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Ovation 1771 VL-1GC Test

Praxis

Die 1771 VL-1GC kommt optimal eingestellt aus der Produktion, sodass man sofort loslegen kann. Allerdings muss man vorher den richtigen “Sitz” finden, damit die mitteltiefe, recht bauchige Schale nicht wegrutscht. Belohnt wird man dann aber mit einem fulminanten Naturton, der auch den reinen Akustiker ansprechen sollte. Der rundgeschwungene Cutaway, der faktisch das Luftvolumen vermindert, beeinträchtigt die Klangfülle des Instruments nicht.
Der Sound bietet tragende Bässe, durchsetzungsfähige Mitten und im oberen Frequenzband einen Seidenglanz, den man so nicht immer hört. Die solide Fichtendecke entwickelt reichlich Hub, sodass der Ton auch auf unterschiedlichen Dynamikstufen authentisch klingt, und zwar mit einem Ambitus, der keine Wünsche offen lässt (Beispiel 1). Mit dem Plektrum kann man dem Ganzen allgemein noch mehr Brillanz hinzufügen und mit einem Daumenring den Basstönen im Speziellen. Das Material der Schale nimmt dagegen weitaus weniger Einfluss auf den Gesamtklang als erwartet, natürlich auch, weil die Korpusresonanzen bei der üblichen Haltung des Instruments ohnehin durch den Körper des Musikers gedämpft werden.
Die längenkompensierte Stegeinlage ermöglicht eine saubere Intonation auf ganzer Länge. Zusammenklänge mit Fingerpickings werden transparent aufgelöst, ohne zu verschwimmen. Die 1771 knickt auch vor einem Studiomikrofon nicht ein. Mit einer optimalen Saitenlage auf der ganzen Länge lässt sich dann auch das eine oder andere filigrane Solospielstück (z.B. mit Plektrum oder Fingerpicking) intonieren (Beispiel 1 und 2). Der Ton (hier mit Kapo) lädt mit viel Sustain auch zu einem Bending oder Vibrato ein.

Der Sound bietet tragende Bässe, durchsetzungsfähige Mitten und im oberen Frequenzband einen Seidenglanz, den man so nicht immer hört.
Der Sound bietet tragende Bässe, durchsetzungsfähige Mitten und im oberen Frequenzband einen Seidenglanz, den man so nicht immer hört.

Der schmale Hals mit wenig ausgeprägter Griffbrettwölbung und C-Shaping liegt angenehm in der Greifhand, und bei einem Umfang von nur 11,3 cm am Sattel kann auch der Daumen überall spielend eingreifen, auch in den oberen Lagen, wo das Griffbrett breiter wird. Der Cutaway sollte in Verbindung mit dem zierlichen Halsfuß das Solospiel vereinfachen, denn obwohl die Gitarre mit einem kräftigen Satz Adamas Phosphor-Bronze 1818 NU (.012-.053) bespannt ist, gelingen auch virtuose Einlagen (Beispiel 4). Die hohen, dicken Bünde bereiteten mir am Anfang Schwierigkeiten. So ergaben sich bei einem Slide tatsächlich “Anlaufschwierigkeiten” und ich blieb das eine oder andere Mal an einem Bund hängen. Mit weniger Druck wurden aber auch diese Hürden genommen.
In erster Linie sind die Gitarren von Ovation mit leistungsfähigen Tonabnehmersystemen für die Bühne geschaffen. Auch wenn der Retro SKM auf den ersten Blick ziemlich altbacken wirkt, liefert er einen weichen, klaren Ton (Beispiel 3 und 4), mit dem man auch Zusammenklänge transparent und dynamisch rüberbringen kann. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man die Möglichkeit hat, die Feinabstimmung an einer Aktivbox oder an einem Akustikverstärker vorzunehmen.
Einen Hochtöner sollte das System aber haben, sonst klingt die Ovation wie eine E-Gitarre.
Die ultrahohen Frequenzen sollte man im Studio mit einem High-Cut Filter eliminieren, da ein Piezo unschöne Interferenzen im Obertonbereich hinterlässt. Zum Glück ist das Piezo-Schnarzen relativ schwach ausgeprägt. Im Live-Betrieb machte das System über zwei Yamaha Aktivboxen einen grundsoliden Job.

Audio Samples
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Beispiel 1 (Stereo-Aufnahme mit zwei Neumann Mikrofonen TLM 103 und integriertem Tonabnehmer) Beispiel 2 (Mono-Aufnahme mit einem Neumann Mikrofon TLM 103 und integriertem Tonabnehmer) Beispiel 3 (Stereo-Aufnahme mit zwei Neumann Mikrofonen TLM 103) Beispiel 4 (Mono-Aufnahme mit integriertem Tonabnehmer)

Den Sound des Tonabnehmers ist auch im o.a. Test und im Video der Ovation 1627 VL-4GC zu hören. Es handelt sich um das gleiche System.

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