Mit Mode Machines darf man eine noch relativ neue Firma auf dem Synthesizer-Markt begrüßen. Sie ist ein Ableger von „Touched by Sound“, einem Musik-Fachhändler für Ausgewähltes und auch überholte Gebrauchtinstrumente. Unter dem Namen „Music And More“ (MAM) hatte man hier schon vor einiger Zeit Eigenkreationen wie Sequencer, Drum Machines, Synthesizer, Vocoder und Effekte im 19“-Format vertrieben. Der Sitz von Mode Machines ist in Cadolzburg, Bayern.
Auf der Website von Mode Machines liest man folgenden Satz: „Wir sind ein Hersteller für innovative elektronische Musikinstrumente. Wir lieben analoge, aber auch richtig coole digitale Technologie. Unsere Instrumente sind alle MADE IN GERMANY!“. So etwas freut das Herz des puristischen Knöpfchendrehers mit Sinn für Qualität und auch Globalisierungskritik. Und das ist auch gut so. Der BONEDO Ansatz für Testberichte ist aber ein ganz anderer, nämlich ein vornehmlich praktischer: Wie klingt es, funktioniert es, ist es vernünftig gebaut, stimmt der Preis?
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DETAILS
Der Mode Machines Synthlab SL-1 ist ein monophoner Synthesizer, der nach dem Prinzip der subtraktiven Synthese arbeitet. Sein recht ansehnliches Gehäuse beinhaltet eine diskret aufgebaute, komplett analoge Schaltung. Es gibt hier laut Herstellerangaben keine Mikroprozessoren, digitalen Steuerungseinheiten und keine DSPs. Das MIDI-Interface ist das einzige Bauteil, das digitale Daten verarbeitet. Auch auf einen USB-Anschluss wird verzichtet.
Kommen wir zur Klangerzeugung: Es gibt zwei VCOs mit Sägezahn- oder Pulsschwingung und den Reglern Semitone und Finetune mit einem Gesamtumfang von rund 6 Oktaven, Oktavumschalter gibt es nicht. Ein Suboszillator kann stufenlos hinzugemischt werden. Er steht immer in tonaler Abhängigkeit zum VCO1 und ist werkseitig eine Oktave tiefer angelegt. Wer sich nicht scheut, seinen SL-1 aufzuschrauben, kann den Suboszillator mit Kalibrierungsvorrichtungen auf der Platine noch „eine Etage tiefer legen“. Die Mastersektion bietet Parameter zum Einstellen der Portamento-Zeit und zum (Nach)Regeln des globalen Tunings. Auch ein separater Rauschgenerator und Ringmodulator, der sich allerdings mit dem Suboszillator seinen Platz teilt, ist an Bord. In der Mixing-Einheit können bis zu vier Signale, bestehend aus VCO 1 und 2, Rauschen und Suboszillator, in ein Lautstärkeverhältnis gesetzt werden. Zur Modulation der Oszillatoren stehen zwei LFOs bereit. Die Tonhöhe oder die Pulsbreite sind hier Modulationsziele. Sie bieten Dreieck sowie ansteigenden oder abfallenden Sägezahn. Auch hier kann man sich per Umstecken von Jumpern und Trimmern auf der Platine weiterer Optionen bedienen: grundsätzlich schnellere Tempi wählen oder Dreieck gegen Puls tauschen. Eine Synchronisation der LFOs per MIDI-Clock ist nicht vorgesehen.
Mit der Sektion „Mod“ links unten lassen sich Modulationen per MIDI steuern. Wahlweise kann die MIDI-Velocity mit regelbarer Intensität auf Filter oder VCOs wirken. Das Filter kann somit auch anschlagsabhängig gespielt werden. Ein hier ebenfalls aktivierbarer Hardsync-Mode der beiden Oszillatoren bietet weitere klangliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Im Signalfluss folgt nach den VCOs das Filter des Synthlab SL-1, es arbeitet als 24dB Lowpass und ist mit regelbarer Filterresonanz und Keytrack ausgestattet. Hier soll das legendäre Kaskaden-Prinzip, bekannt aus vielen Moog Synthesizern, zugrunde liegen. Zur dynamischen Steuerung des Filters kann eine Hüllkurve mit den Parametern Attack und Decay herangezogen werden, auch der LFO1 kann Modulationsquelle sein. Als dritter Basisbaustein der Klangerzeugung bzw. Klangformung dient der VCA, der die Lautstärke der Klänge bestimmt. Der VCA ist anschlagsempfindlich und kann von seiner ADSR-Hüllkurve und dem LFO2 moduliert werden.
