Akai Pro Force Firmware Update 3.0.4 Test

Seit ca. eineinhalb Jahren ist die Akai Forcemittlerweile erhältlich und Akai hat mit mehreren kostenlosen Firmware-Updates neben diversen Bugfixes viele Funktionen nachgelegt, die wir uns bereits beim ersten Test gewünscht haben , wie Nutzung als USB-Audio-Interface, neue Effekte, Splice-Import, Ableton-Export und nicht zuletzt die Nutzung als Controller für Ableton Live. Dazu ist der Preis mittlerweile sehr attraktiv auf unter 1.000,- Euro gesunken. Zeit für ein Test-Update.

01_Akai_Force_Updates

Details

Update 3.0.4

Das aktuelle Akai Force Firmware Update 3.0.4 glänzt vor allem mit dem schon lange angekündigten „Live Control“ Modus. Nun sieht die Force nicht nur aus wie eine Mischung aus Push und APC, jetzt kann sie auch als eigenständige Bedienoberfläche für Ableton Live ab Version 10.1.2 agieren. Anders als bei üblichen Controllern erfolgt die Verbindung zur DAW nicht via USB, sondern entweder drahtlos per WiFi oder per Netzwerkkabel. Hierfür muss zunächst über die kostenlose App „Akai Professional Network MIDI“ eine Verbindung hergestellt werden. Sie ist in der Force-Download-Sektion zu finden.
Die gleiche App dient übrigens auch zur Verbindung der DAW mit anderen Akai-Geräten wie MPC Live, MPC X oder MPC One. Das ganze Prozedere ist komplizierter als eine simple Class-Compliant-USB-Verbindung, wird aber anschaulich auf der Akai Website beschrieben.
In den Ableton MIDI-Preferences wird unter „Bedienoberflächen“ der Eintrag „Akai Force MPC“ am Eingang und Ausgang mit „Akai Network – DAW Control“ verknüpft und beim Eintrag „Akai_Force_MPC Input (Akai Network) bzw. MPC Output die Option Fernsteuerung angeschaltet. Praktisch: Ist die Verbindung einmal hergestellt, findet die Force die Verbindung zur DAW beim nächsten Start automatisch.

Seit Firmware Update 3.0.4 kann Akai Force mit dem Ableton Live Control Mode als drahtlose Bedienoberfläche für die Berliner DAW eingesetzt werden.
Seit Firmware Update 3.0.4 kann Akai Force mit dem Ableton Live Control Mode als drahtlose Bedienoberfläche für die Berliner DAW eingesetzt werden.

Wie auch bei anderen integrierten Clipcontroller-Bedienoberflächen erscheint ein farbiger Rahmen um die 8×8-Clips in der Session-View, die direkt auf den RGB-Pads der Force angezeigt werden. Die Force-RGB-Pads weisen in etwa die gleichen Clipfarben wie in der Ableton-Session auf, sie sind lediglich ein wenig blasser. Auf dem Touchscreen wird die Clipmatrix ebenfalls dargestellt, hier auch in intensiveren Farben und mit den Clipnamen. 
Clips können wie gewohnt von der Force gestartet, gestoppt, gemutet und Solo geschaltet werden, nur sind dies dann eben nicht die Clips in der Force, sondern in Ableton Live. Mit den Richtungspfeiltasten der Force kann der Cliprahmen schrittweise oder mithilfe von Shift um acht Clips verschoben werden. Launchpad- und APC40-User werden sich sofort zu Hause fühlen.
Auch Trackanwahl, Scene starten und stoppen, Track-Mute, Track-Solo und Record Arm sind mit den gleichen Schaltern machbar wie bei der Force. Clips können aber auch bequem von der Hardware aus gelöscht und kopiert werden, denn die Schalter für “Copy” und “Delete” am linken Rand der Force sind aktiviert. Ein dritter Button, “Select”, erlaubt das Anwählen eines Clips ohne ihn zu Starten. Das alles geht weit über die Funktionalität anderer Controller wie z. B. Akais APC-Serie hinaus.
Die acht Endlosregler über der RGB-Padmatrix dienen als Volumenregler für die ersten acht Ableton Tracks. Per Druck auf den Knobs-Button gelangen wir zu acht weiteren Zuordnungen für das aktuell in Ableton angewählte Device. Für die gibt es auch eine Ansicht auf dem Touchscreen, wo die User die Parameter horizontal „begleiten“ können, aber richtige Hardware-Regler sind natürlich das eigentliche Argument für einen Controller.
Sehr praktisch ist das kleine Schlosssymbol oben rechts auf dem Ableton-Geräte-Screen: Hier kann die Zuordnung zu einem bestimmten Device „gelockt“ werden, sodass die Endlosregler bis auf Weiteres mit genau diesem Device verbunden bleiben, auch wenn der Fokus auf einem anderen Track liegt.
Das Umschalten zwischen dem Live Control Mode und der Force-Bedienung geschieht über ein simples Tippen auf das Live Control Icon unten links auf dem zentralen Menü-Screen. Zurück zur Force geht’s dann wieder mit einem Tippen auf den Matrix-Button oben links im Menü. Sicher, ein richtiger Hardware-Button wäre noch praxisnäher, doch geht das Wechseln zwischen beiden Plattformen auch so sehr einfach und intuitiv von der Hand.

