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Nektar Aura und Nektarine 2.5 Test

Nektar hat die Nektarine Software runderneuert, um den Aura Pad Controller zu einem umfangreichen Beat Production System zu machen. Wir haben beides getestet.

Nektar Aura USB/MIDI Pad Controller
Nektar Aura USB/MIDI Pad Controller. (Quelle: Alexander Eberz)

Mit dem Update auf Nektarine 2.5 verpasst Nektar seinem Aura Controller ein rundum erneuertes Software-Interface, das mit Workflow-Verbesserungen, einem Drum-Sampler mit Sample-Import und mehr aufwartet. Wird aus dem Verbundsystem, bestehend aus Aura Controller und Nektarine 2.5 Software nun ein vollwertiges Beat Production System?

Details

Was ist Aura?

Nektar Aura ist ein universeller USB/MIDI Pad Controller mit einer 16-Pad-Matrix, der optisch einer AKAI Professional MPC oder NI Maschine ähnelt. Auch bei Aura handelt es sich um einen Pad Controller zum Einspielen von Drums und Grooves. Wie von Nektar-Produkten gewohnt, kommt auch Aura mit fertigen Skripten zum Fernsteuern von DAWs. Mit dem mitgelieferten Plugin Host Nektarine lassen sich Software-Instrumente und Samples auf die Pads belegen und das Beatmaking kann beginnen – mehr dazu im Praxisteil. Darüber hinaus verfügt der Controller über einen internen, umfangreichen Step Sequencer sowie eine Note Repeat Funktion. Mit diesen werden Software-Instrumente oder via MIDI-Out auch Hardware-Klangerzeuger angesteuert.

Nektar Aura Pad Controller
Nektar Aura ist ein USB/MIDI Pad Controller mit 16-Pad-Matrix, 8 Reglern, Transportsektion und mehr zur Steuerung von DAWs, Samples und Plugins. (Quelle: Alexander Eberz)

Was ist Nektarine?

Die Nektarine Software ermöglicht es VST, VST3 und AU Plugins direkt von verschiedenen Nektar-Controllern aus zu laden und zu steuern. Sie kann als Plugin in jeder VST-/VST3-, AU- oder AAX-kompatiblen DAW verwendet werden, und läuft auch als Standalone App. Je nach verwendetem Nektar-Controller bietet Nektarine unterschiedliche angepasste Features: Im Verbund mit Aura verfügt die Software über ein spezielles „Pads-Profile“. Mit dem kann man Samples oder beliebige kompatible Instrumenten-Plugin auf die Pads legen und dann sofort vom Controller aus spielen und bedienen. Innerhalb einer Nektarine-Instanz lassen sich bis zu 16 Instrument- und 68 Effekt-Plugins laden und in einem „Multi-Patch“ abspeichern. Insgesamt 256 Nektarine-Instanzen können gleichzeitig in einem DAW-Projekt genutzt werden. In diesem Hardware-/Software-Verbund, bestehend aus Aura und Nektarine bietet Nektar ein Beatmaking-Konzept, das man mit allen gängigen DAWs verwenden kann.

Nektarine Plugin Host
Der Plugin Host Nektarine kann Standalone oder innerhalb einer DAW selbst als Plugin geladen werden. (Quelle: Alexander Eberz)

Nektarine 2.5 Update

Mit dem Update auf Nektarine 2.5 legt der Hersteller noch eine Schippe drauf und erweitert den Plugin Host mit einem Sample Player und einem komplett überarbeiteten Interface. Alles mit Workflowverbesserungen und vielen zusätzlich für den Aura Controller entwickelten Funktionen. Mit dabei ist der DP-1 Drum Player, der Samples bis zu 24 Bit / 192 kHz unterstützt. Dieser kommt auch gleich inkl. einer großen Library mit 500 Drum Sounds an akustischen Sets und elektronischen Drummachines. DP-1 bietet direkten Zugriff auf Pitch, Attack, Decay, Decay-Slope sowie Filter-Settings und unterstützt Sample-Import via Drag-and-drop. Mit einem zusätzlichen 1982-Modus wird eine Art Bitcrusher aktiviert, der den Klangcharakter einer Oberheim DX Drummachine emuliert.

