch stylisch!

Auch das Crunch-Feature liefert für meinen Geschmack tolle Ergebnisse. Ein Druck auf den Crunch-Button sorgt dafür, dass der Preamp angenehm übersteuert wird und das Signal verzerrt. Mit dem Gain-Regler kann dann natürlich noch die Stärke der Verzerrung eingestellt werden. Von leicht angecrunchten Sounds bis zu starken Overdrives ist hier alles drin und – auch das ist wicvhtig! – die Verzerrung klingt natürlich und warm. Positiv finde ich außerdem, dass der Basssound selbst bei heftigeren Verzerrungen sein Fundament und seine Tragfähigkeit behält. Der Grund: die Crunch-Schaltung schickt das Signal durch einen Crossover, damit nur die höheren Frequenzen bearbeitet werden. Weitere Klangmöglichkeiten bietet der MiniMega mit dem Peavey-eigenen Kosmos Bass Enhancement-Feature. Die Kosmos C Psychoakustik-Abteilung fand ich ganz reizvoll, um beim häuslichen Üben mit einer kleinen Box den Klangeindruck einer größeren Box zu simulieren. Für Livegigs würde ich allerdings nach wie vor größere Boxen bevorzugen, wenn ein wirklich erwachsener Basssound gefragt ist. Das Kosmos A Sub Bass-Feature ist ein cooler Effekt für Basser mit einem Faible für ultrafette Hiphop- oder Reggae-Basssounds, die auch etwas synthetischer klingen dürfen. Die ultimative Tiefbasswirkung entfaltet sich natürlich am besten mit großen Boxen – dennoch sollte man mit der Dosierung vorsichtig sein, damit die Membrane nicht beschädigt werden.

Audio Samples
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Funktionsweise Crunch-Button, Gain 50% Funktionsweise Crunch-Button, Gain 4 Uhr, Mid Boost

Absolut überzeugt hat mich die Leistung des neuen Peavey MiniMEGA! Mit einer 4-Ohm-Boxenkombination erreicht der 1000 Watt starke Amp wirklich sehr hohe Lautstärken, in denen die die Dynamik und das Fundament des Sounds beibehalten werden. Aber auch mit einer 8-Ohm-Box performt der Kraftprotz noch sehr ordentlich und stellt ausreichend Reserven für Proben und kleinere Clubgigs zur Verfügung.

Fazit

Peavey haben bei ihrem Class-D-Basstop MiniMega vieles absolut richtig gemacht! Leistungsmäßig ist der Amp keine Mogelpackung, sondern liefert in der Tat die hohen Lautstärken, die man von einem mit 1000 Watt Leistung bezeichneten Gerät erwartet. Klanglich gibt sich der Neuling sehr “plug and play”-freundlich und liefert aus dem Karton einen sehr aufgeräumten und soliden Klang, der in sämtlichen Musikrichtungen eingesetzt werden kann. Wer tiefer in die Klangwelten eintauchen möchte, erhält zudem zahlreiche gelungene Features, wie die Crunch-Schaltung, die Kosmos-Sektion und – allem voran – einen sehr gut klingenden und äußerst flexiblen semiparametrischen EQ mit zwei praxistauglichen Presets. Selbst in Sachen Anschlüsse hat der MiniMega alles an Bord, was man für den Betrieb im Studio, zu Hause oder beim Gig benötigt, und ist deshalb eine unbedingte Empfehlung für Bassisten, die ein leistungsstarkes “rundum sorglos”-Verstärkerpaket zu einem angenehmen Preis suchen.
Die Sache mit dem “singenden” Netzteil sollte Peavey allerdings mittelfristig noch in den Griff bekommen, dann gehen wirklich ausnahmslos alle Daumen steil nach oben!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • satte Leistung und gute Perfomance
  • transparenter und neutraler „plug and play“-Sound
  • kompakte Bauform
  • flexibler EQ
  • Crunch-Schaltung mit schönen Zerrsounds
  • viele Anschlüsse
  • tadellose Verarbeitung
  • gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • Nebengeräusche durch Netzteil und permanent laufenden Lüfter
Artikelbild
Peavey MiniMEGA Test
Für 549,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Peavey
  • Modell: MiniMega, Basstop mit Class-D-Endstufe
  • Herstellungsland: China
  • Leistung: 700 Watt @ 8 Ohm, 1000 Watt @ 4 Ohm
  • Equalizer: Low, Low-Mid (200 – 800 Hz / Narrow Q), Hi-Mid (800 Hz – 3,2 kHz/Narrow Q), High, Punch (+4 dB @ 100 Hz), Bright (+10 dB @ 8 kHz)
  • Features: Kompressor, Kosmos Bass Enhancement, Crunch, Mute
  • Anschlüsse: Input, Kopfhörer, Aux-In, 2 x Speakon Speaker-Out, Effekt Send/Return, symm. XLR-Out (pre/post EQ/Groundlift/Pad), Klinke Line-Out, Tuner, Footswitch
  • Sonstiges: Lüfterkühlung
  • Maße: 30,5 x 7,9 x 28 cm
  • Gewicht: ca. 4,5 kg
  • Zubehör: Netzkabel, Tasche
  • Preis: 749,- Euro (UVP)
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