Wo ist der Haken?

Leider ist es nicht möglich, die Force im Live-Control-Betrieb als Soundkarte für Ableton zu nutzen. Der Betrieb als USB-Soundkarte ist nur im sogenannten Computer Mode und in Zusammenarbeit mit der MPC-Software vorgesehen. Zu schade. Eine Kombination aus Ableton Link Mode unter gleichzeitiger Nutzung der Force als Soundkarte wäre eine echte Killer-Kombination. So muss man sich mit einer separaten Soundkarte für Ableton behelfen.
Im Test nutzte ich eine IK Multimedia Duo I/O für Ableton und schickte deren Ausgang in den Eingang der Force. Damit war es möglich, beide Systeme via Ableton Link oder MIDI-Clock im Gleichschritt laufen zu lassen und Ableton Clips mit der Force temposynchron aufzunehmen.
Auch wäre es schön gewesen, wenn die RGB-Pad-Matrix ebenso wie bei der Force auch für Ableton Live als Noteneingabe dienen könnte. Das geht leider ebenfalls nicht und wäre eine Anregung für das nächste Update. Aber es besteht Hoffnung, denn es gab bislang schon drei Updates, die der Force viele Features beschert haben, auf die ich beim ersten Test nur hoffen oder spekulieren konnte. Ein Überblick.

Die Ableton Clips können vom Touchscreen oder den RGB-Pads gestartet werden.
Die Ableton Clips können vom Touchscreen oder den RGB-Pads gestartet werden.

Update 3.0.1

Das Sahnestück des ansonsten eher „kleinen“ 3.0.1-Updates ist der Mother Ducker, ein cooler Sidechain-Effekt, nicht nur wegen der Basecap-Comic-Ente in der GUI, sondern vor allem wegen der simplen und dennoch sehr performanten Funktionalität.
Dieser neue Force-Effekt besteht quasi aus zwei Plugins. Mit Mother Ducker Input schickt man einen beliebigen Drumsound (klassischerweise die Bassdrum) in den Effekt und legt dann Mother Ducker Output auf einen anderen Track, der zum Beispiel einen Disco-Loop enthält, um den Loop rhythmisch „pumpen“ zu lassen. Mother Ducker eignet sich auch ganz hervorragend, um die Bassline aus dem Frequenzbereich der Bassdrum herauszudrücken. 
Ein essenzieller Effekt, von dem man nicht genügend Einheiten am Start haben kann. Daher stellt der Input auch bis zu acht Busse zur Verfügung. Somit können wir also bis zu acht verschiedene Ducker-Kombinationen erstellen. Ein ganzer Entenschwarm sozusagen.
Eine weitere nützliche Neuheit ist der kombinierte Launch/Note-Modus. Hier wird die RGB-Matrix geteilt, sodass die oberen vier Reihen die Clips starten und die unteren vier Reihen als Tastatur für Noten oder Drumsounds dienen. Auch schön: Drumsounds eines Kits können nun clipübergreifend gemuted oder Solo geschaltet werden. Aber Achtung: allzu schnell hat man sich unbeabsichtigt eine Reihe von Mute- und Solo-Befehlen in die Clips programmiert.
Weiterhin können seit 3.0.1 FLAC- und OGG-Files geladen werden, die AIR Dynamik-Plugins Compressor, Channel Strip, Maximizer, Transient und Noise Gate haben jetzt Metering-Anzeigen und neben vielen Bugfixes und Korrekturen legt ein leeres Projekt nun automatisch gleich ein AIR Reverb auf Effekt-Return 1 und ein AIR Delay auf Effect-Return 2 an, ähnlich einem Default-Projekt in Ableton.