Nektar DP-1
Ein Highlight des Nektarine 2.5 Updates ist der Sample Player DP-1 (Drum Player 1). (Quelle: Alexander Eberz)

Noch mehr Neues

Die weiteren Neuheiten des Updates sind ein komplett überarbeitetes Interface sowie die Sektionen Pad-View, Rack-View und Mix-View. Pad-View zeigt passend zum Aura Controller 16 virtuelle Pads, auf denen sich per Drag-and-drop aus dem Browser-Plugins bzw. Samples ablegen lassen. Diese sind daraufhin sofort spiel- und steuerbar. Pro Pad können Plugins, Sends, Mute, Solo, Choke, Noten, Velocity Offset, Note Delay, Pressure und Automation eingestellt werden. Rack View zeigt – ähnlich wie das Rack in Reason – alle Plugins in einer übersichtlichen Ansicht. Wichtige Plugins werden in einem Header dargestellt. Plugins, die man als Insert-Effekte lädt, lassen sich hier ebenfalls schnell auswählen und editieren. Im Mix View bedient man Volume, Panorama, Sends und Insert-Plug-ins in einer übersichtlichen, Mischpult-ähnlichen Darstellung. Übrigens profitieren alle Nektarine-Nutzer vom Update. Nektar hat ein Profil für den Aura Pad Controller und eines für Keyboard-User entwickelt.

Nektarine 2.5 Pad View
Fotostrecke: 3 Bilder Die neue Pad View in Nektarine 2.5 bietet Zugriff auf essentielle Pad-Parameter, Sends und Plugins.

Bedienoberfläche

Der Controller hinterlässt einen sehr hochwertig verarbeiteten Eindruck. Verglichen mit einer NI MASCHINE MK3 hört man den Controller deutlich weniger beim ‚Einprügeln‘ von Beats – das Native Instruments Produkt rappelt dagegen etwas. Die Oberseite des Controllers besteht aus gebürstetem Aluminium – schick!

Bedienoberfläche des Nektar Aura Nektarine Beat Composer
Alles am rechten Fleck: Die Bedienoberfläche des Aura Controllers ist sauber strukturiert. (Quelle: Alexander Eberz)

Um die Pads angeordnet liegen 47 Softbuttons, die allesamt aussagekräftig beschriftet und hintergrundbeleuchtet sind. Dadurch findet man sich auch in dunklen Szenarien gut zurecht. Mit diesen hat man direkten Zugriff auf DAW-Steuerung, Step Sequencer, Plugin-Steuerung, Nektarine-Steuerung und mehr. Oberhalb des Controllers befinden sich acht Endlosdrehregler, mit denen man von Plugins bis Pad-Settings im Grunde alles Erdenkliche bedient – immer das, was zum derzeit ausgewählten Screen passt. Alle Pads, Regler und Buttons sind übrigens komplett MIDI-zuweisbar. Für eine gute Übersicht ist Aura mit einem TXT Farbdisplay (320 × 240 Pixel) und vier dazugehörigen Softbuttons ausgerüstet. Das Display ist ohne Aufstellmöglichkeit fest verbaut und selbst mit etwas Abstand gut lesbar.

Das Display des Nektar Aura Nektarine Beat Composer
Das TFT-Farbdisplay des Nektar Aura bietet einen guten Überblick zum jeweils ausgewählten Modus. (Quelle: Alexander Eberz)

Solide Pads mit polyphonem Aftertouch!

