Native Instruments – Traktor Scratch Pro Test

PRAXIS

Sound
Ist TSP erst einmal konfiguriert, eröffnet sich einem eine ungeheuere Funktionsvielfalt. Individuelle Einstellungen können den jeweiligen Bedürfnissen bis aufs Feinste angepasst werden. Hinsichtlich des Klangs zieht Native Instruments endlich mit einer bekannten
Institution gleich, denn Audio 8 DJ kann auf jeden Fall mit dem Sound eines in DigiScratch verbauten RPM-Interfaces von RME mithalten. Der Sound ist transparent und druckvoll. Der Pegel, der aus den Ausgängen des Audio 8 DJ kommt, ist mehr als ordentlich und dürfte wohl an keinem Mixer Probleme bereiten. Darüber hinaus eignet es sich mit seiner üppigen Ausstattung durchaus auch für den Bereich der Musikproduktion.
Einzig allein der Kopfhörerausgang gibt Anlass zur Beschwerde, denn der beginnt bei 1 Uhr schon gut zu zerren, und das obwohl ein gutmütiger HD 25 betrieben wurde. Das kann natürlich auch daran liegen, dass Audio 8 DJ nur USB-powered betrieben werden kann, ein Anschluss für ein externes, optionales Netzteil hätte hier wahrscheinlich Abhilfe schaffen können. In dieser Form ist der Headphone-Amp auf jeden Fall nicht clubtauglich, was ich ein wenig bedauerlich finde.

Handling
Das Anschlusskonzept in Verbindung mit den mitgelieferten Multicore-Kabeln vereinfachen den Aufbau eines Setups in fremder Umgebung ungemein. Die vielen visuellen Kontrollen am Interface selbst beschleunigen die Fehlersuche. Auch die Tatsache, dass beim Standard-Setup (zwei Turntables, externer Mixer und Laptop) die Kabel nur an einer Seite angeschlossen werden, wirkt sich platzsparend aus, was dem DJ in vielen Locations sehr entgegenkommt.

Alle Funktionen von Traktor Pro sind in der Scratch-Version verfügbar. Es kann also auch mit den Effekteinheiten und den Filtern bei einem externen Mixer-Setup gearbeitet werden.
Ich habe mir TSP so konfiguriert, dass ich neben dem eben genannten Standard-Setup den Ausgang C für die Preview nutze, so dass ich über einen weiteren Kanal am Mixer Tracks vorhören kann, ohne sie in ein Deck laden zu müssen. Den Eingang D nutzte ich, um den DJ-Mix wieder in den Rechner zu führen, um ihn mit dem Audio-Recorder aufzuzeichnen.

Erstaunlich finde ich, wie ressourcenschonend TSP programmiert wurde. Zwei TC-gesteuerte Decks und ein Deck als Sampling-Einheit sowie zwei eingeschaltete Dasiy Chain-Effektketten und die eingeschaltete Recorder-Funktion riefen bei meiner CPU-Anzeige kaum einen nennenswerten Ausschlag hervor. Bei meinem Laptop handelt es sich um ein DELL Latitude D630 (mit Intel Core Duo 2,2 GHz mit 2GB RAM), also ein zeitgemäßes System, mit dem ich bedenkenlos die niedrigste Latenzstufe von 3,5 ms einstellen konnte, ohne Audioaussetzer oder Perfomance-Probleme zu ernten.

Vinyl-Feeling
Das Vinyl-Feeling bei dieser Latenz ist täuschend echt und erhöht den Spaßfaktor ungemein. Die sehr genaue BPM-Anzeige in den Decks sowie das Phasenmeter führen beim Beatmatching sehr schnell zu super-genauen Ergebnissen, so dass DJ sich getrost auf andere Dinge konzentrieren kann. Man kann sich bei der Trackauswahl ordentlich Zeit lassen, ohne die automatische Beatsynchronisation zu nutzen, da die Anzeigen von Pitch und BPM unglaublich präzise sind.