Hier noch einmal die Eckdaten der Klangerzeugung in der Übersicht:
2 x VCOs mit Sägezahn oder Puls (Puls mit regelbarer Pulsbreitenmodulation)
1x VCF, 24dB Tiefpass/Kaskadenfilter
1 x VCA 1 x separater Noise Generator
1 x Ringmodulator
1 x Suboszillator, klingt 1 Oktave tiefer als VCO1 (kalibrierbar)
2 x LFO 1 x ADSR Hüllkurve für den VCA
1x AD Hüllkurve für den VCF
Kommen wir zur Rückseite des „Synthesizer Labors“:
Auf der Rückseite findet man neben Stromversorgungsbuchse und An/Aus-Knopf ein MIDI-Interface mit MIDI IN und MIDI THRU, einen Audio Aus- und Eingang sowie ein CV/Gate-Interface. Dieses ist werkseitig als Ausgang konfiguriert. So kann man den Synthlab SL-1 per MIDI ansteuern und diese Steuerbefehle dann an entsprechend ausgestattete CV/Gate-Synthesizer weiterleiten. Das MIDI-Interface verarbeitet Note On, Note Off und Velocity Befehle. Die Steuerspannung des CV-Ausgangs liegt bei 1Volt/Oktave, der Gate-Ausgang sendet bis zu +5 Volt. Über das „Mäuseklavier“ auf der Platine können hier aber auch andere Konfigurationen gewählt werden. Beispielsweise kann das CV/Gate-Interface auch als Empfänger für eingehende CV/Gate-Steuerbefehle genutzt werden, das MIDI-Interface wäre in diesem Fall dann deaktiviert. Alle Ein- und Ausgänge sind als 6,3mm Klinke ausgelegt.
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PRAXIS
Von den Fotos im Netz her habe ich mir den Mode Machines Synthlab SL-1 kleiner vorgestellt. Aber so klein ist er mit seinen 31,8 x 19,5 x 7,4 cm gar nicht! Auf dem Foto unten habe ich mal einen typischen Bodentreter zu Größenvergleichszwecken daneben gestellt. Mit im Karton sind ein Netzteil von beachtlicher Größe und ein in deutscher Sprache verfasstes Handbuch. Wer lieber am Bildschirm liest: Man kann sich das Handbuch auch bei www.modemachines.com als PDF herunterladen.
Das Gehäuse des Synthlab SL-1 ist aus stabilem Metall, Farbgebung: hellgrau-metallic. Die Bezeichnungen der Parameter sowie viele optische Strukturierungshilfen sind in schwarz auf der Oberfläche aufgedruckt. Der SL-1 ruht auf vier Gummifüßen, die Seitenteile sind aus hellem, mit Klarlack lackiertem Holz. Seine Potikappen sind aus weichem Gummi, die Potis selber haben für meinen Geschmack etwas viel Spiel. Sie funktionierten in meinem Test aber bestens, und auch beherzteres Herumrütteln konnte ihnen nichts anhaben. Die Kippschalter sitzen bombenfest auf dem Gehäuse und machen beim Betätigen ein schönes „Klack“-Geräusch.
Sound
Um eine Hörprobe muss man den SL-1 nicht lange bitten, der Synthesizer ist schnellstens einsatzbereit: Netzteil angedockt und Powerknopf gedrückt. Die Power-LED leuchtet in hellem Blau, die Tempo-LEDs der LFOs blinken in der jeweiligen Geschwindigkeit. Danach ist noch ein MIDI-Kabel zwischen Rechner bzw. Masterkeyboard und der rückseitigen Eingangsbuchse des SL-1 zu verlegen. Mit einem Klinkenkabel verbinde ich den Audio-Ausgang des Synthesizers mit meiner Abhöranlage. Zwei weitere LEDs geben Auskunft über eingehende MIDI-Noten und MIDI Clock Tempo. Die rechte LED, genannt Status-LED, zeigt durch verschiedene Blinkmuster den aktuellen MIDI-Kanal, die erfolgreiche Verarbeitung von SysEx Befehlen oder auch Fehlermeldungen an. Mit SysEx-Befehlen legt man hier den MIDI-Empfangskanal des SL-1 fest, was sicherlich nicht der alltäglichste Arbeitsschritt ist. Hier heißt es dann Handbuch lesen und hexadezimale Zahlenkolonnen programmieren.