Hauptaugenmerk des Controllers sind die 16 hintergrundbeleuchteten, anschlagdynamischen und druckempfindlichen RGB-Pads. Diese lassen sich sehr individuell an die eigene Spielweise anpassen. Alle mir bekannten Controller (von MASCHINE bis MPC) verfügen für gewöhnlich über Parameter im zweistelligen Bereich zum Einstellen der Pad-Sensitivität – meist zwischen 1 und 10. Die Pads des Nektar Aura lassen sich dagegen bis in den vierstelligen Bereich justieren. Und als wäre das nicht genug, bieten sie im Vergleich zu artverwandten Pad Controllern auch noch polyphonen Aftertouch. Das bedeutet, dass jedes Pad eine eigene Aftertouch-Zuweisung erhalten kann. Während man beispielsweise auf dem ersten Pad mittels Aftertouch die Lautstärke regelt, steuert man auf einem Weiteren die Modulation ebenfalls via Aftertouch. Genug Raum zum kreativen Austoben. Die Pads spielen sich sehr angenehm und sind verglichen mit einer Native Instruments MASCHINE recht weich. Sie erinnern mich – was das Material betrifft – an die einer AKAI MPK49.

Die Pads des Nektar Aura Nektarine Beat Composer
Die Pads des Nektar Aura lassen sich sehr umfangreich an die eigene Spielweise anpassen. (Quelle: Alexander Eberz)

Anschlüsse

Auch anschlussseitig kann man nicht meckern. Rückseitig stehen ein 9-Volt-Stromanschluss (Netzteil nicht im Lieferumfang enthalten) und ein USB-Port zur Verbindung mit dem Rechner zur Verfügung. Des Weiteren bietet die Rückseite einen Stereo-Footswitch-Anschluss (via Y-Kabel auch zwei Footswitches möglich) und einen 5-Pol DIN MIDI-Out nebst Kensington-Slot zum Schutz gegen Langfinger. Last but not least dient ein Powerswitch zum Ein- und Ausschalten der Unit.

Die Rückseite des Nektar Aura Beat Composers
Rückseitig ist alles da, was man braucht! (Quelle: Alexander Eberz)
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Praxis

Installation und Konfiguration

Um den kompletten Funktionsumfang des Nektar Aura zu nutzen, muss man diesen im Account auf der Nektar Website registrieren. Daraufhin stehen passend zu Betriebssystem und DAW die entsprechenden Installationsdateien zum Download bereit. Alle Installer sind mit gewöhnlichen Installationsroutinen innerhalb weniger Minuten durchlaufen. Nach der Installation empfiehlt Nektar die Nektarine Software, als Standalone App zu starten und die Plugins zu scannen. Dank Nektar DAW Integration und Nektarine sind keine weiteren Konfigurationen nötig, um sofort loslegen zu können. Wer den Step Sequencer und die Note Repeat Funktion mit der DAW nutzen möchte, sollte noch die MIDI-Sync-Settings der DAW entsprechend anpassen.

Plugin-Scan in Nektarine 2.5
Nach der Installation sollten in Nektarine 2.5 die Plugins gescannt werden. (Quelle: Alexander Eberz)

MIDI Assign und Global

Globale Einstellungen und MIDI-Zuweisungen kann man direkt am Controller vornehmen. Wer beispielsweise statt des USB-Ports lieber den MIDI-Out nutzt und einen speziellen MIDI-Kanal zum Senden der MIDI-Daten vorsieht, stellt das direkt am Controller ein. Ebenso ist die globale Empfindlichkeit der Pads hier justierbar – auch „Fixed Velocity“ ist möglich.

Hardware-Settings MIDI Assign
Fotostrecke: 3 Bilder An der Hardware lassen sich essentielle Settings vornehmen: MIDI Assign, …

Wer es genauer möchte, kann zusätzlich noch einzelne Pads sehr präzise nach Gusto an die eigene Spielweise feinjustieren. Bei Nektar legt man offensichtlich viel Wert auf ein gutes Spielgefühl. Im folgenden Video hat der Youtuber „The Quest for Groove“ einen Film zu den individuellen Einstellmöglichkeiten der Aura Pads gedreht.