Fotostrecke: 3 Bilder Mother Ducker ist ein simpler und effektiver Sidechain-Effekt

Update 3.0.2

Beim Update 3.0.2 geht es vor allem um die Splice-Integration. Samples des Online-Anbieters Splice können direkt via WIFI in die Force geladen werden und Akai zieht hier mit Pioneer gleich, deren Toraiz SP-16 diesen Trick schon seit drei Jahren beherrscht. 
Man loggt sich mit der Force in den eigenen Splice-Account ein, verlinkt das Gerät und schon steht die Splice-Library zur Verfügung. Es gibt eine kostenlose Probephase, danach kostet Splice eine monatliche Gebühr. Neben weiteren Bugfixes noch interessant: Das Vorhören von Samples im Browser geschieht auf Wunsch nun synchronisiert (also „timewarped“) zum aktuellen Projekt.

Die Akai Force kann via WiFi auf die Sound-Library von Splice zugreifen.
Die Akai Force kann via WiFi auf die Sound-Library von Splice zugreifen.

Update 3.03

Mit diesem wirklich großen Update können Akai Force Projekte nun als Ableton Projekte exportiert werden. Das funktioniert so einwandfrei, wie man es sich nur wünschen kann. MIDI-Clips werden dabei in WAV-Files umgewandelt und das komplette Projekt steht zur weiteren Verarbeitung in Ableton zur Verfügung. Freundlicherweise legt die Force ein weiteres Projekt-File für Ableton Live Lite an, sodass User auch die häufig bei MIDI-Controllern mitgelieferte Lite-Version nutzen können, ohne gleich die „große“ DAW kaufen zu müssen.
Aber auch für Nicht-Ableton-User gibt es durch die Exportoptionen „Clip as Audio“, „Clip As MIDI“ und „All Clips“ genügend Möglichkeiten, die Force-Clips als WAV-Files oder MIDI-Dateien in die DAW ihrer Wahl zu überführen.
Weitere Features dieses umfangreichen Updates: Endlich kann man Clips im Matrix-Mode kopieren, einfügen, kreieren und löschen. Auch toll: Wenn einem ein Drumsound in einem Drumkit so gut gefällt, dass man ihn als einzelnen Sound in einem Track nutzen möchte, z. B., um ihn auch melodisch zu spielen, geht das ganz simpel mit Shift + Edit + Drumsound und schon wird ein neuer Track mit diesem Sound angelegt.
Weitere Optimierungen sind acht Subgroup-Mixbussen und der neue Stepsequenzer-Modus „Mono Lanes“. Seit 3.0.3 funktioniert die Force im Computermodus endlich auch als Audio-Interface – leider nur im Zusammenspiel mit der MPC-Software. Es bleibt die Hoffnung, dass uns ein zukünftiges Update auch eine Soundkartenfunktionalität im Ableton Live Mode bringt.
Spätestens dann wäre die Force für den Straßenpreis von nur knapp über 1.000 Euro auch für Ableton User interessant, die gar keine Standalone-Workstation suchen, sondern eine Ableton Bedienoberfläche mit eingebauter Soundkarte benötigen.

