Peavey Headliner 1000 Test

Bislang wurde der mitunter harte Preis-/Leistungskampf zwischen Anbietern von Bassverstärkern vorrangig im Bereich der kleinen bis mittleren Kompaktverstärker in einem Leistungsbereich bis maximal ca. 500 Watt ausgefochten. Nur wenige Hersteller bieten Modelle mit stärkeren Leistungsvarianten weit unterhalb der magischen 1.000-Euro-Grenze an. Der amerikanische Traditionshersteller Peavey hat nun neuerdings mit dem Headliner 1000 – dem Nachfolger des Headliner 600 – ein 1000 Watt starkes Transistortopteil im Programm. Dieses rangiert preislich in einer Region, welche es auch Bassisten mit schlankerem Budget gestattet, nicht nur “gut”, sondern eben auch “laut” zu klingen.

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Dass es generell beim Thema Bassverstärkung freilich nicht ausschließlich um Lautstärke geht, dürfte sich herumgesprochen haben – das magische Zauberwort lautet “Headroom”! Je größer der Headroom eines Verstärkers, desto problemloser gelingt einem Transistorverstärker eine dynamische und verzerrungsfreie Klangübertragung. Das Basssignal verfügt naturgemäß über hochdynamische Pegelspitzen speziell zu Beginn der Impulsphase. Röhrenverstärker komprimieren diese Impulsspitzen sehr natürlich und harmonisch, wodurch die Ausklingphase des Signals für unser Ohr lauter wirkt als die einer Transistorendstufe. Transistorverstärker hingegen komprimieren das Signal so gut wie gar nicht – somit ist es vor allem der laute Impulsbeginn, welcher den Amps mehr Leistung abfordert. Aber auch für die Ausklingphase eines jeden Signals benötigt der Transistor höhere Leistungsreserven, bedingt durch die fehlende natürliche Röhren-Kompression, aber auch aufgrund fehlender harmonischer Obertöne, die abermals einem Röhrenamp einen günstigeren subjektiven Lautheitsfaktor bescheren. Ihr seht: Selbst, wenn man nicht unbedingt laut spielt, kommen Transistor-Endstufen mit höheren Wattzahlen einem dynamisch ausgeglichenem Sound zugute.
Seit der erfolgreichen Entwicklung der Class-D-Endstufentechnik kommen vor allem Bassisten in die genussvolle Erfahrung, dass “mehr Leistung” nicht mehr automatisch der analogen Rechnung von “mehr Gewicht” entsprechen muss. Der in China hergestellte Peavey Headliner 1000 hat den Weg in unser Bonedo-Testlabor angetreten und wir sind gespannt, was der Neuzugang über die pure Wattzahl hinaus zu bieten hat!

Details

Dass Basstopteile in werbewirksam fotobedruckten Pappkartonschachteln quasi “to go” verkauft werden, ist für mich immer noch gewöhnungsbedürftig. Ein Hauch Kaufhausartikel und Massenware schwingt hier für mich unweigerlich immer als Beigeschmack mit. Der Peavey Headliner 1000 ist nun nicht gerade ein Artikel, welchen man Kindern als Spielartikel kredenzen würde, sondern ein ausgewachsener Bassamp mit professioneller Attitüde. Ich frage mich daher, ob die Wahl einer etwas edler anmutenden und dezenter wirkenden Verpackung einem wertigen Image des Amps letztlich nicht vielleicht zuträglicher gewesen wäre, als die hier gewählte Verpackungsform. Aber sei’s drum!
Nichtsdestotrotz entspringt der beschriebenen Verpackung ein sehr ansehnliches Topteil mit den Abmessungen 7,15 x 44,15 x 31,75 cm. Die Höhe des Gerätes entspricht 1,5 Höheneinheiten im Rackformat. Das ist insbesondere deshalb erwähnenswert, weil der Peavey Headliner 1000 zur Gattung der Racktopteile zu zählen ist. Erfreulicherweise sind die Rackeinbauflügel bereits vorinstalliert und sozusagen “ready to go”. Zwei frontseitig vor diesen Rackschienen sitzende Haltebügel aus gebürstetem Aluminium verdecken geschickt die abstehenden Flügel, gestatten aber dennoch einen problemlosen Zugang zu den dann anzubringenden Rackschrauben. Wer den Headliner 1000 lieber ohne Rackgehäuse verwenden möchte, kann dies ebenfalls unbesorgt tun. Vier Gummifüße sind bereits vorinstalliert, und das Leichtmetallgehäuse ist robust und wirkt sehr stabil.

Fotostrecke: 3 Bilder 1,5 Höheneinheiten im Rackformat – das Headliner-Basstopteil kann man sich gut …

Gerade einmal 5,4 kg bringt der Amp auf die Waage – das ist angesichts der enormen Leistung natürlich positiv zu bewerten! Der Transport ist dementsprechend kein Problem und selbst der Rackeinbau wird zum Kinderspiel, denn man kann den Amp problemlos mit einer Hand herein- und herausmanövrieren. Allerdings empfehle ich gegebenenfalls etwas längere Rackschrauben zu verwenden, denn die optisch attraktiven Haltebügel behindern ein wenig den freien Zugang zur Rackschiene, wenn der Amp in ein passendes 1,5- bzw. 2-HE-Rack versenkt wird. Da kann die Arretierung der Schrauben schnell zu einem lästigen Gefummel ausarten.
Die Leistungsangabe mit 1000 Watt Leistung bezieht sich auf einen Lastwiderstand von 4 Ohm, basierend auf Transistor Class-D-Technologie. An 8 Ohm liegt die Leistungsgrenze bei 700 Watt.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Herz der EQ-Sektion bildet der siebenbandige Equalizer, …

