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Numark TT250USB Test

Praxis

Das Cinch-Kabel des Prüflings verbinde ich mit meinem Rane Sixty-Two. Da der TT250USB über einen internen Phono-Vorverstärker verfügt, ist er nicht an den Phono-Eingang, sondern per Cinch-Kabel samt interner Masse an den Line-Eingang anzuschließen. Numark liefert den Plattenspieler mit dem sphärischen GT-Tonabnehmer aus. Ein preiswertes System, das mehr Stärken in der Spurtreue als im Klang verzeichnet, wie mein Kollege DJ Rick Ski im Testmarathon Tonabnehmer-Systeme berichtet. Entsprechend montiere ich mein Ortofon Nightclub MK2 Concorde als Tonabnehmer an den SME-Verschluss, um den klanglichen Eigenschaften des TT250USB mehr Transparenz zu verleihen. Außerdem kann ich im direkten Vergleich zu meinem Referenzgerät mit gleichem Tonabnehmer die akustischen Qualitäten objektiver einschätzen.

Für den Tonabnehmer ist ein SME-Verschluss reserviert.
Für den Tonabnehmer ist ein SME-Verschluss reserviert.

Drehmoment

Vom Drehmoment überzeugt mich der Plattenspieler schon eher. Beim Start zieht er gleich an. Theoretisch liegt die Zeit zum Erreichen der endgültigen Geschwindigkeit bei weniger als 0,7 Sekunden und damit auf ähnlichem Niveau des Technics SL-1210 MK2. Beim Start-Drehmoment legt er gegenüber dem Technics sogar noch eine Schippe von 0,5 kg/cm drauf. Sein kontinuierliches Drehmoment „schwächelt“ jedoch mit 1,2 kg/cm gegenüber den 1,5 kg/cm des Klassikers.
Zum Abbremsen und Anschieben des Plattentellers bei manuellen Mix-Korrekturen brauche ich folglich etwas weniger Kraft als bei anderen DJ-Plattenspielern. Das stört mich aber kaum, schließlich läuft er beim Drop des Vinyls doch recht schnell wieder an. Auch meinen Druck auf den Plattenteller kontert dieser, ohne spürbar nachzugeben. Mit diesen Eigenschaften lässt sich auflegen und scratchen, doch beim Scratchen hält der TT250USB im Vergleich zum Technics SL-1210 MK2 es nicht so sehr mit der Spurtreue. Unter gleichen Bedingungen springt die Nadel beim Numark deutlich schneller als beim  Klassiker, vermutlich resultierend aus der nicht so soliden Tonarmaufhängung.
Beim herkömmlichen Auflegen punktet der TT250USB mit einer Pitch-Bend-Funktion. Solange ich einen der beiden Knöpfe drücke, wird der Plattenteller um 8% angeschoben oder abgebremst. Eine gute Idee für Phasenkorrekturen im Mix. Vor allem, wenn man mit welligem Vinyl auflegt und dabei lieber einen großen Bogen um den Teller macht. Lediglich bei maximal ausgereiztem Pitch-Control reagieren die Pitch-Bend-Tasten nicht mehr.

Klang

Um den Klang des TT250USB einzuschätzen, ziehe ich meinen Technics SL-1210 M5G als Referenz zu Rate. Auf beiden Plattenspielern spielt hierzu in Phase derselbe Track von zwei identischen Vinyl-Pressungen. Auch vom Tonabnehmer und den einhergehenden Einstellungen spielen beide Schallplattenspieler auf dem gleichen Niveau. Entsprechend hört man den Unterschied: Numarks TT250USB ist vom Output deutlich leiser, er klingt fast schüchtern. Kompensiert man hingegen die schwächelnde Lautstärke mit einem lauteren Gain, offenbart sich ein durchaus erwachsener Klang. Bass, Mitten und Höhen verteilen sich homogen. Die präzisen Höhen des Ortofon kommen auch mit dem TT250USB zur Geltung. Lediglich im direkten Vergleich hört man beim Herausforderer die Details marginal brillanter. Unter Berücksichtigung des Preisunterschieds ein beachtliches Ergebnis, zumal der Numark obendrein noch deutlich weniger rauscht. Lediglich maximal aufgedrehtem Gain und Master taucht ein leichtes Brummen auf, das man unter gewöhnlichen Lautstärken überhört.
Aber nicht jeder wird mit dem TT250USB klassisches Vinyl abspielen. Im DVS-Verbund – bei mir Serato DJ – funktioniert der Plattenspieler ohne Murren. Er liefert ein sauberes Timecode-Signal an die Software, jedoch kann die bereits bemängelte Spurtreue auch zum Problemfall für die digitale Performance werden, da selbst die beste Software bei Nadelsprüngen nicht hinterher kommt und trotzig mit unsauberem Klang oder auch kurzen akustischen Aussetzern reagiert. Die Gleichlauftoleranz unterhalb der 0,15% garantiert ein genauso schnelles oder langsames Phasenverschieben der Tracks im Mix wie bei anderen Plattenspielern.

Audio Samples
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TT250USB vs SL1210M5G Soundvergleich Grundrauschenvergleich

USB-Interface

Apropos digital: Der Numark-Turntable holt noch ein Ass aus den Tonärmel: Über seinen USB-Abschluss und dem verbauten Analog-Digitalwandler mit 16 Bit und 44,1 kHz spielt man direkt auf den Laptop Vinylschallplatten ein. Wer seine raren, nicht online gelisteten Schätze digitalisieren möchte, bekommt zudem auch die passende Software „EZ Vinyl/Tape Converter“ spendiert. Ein Zettel im Paket verweist mich zum Download des spartanischen, aber funktionalen Programms.
Zur Begrüßung fordert mich die Software auf, den Plattenspieler an den Laptop anzuschließen und schon überträgt die Software über die Soundkarte meines Laptops das abgespielte Signal auf dessen Lautsprecher. Als zweites passe ich anhand einer Stereo-Pegelanzeige den Gain der Aufnahme an und starte sie. Optionen zur Nachbearbeitung wie Rauschen und Knistern beseitigen, den Klang etwas aufpeppen oder den Anfang und das Ende beschneiden, gibt es allerdings nicht. Das wären doch ein paar Features, über die man sich freuen würde. Information wie Künstler, Album und Titel kann ich allerdings noch eingeben und das Umwandeln beziehungsweise Importieren der Aufnahme zu iTunes bestätigen. Mein abschließender Rat: Mit dem TT250USB digitalisieren, aber für die Bearbeitung auf Alternativen, wie dem kostenlosen Audacity zurückgreifen.  

Fotostrecke: 5 Bilder Willkommen beim Vinyl-Converter.
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