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Mehr Informationen

Für jedes Pad kann ein individueller Pressure Wert eingestellt werden, um damit MIDI CC, Pitchbend, Poly After Touch, Channel Aftertouch, NRPN (Non Registered Parameter Number), Toggle Cannel, Toggle F oder Fixed Velocity zu steuern. Die Pads sind auch farblich selbst konfigurierbar. Solche Konfigurationen speichert man als Presets auf dem Controller ab.

Bedienung

Als Maschine- und MPC-User konnte ich mich schnell einarbeiten. Für alle essenziellen Features gibt es entsprechend beschriftete Buttons. Etwa um den Browser aufzurufen, einen Sound zu laden, diesen via DAW-Transport in den DAW-Sequencer einzuspielen, den Plugin-Mixer aufzurufen und die Sounds den geladenen Soundsets zu mixen. Viele Parameter bedient man über die Drehregler, was auch am Display visualisiert ist. Da sich das Display jedoch nicht direkt unter oder über den Drehregler befindet, verliert man manchmal etwas die Orientierung, welcher Regler zu welchem Parameter gehört. Hinzu kommt, dass die Regler empfindlich reagieren. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit hat man jedoch den Bogen raus.

Nektar Aura Browser
Die Parametersteuerung erfolgt größtenteils über die Drehregler, was je nach Situation etwas gewöhnungsbedürftig ist. (Quelle: Alexander Eberz)

Vertrauter DAW-Workflow

Aura ist die Maschine für alle, die keine MASCHINE nutzen möchten. Denn anders als bei den Softwares einer AKAI Professional MPC oder Native Instruments MASCHINE muss man sich bei Aura im DAW-Workflow nicht wirklich umstellen. Man spielt die MIDI-Noten nicht in einen zusätzlichen Software Sequencer ein, wie es bei den beiden Konkurrenten der Fall ist, sondern direkt in die DAW. Auch ist man auf die Nektarine Software nicht zwingend angewiesen. Wer ein Plugin nicht unbedingt fernsteuern, sondern nur chromatisch spielen möchte, kann es wie gewohnt in die DAW laden. Der volle Funktionsumfang ist jedoch erst mit Nektarine möglich.

Neues im Workflow

Die einzige, wirkliche Umstellung ist dann, dass man die Plugins nicht mehr in der DAW direkt lädt, sondern über Nektarine. Dann könnten auch pro Nektarine Instanz – also innerhalb einer DAW-Spur – 16 Plugins gleichzeitig verwendet werden. Das ist zwar toll und funktioniert problemlos, allerdings kann man dadurch in der DAW schnell den Überblick verlieren. Zumal das Ganze dann auch entsprechend in der DAW geroutet werden will. Ich persönlich finde es übersichtlicher in einer Nektarine Instanz auch nur ein Instrument zu spielen. Es sei denn man spielt ein Drumkit, dann möchte man die Drumsounds vermutlich auch gleichzeitig spielen.

Sound Browser

Das Browsen und Laden von Audio Samples und Sound Patches ist am Controller grundsätzlich möglich. Allerdings muss man die Soundpatches eines Plugins dazu erst einmal mit einer Funktion namens „Auto Import Patches from Plugin“ in den Nektarine-Browser importieren. Das suggerierte zumindest mir, dass sich die Patches automatisch importiert lassen. Stattdessen muss man jedes Patch, das man am Aura Browser laden möchte, einzeln in den Browser importieren. Und – zum schnelleren Wiederfinden – zusätzlich noch Tags vergeben. Nektar hat zwar für einige Klangerzeuger eine Patch-Library zum Download bereitgestellt, doch auch diese ist nur für VST-Instrumente verfügbar (nicht für VST 3, AU oder AAX).