Aufgrund der minimierten Höhe des Gehäuses finden alle Bedienelemente des schwarzen Frontpanels mit weißer Beschriftung auf einer Ebene Platz. Das macht die Geschichte sehr übersichtlich und auch sehr intuitiv! Wie fast überall üblich, liegt der Instrumenten-Klinkeneingang links, komplettiert durch einen Passiv/Aktiv-Schalter, der die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit vornimmt. Der Unterschied zwischen beiden Schalterstellungen beträgt +/- 15 dB.
Den Vorstufenpegel reguliert man mit dem Pre-Gain-Poti, welches wie alle anderen der insgesamt fünf Potentiometer auch mit einem vorne abgerundeten und mit Griffmulden gestalteten Chromknopf versehen ist. Zudem tragen die Potis eine deutliche schwarze Positionsmarkierung.
Als nächstes folgen drei schwarze Tone-Preshape-Druckschalter mit folgenden Bezeichnungen:

  • Bright: 10 dB-Boost oberhalb von 1 kHz
  • Contour: Bass- und Höhenboost bei gleichzeitiger Mittenabsenkung
  • Crunch: Emuliert eine röhrenartige Verzerrung. Bereits in der Bedienungsanleitung wird empfohlen, dass dieser Effekt authentischer wirkt, wenn eventuell vorhandene Hochtöner an der Bassbox ausgeschaltet werden.

Die schwarzen Druckschalter auf dem gleichfalls schwarzen Frontpanel wirken optisch wenig auffällig, was dem schlichten Design sehr entgegenkommt. Da man jedoch auch auf Indicator-LEDs verzichtet hat und die Schalter nur einen sehr kurzen Weg haben, vermag man selbst aus näherer Distanz kaum noch zu erkennen, ob sich die Schalter denn gerade in der OFF- oder der ON-Position befinden. Von schlecht ausgeleuchteten Bühnensituationen einmal ganz zu schweigen …
Die Klangregelung wurde konzeptionell und optisch interessant aufgeteilt: Zwei herkömmliche Low- und High-Klangregler in Potiform rahmen links und rechts einen siebenbandigen graphischen Equalizer ein, welcher mittels Druckschalter hinzugeschaltet werden kann. Die einzelnen Frequenzbänder des Graphic-EQ lauten: 40, 100, 200, 400, 800, 1600 und 3200 Hertz, und alle Frequenzen können maximal um 15 dB abgesenkt oder angehoben werden. Der separate LOW-Regler bearbeitet mit +/- 15 dB die Frequenzen unterhalb von 100 Hz, und der HIGH-Regler die Frequenzen oberhalb von 5 kHz.
Leider verfügt der grafische EQ nicht über einen getrennten Gainregler. Dieser kann für derartige EQs durchaus hilfreich sein, um Lautstärkeunterschiede auszugleichen, die sich durch das Anheben oder Absenken von Frequenzbändern ergeben können.

Fotostrecke: 2 Bilder An die Eingangssektion schließen sich die drei Tone-Presets an.

Der Peavey Headliner 1000 beinhaltet auch einen zuschaltbaren Kompressor. Im Gegensatz zu den Preshape-Druckschaltern wird die Inbetriebnahme desselben durch eine rote LED links vom Kompressor-Poti angezeigt. Der Regler bestimmt die Stärke der Kompression.
Rechts neben dem Mastervolumen-Regler sitzen ein Mute-Schalter und ein 6,3-mm-Kopfhörerausgang. Ist der Verstärker eingeschaltet, so wird dies durch eine kleine grüne LED neben dem Kopfhöreranschluss angezeigt. Hat man den Mute-Schalter aktiviert, beginnt diese LED wechselnd zwischen grün und rot zu blinken. Der Kopfhörerausgang bleibt aber dennoch aktiv, so dass man hier zum Beispiel auch ein Stimmgerät anschließen könnte.

Schönes Feature: ein Onboard-Kompressor (hier links im Bild) kann helfen, ungewollte Dynamikspitzen zu glätten.
Schönes Feature: ein Onboard-Kompressor (hier links im Bild) kann helfen, ungewollte Dynamikspitzen zu glätten.

Rückseitig befindet sich erwartungsgemäß der Netzanschluss, ein XLR-DI-Ausgang mit Groundlift-Schalter sowie ein Pre-/Post-Schalter. Mit diesem kann man bestimmen, ob das DI-Signal vor oder hinter der Klangregelung abgegriffen werden soll.
Ein serieller Mono-Effektweg mit einer Send- und einer Return-Buchse liegt im Signalpfad hinter dem EQ. Das bedeutet, dass alle im Effektloop eingeschliffenen Geräte den Pegelunterschieden beim Betätigen der Klangregelung unterliegen. Außerdem liegen die Effekte am DI-Output nur dann an, wenn dort die Option “post” angewählt wird – was auch durchaus sinnvoll ist!
Eine Stereo TRS-Klinkenbuchse dient dem Anschluss eines separaten Dual-Fußschalters zur Bedienung der Funktionen “Crunch” und “Compressor”.
Für den Anschluss der Box(en) stehen eine Speakon-/Klinke-Kombibuchse und eine reine 6,3-mm-Klinkenbuchse bereit.
Zuletzt sei noch der temperaturgesteuerte Lüfter erwähnt, der in zwei temperaturabhängigen Stufengeschwindigkeiten für Kühlung sorgt.

Fotostrecke: 2 Bilder Beim Blick auf die Rückseite offenbaren sich weitere …
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