Akai Force Projekte können nun auch als Ableton Live Projekte gespeichert werden.
Akai Force Projekte können nun auch als Ableton Live Projekte gespeichert werden.

One more thing …

Das nächste wichtige Update steht schon in den Startlöchern: Endlich kommt der längst überfällige Arrange Mode in die Force. Bislang ist es nicht möglich, aus den Patterns Songs zu bauen, eine Performance ist immer ein Live-Event. Das wird sich ändern. Der neue Arrange Mode wird ähnlich wie in Ableton Live aussehen. Man kann die Clip-Performance aufnehmen oder MIDI und Audio direkt in die Spuren aufnehmen. Wie bei Ableton kann man Clips aus der Session-View gegen die Arrangement-Zeitleiste in der starten, um mit Loops zu experimentieren. Die Tracks im Arrangement können mit dem Grid- und List-Editor bearbeitet und mit vielen Arrangier-Tools editiert werden. Schließlich können wir den Song dann als Stereofile oder aufgeteilt in Stems aufnehmen. Mit dieser neuen Firmware wird die Force dann endlich zu einer vollwertigen Produktionsmaschine, mit der musikalische Ideen vom ersten Beat bis zum finalen Mix komplett stand-alone ohne DAW umgesetzt werden. Oder verwandelt das Arrange Feature die Force dann gar zu einer eigenständigen Digital Audio Workstation? In diesem Video wird der Arrange-Modus bereits vorgeführt. 
Laut Akai ist dieses Update aber noch sehr beta und es wird noch einige Zeit dauern, bis es kommt. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. VIDEO https://www.youtube.com/watch?v=uZ9403v92KM

Fotostrecke: 3 Bilder Die Arrange View der Akai Force ähnelt sehr dem linearen Arrange-Fenster von Ableton Live.

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Mehr Informationen

Fazit

Obwohl sich Akai sehr viel mehr um die MPC-Serie gekümmert hat, ist es schön, dass die Force nach wie vor mit guten Updates gefüttert wird, die das vorhandene Potenzial immer mehr mit Leben füllen. So langsam wird das Gerät den kühnen Hoffnungen gerecht, die man aufgrund der Ableton-mäßigen Hardware und der hohen Bauqualität haben durfte. Die Funktionalität als Ableton-Bedienoberfläche ist ein hervorragender Mehrwert und könnte auch ein Argument für all jene sein, die mit DAWless-Jamming liebäugeln, aber nach wie vor mit Ableton produzieren und bislang keinen Clip-Launch-Controller besitzen. Wenn dann in einem der nächsten Updates endlich der sehnsüchtig erwartete Arrange Mode kommt, wird aus der Akai Force tatsächlich eine Hardware-Alternative zu einer Software-DAW.
Weitere Infos unter: https://www.akaipro.com/kb/force-3-0-4-firmware-update/

Pro
  • Komfortable Fernsteuerung von Ableton Live durch die Force-Bedienelemente
  • nahtloser Wechsel zwischen Ableton Live Control Mode und Force-Bedienung
  • Export von Force-Projekten als Ableton Live Sets und WAVs
  • Nutzung als Audio-Interface im Computer Mode
CONTRA
  • keine Nutzung als Audio-Interface im Ableton Live Control Mode möglich
Features
  • Update für Akai Force
  • Ableton Live Control Mode ab Ableton Live 10.1.2 oder höher
  • Ableton Live Export Funktion
  • Motherducker Sidechain Effekt
  • Splice Integration
  • Diverse Bugfixes
Preis
  • kostenloses Update
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Komfortable Fernsteuerung von Ableton Live durch die Force-Bedienelemente
  • nahtloser Wechsel zwischen Ableton Live Control Mode und Force-Bedienung
  • Export von Force-Projekten als Ableton Live Sets und WAVs
  • Nutzung als Audio-Interface im Computer Mode
Contra
  • keine Nutzung als Audio-Interface im Ableton Live Control Mode möglich
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