Aura Browser 1
Fotostrecke: 2 Bilder Der Soundbrowser des Nektar Aura lässt sich nach Audio, Patch und Multipatch durchforsten und …

Browser-Handhabung

Es ist demnach sinnvoll, nur die Soundpatches zu importieren, die man in seinen Produktionen wirklich braucht. Wer kein Problem damit hat, beim Soundbrowsing zur Computermaus zu greifen, nutzt stattdessen einfach den Patchbrowser des jeweiligen Plugins. Die eigentliche Bedienung des Browsers am Aura Controller ist aber intuitiv gelöst: Unterhalb des Displays lässt sich der Browser nach Audio, Plugin-Patches oder Multi-Patches sortieren. Letztgenannte können Zusammenstellungen mehrerer Sounds, bzw. Klangerzeuger- und Effekt-Plugins sein, die sich in einem Patch abspeichern lassen. Ein Multi-Patch eignet sich also bestens, um Drum-Kits abzuspeichern. Und genau davon sind bereits über 40 mit an Bord, in denen die über 500 mitgelieferten Samples als Kits abrufbar sind.

Bequeme Plugin Steuerung und Parameterzuweisung

Mittels Plugin-Buttons, erscheinen im Display die zum geladenen Plugin passenden Parameter, die sich ohne Weiteres bedienen lassen. Selbst bei weniger bekannten Freeware-Plugins hat Nektarine 2.5 im Test die Zuweisungen selbst vorgenommen. Doch selbst das Anpassen der Zuweisungen ist sehr einfach via Drag-and-drop gelöst.

Nektarine 2.5 Parameterzuweisung
Die gewünschten Parameter eines Plugins werden in Nektarine ganz einfach via Drag-and-drop auf einen gewünschten Regler zugewiesen. (Quelle: Alexander Eberz)

Guter Beat Production Workflow will geplant sein

Die Beat Production geht mit dem Nektar Aura leicht von der Hand – sofern man ein wenig Vorbereitungszeit investiert hat. Wie bereits eingangs erwähnt, kann man innerhalb der DAW 256 Nektarine Instanzen nutzen. Es ist also keine dumme Idee, sich eine DAW-Vorlage anzulegen, in der bereits mehrere Spuren mit Nektarine Instanzen am Start sind. Wenn die Inspiration mal wieder zuschlägt, ist man sofort einsatzbereit.

Nektar Aura DAW-Fernsteuerung
Essenzielle DAW-Features lassen sich bequem über den Controller fernsteuern. (Quelle: Alexander Eberz)

Schaltet man auf DAW-Remote um, sind Cycle, Tempo, Footswitch, Playhead und Marker Tracks und Onboard-Instrument-Patches der DAW steuerbar. Obwohl am Controller Pfeiltasten und genügend weitere Buttons vorhanden sind, hat man sich bei Nektar jedoch für die Drehregler-Bedienung entschieden. Diese ist besonders beim Auswählen der Spuren und DAW-Soundpatches nicht wirklich hilfreich, da die Drehregler schon drei Spuren weiterspringen, wenn man sie nur falsch anschaut. Nichts für Grobmotoriker.

Sample-Import

Wer Zugriff auf eigene Sample möchte, kann das via Drag-and-Drop aus dem Windows Explorer bzw. MacOS Finder erledigen. Supported werden Auflösungen bis zu 192 kHz / 24 Bit und Stereo Wav bzw. AIFF Files. Im Test funktionierte das reibungslos, auch ganze Ordner mit mehreren Samples wurden problemlos katalogisiert. Nach dem Import stehen die eigenen Audiodateien dann in der Audio Library zur Verfügung. Anschließend öffnet man sie pro Pad im DP-1 Sampler und speichert sie unter Multi-Patch als Drumkit ab. Leider ist Sample-Chopping bislang nicht innerhalb von Nektarine möglich. Hier hat die Konkurrenz von Native Instruments und AKAI Professional die Nase vorn. Allerdings wird man mit Aura ohnehin mit einer DAW arbeiten. Alle gängigen DAWs bieten eine Möglichkeit Samples zu Choppen, sprich zu zerschneiden und diese Schnipsel wieder zu exportieren. Diese Schnipsel lassen sich dann wieder in Nektarine importieren und das Umarrangieren der Schnipsel kann beginnen. Nur eine Idee als Workaround.