Was manchen zur Verzweiflung treibt…
In Punkto Betriebssicherheit hat Traktor Scratch Pro ordentlich zugelegt. Zu Beginn hatte ich Probleme mit Freezes, wenn ich während des Betriebs den Full Screen Switch ausgelöst habe. Die Software fror regelrecht ein und nichts ging mehr. Meine Bemühungen, das Freeze-Problem in den Griff zu bekommen, führten mich zum Produktsupport von NI. Dort war dieses Problem mit TSP völlig unbekannt und auch im NI-Forum erwähnte keiner der TSP-User ähnliche Entdeckungen. Der Schluß, daß der USB-Controller des Dells wohl die Probleme verursacht, da er sich einen Interrupt mit anderen Schnittstellen des Laptops teilen muß, wurde sehr wahrscheinlich. Von ähnlichen Problemen wurde in Dell-Foren berichtet und die einzige Lösung wäre wohl eine Neuinstallation eines „Standard-Computers“ (ohne ACPI-Funktion) gewesen, was ich mir allerdings nicht antun wollte. Fairerweise möchte ich auf dieses Phänomen hinweisen, es aber nicht auf der Soll-Seite von NI verbuchen, da die Ursachen dieses Fehlers wohl eher in meiner individuellen Hardware-Konfiguration zu finden sind und nicht in einer unzureichend programmierten Applikation. Außerdem ist ein Full Screen Switch während des Betriebs nicht nötig, da TSP in den Preferences so voreingestellt werden kann, daß das Programm direkt im Fullscreen-Modus startet.

Zeitgleich zum TSP-Test habe ich Omni Control von Numark gestestet und irgendwann kam ich auf die Idee, den Controller mit Traktor Scratch Pro zu betreiben anstatt nur mit dem mitgelieferten Traktor 3 LE. Nach dem Start des Programms öffnete ich den Setup-Wizard, um anstatt Audio 8 DJ den Omni Control als MIDI- und Audio-Interface auszuwählen. Gesagt, getan – Omni Control wurde erkannt, doch alle mein Favouriten, Playlists und Musikordner waren verschwunden, selbst das Rootverzeichnis war umgestellt. Mmmh…

Der Setup-Wizard eignet sich im Grunde sehr gut für Anfänger, die ihr Setup niemals wechseln (oder man macht direkt ein Bakup im Setup-Wizard, bevor man ein anderes Setup lädt – diese Option wird auch angeboten ). Wenn man abwechselnd einen MIDI-Controller oder sein Scratch-Setup nutzt, sollte man tunlichst nicht den Wizard aufrufen, sondern seine Settings exportieren und bei Bedarf laden, also alles zu Fuß im Setup erledigen.

Darüber hinaus empfand ich es als störend, dass man im Layout-Manager kein schon bestehendes Layout duplizieren kann, um dann in dem neuen Layout nach Umbenennung eine Kleinigkeit zu ändern. Ich wollte z.B. über das Layout, welches ich für Scratch Control mit externem Mixer angelegt hatte, nur die Ansicht der Scratch-Panels aktivieren, sozusagen ein Start-Layout generieren, mit dessen Hilfe ich am Anfang die Kalibrierung beobachten kann, um dann nach erfolgreicher Kalibrierung auf das Standard-Layout umzuschalten. Ansonsten sollte sich im Layout nix ändern. Leider musste ich mit einem NI-Standard-Layout anfangen und es komplett umkonfigurieren. Das ging auch, kostete mich aber unnötig Zeit.

Die Programmoberfläche von Traktor Scratch Pro
Die Programmoberfläche von Traktor Scratch Pro

Auch die Tatsache, dass TSP nur die hauseigenen ~.nml-Dateien für  Playlisten unterstützt und keine anderen alternativen Formate Support finden, hätte ich mir anders gewünscht. Dies kann man zur Not auch noch verschmerzen. Doch, was wirklich nervtötend sein kann, ist die Tatsache, dass die Einstellungen nicht beibehalten werden, die man auswählt, wenn man seine Playlist als HTML-Seite exportiert. Sobald man Traktor neugestartet hat, sind wieder die NI-Standards ausgewählt und in die ursprüngliche Reihenfolge versetzt.

Der Export Playlist-Dialog
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