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Motion Sound PRO-3X Test

PRAXIS
Da das PRO-3X „nur“ das mechanische Oberteil eines echten Leslie-Kabinetts ist, erzeugt es lediglich einen hörbaren Frequenzbereich ab 800Hz. Somit ist ein zusätzlicher Keyboardverstärker oder eine Anlage notwendig, um das gesamte Frequenzspektrum hörbar zu machen. Die Qualität dieser externen Verstärkung wirkt sich natürlich auch auf den Gesamtsound der Kombination mit dem PRO-3X aus. Die mit 45 W gering anmutende Leistung der Endstufe reicht für Proberaum und Kneipenbühnen aus. Für größere Events kann man das PRO-3X dank des internen Mikros problemlos und schnell ans FOH-Mischpult anschließen.
Freunde der härteren Musikgangart werden am PRO-3X ihre Freude haben, denn der Grundsound ist sehr rockig und rotzig. Der eingebaute Speaker klingt sehr klar und produziert viele Höhen, wodurch ein recht scharfer Sound entsteht. Aufgrund der wenigen tiefen Mitten fehlt es mir jedoch etwas an Wärme. Die Geschwindigkeiten und Anlaufzeit des Rotors sind gut aufeinander abgestimmt und die gewählte Kombination aus Speaker und Rotor erzeugt einen gut klingenden Leslie-Effekt. Im Vergleich zu meinem 122er Leslie klingt der Rotoreffekt des Motion Sound Kabinetts schärfer und direkter, jedoch mit etwas weniger Tiefe.

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Slow – Fast

Der FET-Preamp zeigt sich sehr zerrfreudig. Wer ein richtiges Brett fahren möchte, ist hier genau richtig. Die Zerrsounds sind sehr druckvoll und heavy, ohne jedoch kratzig zu klingen.

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Verzerrung

Andersherum erfordert es allerdings leider viel Fingerspitzengefühl, um einen cleanen Sound aus dem Rotor zu kitzeln. Der Unterschied zwischen den beiden Klangcharakteristiken der FET-Schaltung ist meines Erachtens marginal, wobei Mode A etwas mehr Bauch und Wärme erzeugt. Im nächsten Beispiel wandert die Stellung des FET-Mode-Reglers von Mode A über die Mischung AB nach Mode B.

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FET-Mode

Die beiden EQ-Bänder sind gut gewählt und erweisen sich in der Praxis als äußerst nützlich. Die Höhen betonen das Perkussionsregister der angeschlossenen Orgel und fügen dem Signal eine gehörige Portion Brillanz und Präsenz hinzu. Für mehr Keyclick und Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Gitarrenfraktion dreht man einfach das Mittenband hinein.

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Die Simulation des Bass-Rotors finde ich ebenfalls sehr gelungen. Die tiefen Frequenzen wabern und blubbern angenehm warm und verleihen dem Sound genug Tiefe, ohne künstlich zu klingen. Physikalisch gesehen ist der Rotationseffekt eine Kombination aus Lautstärke- und Tonhöhenmodulation. Mit den Reglern Low und High kann man diese beiden Bestandteile des Effektes noch feintunen. Während Low dabei die Intensität der Lautstärkemodulation kontrolliert, beeinflusst High den Anteil der Tonhöhenmodulation. In Maximalstellung beider Regler fängt der Sound schon beträchtlich an zu wummern. Dennoch ist kein störendes „Eiern“ wahrnehmbar, was für die Qualität des Effektes spricht. Dreht man beide Regler auf Null, schaltet man dadurch die Simulation aus und es liegt lediglich das trockene Signal an den Ausgängen an. In den Audiobeispielen ist jeweils nur das Signal vom SIM-Out zu hören, wobei das entsprechende Poti von der Null- über die Mittel- zur Maximalstellung gedreht wird. Der jeweils andere Regler steht auf Null.

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SIM-Out Low-Poti SIM-Out High-Poti

Das eingebaute Mikrofon mit seinem dynamischen Wandlerprinzip vermag die Brillanz des Rotors nicht vollständig einzufangen. Im Vergleich zum reinen Klang des Lautsprechers klingt sein Signal dumpfer und matter, gleichzeitig betont es auch etwas die unteren Mitten. Auch mit den Ergebnissen eines guten externen dynamischen Mikros wie dem Sennheiser MD 421 kann es nicht mithalten. In den nächsten Beispielen ist der Unterschied zwischen dem über den MIX-Out ausgegebenen Signal des internen Mikrofons und der Kombination aus MD 421 und dem Signal des SIM-Ausgangs zu hören.

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Beispiel 1 – internes Mikro Beispiel 1 – MD 421 Beispiel 2 – internes Mikro Beispiel 2 – MD 421

Dennoch reicht die Qualität des Mikrofons für Live-Anwendungen vollkommen aus. Im hektischen Bühnenalltag wird man recht schnell den Luxus des internen Mikros und der damit einhergehenden Einfachheit und Zeitersparnis beim Aufbau zu schätzen lernen.
Noch ein kurzes Wort zur Bedienungsanleitung: Obwohl sie leider nur in englischer Sprache vorliegt, ist sie sehr deutlich und informativ verfasst. Außerdem enthält sie zahlreiche nützliche Praxistipps.

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