Step Sequencer

Wer statt live einzuspielen lieber einen Step Sequencer programmiert, kommt beim Nektar Aura ebenfalls auf seine Kosten. Pro Pad kann ein Pattern mit 16 Steps einprogrammiert werden, welches wiederum bis zu 4 Parts hat. Programmiert werden Steps über die Solo- und Mute-Buttons unterhalb der Drehregler. Auf dem Farbdisplay ist ein Event-Grid nebst vielen Parametern, wie Play Rate, Swing, Accent und mehr visualisiert. Neben „vollen“ Steps können auch Accents programmiert werden. Letztgenannte lassen sich in ihrer Anschlagstärke feinjustieren. In Verbindung mit Nektarine kann man im Handumdrehen bis zu 16 Instrument-Plugins mit jeweils eigener Sequenz laufen lassen. Hinzu kommen 14 Sequencer-Funktionen, die sich via gedrückt gehaltenem Sequencer Button und eines der 16 Pads aufrufen lassen. Darunter Copy/Paste, Clear, Nudge, Random, Reverse und Co. Aura bietet 16 on-board Speicherplätze, um Sequenzen in sogenannten „Collections“ von jeweils 16 Pads abzulegen. Der komplette Aura Speicher lässt sich dann in Nektarine unter „Aura Backup“ ablegen. Wünschenswert wäre hier noch eine Funktion, Sequenzen auch separat von einem kompletten Backup ablegen und laden zu können.

Nektar Aura Step Sequencer
Der Step Sequencer des Nektar Aura. (Quelle: Alexander Eberz)

Note Repeat

Eine Note Repeat Funktion ist ebenfalls mit an Bord. Bei dieser lassen sich neben den üblichen Verdächtigen Rate, Gate und Swing auch Accents und sogar Pressure Velocity einstellen. Beide Funktionen – Step Sequencer und Note Repeat – sind sehr umfangreich und erfordern eine entsprechende Einarbeitungszeit. Allerdings sind sie sowohl am Rechner als auch mit Hardware-Synths nutzbar, da sie interner Bestandteil der Hardware sind.

DP-1 Drum-Library

Nektar hat passend zum Nektarine 2.5 Update und dem darin enthaltenen DP-1 eine Soundlibrary erstellt, inklusive extra dafür aufgenommener Akustik-Kits. Insgesamt liefert Nektar 500 Samples mit, die als Patches und in 40 Kits verfügbar sind. Neben den üblichen Verdächtigen trockenen Drummachines à la 606, 808 und Co. wurden auch „Production-Ready“ Drum Kits hinzugefügt. So kommt der DP-1 mit einer bunten Mischung an trockenen Sounds, die man selbst noch klanglich an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Aber auch fertige processed Sounds sind mit von der Partie.

Audio Samples
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Nektar Aura & Nektarine 2.5: DnB Kit Nektar Aura & Nektarine 2.5: 909 Kit Nektar Aura & Nektarine 2.5: Hip-Hop Chop Nektar Aura & Nektarine 2.5: DX 8-Bit Kit Nektar Aura & Nektarine 2.5: 80s Doomverb

1982 Modus

Ein besonderes Feature im DP-1 ist der 1982 Mode, mit dem die interne Signalverarbeitung einer 8 Bit Drummachine emuliert wird. Dadurch wird jedes Sample in 8 Bit Mono ausgegeben – selbst, wenn es vorher 24 Bit / 192 kHz und Stereo war. Das mithilfe des Mju Law Algorithmus, der seinerzeit die Emulation von 8 Bit auf quasi 12 Bit erledigte. Im Effektbereich des DP-1 kann man die Sample Rate und das Filter, das damals eigentlich Aliasing verhindern sollte, justieren. Dreht man die Sample Rate runter und das Filter ganz auf, hat man den typischen ‚J-Dilla-Sound‘ in Sekunden nachgeschraubt. Im letzten Klangbeispiel hört man den 1982 Mode auf der Snare-Drum eines Hip-Hop-Drumkits.

