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Ochen K. Monle Test

Praxis

Ich habe das Gefühl, unter Details vor allem das aufgezeigt zu haben, was die App alles nicht kann. Und das ist eine Menge. Um es geradeaus zu sagen: zu viel! Hätten die alten Spartaner eine derart spartanische Lebensweise an den Tag gelegt, sie wären verhungert. Doch langsam und nacheinander: Ein Recording in eine leere Session hinein erweist sich als problematisch, so ganz ohne Klick. Für Radiomoderatoren oder Podcaster mag das egal sein, für Musiker schränkt sich der Nutzen ein (wenngleich in den Tutorials viel mit Musik gearbeitet wird). Wer über ein bestehendes Playback seine Gitarrensolo-Versuche macht, wird den Dank seiner Band bekommen, dies nicht mehr bei der Probe zu machen. Auch Sänger können mehrstimmig üben, Phrasen verschieben und Melodielinien entwickeln. Allerdings wird niemand mit kompletten Songs arbeiten wollen, denn ohne die Möglichkeit, die Wiedergabe ab einem bestimmten Punkt zu setzen, würde sonst die Arbeit zur Tortour. Zum Arrangieren von Abläufen von Loops gibt es zu beachten, dass es keine Duplicate- oder Repeat-Funktion gibt. Loops auf Beat zu schneiden, so dass sie rund laufen, kann man sich ebenfalls abschminken, denn so wirklich genaues Editing ist auch nicht möglich.

Trial and Error ist man bei Monle schnell leid, so dass man fast gezwungen ist, sich die (durchaus netten) Tutorial-Videos durchzusehen und zu hoffen, dass die gewünschte Funktion möglichst bald erklärt wird. Verschieben mit einfachem Fingerzeig und horizontaler Bewegung ist noch selbsterklärend, Length-Change durch einfaches Ziehen vorne oder hinten ebenfalls. Clip-Volume ändern durch vertikales Zweifinger-Pinch, Clip löschen durch flottes Ziehen mit einem Finger zum unteren Rand, Fade-Ins und -Outs generieren durch vertikales Ziehen von unten nach oben an den jeweiligen Clip-Enden, schneiden durch horizontales Auseinanderziehen zweier Finger an der betreffenden Stelle: – nicht, dass das ganz schlechtes Editieren wäre, doch intuitiv geht anders. Außerdem gibt es einige Fallstricke:

Sehr kurze Clips müssen stark herangezoomt werden, um mit zwei Fingern darin herumwerkeln zu können oder auch wirklich die Ecken zu erwischen. Durch die Session navigieren kann man, indem man mit einem Finger den leeren Hintergrund auf einem Track nach links oder rechts schiebt. Doch was, wenn der Screen ganz voll mit Clips ist? Dann muss der freie Bereich unten dazu benutzt werden. Ui, das ist unpraktisch! Gleiches gilt für das Zoomen: Aus Versehen auf einem Clip gezoomt, und schon ist er geschnitten! Immerhin gibt es mehrfaches Undo. Generell ist die Editierarbeit schon recht fuckelig, zudem gibt es offensichtliche Mängel in der Qualität der Programmierung: Sehr oft ruckelt die Grafik, ich habe Artefakte erlebt wie Clips, die anders als alle anderen in einer Zoomstufe dargestellt bleiben oder beim Verschieben des sichtbaren Ausschnitts des Editfensters stoisch auf einer Position bleiben, während sich unter ihnen die anderen Clips und über ihnen die Zeitleiste bewegt. Auf das Ergebnis von Zoomtätigkeiten habe ich bei manchen Sessions schon mehrere Sekunden (!) warten müssen, was die Arbeit mit einem derartigen System eigentlich unmöglich macht. Zudem ist Monle beim Einfügen von Audiotracks als Clips gerne auch “vorsichtshalber” einfach mal abgestürzt. Unter solchen Umständen fällt es mir schwer, im Verhältnis zu den groben Schnitzern der App als Kleinigkeiten zu bezeichnende Wünsche zu äußern. Vielleicht so viel: Ich hätte schon gerne ein Input-Level, bevor ich die Aufnahme starte. Absolut ideal für Radio-Anwendungen wäre die Möglichkeit, eine Session als OMF zu ProTools & Co. exportieren zu können! Aber erst einmal muss der Programmierer seine Hausaufgaben machen und grundlegende Sachen ins Reine bringen, sonst sehe ich für die Zukunft dieses Vorhabens schwarz. Schwarzsehen würde ich übrigens auch dann, wenn ich den Preis von acht Euro als Privatperson bezahlt hätte, denn das ist wirklich happig!

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