Wo es keine Speicherplätze gibt, gibt es auch keine Presets. Ich fange also gleich an, eigene Klänge zu basteln. Das gelingt auf Anhieb, etwas Synthesizerwissen vorausgesetzt. Mit 28 Potis und 15 Kippschaltern macht das Spaß, und man weiß stets, was man tut. Die Oberfläche ist recht übersichtlich gestaltet. Die Potis haben einen mittelschweren Drehwiderstand, die Werte lassen sich mit ihnen gut einstellen. Man muss aber aufpassen, dass man nicht versehentlich irgendwo gegen kommt, denn das führt leicht zu ungewollten und meist auch drastischen Veränderungen. Mit Bedachtsamkeit kommt man hier schneller ans Ziel. Beim Tuning der Semitones wünschte ich mir eine feinere Auflösung, aber im Zusammenspiel mit dem Parameter „Finetune“ bekam ich immer die gewünschten Ergebnisse hin. Die Stimmung der VCOs ist über den gesamten Klangbereich betrachtet recht unregelmäßig. Wer viel in den Oktaven springt, wird es schwer haben mit sauberen Tunings bzw. viel nachregeln müssen. Auch eine für analoge Synthesizer typische Aufwärmzeit, hier gut 30 Minuten, sollte man den VCOs gönnen, bevor man ihnen Verlässlichkeit in Sachen Stimmstabilität abverlangt. Der Suboszillator klingt im Vergleich zu den beiden Hauptoszillatoren deutlich leiser. Darauf kann man sich aber einstellen, wenn man letztere im Mixer immer nur bis ca. 50% Volume „fährt“. Oder man schraubt sich den SL-1 auf und nimmt Kalibrierungen mit dem Trimmern auf der Platine vor. Möglich ist dies laut Hersteller, ich habe es aber nicht getestet. Das Filter fällt recht zahm aus, soll heißen: Ich habe schon zupackendere Filter gehört, und gerade beim Gedanken an das auch hier verwendetet Kaskaden-Prinzip fällt mir da die Marke seines Erfinders ein. Für meine Ohren klingt das Filter des SL-1 aber dennoch ausgezeichnet, nur halt nicht unbedingt „fett“. Irgendwie ist man hier immer schnell beim dreckigen, körnigen Sound, denn der SL-1 übersteuert gerne. Die Filterresonanz setzt spät ein und singt mehr, als dass sie pfeift. Für die Hüllkurven gilt: Wer’s modern und knackig mag, nimmt lieber einen anderen Synthesizer. Perkussive Sounds gelingen nicht so auf Anhieb, ein paar weiche, dreckige HiHats oder auch luftige Snares bekommt man aber gut hin.
Wer noch mehr hören möchte: Auf der Webseite www.modemachines.com ( http://www.modemachines.com/de/products/?id=2) gibt es ein paar hörenswerte Demonstrationsvideos zum SL-1!
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FAZIT
Der Mode Machines Synthlab SL-1 ist ein Desktop Synthesizer mit eigenständigem, tendenziell rauem Vintage-Klangcharakter. Wer Oldtimer von Korg, Roland, ARP, Sequential Circuits oder Moog schätzt, wird mit diesem Instrument definitiv etwas anfangen können. Die Konstruktion ist robust und optisch schick bis dezent. Allein die Potis haben etwas viel Spiel, was sich in meinem Test aber nicht weiter negativ niederschlug. Den ganz fetten Bass schafft der SL-1 nicht, sein Filter arbeitet eher sanft und mit Übersteuerungen als fest zupackend. Mit herausragender Schnelligkeit seiner Hüllkurven kann der SL-1 auch nicht punkten. Auch lassen sich seine LFOs nicht per MIDI Clock synchronisieren, und viele Einstellungen muss man durch Kalibrierungen mit Jumpern und Trimmern direkt auf der Platine realisieren – oder per SysEx Befehl. Trotz einiger Einschränkungen und Spezialfälle ist der Mode Machines Synthlab SL-1 aber ein inspirierendes, lebendiges Instrument für Liebhaber der CV/Gate Fraktion, Bastelfreaks und Individualisten. Im Vergleich zu seinen Mitbewerbern kostet er zwar etwas mehr, bietet aber auch mehr Features bzw. mehr Armaturen. Daher geht der Preis in Ordnung.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Eigenständiger „vintage“ Klangcharakter
MIDI-CV/Gate-Interface
Robuste, optisch schicke Bausweise
Audio Eingang
Contra
Einige Einstellungen sind nur per Jumper und Trimmer-Kalibrierung direkt auf der Platine realisierbar.
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