Audio Samples
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Nektar Aura & Nektarine 2.5: Hip-Hop Drums Nektar Aura & Nektarine 2.5: Hip-Hop Drums (1982 Snare)
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Fazit

Der Nektar Aura Pad Controller ist die Maschine für alle, die keine MASCHINE nutzen wollen. Aura ist ein universeller USB/MIDI Pad Controller, der in Verbindung mit dem dazugehörigen Nektarine-Plugin und einer DAW zu einem Beat Production Tool wird. Anders als vergleichbare Produkte der großen Platzhirsche bleibt man mit Aura weitestgehend im gewohnten DAW-Workflow. Allerdings sollte man auch bereits im Besitz einer DAW sein, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Features, wie die getrennt voneinander einstellbare Dynamik der Pads, Poly Aftertouch und der umfangreiche Step Sequencer machen den Controller zu einem individuell konfigurierbaren Tool. Hier kommen MIDI-Nerds voll auf ihre Kosten. Das Nektarine 2.5 Update stockt das Ganze nochmals sinnvoll mit Audiosupport und dazugehörigem Sample Player samt Samplelibrary auf. Auf Sample-Chopping muss das Beat-Producer-Herz bislang leider verzichten. Die Steuerung der Plugin- und DAW-Parameter ist hervorragend gelöst. Insgesamt erhält man mit dem Nektar Aura ein sehr umfangreich ausgestattetes Beat Production Werkzeug, dass den gewohnten DAW-Workflow mit einem übersichtlichen Controller und einer nützlichen Software kombiniert.

Bedienoberfläche des Nektar Aura Nektarine Beat Composer
Der Nektar Aura USB/MIDI Pad Controller. (Quelle: Alexander Eberz)

Features

  • Universeller USB/MIDI Pad-Controller
  • robustes Gehäuse mit Aluminium Oberseite
  • 16 Anschlag-und druckempfindliche RGB-Pads
  • Standalone Step Sequencer mit 16 Songs mit jeweils 16 Pattern
  • Note Repeat mit acht Echtzeit-Parametern
  • TFT Farbdisplay mit 320×240 Auflösung und 4 Softbuttons
  • 8 Endlosdrehregler
  • 7 Transportbuttons
  • 8 Nektarine-Buttons zur Steuerung von Patches, Mixer, Pad Setup und Plugins
  • 6 Modus-Buttons
  • Pads, Schalter und Buttons frei MIDI zuweisbare
  • 16 interne Pad-Presets
  • Anschlagdynamik der Pads individuell konfigurierbar
  • Spur- und Transportsteuerung dank Nektar DAW-Integration
  • Inklusive Nektarine, DP-1 Sampler und Nektar DAW-Integration für Windows und macOS
  • DAW-integration für Cubase/Nuendo, GarageBand/Logic, Bitwig, Reaper, Reason, Studio One etc.
  • Gewicht: 1,4 kg
  • Abmessungen: 301 x 231 x 45 mm
  • Systemvoraussetzungen für Nektarine 2.5: VST-, VST3-, AU- oder AAX-kompatible DAW zur Plugin-Nutzung, macOS (10.11 oder neuer), Windows (8, 10).

Preise

Nektar Aura: Ca. 325 € (Straßenpreis am 10.08.2022)

Nektarine 2.5: kostenlos für alle, die einen registrierten Nektar Aura bzw. einen Nektarine-kompatiblen Keyboard Controller von Nektar besitzen (Panorama T-Serie, Impact GXP Serie, GX Serie etc.)

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